Joachim Staritz bei einer Hörspielproduktion Anfang der 1990er-Jahre, Foto von Werner Bethsold
Joachim Staritz (* 12. November 1932 in Berlin ; † 17. Mai 2001 in München ) war ein deutscher Hörspielregisseur .[ 1]
Leben
Joachim Staritz stammte aus einer Berliner Schauspielerfamilie und war der ältere Bruder von Dietrich Staritz . Nach dem Abitur 1953 an einer Ost-Berliner Oberschule begann er ein Studium der Theaterwissenschaften an der Humboldt-Universität. Im Jahr 1955 wurde er aus der SED ausgeschlossen und es erfolgte eine Relegation. Einer angebotenen „Bewährung in der Produktion“ entzog er sich und setzte sein Studium in Hannover und Paris, später an der Freien Universität Berlin fort.[ 2] Im März 1958 wurde Staritz in Ost-Berlin verhaftet und wegen angeblichen Staatsverrats zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine vorzeitige Haftentlassung im Jahr 1962 erfolgte unter der Regie des Staatssicherheitsdienstes , dem er sich im Zuchthaus Brandenburg verpflichtet hatte (Deckname „Robert“).[ 3] Nach der Entlassung führte er seit Mitte der 60er Jahre Hörspielregie beim Rundfunk der DDR.[ 4] 1977 erhielt er seinen ersten Regie-Preis der Hörspielkritikerjury der DDR.
Seit Anfang der 80er Jahre war er für zahlreiche Regiearbeiten für ARD-Hörspielabteilungen und in der Schweiz und war auch dort bis zur Wende für die Stasi aktiv.[ 5] 1997 erhielt er für die Inszenierung des Stücks Compagnons und Concurrenten von Ingomar von Kieseritzky den renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden . Für den MDR inszenierte er u. a. Thomas Braschs Mercedes , Dylan Thomas ’ Margate , Karl Mickels Irrgangs Beichte , Jens Sparschuhs Der große Coup und Isaak Babels Die Reiterarmee . Letztere Regiearbeit und Bearbeitung durch Staritz wurde 2003 als Bestes Hörbuch mit dem Deutschen Hörbuchpreis geehrt.
Joachim Staritz hat sich mit eigenen Rundfunkumsetzungen von Werken Bertolt Brechts , Volker Brauns aber auch jüngerer Autoren wie Oliver Bukowski und Holger Böhme verdient gemacht.
Hörspiel-Inszenierungen
Rundfunk der DDR
ARD und DeutschlandRadio
1992: Seelsorge am Gletscher nach Halldór Laxness , MDR; Mercedes von Thomas Brasch , MDR
1993: Die heilige Familie im Personalbüro von Gerhard Zwerenz , ORB; Mann im Zug, Mann im Haus, Mann im Strauch von Andreas Knaup , MDR
1993: Andreas Berger : Bankraub (Kriminalhörspiel – MDR)
1994: Das Floß der Medusa von Georg Kaiser , MDR; Täuschung von Philip Roth , SDR; Krauses Tod von Holger Böhme
1995: Wiesau ist das Tor zur Welt von Irmgard Maenner, SDR; Unta de Dächa von Ingo Schramm, ORB; Totentrompeten von Einar Schleef , MDR; Monis Männer von Oliver Bukowski , DLR; Schlachthaus von Andreas Knaup, DLR/SDR
1996: Compagnons und Concurrenten oder Die wahren Künste von Ingomar von Kieseritzky , SDR/DLR; Herr der Fliegen von William Golding , MDR; Margate von Dylan Thomas , MDR
1996: Holger Böhme: Stillleben mit Dorf und Leichen (Hörspiel – ORB/RB)
1997: Bahlkes letzte Liebe von Oliver Bukowski, DLR; Irrgangs Beichte von Karl Mickel , MDR; Still Mutter von Holger Böhme, MDR
1998: Das Badener Lehrstück vom Einverständnis von Bertolt Brecht , SFB-ORB/MDR; Der grosse Coup von Jens Sparschuh , MDR;
1998: Pierre Bourgeade : Der Pass (Hörspiel – MDR)
1998: Volker Braun : Der Staub von Brandenburg (Hörspiel – DLF/SFB)
1999: Isaak Babel : Die Reiterarmee (Auch mehrere Sprechrollen) (Hörspiel (3 Teile) – MDR/DLR)
2000: Düsterfisch von Joachim John , SFB-ORB; Night Train von Martin Amis MDR/SWR
2001: Spenderherz von Torsten Enders , MDR; Sonnenwende.Toter Hund von Holger Böhme , SFB-ORB/NDR
Fernseh-Inszenierungen
1970: Pferdediebe von Arkansas , nach Friedrich Gerstäcker , Fernsehversion der Inszenierung Naturbühne Steinbach-Langenbach / Theater Meiningen
1974: Der Fehltritt , nach Tschechow, Fernsehtheater Moritzburg, Studio Halle
Preise
1977 Regiepreis der Kritikerjury für seine Inszenierung An einem verregneten Morgen von Hans D. Brandt, Rundfunk der DDR
1997 Hörspielpreis der Kriegsblinden für seine Inszenierung Compagnons und Concurrenten oder Die wahren Künste von Ingomar von Kieseritzky, SDR/DLR
2001 Deutscher Hörbuchpreis „Bestes Hörbuch“ für seine Inszenierung Die Reiterarmee von Isaak Babel, MDR/DLR
Weblinks
Einzelnachweise
↑ Matthias Thalheim: Eine Erinnerung an den Hörspielregisseur Joachim Staritz: Die Kaderinstrukteurin senkte den Blick in der Berliner Zeitung vom 1. September 2001, abgerufen am 18. März 2014
↑ Karl Curino: Die Akte Kant. IM "Martin", die Stasi und die Literatur in West und Ost. Rowot, 1995, ISBN 3-499-13776-3 , S. 61 .
↑ Jochen Staadt: Hundertfünfzig Stücke – Hörspielregisseur Joachim Staritz und sein Alter ego „Robert“. In: FAZ vom 11. September 2001, S. 55
↑ Matthias Thalheim: Nachsatz zum Nachruf auf den Hörspielregisseur Joachim Staritz: Ungebremster Mann der Kunst in der Berliner Zeitung vom 13. September 2001, abgerufen am 18. März 2014
↑ Die Stasi in der Schweiz auf Swissinfo.ch, abgerufen am 14. September 2018
↑ alle bis hier genannten Inszenierungen entstanden im Rundfunk der DDR