Postraub in der SubachDer Postraub in der Subach war ein Kriminalfall im Jahre 1822 im Hessischen Hinterland, seinerzeit Großherzogtum Hessen. Durch die schriftlichen Schilderungen des Criminalgerichtssekretärs Carl Franz wurde der Fall überliefert. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er 1971 durch die Verfilmung Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach bekannt. TatverlaufAm 19. Mai 1822 überfielen acht arme Bauern und Tagelöhner aus Kombach, Wolfgruben und Dexbach ein „Geldkärrnchen“, das an diesem Tag von Gladenbach nach Gießen fuhr. Es war geplant, dass der Überfall in der Subach, einem Hohlweg in der Nähe von Mornshausen bei Gladenbach, stattfinden sollte. Nach sechs abgebrochenen Versuchen glückte der Überfall. Die Beute betrug 10.466 Gulden. Ermittlungen und VerfahrenIhr plötzlicher Reichtum wurde den Tätern zum Verhängnis, denn sie wurden durch ihre Ausgaben auffällig. Das führte dazu, dass man sieben der acht Täter ermittelte und fasste. 1824 wurden fünf Täter in einem Gerichtsverfahren in Gießen zum Tode durch das Schwert verurteilt und hingerichtet. TatortDie Subach ist ein Zufluss der Salzböde. Der Überfall ereignete sich in einem Hohlweg zwischen Rollshausen und Mornshausen. TäterAls Täter des Überfalls wurden folgende acht Personen ermittelt:
Darüber hinaus war ein „Landschütze Volk“ involviert, er wollte vor dem Überfall dem eskortierenden Landschützen „das Blei aus der Flinte ziehen“. Der Strumpfhändler David Briel war wahrscheinlich ein Sohn des Johann Hermann Briehl (* 2. November 1774) aus Dexbach. Er galt als „Stifter des Complotts“, hatte sich einen „Hausierschein ins Ausland“ besorgt, zu Zeiten als er noch verdachtlos war. Ihm wird nachgesagt, dass er sich durch Auswanderung nach Amerika der Ermittlung entzog. Angeblich soll er in Amerika eine Strumpffabrik begründet haben.[1] Der Landschütze Volk wurde festgenommen, nutzte einen günstigen Augenblick im Gefängnis und „schoß sich, der Hand des Henkers vorgreifend, eine Kugel durch das Herz“. Auch Johannes Soldan starb durch Suizid im Gefängnis, er erdrosselte sich. Zuvor soll er seine Mithelfer „jeden Morgen durch ein selbstverfaßtes Lied zum Ausharren angehalten haben. Er sang ‚halte fest an deinen Glauben ...‘, d. h. an dem Glauben, doch noch in den Genuss der Beute zu kommen: ‚Verratet nichts‘. Man kennt nur noch die erste Zeile der langen Ballade. Das Lied war bis zur Jahrhundertwende in Breidenstein und Wallau bekannt.“[1] Jost Wege aus Wolfgruben wurde ermittelt und am 6. Februar 1823 in Gießen arretiert. Ihm gelang in der Nacht vom 11. auf den 12. April 1823 die Flucht aus dem Gefängnis. Die anschließende Fahndung verlief erfolglos, über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Die verbleibenden fünf Täter Hans Jacob Geiz, Heinrich Geiz, Jacob Geiz, Jost Wege und Ludwig Acker – allesamt aus Kombach – wurden am 25. März 1824 in Gießen zum Tode durch das Schwert verurteilt. Die öffentliche Exekution erfolgte am 7. Oktober 1824. Dabei war die Abfolge so gewählt, dass Hans Jacob Geiz zunächst der Enthauptung seiner Söhne beiwohnen musste, bevor er als Letzter hingerichtet wurde. Historischer KontextDie wirtschaftliche Lage der Bevölkerung im Großherzogtum Hessen hatte sich im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts extrem verschlechtert. Viele litten bittere Armut. Als Tagelöhner, Erntearbeiter, Schnitter, Drescher oder Knecht bei den wenigen begüterten privaten Grundbesitzern zu arbeiten, war die einzige Verdienstmöglichkeit. Die extrem nassen, kalten Sommer der Jahre 1816 und 1817 (Jahr ohne Sommer) brachten vielerorts Ernteausfälle.[2] Vielen blieb nichts anderes übrig, als ihr Dorf für immer zu verlassen und ihr Glück außerhalb des Hinterlandes zu finden und in der Wetterau, im Siegerland oder im Rheinland zu arbeiten. Auch das in Biedenkopf einstmals blühende Textilgewerbe hatte an Bedeutung verloren. In seiner Blütezeit gab es in Biedenkopf über 150 Tuchmacher. Lohnarbeit war bei Tuchwebern, Spinnereien und Strickereien möglich. Die Hinterländer Strumpfhändler setzten ihre Waren als Hausierer bis ins Rhein-Main-Gebiet ab. Geschichtliche Entwicklungen, wie die Einführung der napoleonischen Kontinentalsperre, ließen diesen Absatz stark sinken. Vor allem war die Zeit eine Zeit der großen Auswanderungsbewegung nach Amerika. Quelle & RezeptionDer Kriminalfall wurde durch ein Werk des Carl Franz, Criminalgerichtssekretär in Giessen, mit dem Titel
einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Das Werk erschien 1825 im Verlag H. Hase, Gießen. Carl Franz waren die Ermittlungs- und Prozess-Akten des Kriminalfalls bekannt, der am 25. März 1824 vor dem Criminalgericht Giessen verhandelt wurde. Die Akten sind im Hessischen Staatsarchiv Marburg archiviert. Volker Schlöndorff adaptierte den Fall 1971 in seinem filmischen Frühwerk Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach. Weitere Postkutschen-ÜberfälleDer Postraub in der Subach war kein Einzelfall, weitere Postkutschen-Überfälle zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind überliefert. Beispiele:
LiteraturPrimärquelle
Reproduktionen
Adaptionen
Forschung
Einzelnachweise
Koordinaten: 50° 44′ 0″ N, 8° 35′ 25″ O |