Ursprünglich ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. als etruskische Siedlung errichtet,[4] ist die Stadt nunmehr bereits seit Jahrhunderten als exklusiver Nobelvorort der florentinischen Oberschicht bekannt (u. a. durch den Bau der Villa Medici von Fiesole (1457) des Leon Battista Alberti). Sie bleibt bis heute gemäß Statistiken noch immer die reichste Gemeinde der gesamten Toskana.[5]
Die Gemeinde erstreckt sich über rund 42 km². Sie liegt etwa 6 km nordöstlich von Florenz am Fluss Mugnone. Zu den Ortsteilen zählen Caldine, Pian di Mugnone und Pian di San Bartolo.
Das antike Faesulum war eine Gründung der Etrusker und wurde von ihnen Vipsul genannt. Die Stadtmauer wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. begonnen und im 3. Jahrhundert v. Chr. ausgebaut. Für diese Zeit wird Faesulae zum ersten Mal in schriftlichen Quellen erwähnt: 225 v. Chr. erlitten dort die Römer eine Niederlage gegen die Kelten,[6] während des Zweiten Punischen Krieges lagerte Hannibal 217 v. Chr. zeitweilig bei Faesulum.[7] Im Bundesgenossenkrieg wurde die Stadt 90 v. Chr. vom römischen Feldherrn Lucius Porcius Cato zerstört. Einige Jahre später siedelte der Diktator Sulla dort eine Veteranenkolonie an.[8] 63 v. Chr. beteiligte sich Faesulae am Aufstand Catilinas.
Während der Zeit des Augustus wurden ein Theater errichtet. 405 besiegte Stilicho bei Faesulum die Westgoten. 1125 wurde die Ortschaft von Florenz eingenommen und bis auf den Dom und den Bischofspalast zerstört. Belegt ist auch, dass der Künstler und Wissenschaftler Leonardo Da Vinci auf den Hügeln Fiesoles zum ersten Mal mit frühen Flugmodellen experimentiert hat.
Im 14. Jahrhundert besaßen reiche Florentiner Landhäuser in Fiesole, und eines davon ist der Schauplatz der Rahmenerzählung des Dekamerons. Boccaccios Gedicht Il Ninfale fiesolano ist eine mythologische Erzählung über die Ursprünge der Gemeinde.[9]
Im April 1944 wurde Fiesole Schauplatz eines der wenigen Beispiele der Zusammenarbeit der Carabinieri mit der Resistenza (insbesondere mit der sozialistischen Brigade Giustizia e Libertà), als Beitrag zur Befreiung Italiens von den Nazifaschisten. Die Aufgabe der Carabinieri von Fiesole bestand zunächst in der Beschaffung von Informationen, der Versorgung mit Waffen und Proviant und der direkten Beteiligung an Sabotageaktionen.[10] Ab Juli 1944 wurde auch zu offenen Angriffen übergegangen. Bei einem Feuergefecht mit der Wehrmacht wurde ein deutscher Soldat getötet. Die Besatzer antworten darauf mit standrechtlichen Erschießungen von gefangengenommenen Carabinieri und der Geiselnahme von Zivilisten. Drei Carabinieri (Alberto La Rocca, Vittorio Marandola e Fulvio Sbarretti) boten sich für einen Gefangegenaustausch an, unter der Bedingung der Freilassung der Zivilisten. Sie wurden am 12. August 1944 unmittelbar nach erfolgtem Austausch erschossen. Ihrem Opfer zu Ehren wurde 1964 ein Denkmal im Park von Fiesole errichtet.[11]
Sehenswürdigkeiten
Dom San Romolo, gelegen an der zentralen Piazza Mino da Fiesole, dem alten römischen Forum. Begonnen 1028, nach einigen Erweiterungen während des 13. und 14. Jahrhunderts tiefgreifende Restaurierung von 1878 bis 1883. Der romanische Bau ist im Inneren – wenngleich in sehr viel einfacherer Ausführung – von Formen geprägt, die für die florentinische Protorenaissance typisch sind. Der schlanke, das Ortsbild prägende und weithin sichtbare Campanile vom Anfang des 13. Jahrhunderts mit Überarbeitungen im 18. und 19. Jahrhundert.
Chiesa Sant’Alessandro, auf dem Vorplatz der Kirche großartige Aussicht auf Florenz
Olivier Roy (* 1949), französischer Politikwissenschaftler, Professor in Fiesole
Literatur
Piera Bocci Pacini: Faesulae (Fiesole) N. Etruria, Italy. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
Emanuele Repetti: FIESOLE (Fesulae). In Dizionario Geografico Fisico Storico della Toscana (1833–1846), Onlineausgabe der Universität Siena (pdf, ital.)
Weblinks
Commons: Fiesole – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Wo Giovanni Boccaccio von Nymphen träumte, fliessen Mensola und Affrico | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. 11. September 2002, ISSN0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 15. März 2018]).
↑Adam Begley: Florence, Then and Now, With a Literary Guide. (nytimes.com [abgerufen am 7. Juli 2018]).