Bei dem Gemeindeteil Erndorf wurde zeitweise nur ein einzelner Hof so genannt, während die beiden anderen Anwesen des Ortes Simonsmühle bzw. Büttnersdorf hießen.
Auf dem Gemeindegebiet liegen die Gemarkungen Brunst, Büchelberg (Gemarkungsteil 1), Eckartsweiler, Erlach, Erlbach, Frommetsfelden (Gemarkungsteil 1), Jochsberg, Leutershausen, Mittelramstadt, Neunkirchen b.Leutershausen, Rauenbuch und Wiedersbach.[6] Die Gemarkung Leutershausen hat eine Fläche von 6,394 km². Sie ist in 2227 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 2871,27 m² haben.[7][8]
Klima
Diagramm Niederschlagsmittelwerte Leutershausen für den Zeitraum von 1961 bis 1990
Niederschlagsdiagramm für Leutershausen (blaue Kurve) vor den Mittelwerten (Quantilen) für Deutschland (grau)
In Leutershausen beträgt die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Jahr 685 mm.
Geschichte
Leutershausen wurde vermutlich um 800 von fränkischen Siedlern gegründet. Der erste schriftliche Beleg als „Liuthereshusun“ findet sich in der Wildbannurkunde Kaiser Ottos III. im Jahr 1000. Das Grundwort ist ahd. „hûs“ (=Haus, festes Gebäude) im Plural, das Bestimmungswort ist der Personenname „Liuthere, Liuther“, so dass sich die Ortsnamensbedeutung Zu den Häusern des Liuther ergibt.[9]
Nach dem Dreißigjährigen Krieg fanden hier und im Umland zahlreiche Exulanten eine neue Heimat, die als Protestanten aus Österreich vertrieben worden waren.[10]
Im Geographischen statistisch-topographischen Lexikon von Franken (1801) wird der Ort folgendermaßen beschrieben:
„Leutershausen Ansbachische Stadt an der Altmühl, 4 Stunden von Ansbach von 148 Unterthanen und 150 Häusern. Die Stadt hält jährlich sieben Jahrmärkte. Die Nahrung der Stadt ist theils wegen der Nähe von Ansbach im Verfall, theils weil die Wegen von Ansbach über Aurach nach Feuchtwang und über Lehrberg nach Uffenheim chaussirt sind wodurch sie von allem Verkehr mit Reisenden ausgeschlossen wurde. [Sp. 341] Die Thorheit, in der seit 1722 erst erbauten Leichenkapelle die Kränze verstorbener Kinder und ledigen Personen aufzuhängen, wird hoffentlich mit dem Schlusse dieses Jahrhunderts auch ihr Ende erreichen. 1318 wurde es vom Grafen Truhendingen erkauft. Nach Gädike’s Fabriken- und Manufakturenlexikon 2tem Thl, S. 288 ist hier eine Harraßgarnmanufaktur.“[13]
Das Haus am Markt (ehemals auch Synagoge) ging 1866 für 2730 Taler an einen Seifensieder, Spezereihändler. Vor allem durch den nahen Eisenbahnbau florierte das Geschäft. Später entwickelte sich daraus ein beliebter EDEKA-Laden und wurde im Vergleich zu den neuen Supermärkten langsam zum „Tante-Emma-Laden“ bis er schließlich aus dem Stadtbild verschwand. Heute befindet sich darin eine Pizzeria.
Blasonierung: „In Rot ein silbernes Torhaus mit geschlossenem roten Tor und spitzbedachtem Dachreiter; auf dem Dach beiderseits ein schwarz-silbernes Fähnchen.“[39]
Wappenbegründung: Das älteste Siegel stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts und zeigt ein palastähnliches Gebäude mit Rundbogenfenstern, das redend für den Ortsnamenbestandteil „-hausen“ steht. Die Form des Gebäudes änderte sich mehrfach und variiert von einem einfachen Haus bis hin zu einem Schloss auf einem Berg. Die Farben sind seit Anfang des 18. Jahrhunderts bekannt. Die beiden schwarz-silbernen Fähnchen weisen auf die Burggrafen und späteren Markgrafen von Brandenburg hin.
Leutershausen ist Mitglied im Tourismusverband Romantisches Franken und in der Entwicklungsgesellschaft Region Hesselberg. Die Stadt ist zudem Mitglied der Kommunalen Allianz „AGIL“, die aus den Orten Aurach, Burgoberbach, Herrieden und Leutershausen besteht.
Unternehmen
Durch die Ansiedlung Vertriebener aus Schlesien und dem Sudetenland entstanden mehrere Firmen. Dazu gehörten der Steinmetzbetrieb Hanel, die Färberei Hausner, die Töpferei Seiler, der Handschuhmacher Müller. Bis heute befindet sich in Leutershausen Deutschlands größter Garnveredler, die TVU Textilveredlungsunion GmbH & Co. KG, (ehemals Hausner). die zugleich auch der größte Arbeitgeber in Leutershausen ist.
Im Gemeindeteil Wiedersbach liegt an der Bahnstrecke Nürnberg–Crailsheim die Station Leutershausen-Wiedersbach, die Ende der 1980er-Jahre stillgelegt wurde. Der Halt wurde jedoch zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 reaktiviert und in die S-Bahn Nürnberg eingebunden. Jeweils zweistündlich halten die Linie S 4 Nürnberg–Dombühl sowie die Regionalexpress-Züge Nürnberg–Crailsheim–Stuttgart.
An dieser Station begann auch die 22,7 km lange Strecke 5252 nach Bechhofen (eröffnet am 16. Juni 1903, Personenverkehr eingestellt am 28. November 1966, Güterverkehr folgte am 31. Mai 1970, Rückbau bis zur Parallelführung zur Hauptbahn 1972).
Leutershausen ist die Heimatstadt des Flugpioniers Gustav Weißkopf, der 1901 den weltweit ersten motorisierten Flug absolvierte. Das Flugzeug Weißkopfs wurde anlässlich des Jubiläums der Gebrüder Wright nachgebaut, das Modell 21 konnte tatsächlich erfolgreich fliegen. Ausgestellt ist der Nachbau im örtlichen Gustav-Weißkopf-Museum, das sich mit Leben und Wirken Weißkopfs befasst.
Der Klassische Philologe und Kemptener Gymnasiallehrer Eduard Ströbel kam in Leutershausen als Sohn des Tierarztes Theodor Ströbel zur Welt. Des Weiteren ist Paula Kissinger (geb. Stern), die Mutter von Henry Kissinger, in Leutershausen geboren. Auch der Basketballnationalspieler Christopher McNaughton wurde in Leutershausen geboren.
Weitere Persönlichkeiten, die mit Leutershausen in Verbindung stehen
Der Reformator Johann Eberlin von Günzburg wirkte in Leutershausen von 1530 bis zu seinem Tod im Oktober 1533.
In Leutershausen verstarb um die Mitte des 16. Jahrhunderts der Augsburger TäuferführerGeorg Nespitzer, nachdem er während eines Gefängnisaufenthaltes in Ansbach seine täuferischen Ansichten widerrufen hatte.
Ehrenbürger
Leutershausen war die dritte deutsche Stadt, die Adolf Hitler 1932 zum Ehrenbürger ernannte. 1948 wurde die Ehrenbürgerschaft vom Stadtrat aberkannt.[42]
Literatur
Konrad Bickert: Alt-Leutershausen und seine Ortsteile, Band 1, Leutershausen 1987, ISBN 3-922175-23-6; Bd. 2. Leutershausen 1998, ISBN 3-922175-38-4.
Konrad Bickert: 1000 Jahre Leutershausen. Bilder der Heimat, mit einem Beitrag von Gerhard Rechter. Leutershausen 2000, ISBN 3-922175-43-0.
Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8.
Eberhard Krauß: Exulanten im Evang.-Luth. Dekanat Leutershausen im 17. Jahrhundert. Eine familiengeschichtliche Untersuchung (= Quellen und Forschungen zur fränkischen Familiengeschichte. Band15). Gesellschaft für Familienforschung in Franken, Nürnberg 2006, ISBN 3-929865-10-6.
Konrad Rosenhauer u. a. (Hrsg.): Der Landkreis Ansbach. Vergangenheit und Gegenwart. Verlag für Behörden und Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf 1964, DNB450093387, OCLC17146040, S.165–167.
Hermann Schreiber: Leutershausen. Leutershausen 1975, ISBN 3-922175-02-3.
Gottfried Stieber: Leutershaußen. In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, OCLC231049377, S.562–567 (Digitalisat).
Ernst Stimpfig: Die Juden in Leutershausen, Jochsberg, Colmberg und Wiedersbach. Eine Dokumentation. Leutershausen 2001, ISBN 3-922175-42-2.
↑E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 124 f. W.-A. v. Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen, S. 131.
↑E. Krauß: Exulanten im Evang.-Luth. Dekanat Leutershausen.
↑M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 882 f.
↑ abM. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 999.
↑J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 340 f.
↑Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3863: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Leutershausen 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 964.
↑ abcEs sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als „Feuerstellen“ bezeichnet, 1840 und 1852 als „Häuser“ sowie 1871 bis 2017 als „Wohngebäude“.
↑Leutershausen. In: kommunalflaggen.eu. Abgerufen am 20. Oktober 2020.
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 160.