Rybnik liegt in der Region Oberschlesien nahe der Grenze zu Tschechien am linken Ufer der Ruda auf einer Höhe von 237 m über dem Meeresspiegel, etwa 25 Kilometer südsüdwestlich von Gleiwitz, 160 Kilometer südöstlich von Breslau und rund 100 Kilometer westlich von Krakau.
Stadtgliederung
Die Stadt Rybnik gliedert sich in 27 Stadtteile (dzielnice):
Der Ortsname der Stadt bedeutet im Polnischen wie auch im Tschechischen „Fischteich“, abgeleitet von ryba „Fisch“. Dieser Name verweist auf die große Bedeutung, die die Fischzucht im Mittelalter für die Wirtschaft der Stadt besaß, was sich bis heute in ihrem Wappen widerspiegelt.
1575 wurde das nun landesherrliche Rybnik als Herrschaft Rybnik von Ladislaus II. Popel von Lobkowitz erworben. In dessen Familie verblieb die Herrschaft Rybnik, die aus der Stadt Rybnik und 13 Dörfern bestand, bis 1638. Weitere Besitzer waren die Grafen von Oppersdorf und die Grafen von Wengersky. Durch den Ersten Schlesischen Krieg gewann Friedrich II. 1742 den größten Teil Schlesiens einschließlich Rybnik für Preußen. 1788 erwarb König Friedrich Wilhelm II. die Herrschaft Rybnik.
18. und 19. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert gehörte Rybnik zur Steuerrätlichen Inspektion in Neustadt O.S.[3] Die Stadt entwickelte sich zu einem regionalen Handelszentrum. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts gewann der Steinkohlenbergbau wirtschaftliche Bedeutung. Ab 1818 war Rybnik Sitz des preußischen Landkreises Rybnik.
Im Jahr 1893 befand sich mit 2003 m das weltweit tiefste Bohrloch im Stadtteil Paruschowitz. Karl Köbrich, der die bis dahin weltweit tiefste Bohrung bei Schladebach betreute, war auch für diese Bohrung zuständig. 1914 wurde in Rybnik mit 2240 m Teufe ein neuer Tiefenrekord aufgestellt.[4]
20. Jahrhundert bis heute
Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Rybnik eine evangelische und drei katholische Kirchen, eine Synagoge, ein jüdisches Waisenhaus, eine Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt, zwei Oberförstereien, zwei Eisenwerke (Silesia und Rybniker Hütte), eine Leder- und eine Metallwarenfabrik, eine Färberei, eine Bierbrauerei, eine Getreidemühle mit Brotfabrik, zwei Sägewerke, Ziegeleien und war Sitz des Amtsgerichts Rybnik.[5]
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Zweite Polnische Republik gegründet. Über die Zugehörigkeit des ethnisch gemischten Gebiets Oberschlesien wurde 1921 eine Volksabstimmung durchgeführt. In der Stadt Rybnik wurden 4714 Stimmen (70,8 %) für den Verbleib in Deutschland abgegeben, 1943 Stimmen waren für den Anschluss an Polen. Da jedoch im gesamten Kreis Rybnik nur 34,7 % für Deutschland und 65,5 % für Polen votiert hatten, wurde Rybnik und der größte Teil des Kreises Polen zugeschlagen.[6] Drei Aufstände in Oberschlesien begleiteten die Aufteilung Oberschlesiens, wobei der erste 1919 sein Zentrum in Rybnik hatte.
Mit dem Überfall auf Polen gelangte Rybnik 1939 erneut unter deutsche Herrschaft. Zunächst der Provinz Schlesien angeschlossen, kam es 1941 zur wiedergebildeten Provinz Oberschlesien. Damit gehörte es dem Teil Polens an, der unmittelbar dem Reich angegliedert wurde. Seit der Eroberung durch die Rote Armee am 26. März 1945 gehört Rybnik wieder zu Polen. Die Einwohner wurden einer „Verifizierung“ unterzogen, die für die als deutsch kategorisierten die Vertreibung zur Folge hatte. Ein großer Teil der Rybniker Deutschen gelangte nach Bottrop und Dorsten im Kreis Recklinghausen. Seit 1994 ist Rybnik daher Partnerstadt von Dorsten.
In der Volksrepublik Polen wurde der Steinkohlenbergbau im südlichen Teil Oberschlesiens vorangetrieben und mit der Gründung des Rybniker Kohlenreviers Rybnicki Okręg Węglowy „ROW“ ein Gegenstück zum Oberschlesischen IndustriegebietGórnośląski Okręg Przemysłowy „GOP“ geschaffen. Rybnik als Hauptort des neuen Industrieraumes erlebte eine beschleunigte Entwicklung. Mit der Anlage von neuen Großwohnsiedlungen für zehntausende Bewohner, allen voran der Siedlung Nowiny östlich des Stadtgebietes, sowie der Eingemeindung der umliegenden Gemeinden Chwałowice 1973 sowie Boguszowice und Niedobczyce 1975 überschritt die Einwohnerzahl im selben Jahr die Grenze von 100.000 und Rybnik wurde zur Großstadt. In den 1970er Jahren entstand ein Steinkohlekraftwerk von überregionaler Bedeutung, das sein Kühlwasser aus einem eigens angelegten Stausee bezieht. 2002 wurde in Rybnik ein moderner Campus eröffnet, auf dem die Wirtschaftsakademie und die Schlesische Universität in Katowice sowie die Schlesische Technische Hochschule in Gliwice jeweils Außenstellen betreiben.
darunter 200 Evangelische und 400 Juden (1900 Polen);[15] nach anderen Angaben 3664 Einwohner (am 1. Dezember), davon 343 Evangelische, 2948 Katholiken, 373 Juden[14]
1890
5156
davon 691 Evangelische, 4114 Katholiken, 351 Juden (2200 Polen)[16]
am 1. Dezember, einschließlich aktiver Militärpersonen (21 Mann); davon 971 Evangelische (940 mit deutscher Muttersprache, 29 mit wendischer Muttersprache, eine Person spricht eine andere Sprache, und eine Person spricht Deutsch und eine andere Sprache) und 9074 Katholiken (4603 mit deutscher Muttersprache, 4411 mit polnischer Muttersprache, 45 sprechen eine andere Sprache, 15 sprechen Deutsch und eine andere Sprache) sowie eine andere christliche Person und 399 Juden[17][16]
1910
11.656
am 1. Dezember, einschließlich aktiver Militärpersonen (24 Mann), davon 6485 mit deutscher Muttersprache (1104 Evangelische, 5015 Katholiken, 364 Juden und zwei Sonstige), 4239 mit polnischer Muttersprache (28 Evangelische, 4209 Katholiken sowie eine jüdische und eine sonstige Person), 71 mit einer anderen Sprache, und 681 Einwohner sprechen Deutsch und eine andere Sprache.[18][16]
Die Stadt hat 139.595 (Stand: 2015[20]) Einwohner (davon 0,03 % Ausländer). Rybnik ist der Größe nach die 25. Stadt Polens. Die Fertilitätsrate liegt bei 1,273. Damit nimmt Rybnik den Spitzenplatz bei den polnischen Großstädten ein.[21]
Wirtschaft und Infrastruktur
Das Kraftwerk Rybnik (Elektrownia Rybnik) ist mit 1776 Megawatt Leistung das größte Wärmekraftwerk Oberschlesiens und eines der größten in Polen.
2017 betrug die Arbeitslosenquote 4,3 %, bei Frauen 6,0 % und bei Männern 2,8 %. Damit lag sie unter dem Durchschnitt der Woiwodschaft Schlesien von 5,2 % und unter der gesamtpolnischen von 6,6 %.
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St.-Antonius-Basilika, 1903–1907 als Kirche im neugotischen Stil entstanden nach Entwurf des Architekten Ludwig Schneider. Der neugotische Altar stammt aus der Werkstatt des Breslauer Kunsttischlers Carl Buhl. Im Altar befindet sich eine volkstümlich-barocke Schnitzfigur des hl. Antonius. Die Basilika ist mit zwei 95-m-hohen Türmen die höchste Kirche in Oberschlesien. 1993 wurde die Kirche vom PapstJohannes Paul II in den Rang einer Basilika (basilica minor) erhoben.
Maria-Schmerzensmutter-Kirche, 1798–1801 nach Entwurf des Architekten Franz Ilgner errichtet. In der Kirche befinden sich vier Flachreliefs eines spätgotischen Triptychons mit Szenen aus dem Marienleben.
Seitenflügel des Rybniker Schlosses, entstand 1776–1778 an der Stelle einer in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichteten Burg. 1789 wurde der Hauptbau nach Entwurf des Architekten Franz Ilgner errichtet. Heute befindet sich das Bezirksgericht in dem Bau.
Spätbarocke, von Engeln umgebene Nepomukstatue auf dem Kirchplatz (pl. Kościelny). Sie stand ursprünglich vor dem Schlosstor und wurde als Stiftung des Grafen Karl Ferdinand von Wengerski 1728 von dem Ratiborer Bildhauer Johann Melchior Oesterreich geschaffen.
Nepomukfigur auf dem Ring, entstand 1736 als Stiftung des Barons von Strachwitz.
Altes Rathaus am Ring, wurde 1822 im Stil des Klassizismus erbaut.
Lutherische Kirche, erbaut 1790 durch Bauinspektor Ilgner durch Umbau einer Scheune. Bemerkenswert ist das strenge Portalmotiv aus einem Segmentbogentor mit darüber befindlichen querovalen Fenstern, gerahmt von breiten Vorlagen mit je zwei Konsolen. Im Inneren ist der Raum, von einer Empore umzogen, auf einen Kanzelaltar in der kurzen Bauachse orientiert.[22]
Maria-Schmerzensmutter-Kirche mit der Nepomukstatue
Nepomukstatue auf dem Ring
Altes Rathaus
Altes Landratsamt
Lutherische Kirche
Politik
Stadtpräsident
An der Spitze der Stadtverwaltung steht ein Stadtpräsident, der von der Bevölkerung direkt gewählt wird. Seit 2014 ist dies Piotr Kuczera.
Bei der Wahl 2024 trat Kuczera, der inzwischen der PO angehört, erstmals offiziell für die KO an. Die Abstimmung brachte folgendes Ergebnis:[23]
Tomasz Pruszczyński (Wahlkomitee „Besseres Rybnik“) 19,4 % der Stimmen
Kryzysztof Kazek (Wahlkomitee „Lokaler Regierungsblock Rybnik“) 9,8 % der Stimmen
In der damit notwendigen Stichwahl wurde Kuczera mit 53,8 % der Stimmen gegen Sącek wiedergewählt.
Bei der Wahl 2018 trat Kuczera erneut mit seinem eigenen Wahlkomitee als Stadtpräsident an, wurde aber auch von der KO unterstützt. Die Abstimmung brachte folgendes Ergebnis:[24]
Piotr Kuczera (Wahlkomitee „Gemeinsam für Rybnik und Piotr Kuczera“) 61,1 % der Stimmen
Damit wurde Kuczera bereits im ersten Wahlgang wiedergewählt.
Stadtrat
Der Stadtrat besteht aus 25 Mitgliedern und wird direkt gewählt. Obwohl Stadtpräsident Kuczera nunmehr für die KO antrat, beteiligte sich sein eigenes Wahlkomitee mit einer Liste an der Stadtratswahl 2024. Diese führte zu folgendem Ergebnis:[25]
Rybnik, Kreisstadt und Forstgutsbezirk (Oberförsterei), Regierungsbezirk Oppeln, preußische Provinz Schlesien. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Rybnik (meyersgaz.org)
Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 739–747 (Google Books).
Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage. Graß, Barth und Comp., Breslau 1845, S. 913–914 (Google Books).
Franz Idzikowski: Geschichte der Stadt und ehemaligen Herrschaft Rybnik in Oberschlesien. Maruschke & Berendt, Breslau 1861 (Google Books).
Karl August Müller: Vaterländische Bilder, oder Geschichte und Beschreibung sämmtlicher Burgen und Ritterschlösser Schlesiens beider Antheile und der Grafschaft Glatz. 2. Auflage, Glogau 1844, S. 165–208 (Google Books).
Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen, Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 820–822.
↑ abMeyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 17, Leipzig/Wien 1909, S. 342 (Meyers gibt diese Einwohnerzahl für 1905 an, was jedoch ein Druckfehler sein dürfte).
↑ abcdAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 360–367, Ziffer 591.
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 4, P–S, Halle 18234, S. 143, Ziffer 1509 und 1510.
↑Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Melcher, Breslau 1830, S. 1009–1011.
↑Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage. Graß, Barth und Comp., Breslau 1845, S. 913–914.
↑ abFelix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 736.
↑ abKönigliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 350–351, Ziffer 2.
↑Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung. Band 2, G. F. O. Müller, Berlin 1874, S. 180–181, Ziffer 12.
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Heft VI: Provinz Schlesien, Berlin 1908, S. 306–307, Ziffer 2 (Google Books).
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft VI: Regierungsbezirk Oppeln. 23. Kreis Rybnik, S. 84–85, Ziffer 2 (Google Books)
↑Ludność, ruch naturalny i migracje w województwie śląskim w 2015 r. In: Urząd Statystyczny w Katowicach (Hrsg.): Informacje i opracowania statystyczne. Katowice 2016, ISBN 978-83-8964162-5 (gov.pl).