In das Kreisgebiet ragt von Norden bis zum Neckar ein schmaler Streifen, der zu Hessen gehört. Es handelt sich hierbei um die zum Landkreis Bergstraße gehörigen Gemeinden Neckarsteinach und Hirschhorn (Neckar) sowie das gemeindefreie Gebiet Michelbuch.
Der Rhein-Neckar-Kreis besitzt folgende 51 Naturschutzgebiete. Nach der Schutzgebietsstatistik der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)[3] stehen 3.063,58 Hektar der Kreisfläche unter Naturschutz, das sind 2,89 Prozent.
Der Rhein-Neckar-Kreis entstand durch die Kreisreform in Baden-Württemberg am 1. Januar 1973.[4] Damals wurden die Altkreise Heidelberg und Mannheim mit der nördlichen Hälfte des Altkreises Sinsheim und der Gemeinde Lindach des Altkreises Mosbach zum Rhein-Neckar-Kreis vereinigt.[5] Am 1. Januar 1975 erfolgte die Ausgliederung von Ziegelhausen in den Stadtkreis Heidelberg. Am 1. April 1976 wurde der Kümmelbacher Hof aus der Stadt Heidelberg aus- und in die Stadt Neckargemünd eingegliedert. Nach einer kleinen Grenzkorrektur zum Neckar-Odenwald-Kreis, die am 1. Januar 1977 wirksam wurde, erhielt der Kreis seine derzeitige Gestalt.
Historisch spielte der Rhein-Neckar-Kreis schon vor der Kreisreform in der Revolution 1848/49 eine wichtige Rolle. Von hier gingen entscheidende Impulse für den Kampf um Freiheit und Demokratie aus.
Die Altkreise Heidelberg, Mannheim und Sinsheim gehen zurück auf die ehemals badischen Bezirksämter, die im Laufe der Geschichte mehrmals verändert wurden und 1936/1939 in Landkreise überführt wurden. Gleichzeitig entstanden 1939 die Stadtkreise Heidelberg und Mannheim. Seither gehören beide Städte nicht mehr zu den jeweiligen Kreisgebieten, blieben jedoch bis 1972 Sitz der jeweiligen Kreisverwaltung.
Nach der Kreisreform wurde Heidelberg Sitz des neuen Rhein-Neckar-Kreises. Dieser umfasst nach Abschluss der Gemeindereform noch 54 Gemeinden, darunter 17 Städte und hiervon wiederum sechs „Große Kreisstädte“ (Hockenheim, Leimen, Schwetzingen, Sinsheim, Weinheim und Wiesloch). Größte Stadt ist Weinheim, kleinste Gemeinde ist Heddesbach. Mit seinen insgesamt 54 Städten und Gemeinden liegt der Rhein-Neckar-Kreis nur knapp hinter dem Alb-Donau-Kreis, der 55 Städte und Gemeinden hat. In Weinheim, Ladenburg, Neckargemünd, Sinsheim und Wiesloch befinden sich, zusätzlich zu den zahlreichen Dienststellen in Heidelberg, Außenstellen des Landratsamts.
Einwohnerstatistik
Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg. Es wurden nur Hauptwohnsitze berücksichtigt.
Datum
Einwohner
31. Dezember 1973
447.099
31. Dezember 1975
449.602
31. Dezember 1980
463.110
31. Dezember 1985
467.597
25. Mai 1987 ¹
465.342
31. Dezember 1990
488.017
Datum
Einwohner
31. Dezember 1995
512.445
31. Dezember 2000
524.028
31. Dezember 2005
533.993
31. Dezember 2010
537.625
31. Dezember 2015
541.859
31. Dezember 2020
548.233
Konfessionsstatistik
Laut der Volkszählung 2011 waren 35,5 % der Einwohner evangelisch, 33,5 % römisch-katholisch und 31,0 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[7] Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem jährlich um 1 Prozentpunkt gesunken. Gemäß dem Zensus 2022 waren 28,2 % der Einwohner evangelisch, 26,9 % katholisch, und 44,8 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[8]
WG: Wählervereinigungen, da sich die Ergebnisse von 1989 bis 2004 nicht auf einzelne Wählergruppen aufschlüsseln lassen.
Landrat
Der Kreistag wählt den Landrat für eine Amtszeit von acht Jahren. Er ist gesetzlicher Vertreter und Repräsentant des Landkreises sowie Vorsitzender des Kreistags und seiner Ausschüsse. Er leitet das Landratsamt und ist Beamter des Kreises. Zu seinem Aufgabengebiet zählen die Vorbereitung der Sitzungen des Kreistags sowie seiner Ausschüsse. Er beruft Sitzungen ein, leitet sie und vollzieht die dort gefassten Beschlüsse. In den Gremien hat er kein Stimmrecht. Sein Stellvertreter ist der Erste Landesbeamte.
Beschreibung: Gespalten: vorn in Blau ein silberner, mit einem gewellten schwarzen Faden belegter Wellenbalken; hinten in Gold ein rot gekrönter, rot bezungter und rot bewehrter schwarzer Löwe
(Wappen-Verleihung 5. November 1975)
Bedeutung: Das Wappen trägt der geografischen Lage und den historischen Herrschaftsverhältnissen des Kreisgebiets und den ehemals selbständigen Gemeinden Rechnung. Der geteilte Wellenbalken symbolisiert den Rhein und den Neckar, die dem Kreis den Namen gaben. Der kurpfälzische Löwe symbolisiert die ehemalige Zugehörigkeit des überwiegenden Teils des heutigen Kreisgebiets zum Kurfürstentum Pfalz. Die Farben des Löwen wurden dabei gegenüber dem Originalwappen vertauscht, um der heraldischen Farbregel gerecht zu werden.
Die Flaggenfarben des Rhein-Neckar-Kreises sind Weiß-Blau und wurden am 28. Dezember 1987 vom Regierungspräsidium Karlsruhe verliehen.
Der Rhein-Neckar-Kreis unterhält eine Partnerschaft mit dem ungarischen Komitat Somogy.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Industriestruktur ist vielfältig mit zahlreichen Betrieben der metallverarbeitenden und chemischen Industrie (z. B. Freudenberg in Weinheim), darunter auch zahlreiche mittelständische Betriebe. Der Dienstleistungssektor ist zwar in den nicht zum Rhein-Neckar-Kreis gehörenden Großstädten konzentriert, doch gibt es auch im Kreisgebiet bedeutende Unternehmen wie z. B. das Software-Unternehmen SAP in Walldorf und St. Leon-Rot oder den Finanzdienstleister MLP und die Heidelberger Druckmaschinen in Wiesloch. In den ländlichen Teilen des Kreises sind auch Land- und Forstwirtschaft stark vertreten. Im Rheingraben (St. Leon-Rot, Schwetzingen) befindet sich eines der Hauptanbaugebiete für Spargel in Deutschland.
Im Zukunftsatlas 2016 belegte der Rhein-Neckar-Kreis Platz 31 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „sehr hohen Zukunftschancen“.[16]
Im Kreisgebiet ging am 14. Dezember 2003 das Netz der S-Bahn Rhein-Neckar in Betrieb, das den gesamten Rhein-Neckar-Raum bis in die Pfalz und nach Südhessen erschließt. Die Anknüpfung an das Netz der Stadtbahn Karlsruhe soll noch ausgebaut werden. Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), vor dem 1. März 2005 die Oberrheinische Eisenbahn (OEG), verbindet auf einer Rundstrecke Mannheim, Heidelberg und Weinheim.
Straßenbahnen der RNV fahren außerdem von Heidelberg aus nach Leimen und Eppelheim. BRN, RNV und SWEG versorgen das Heidelberger Umland mit einem relativ dichten Busliniennetz.
Kreiseinrichtungen
Der Rhein-Neckar-Kreis ist Schulträger folgender beruflicher Schulen: Theodor-Frey-Schule (Gewerbliche und Kaufmännische Schule) Eberbach, Ehrhart-Schott-Schule (Gewerbliche Schule) Schwetzingen, Friedrich-Hecker-Schule (Gewerbliche Schule) Sinsheim, Hans-Freudenberg-Schule (Gewerbliche Schule) Weinheim, Hubert-Sternberg-Schule (Gewerbliche Schule) Wiesloch, Carl-Theodor-Schule (Kaufmännische Schule) Schwetzingen, Max-Weber-Schule (Kaufmännische Schule) Sinsheim, Johann-Philipp-Reis-Schule (Kaufmännische Schule) Weinheim, Johann-Philipp-Bronner-Schule (Kaufmännische Schule) Wiesloch, Louise-Otto-Peters-Schule (Hauswirtschaftliche Schule) Hockenheim mit Außenstelle Wiesloch, Albert-Schweitzer-Schule (Hauswirtschaftliche Schule) Sinsheim und Helen-Keller-Schule (Hauswirtschaftliche Schule) Weinheim, ferner folgender Sonderpädagogischer Bildungs- und Beratungszentren: Comeniusschule Schwetzingen (Förderschwerpunkt geistige Entwicklung), Steinsbergschule mit Schulkindergarten Sinsheim (Förderschwerpunkt geistige Entwicklung), Maria-Montessori-Schule mit Schulkindergarten Weinheim (Förderschwerpunkt geistige Entwicklung) und Martinsschule Ladenburg (Förderschwerpunkt körperlich und motorische Entwicklung).
Der Rhein-Neckar-Kreis unterhält Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheim und Geriatrische Rehabilitationskliniken. Diese wurden bislang in der Form eines Eigenbetriebs geführt. Seit 1. Januar 2006 werden diese Einrichtungen von der „GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gemeinnützige GmbH“ betrieben. Im Einzelnen handelt es sich um die Kreiskrankenhäuser Eberbach, Schwetzingen, Sinsheim und Weinheim, die Kreispflegeheime Schwetzingen und Weinheim sowie die Geriatrische Reha-Klinik Weinheim. Ferner gibt es an den Kreiskrankenhäusern Schwetzingen jeweils eine Krankenpflegeschule.
Gemeindeverwaltungsverband Schönau mit Sitz in Schönau; Mitgliedsgemeinden: Stadt Schönau und Gemeinden Heddesbach, Heiligkreuzsteinach und Wilhelmsfeld
Gemeindeverwaltungsverband Waibstadt mit Sitz in Waibstadt; Mitgliedsgemeinden: Städte Waibstadt und Neckarbischofsheim sowie Gemeinden Epfenbach, Helmstadt-Bargen, Neidenstein und Reichartshausen
Am 1. Januar 1973 wurde dem Landkreis das seit dem 1. Juli 1956 für den Landkreis Heidelberg gültige UnterscheidungszeichenHD zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben.
Bis in die 1990er Jahre erhielten Fahrzeuge aus den Teilkreisen besondere Erkennungsnummern:
Gebiet
Buchstaben
Zahlen
Teilkreis Heidelberg
AA bis NL
100 bis 999
JA bis NL
1000 bis 9999
Teilkreis Mannheim
NM bis TU
100 bis 9999
Teilkreis Weinheim
TV bis XP
100 bis 9999
Teilkreis Sinsheim
XR bis ZZ
100 bis 9999
Literatur
Adolf M. Hirn, Gabriele Süskind (Red.), Jürgen Schütz (Hrsg.): Der Rhein-Neckar-Kreis. Stuttgart 1991, ISBN 3-8062-0597-3.
Das Land Baden-Württemberg – Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden (in acht Bänden); Hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg; Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe; Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2.
Landesvermessungsamt Ba-Wü: Freizeitkarte Naturpark Neckartal-Odenwald – Mannheim-Heidelberg. F 513, ISBN 3-89021-606-4. Maßstab 1:30 000. 2005. Die Anschlusskarte in Richtung Osten (Eberbach bis Buchen) heißt: Freizeitkarte Naturpark Neckartal-Odenwald – Mosbach. F 514, ISBN 3-89021-607-2.
50 Jahre Kreistag. Wahlen, Abgeordnete, Bilanzen 1946–1996. Heidelberg 1996, ISBN 3-932102-00-2. Band 1 der Buchreihe des RNK Bausteine zur Kreisgeschichte.
Albert Neckenauer: Das Amt des Landrats im Wandel der Zeit. Herausgegeben aus dem Nachlass des ersten Landrates des Rhein-Neckar-Kreises, Heidelberg 1999, ISBN 3-932102-05-3. Band 4 der Buchreihe des RNK Bausteine zur Kreisgeschichte.
Arbeitskreis der Archive im Rhein-Neckar-Dreieck (Hrsg.): Der Rhein-Neckar-Raum und die Revolution von 1848/49 – Revolutionäre und ihre Gegenspieler. verlag regionalkultur, ISBN 3-929366-64-9.
Landesvermessungsamt BW (Hrsg.): Rhein-Neckar-Kreis. Radwanderkarte, ISBN 978-3-89021-733-8.
David Depenau: Die Ortsnecknamen in Heidelberg, Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis. Von Bloomäuler, Lellebollem und Neckarschleimer. verlag regionalkultur, Heidelberg u. a. 2002, ISBN 978-3-89735-205-6.