Es gibt auf dem Gemeindegebiet die Gemarkungen Dühren, Illenschwang, Obermichelbach, Untermichelbach und Wittelshofen. Die Gemarkung Wittelshofen hat eine Fläche von 5,579 km². Sie ist in 751 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 7429,26 m² haben.[5] In ihr liegt neben dem namensgebenden Ort der Gemeindeteil Grabmühle.[6]
Geschichte
Bis zum 19. Jahrhundert
Der Ort wurde 1274 als „Witelshoven“ erstmals urkundlich erwähnt. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Witold bzw. Witolf. Eine Person dieses Namens ist als Gründer anzunehmen.[7] Wahrscheinlich dürfte die Siedlung schon früher entstanden sein. Dass die am Zusammenfluss von Sulzach und Wörnitz stehende Kapelle dem hl. Martin geweiht war, bietet einen Anhaltspunkt für eine karolingerzeitliche Gründung im 8. Jahrhundert n. Chr.
Im alten Ortskern, auf einer Erhöhung, steht die heutige Pfarrkirche St. Martin, die bis 1627 Filialkirche von St. Johannis in Aufkirchen war. Im Osten des Dorfes befindet sich am Ufer der Sulzach ein Dorfbereich, bei dem es sich möglicherweise um einen weiteren Siedlungskern handelt. Der Norden des Dorfes wird durch eine Wasserburg bestimmt, von der noch Mauer- und Grabenreste sowie ein Teil der Vorburg mit der Zehntscheune erhalten sind. Es ist anzunehmen, dass auf dem Burghügel im 11. Jahrhundert ein Holzturm gestanden hatte, der im 12. Jahrhundert zu einer Steinburg umgebaut wurde. Für die Anlage der Burg in diesem Gelände waren sicher die Wasserverhältnisse des Bodens maßgebend. Im Jahre 1277 verpfändete der römisch-deutsche König Rudolf von Habsburg den Zehnt von Wittelshofen und Gerolfingen an die Herren von Nortenberg. Von 1300 bis 1380 befand sich die Burg im Besitz der Herren von Merkingen, die ihn dem Bürger Wilhelm Hofer von Lobenstein verkaufte. Von diesem ging der Besitz an das Stift St. Gumbertus in Ansbach über, von welchem ihn 1525 die Markgrafen übernahmen. Seitdem war er in markgräflicher Hand geblieben. Der Einfluss der Markgrafen von Ansbach dauerte bis 1791. Im Jahre 1856 wurde das ehemalige Markgrafenschloss durch Brand zerstört.
In dem überwiegend evangelischen Ort findet der Hauptgottesdienst sonntäglich in der St. Martinskirche, der katholische Gottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche statt. In den Ortsteilen Dühren, Illenschwang sowie Ober- und Untermichelbach gibt es ebenfalls evangelische Kirchen.
In Wittelshofen bestand eine jüdische Gemeinde vom 17. Jahrhundert bis 1938. 1716 lebten bereits 30 jüdische Familien am Ort. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1809/10 mit 282 Personen (ca. 40 % der Gesamteinwohnerschaft von 689 Personen) erreicht. Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung stetig zurück (1910 42, 1933 17 jüdische Einwohner). Eine Synagoge war bereits im 18. Jahrhundert vorhanden; eine neue Synagoge wurde am 1. Dezember 1843 eingeweiht. Sie bestand bis zu ihrer Zerstörung beim Novemberpogrom am 10. November 1938. Die jüdischen Familien lebten insbesondere vom Handel mit Vieh und Waren. Ihnen gehörten bis nach 1933 mehrere Geschäfte am Ort. Mindestens 18 der in Wittelshofen geborenen oder längere Zeit hier wohnhaften Personen wurden zwischen 1941 und 1945 in Konzentrationslagern ermordet.
Gegenüber 2008 und 2014 hat die Wählergruppe Illenschwang-Obermichelbach-Untermichelbach-Grüb einen Sitz gewonnen, die Wählergruppe Wittelshofen einen Sitz verloren. Weiteres Mitglied und Vorsitzender des Gemeinderates ist der Bürgermeister.
Bürgermeister
Bürgermeister Hermann Reichert war nach 24 Amtsjahren nicht mehr zur Wahl am 16. März 2014 angetreten. Werner Leibrich von der Wählergruppe Wittelshofen kam auf 51,98 Prozent der gültigen Stimmen, Günther Harich von der Wählerliste Illenschwang-Obermichelbach-Untermichelbach-Grüb-Dühren erhielt 48,02 Prozent. Leibrich wurde bei der Wahl 2020 im Amt bestätigt.
Wappenbegründung: Die Lilie war das Wappensymbol des ansbachischen Gumbertstiftes. Sie taucht auf einem Gerichtssiegel auf, das 1556 für Wittelshofen bezeugt ist. Die blaue Feldfarbe versteht sich als Symbol für den Zusammenfluss der Sulzach und der Wörnitz. Die Zollernvierung weist auf die ehemalige Landesherrschaft der Markgrafen von Ansbach hin.
Die Gemeinde Wittelshofen führt seit 1984 ein Wappen.
Der Römerpark Ruffenhofen liegt zwischen der Romantischen Straße und dem Fränkischen Seenland. Er befindet sich zwischen den Gemeinden Gerolfingen, Wittelshofen und dem Markt Weiltingen. Von der Staatsstraße Dinkelsbühl–Wassertrüdingen ist er ausgeschildert. Am besten lässt sich der Römerpark derzeit mit eigenen Verkehrsmitteln erreichen.
In einem malerischen Seitental der Sulzach liegt Dühren mit der Kirche St. Michael. Das Kirchlein birgt Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die erst 1985 entdeckt und teilweise freigelegt wurden.
Das ehemalige Markgrafenschloss wurde bei einem Brand 1856 zerstört.
Der Grenzwall des Römischen Reiches, der Limes, durchzieht das Gemeindegebiet. Bei Dühren und der Gelsmühle sind noch Reste davon zu finden.
Wittelshofen ist Ausgangspunkt des geologischen Wanderpfades, der auf die Höhen des Hesselberges führt. An seinem Anfang liegt eine der wenigen Ölschiefergruben in Deutschland, die immer wieder das Ziel von Geologen ist. An Sulzach und Wörnitz brüten noch Kiebitz und Bekassine und der Storch hat auf dem alten Molkereikamin eines seiner letzten Rückzugdomizile in Franken.
Freizeit und Sport
Geologischer Lehr- und Wanderpfad auf dem Hesselberg
Das Gemeindegebiet wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt.
Wittelshofen ist Mitglied im Tourismusverband Romantisches Franken, Zweckverband Römperpark Ruffenhofen und im „Touristikverband Hesselberg e. V“.
Im Gemeindebereich gibt es einen Kindergarten und eine Grundschule, in der die Klassen 1–4 unterrichtet werden. Weiterführende Schulen gibt es in Wassertrüdingen, Dinkelsbühl, Gunzenhausen und Oettingen. Alle Schulen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Anton Steichele (Hrsg.): Das Bisthum Augsburg historisch und statistisch beschrieben. Band3. Schmiedsche Verlagsbuchhandlung, Augsburg 1872, OCLC935210351, S.450–452 (Digitalisat).
Gottfried Stieber: Wittelshofen. In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, OCLC231049377, S.970–973 (Digitalisat).
↑W.-A. v. Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen, S. 246 f.
↑T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 476 f.
↑Johann Bernhard Fischer: Wittelshofen. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC159872968, S.386 (Digitalisat). (= J. K. Bundschuh, Bd. 6, Sp. 271). Hiernach gab es nur 75 Untertansfamilien, von denen 72 ansbachisch waren.
↑ abT. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 584 f.
↑T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 533.
↑Bayerisches Landesamt für Statistik: Kommunalwahlen in Bayern 2020. Bayerisches Landesamt für Statistik, November 2020; abgerufen am 13. März 2022.(pdf, Seite 233)