Das Weinbaugebiet Rheinhessen ist mit 27.499 haRebfläche[1] das größte WeinbaugebietDeutschlands. Es liegt komplett linksrheinisch und damit im Bundesland Rheinland-Pfalz (siehe auch: Region Rheinhessen). Das Weinanbaugebiet teilt sich auf in 3 Bereiche, 24 Großlagen und 432 Einzellagen.[2] Es liegt in der Weinbauzone A und zählt damit zu den kühlen Weinbauklimaten (Winterhärtezone 7).
Rheinhessen ist zudem eines der traditionsreichsten Anbaugebiete, in dem bereits seit 20 v. Chr. Wein angebaut wird. In Nierstein befindet sich die möglicherweise älteste (742) Weinlage Deutschlands, der Niersteiner Glöck.[5][6] Nach Errichtung des Bremer Ratskellers im Jahr 1405 wurden dort zunächst ausschließlich Weine aus Rheinhessen ausgeschenkt – der Gemeine und der Bessere.
Aus Rheinhessen kamen vor dem Ersten Weltkrieg Weine, die bei internationalen Auktionen Spitzenpreise erzielten. Auf einer der ersten Auktionen nach dem Zweiten Weltkrieg im Juli 1949 konnten in London (Beaver Hall) die ersten Erfolge mit deutschen Spitzengewächsen erzielt werden, darunter 1929er Liebfrauenmilch Auslese und 1934er Liebfrauenmilch Superior.[7] Der Niersteiner Riesling z. B. genoss einen legendären Ruf. Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts gab es allerdings eine Phase, in der zu sehr auf Quantität geachtet wurde, was den Ruf des rheinhessischen Weines nachhaltig schädigte. In diesem Zusammenhang wurde die Liebfrauenmilch aus der gleichnamigen Großlage mehrfach genannt.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts setzte jedoch ein Umdenken ein. Einer neuen Winzergeneration ist es zu verdanken, dass der rheinhessische Wein sich wieder eines guten Rufs erfreut. Rheinhessische Weingüter zählen zu den höchstdekorierten, und auch bekannte Weinkritiker und Weinführer heben die Qualität der Weine hervor. Meist handelt es sich um Riesling oder Silvaner, aber auch manche Rotweine werden gelobt. Kompromisslos auf Qualität setzenden Winzern (u. a. durch Ertragsbegrenzung, kontrollierte Vergärung usw.) gelingt es zunehmend, die geologische Vielfalt der Region zu nutzen und absolute Spitzengewächse zu erzeugen.
Seit Spätherbst 2007 darf sich der Federweiße aus Rheinhessen auch Rheinhessischer Federweißer nennen, davor musste laut Weingesetz die Bezeichnung „Rheinischer Federweißer“ benutzt werden.[8][9] Die Bezeichnung „Rheinischer Federweißer“ basierte darauf, dass Federweißer kein Qualitätswein ist und dem Bezeichnungsrecht für Tafelwein unterlag.
Am Rhein um die Orte Nackenheim, Nierstein und Oppenheim konzentriert sich der Rieslinganbau. Der Anbau wird begünstigt durch milde Temperaturen, viel Sonne und geringen Niederschlag.
Der Anteil der 12 bedeutendsten Sorten ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) prüft seit 1999 Weingüter und Winzergenossenschaften und zeichnet die jährlichen Gewinner der Wettbewerbe mit den Zertifikaten DLG-Empfohlenes Weingut beziehungsweise DLG-Empfohlene Winzergenossenschaft aus.
Die Gültigkeit der Auszeichnung ist zunächst auf drei Jahre befristet. Danach wird in jährlichen Kontrollen überprüft, ob die Kriterien noch erfüllt werden. In Rheinhessen wurden bisher folgende Weingüter ausgezeichnet:
Im Mai 2008 wurde Rheinhessen mit seiner «Weinhauptstadt Mainz» in das Weinnetzwerk Great Wine Capitals aufgenommen.[11][12] In diesem Netzwerk wird jeweils ein charakteristisches Weinbaugebiet pro Land aufgenommen. Neben Mainz/Rheinhessen befinden sich in diesem Verbund Städte und Regionen wie Adelaide/Südaustralien, Bilbao/Rioja, Bordeaux/Bordeaux, Kapstadt/Cape Winelands, Lausanne Schweiz, Mendoza/Mendoza, Porto/Dourotal, San Francisco/Napa Valley, Valparaiso/Casablanca Valley Chile sowie Verona/Weinbau in Italien.
Neustes Mitglied im globalen Netzwerk ist seit November 2023 die neuseeländische Region Hawke’s Bay mit den Weinbaugebieten der Nordinsel.
Jens Priewe: Wein, die neue große Schule. Zabert Sandmann, 1997, ISBN 3-932023-02-1.
Andreas Wagner (Hrsg.): Weinbau in Rheinhessen. Beiträge des Kulturseminars der Weinbruderschaft Rheinhessen zu St. Katharinen am 14. November 2015. Wiesbaden 2016 (Digitalisat)
Michael Matheus: Zu den Anfängen des rheinhessischen Weinbaus in Antike und Mittelalter, in: Michael Matheus (Hrsg.): Weinkultur und Weingeschichte an Rhein, Nahe und Mosel (Mainzer Vorträge 22), Stuttgart 2019, S. 27–48, ISBN 978-3515123860, Online.
↑Deutsches Weininstitut: Deutscher Wein Statistik '24/'25. Mainz 2024 (deutscheweine.de [PDF; 763kB] Bestockte Rebflächen und wichtige Rebsorten nach Anbaugebieten 2023).
↑ÜBER WEIN AUS RHEINHESSEN. Zusammenfassung über Weinbau in Rheinhessen, mit Bezug auf die Nicht-Weinorte Hochborn, Eich und Hamm. In: Blue Terroir. 2024, abgerufen am 21. Februar 2024.
↑Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Bestockte Rebfläche der Keltertrauben 1999–2023 nach ausgewählten Rebsorten, Anbaugebieten und Bereichen. Mainz 2023 (statistischebibliothek.de [PDF]).
↑Great Wine Capitals: eine Welt der Extraklasse. In: Internet-Stadtportal mainz.de. Landeshauptstadt Mainz: Hauptamt, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll, abgerufen am 22. Juli 2023.