Der Sohn eines Schauspielers kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Sachsen-Anhalt, wo er von 1947 bis 1948 am Stadttheater in Wernigerode wirkte. Ab 1948 besuchte er die Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin. Bis 1954 blieb er am Deutschen Theater, wo er kleine Rollen übernahm und als Regieassistent wirkte. Seit 1951 war Horst Schönemann auch als Schauspieler bei der DEFA tätig. 1952 brachte er seine erste Inszenierung am Stadttheater Senftenberg auf die Bühne, wo er von 1954 bis 1959 Oberspielleiter war. Von 1959 bis 1963 wirkte er als Regisseur am Maxim-Gorki-Theater in Berlin. Anschließend war er bis 1966 Oberspielleiter des Hauses. Von Berlin ging er 1966 – er galt bereits als einer der führenden Regisseure in der DDR – nach Halle, um dort am Landestheater Oberspielleiter und stellvertretender Intendant zu werden. Gemeinsam mit dem Intendanten Gerhard Wolfram entwickelte er ein Konzept des sozialistischen Volkstheaters. Überregionale Resonanz hatten ihre Anregungen – zwei Theaterabende 1969 und 1979, die mit ihrem Revue-Charakter die Vorläufer der späteren Spektakel an der Berliner Volksbühne und der Entdeckungen am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin waren. Wichtige Uraufführungen wie die Bühnenfassung von Hermann Kants Roman Die Aula sowie die legendäre Inszenierung von Ulrich PlenzdorfsDie neuen Leiden des jungen W. waren unter Schönemanns Hallenser Regie-Arbeiten. 1972 ging er als Oberspielleiter ans Deutsche Theater Berlin zurück, wo er 1979 zum künstlerischen Leiter bestellt wurde. 1981 wechselte er als Regisseur und Schauspieldirektor an das Staatsschauspiel Dresden. Eine seiner wesentlichsten Inszenierungen dieser Zeit ist die Uraufführung des Stückes "Jutta oder Die Kinder von Damutz" von Helmut Bez mit Dagmar Manzel in der Hauptrolle. Die Inszenierung wurde für das Fernsehen der DDR aufgezeichnet.[1]
In einem historischen Rückblick des Staatsschauspiels Dresden ist Schönemanns Arbeit folgendermaßen umrissen: „Die Regisseure Horst Schönemann und Wolfgang Engel stehen in den 80er Jahren für zeitgenössische Inszenierungen, die das in Spielweise und Regiehandschrift als besonders traditionalistisch geltende Dresdner Theater entscheidend verjüngen. Insbesondere unter dem Intendanten Gerhard Wolfram (ab 1983) entstehen viele Inszenierungen, die sich so weit als möglich kritisch mit dem Sozialismus auseinandersetzen und zu überregionalen Diskussionen anregen.“[2]
Horst Schönemann schuf etwa 80 Bühneninszenierungen, darunter 30 Uraufführungen und DDR-Erstaufführungen.
1996 ging Schönemann in den Ruhestand. Er verstarb 2002 in Dresden und wurde auf dem I. Französischen Friedhof in Berlin beigesetzt.[3]
Christoph Funke: Der Regisseur Horst Schönemann. Bericht. Analyse. Dokumentation. Ein Beitrag zur Geschichte des Theaters in der DDR. Berlin: Henschel 1971
Ingeborg Pietzsch: Werkstatt Theater. Gespräche mit Regisseuren. S. 114ff, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1975
John L. Flood: Kurz bevor der Vorhang fiel. Zum Theater der DDR. Londoner Symposium, Rodopi 1990
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 622 f.