GuldenDer Gulden bezeichnete ursprünglich eine Goldmünze, später aber auch eine Recheneinheit und eine Silbermünze. Daher unterscheidet man Goldgulden, Rechnungsgulden und Silbergulden. Von der ersten Goldmünze dieser Art, dem Florentiner (Fiorino d’oro), lateinisch florenus aureus, leiten sich sowohl die Namen Floren oder Florene (deutsch), Florijn (niederländisch), Florin (französisch und englisch) und Forint (ungarisch) ab als auch die international gängigen Abkürzungen fl. oder f. Demgegenüber setzte sich im Süden und Westen des Heiligen Römischen Reiches schon früh der Name Gulden durch (gekürzt aus mittelhochdeutsch guldin pfenninc oder guldin pfennic). BegriffsabgrenzungenDie Begriffe Gulden oder Floren werden nicht immer eindeutig gebraucht. Es gibt Münzen, die zwar als solche bezeichnet werden, z. B. die englischen Florins von 1343/44, die aber fast doppelt so viel Gold enthalten wie das Florentiner Original. Oft wurden ganz allgemein alle Goldmünzen als Gulden oder Floren bezeichnet.[1] Andererseits gibt es Münzen, die nicht als solche bezeichnet werden, ihn aber offensichtlich nachahmen und ihm im Goldgehalt entsprechen, z. B. den französischen Petit Royal Assis von 1291. GoldguldenVorgeschichteSeit dem frühen Mittelalter waren im westlichen und nördlichen Europa keine Goldmünzen mehr geprägt worden, da dort selbst kaum Gold gefördert wurde und der Zufluss aus dem Orient und Afrika durch den Zusammenbruch des Römischen Reichs und die Ausbreitung des Islams zum Erliegen kam. Die wenigen Goldmünzen, die es im Abendland noch gab, stammten meist aus dem Oströmischen Reich, auch Byzanz genannt, dessen Goldsolidi als „Bézants“ oder „Bisanter“ bezeichnet wurden. Ursprung in Italien: der Fiorino d’oro 1252Mit dem Einsetzen der Kreuzzüge und der Wiederaufnahme des Orienthandels floss dann wieder Gold ins Abendland. Besonders durch den Handel mit Nordafrika (Maghreb) konnten die Kaufleute mit europäischem Silber günstig afrikanisches Gold z. B. aus dem Goldland Bambouk im heutigen Mali kaufen. Um das im Silberhandel oder dem noch lukrativeren Salzhandel erworbene Gold mit Gewinn wieder abzusetzen, waren Goldmünzen das geeignete Medium. Gold hatte in Europa gegenüber Silber einen erheblich besseren Kurs (1:10 bis 1:12 in Europa gegenüber 1:6 bis 1:8 im Maghreb). Auf diese Weise wurden gute Gewinne gemacht und zugleich gelangte auch ein wertstabiles Zahlungsmittel auf den Markt. Denn mit der Intensivierung des Fernhandels entstand das Bedürfnis nach einem größeren Nominal. Der seit über fünf Jahrhunderten allein geprägte Denar oder Pfennig genügte diesen Anforderungen nicht mehr. Es waren folgerichtig die drei großen oberitalienischen Mittelmeer-Handelsmächte, die mit der großangelegten Prägung von Goldmünzen den Anfang machten:[2] 1252 gab Florenz mit dem Fiorino d’oro den Anstoß zur Ausprägung von Goldmünzen im westlichen Europa. Von Venedig wurde seit 1284 die zweite gesamtabendländische Goldmünze, der Zecchino oder Ducato (Dukat), im gleichen Münzfuß herausgegeben. Demgegenüber war der Genovino der dritten Handelsgroßmacht Genua weniger erfolgreich. Der Florentiner Gulden hatte ein Gewicht von 3,537 g und sollte in reinem, also 24-karätigem Gold ausgebracht werden. Allerdings war dies bei den damaligen technischen Möglichkeiten nicht ganz durchführbar, so dass der Feingehalt etwas darunter lag, bei ca. 23¾ Karat, was ein Feingewicht (reines Goldgewicht) von ca. 3,5 g bedeutete. Dies sollte dem Wert eines Rechnungspfundes[3] von 240 Pfennigen entsprechen. Auf der Vorderseite des Floren war eine große Lilienblüte (lateinisch: flos) abgebildet, das Stadtsymbol von Florenz, auf der Rückseite der Stadtheilige Johannes der Täufer. In Florenz selbst wurden die Floren mit gleichem Münzbild und Feingehalt bis 1533 geprägt. Beginn der NachprägungenDie Florenen wurden von Beginn an in außerordentlich großer Zahl ausgegeben, um 1336 sollen es in Florenz jährlich 350.000 bis 400.000 gewesen sein. Sie breiteten sich relativ schnell aus: Schon 1283 werden floreni aurei im Salzburgischen erwähnt, ab 1317 ist ihr Umlauf im übrigen Deutschland nachgewiesen.[4] So konnte es nicht ausbleiben, dass sie bald von anderen Staaten auch nachgeprägt wurden.[5] Dies geschah vor allem in Mittel- und Osteuropa, während in England, Frankreich und Spanien Florenen nur gelegentlich imitiert wurden. Frankreich und England hatten mit dem Écu d’or (seit 1266) und dem Noble (seit 1344) ihre eigenen erfolgreichen Goldmünzen, die ihrerseits – auch im Reich – Nachahmung fanden. Während die Florentiner Gulden in Goldgehalt und Gepräge im Wesentlichen gleich blieben und die Nachprägungen anfänglich die Originale mehr oder weniger genau nachahmten, gingen die Münzstände vor allem im Westen des Reichs schon ab Mitte des 14. Jahrhunderts aufgrund fehlender eigener Goldvorkommen und des immer knapper werdenden Goldes dazu über, den Goldgehalt heimlich zu reduzieren, also dem Gold die Legierungsmetalle Silber und Kupfer beizumischen. Dadurch ließ sich der Schlagschatz zugunsten des Münzherrn und des Münzmeisters beträchtlich erhöhen. War der Anteil dieser Metalle zu groß, ließen sich die Beimischungen nicht mehr verheimlichen: Der Goldton der Münzen ging bei zu viel Silber deutlich ins Weißliche oder Bläuliche (siehe unten, Niederlande) oder bei zu viel Kupfer ins Rötliche über. Auch das Florentiner Münzbild wurde nur so lange beibehalten, wie man auch den Münzfuß beibehielt. Danach wurde die Lilie durch Wappen der Münzherren ersetzt, bei Reichsstädten durch den Reichsadler, und der hl. Johannes durch die jeweiligen Orts- oder Regionalheiligen, durch Christus oder die Madonna – oder auch durch Herrscherbildnisse. In dem Augenblick, in dem das Münzbild sich änderte, wurde auch die Unterscheidung zwischen Florentiner Gulden und venezianischem Dukaten hinfällig, die bei (annähernd) gleichem Gewicht ja nur aufgrund des Gepräges getroffen wurde. So werden z. B. die späteren ungarischen Goldgulden (siehe unten) häufig auch als Dukaten bezeichnet, da sie genau wie diese ihr Feingewicht von ca. 3,5 g die ganze Zeit über behielten, während Gulden sich als Name für diejenigen Floren einbürgerte, die mit der Veränderung des Münzbildes auch den Goldgehalt verringerten.[6] Ausbreitung im Heiligen Römischen ReichBöhmenDer Beginn einer eigenen Goldprägung im Heiligen Römischen Reich außerhalb Reichsitaliens fällt in das Jahr 1325, als König Johann von Böhmen in Prag Goldgulden schlagen ließ. 1350 wurde von Kaiser Karl IV. erstmals das Münzbild geändert: Statt Lilie und Johannes den Täufer zeigt die Münze das böhmische Löwenwappen und den Kaiser selbst, welcher später durch den böhmischen Nationalheiligen Wenzeslaus ersetzt wurde. Da Böhmen über reiche Goldvorkommen verfügte, wurden seine Gulden, wie die gleichzeitig ausgegebenen ungarischen, lange Zeit mit gleichem Feingehalt geprägt und daher auch als Dukaten bezeichnet.[7] Später verlor der böhmische Gulden dann an Wert, in der Valvationstabelle der 2. Augsburger Reichsmünzordnung von 1559 wird er sogar noch um ⅓ Karat schlechter bewertet als der rheinische Gulden, nämlich mit 181⁄6 Karat.[8] Daneben wurden Floren um 1345 auch noch in den schlesischen Herzogtümern Liegnitz und Schweidnitz geschlagen, die damals böhmische Lehen waren. LübeckDer erste Floren im deutschsprachigen Raum wurde 1340 in Lübeck geprägt.[9] Mit der Landshuter Urkunde vom 25. März 1340 erhielt die Stadt von Kaiser Ludwig IV. dem Bayern (1314–1347) das Privileg zur Ausbringung eines Guldens nach Florentiner Gepräge. Bereits 1342 waren 30.000 Floren mit einem Raugewicht von 3,53 g geschlagen worden; bis 1675 prägte man Gulden in verschiedenen Typen, die letzten zeigen auf der Vorderseite das Stadtwappen, auf der Rückseite den Reichsadler. Rheinischer Gulden und ApfelguldenDer Rheinische Gulden (lat.: florenus Rheni) war im Spätmittelalter die regionale Goldwährung im Geltungsbereich des Rheinischen Münzvereins. Das einzige Münznominal dieser Währung war ebenfalls der Rheinische Gulden, Abkürzung: Rfl., auch fl. (rh.).[10] SachsenDie ersten Goldgulden der Wettiner mit dem stehenden St. Johannes und dem Reichsapfel im Dreipass ließ der Kurfürst Friedrich II. in der Münzstätte Leipzig zwischen 1454 und 1461 vom Goldmünzmeister Hans Stockart mit seinem Münzmeisterzeichen „Kreuz“ schlagen. Der Beginn der Goldguldenprägung fällt in die Zeit, in der die rheinischen Kurfürsten von Köln, Mainz, Trier und Kurpfalz nach langer Pause die gemeinsame Goldprägung wieder aufgenommen hatten. Schrot und Korn (Gewicht und Feingewicht) der ersten sächsischen Gulden waren dem Ausbringen der rheinischen Gulden angeglichen. Goldgulden wurden in Sachsen außer in Leipzig noch in den Landeshauptmünzstätten Freiberg ab 1548 und Dresden ab 1557 geprägt. Die sächsischen Goldgulden der Groschenzeit ähneln den rheinischen Gulden. Der kleine sächsische Wappenschild zwischen den Beinen des stehenden Johannes des Täufers ist ein sicheres Erkennungszeichen. Hauptquelle des Reichtums der sächsischen Fürsten waren in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die reichen Silbervorkommen im Bergbau in den erzgebirgischen Gruben. Der Grund für die Goldmünzung war hauptsächlich der sich auf Leipzig konzentrierende internationale Handelsverkehr.[11] Südöstliche Alpenländer
SchweizIn der Schweiz war der Gulden im Mittelalter als Zahlungsmittel weit verbreitet. In schriftlichen Quellen taucht er bereits um 1300 auf, eigene Prägungen gibt es aber erst viel später: 1429–1509 wurden in Basel von Reichs wegen Apfelgulden geprägt; mit eigenen Prägungen folgten Bern 1484, und zwar nicht aufgrund eines kaiserlichen, sondern eines päpstlichen Privilegs, Solothurn in den 1480er Jahren, Freiburg im Üechtland 1509, Zürich um 1510 und die Stadt Basel 1512. Im 17. Jahrhundert folgten die Freiherren von Haldenstein, die Stadt Schaffhausen und Stadt und Hochstift Chur.[16] Insgesamt blieben der Umfang der Prägungen recht bescheiden, da eigene Goldvorkommen fast gänzlich fehlten. Die letzten Goldgulden wurden ohne Jahresangabe um 1790 in Basel-Stadt geprägt und 1796 in Luzern als 12 Münzgulden (Gesamtgewicht 7,64 g) und 24 Münzgulden (Gesamtgewicht 15,28 g)[17] im Wert von 62⁄5 bzw. 124⁄5 Reichstalern. Bei seiner Einführung entsprach der Gulden gewöhnlich einem Pfund örtlicher Währung. Durch die Verschlechterung der lokalen Kleinmünzen verschob sich dieses Gleichgewicht jedoch mit der Zeit zugunsten des Guldens. Aufgrund des instabilen Wertverhältnisses entwickelte sich der Gulden neben der Goldmünze zur Rechenmünze. In Zürich, Bern, Luzern und andernorts entsprach dieser Rechnungsgulden 2 Pfund oder 40 Schilling oder 15 Batzen oder 60 Kreuzern. In der savoyischen Westschweiz war der Gulden in 12 sols oder gros zu je 12 deniers unterteilt. In einigen Orten (Kantonen) rechnete man neben der alten Pfundwährung in Gulden (Zürich, Ostschweiz, Innerschweiz), in anderen in Kronen (Bern, Freiburg, Solothurn). In der Neuzeit prägten verschiedene Orte Silbermünze mit der Bezeichnung Gulden.[16] NiederlandeIm Herzogtum Geldern und in der Grafschaft Flandern wurden nach 1361 Goldmünzen geprägt, die sogenannten Goldenen Löwen (Gouden Leeuw), die gelegentlich als Löwengulden bezeichnet werden, trotz eines Gewichts von 4,25 g, bzw. 5,36 g und einem von der Florene völlig verschiedenen Münzbild. Ebenfalls keine Gulden im eigentlichen Sinn sind die Prägungen der Herzöge von Burgund aus dem Haus Valois, die ab 1386 als Erben der flandrischen Grafen Goldmünzen mit einem Gewicht von 4,07 g oder 4,22 g und eigenem Münzbild prägen ließen.[18] Die ersten wirklichen Goldgulden, holländisch Florijn genannt, wurden nach 1378 von Herzog Wilhelm I. von Bayern-Straubing, der zugleich als Graf Wilhelm V. Holland regierte (1350–1389) geprägt. Von 1467 bis 1489 ließen die burgundischen Herzöge in Brabant nach dem damaligen rheinischen Münzfuß den Andriesgulden schlagen, der später auch Florin de Bourgogne genannt wurde. Das auf ihm erstmals auftauchende Andreaskreuz mit seiner späteren Variante, dem Astkreuz, blieb kennzeichnend für die Münzen der Habsburger bis zum Ende ihrer Prägungen in den südlichen Niederlanden, dem heutigen Belgien (1792/1800). Die Verschlechterung des Münzfußes wurde in den Niederlanden noch weiter vorangetrieben als im Rheinland. Teilweise war die Silberbeimischung so stark, dass sie für jedermann sichtbar den Goldton verdrängte. Goldgulden mit einem hohen Silberanteil wurden auch blaue Gulden, niederländisch blauwe guldens, genannt. 1499, als ein Rheinischer Goldgulden noch mit 20 Stuivers berechnet wurde, hatten niederländische Gulden nur noch folgende Werte:
Der erste habsburgische Herrscher Philipp der Schöne (1482/94–1506) ließ ab 1496 in Brügge den nach ihm und seinem Namenspatron benannten Philippus- oder Brabanter Gulden prägen, der mit 3,259 g Gesamtgewicht (Aufzahl 71¾ auf die Kölner Mark) bei 16 Karat etwas über den sonstigen niederländischen Gulden jener Zeit lag; um 1525 wurde er mit 25 Stuivers bewertet.[20] Im Verlauf des 16. Jahrhunderts stieg der Florijn bei steigendem Goldpreis und fallendem Silberpreis wieder auf 28 Stuivers. Daneben wurde ab 1517 von Kaiser Karl V. der Karolusgulden zum Wert von 20 Stuivers seit 1521 in Gold (Carolus d’or oder Gouden Carolus; Feingewicht 2,12 g, jedoch schnell auf 1,71 g bei 14 Karat abgesenkt) und seit 1543 in Silber (Carolus d'argent oder Zilveren Carolus) geschlagen. In der Folge wurden beide Werte zu Rechnungsgulden, die ihrerseits im 17. Jahrhundert auch als Silbermünzen geprägt wurden. Sonstige LänderUngarnEinen Sonderfall unter den Nachprägungen stellt der ungarische Gulden dar, insofern als er das ursprüngliche Raugewicht von 3,55 g bei einer Reinheit von 23¾ Karat, also einem Feingewicht von 3,51 g, bis 1553 beibehielt. Ermöglicht wurde dies durch die eigenen, reichhaltigen Goldvorkommen in den Karpaten. Aufgrund dieser Wertbeständigkeit ist der ungarische Gulden trotz seines Namens eher als ein Dukat zu verstehen – und wird auch häufig als solcher bezeichnet. Der erste Floren wurde 1325 von König Karl I. Robert (1308–1342) geprägt. Lediglich das Münzbild änderte sich im Laufe der Jahre: Das Bildnis des hl. Johannes wurde seit ca. 1390[21] durch das des Königs Ladislaus I, des Heiligen (1077–1095) ersetzt, 1467 durch die Madonna, die Patrona Hungariae, das klassische Münzbild Ungarns bis 1939. Er war eine begehrte Handelsmünze, wurde in Italien unter dem Namen Ungaro oder Ongaro nachgeprägt und diente seinerseits in Polen und Schweden als Vorbild für deren Goldmünzenausbringung; ein Unikum wird sogar aus Russland gemeldet. (Für die 4- und 8-Forint-Stücke der Jahre 1870–1892 siehe oben, Habsburgische Lande.) PapsttumDie ersten nach dem Original geprägten Florenen stammen von dem in Avignon residierenden Papst Johannes XXII. (1316–1334), der seit 1322 in Pont-de-Sorgues prägen ließ. Nach 1350 wurde immer noch in Avignon der Florenus de Camera im vollen Goldgewicht der Florene geprägt, aber auch als Recheneinheit verwendet. In Rom ließen die Päpste ab 1475 für ein Jahrhundert neben dem Dukat und dem Scudo d’oro nochmals einen Floren prägen. Dieser Fiorino di camera zeigt in der Regel auf der Vorderseite das Wappen, in der Spätzeit auch die Büste des Papstes, auf der Rückseite Petrus im Schiff. FrankreichAb 1291 ließ König Philipp IV. (1285–1314) eine Goldmünze schlagen, die zwar im Gewicht, jedoch nicht im Gepräge der Florene entsprach, weswegen sie meist nicht als Florin, sondern wegen des Münzbildes mit dem sitzenden König als Petit Royal Assis bezeichnet wird.[22] Demgegenüber war der Florin Georges Philipps VI. (1328–1350) nur dem Namen nach ein Floren, sein Feingewicht betrug 4,7 g. Einen echten Florin mit Originalgepräge, den Florin d’or du Languedoc gab dann Johann II. (1350–1364) im Jahr 1360 aus; ansonsten prägten die französischen Könige ihre eigenen Goldmünzen, vor allem den schwereren Écu d’or in verschiedenen Ausprägungen, der ebenfalls vielfach nachgeprägt wurde, u. a. von Kaiser Ludwig IV. dem Bayern nach 1337.[23] Neben den königlichen Florins gab es auch von Fürsten ausgegebene, die ersten bereits 1327 in der Dauphiné, die letzten stammen aus dem beginnenden 17. Jahrhundert aus Ostfrankreich. EnglandBereits 1257 gab Heinrich III. (1216–1272) den Gold Penny heraus, der gelegentlich als Floren bezeichnet wird, trotz seines Gewichtes von nur 2,93 g bei einem völlig anderen Münzbild.[24] Ähnliches gilt für den Florin oder Double Leopard Eduards III. (1327–1377) von 1343/44. Er hatte ein Raugewicht von 6,998 g und ein Feingewicht von 6,963 g, d. h., er war fast doppelt so groß wie die Florene, und weist ebenfalls ein völlig anderes Gepräge auf.[25] Er musste nach wenigen Monaten aus dem Verkehr gezogen werden, da sein Goldwert über dem Nennwert von 6 Schilling lag. Ersetzt wurde er noch im gleichen Jahr durch den noch schwereren Noble, der sich rasch neben dem Goldgulden als Handelsmünze im westlichen Europa bis in den Ostseeraum hinein verbreitete und ebenfalls häufig nachgeprägt wurde. SpanienDer erste Floren des heutigen Spanien, der Florí d’or català oder Florí mallorquín, wurde von Jaume III. von Mallorca 1342 ausgegeben. Er entsprach mit Ausnahme der Legende dem Original, genau wie der ihm 1346 folgende Florín aragonés des Königs von Aragonien Peters IV. (1336–1387). Sein Feingehalt sank dann relativ rasch von 3,42 g bei 24 Karat auf 18 Karat im Jahr 1370 ab. Daneben gab es kurz nach der Jahrhundertmitte nach aragonesischem Vorbild noch Prägungen des Königreichs Kastilien, wo die Hauptgoldmünze allerdings die Dobla castellana war, und des Königreichs Navarra. Insgesamt waren die Prägezahlen der spanischen Königreiche eher niedrig.[26] RomSeit 1350 gab der römische Senat den Fiorino Romano aus, der bei einem Gewicht von 3,5 g auch als Dukat bezeichnet wird. Das Münzbild zeigt einerseits Christus mit dem Evangelium, andererseits den hl. Petrus mit einem vor ihm knienden Senator. RusslandIn der Zeit nach 1470 ließ Zar Iwan III. (1462–1505), wahrscheinlich von einem italienischen Künstler entworfen, nach dem Vorbild des Ungaro (siehe oben) die erste russische Goldmünze nach westlichem Vorbild prägen – in der Stückzahl von 1.[27] DänemarkHier wurden Goldgulden im angeblichen Wert eines Rheinischen Guldens, dänisch Rhinsk Gylden, immer wieder als Kriegsmünzen ausgegeben, d. h., sie dienten der Bezahlung von Kriegskosten, was – wie in solchen Fällen fast immer – bedeutete, dass der Edelmetallgehalt heimlich gesenkt wurde. 1490 ließ König Hans (1481–1513) solche Münzen mit der Aufzahl 72 aus der 17-Karat rauen Kölner Mark prägen; die letzten stammen von Christian IV. (1588–1648) aus dem Dreißigjährigen Krieg mit der Aufzahl 72 aus der 18¼-Karat rauen Mark.[28] Daneben wurden Ungersk Gylden, also ungarische Goldgulden, bzw. Dukaten, geprägt, und zwar von Frederik I. (1523–1533) bis Christian IV.[29] PolenHier war das Münzwesen während des ganzen 15. Jahrhunderts vernachlässigt worden.[30] Daher begann die Guldenprägung vergleichsweise spät: Erst Sigismund I. ließ 1528 Gulden, polnisch Złoty, nach dem Vorbild des ungarischen Guldens in Krakau prägen. Sein Wert entsprach anfänglich 30 Krongroschen, und dieser Wert blieb als Rechnungsmünze erhalten, auch als die Groschen im Laufe der Zeit immer minderwertiger ausgebracht wurden. SchwedenWie in Dänemark sind hier zwei Arten von Floren zu unterscheiden, die beide nur sehr kurze Zeit geprägt wurden: einmal als erste schwedische Goldmünze überhaupt, der 1568–1573 von König Erik XIV. (1560–1568) und seinem Bruder Johann III. (1568–1592) nach ungarischem Vorbild ausgebrachte Ungersk Gyllen, also „ungarische Gulden“, der genau wie jener aufgrund seines Goldgehaltes eigentlich ein Dukat war; zum andern von 1569 bis 1571 der Krongyllen im Fuß des Rheinischen Guldens mit seinem sehr reduzierten Goldgehalt von 2,48 g.[31] Heiligenbildnisse auf GoldguldenJohannes der TäuferJohannes der Täufer ist der erste Heilige, der auf den Goldgulden abgebildet wurde.
Heiliger Johannes mit Kreuzzepter, die Linke zum Segen erhoben mit Wollmantel. Apostel Petrus
St. LaurentiusDer Heilige Laurentius des Nürnberger Lorenzguldens, der im Gegensatz zum gleichzeitigen Sebaldusgulden minderwertig ausgebracht wurde.
Der Entwurf zu dem Heiligen St. Laurentius auf dem Goldgulden[32] entstand unter Mitwirkung Albrecht Dürers. Geprägt hat der verantwortliche Münzmeister Dietherr. Rechnungsgulden und SilberguldenDer Übergang vom Goldgulden zum Silbergulden erfolgte häufig über den Rechnungsgulden: Letzterer entstand dadurch, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt den Wert eines Goldguldens ausgedrückt in einem kleineren Nominal, also Groschen, Kreuzer, Albus usw. einfach beibehielt, gleichgültig ob die zugrundeliegende Goldmünze im Wert weiter stieg oder fiel. Im Laufe des 16. Jahrhunderts begann man dann die Rechnungsgulden auch als Silbermünzen auszuprägen.[33] Guldiner oder GuldengroschenAufgrund des Goldmangels in Deutschland ließ Erzherzog Sigismund in der Grafschaft Tirol ab 1486 Silbermünzen im Wert eines Rheinischen Goldguldens prägen. Diese Guldiner oder Guldengroschen genannte Münze wurde zum Vorläufer des Silberguldens und des Talers. Sie hatte ein reines Silbergewicht von ca. 31,9 g und war in 60 Kreuzer unterteilt. Die ersten in größerer Anzahl geprägten Großsilbermünzen, die silbernen Gulden, wurden im Jahr 1500 im Kurfürstentum Sachsen in der Münzstätte Annaberg/Frohnau und evtl. in der Münzstätte Wittenberg nach der sogenannten Leipziger Münzordnung von 1500 geprägt. Bereits die 1492 und 1493 in Zwickau und Schneeberg geprägten Bartgroschen sowie die ab 1496 besonders in Schneeberg in großen Mengen zu 21 Stück auf den Goldgulden geprägten Zinsgroschen dienten der Vorbereitung der ab 1500 eingeführten silbernen Guldenwährung. Der Handel musste vorher mit der entsprechenden Menge an Kleinmünzen versorgt werden. Die Prägung der Großsilbermünzen erfolgte nach der sächsischen Münzordnung von 1500 (8,53 Gulden „auf die feine Mark“; Gewicht 29,23 g; Feingewicht 27,41 g). Das Feingewicht des silbernen Guldens entsprach wertmäßig dem damaligen Goldwert des rheinischen Goldguldens bis zur ersten sächsischen Münztrennung. Von 1505 bis 1525 erfolgte die Ausmünzung des Guldens nach dem geänderten Münzfuß von 1505: Gewicht 29,23 g, Feingewicht 27,20 g. Die als Klappmützentaler bezeichneten Gulden wurden auch in den Münzstätten Buchholz und Leipzig geschlagen. Seit 1518 wurden von den Reichsfreiherren Schlick im Joachimstal in Böhmen aus dem dortigen Bergsilber Guldengroschen mit der Bezeichnung Joachimstaler geprägt, die bald nur noch Taler genannt wurden und die Bezeichnung Guldengroschen aller dieser Nominale ablösten. In den Jahren 1524 und 1551 wurde auf den Reichstagen in Esslingen (Esslinger Reichsmünzordnung) und Augsburg (Augsburger Reichsmünzordnung von 1551) der Versuch unternommen, einen Reichsguldiner zu schaffen, der im gesamten Heiligen Römischen Reich als Standardmünze gelten sollte. Diese Reichsguldiner sind aufgrund ihrer Größe, ihrer Bewertung mit 63, bzw. 72 Kreuzern und ihrer Bindung an den Goldgulden als Vorläufer des Talers und nicht des Guldens anzusehen. Sie wurden kaum geprägt, weil die bereits in Massen umlaufenden sächsischen, böhmischen und sonstigen Guldengroschen nach einem etwas leichteren Münzfuß ausgebracht wurden und es viel zu teuer und aufwändig gewesen wäre, diese einzuziehen und nach dem Reichsfuß umzuprägen. RechnungsguldenDer Reichs-RechnungsguldenSchon von Anfang an war der Silbergulden, der bald nur noch Gulden genannt wurde, als eine Zusammenfassung von 60 Kreuzern verstanden worden. Dies entsprach auch dem damaligen Wert des Goldguldens. Da betrügerische Münzherren bis ins 19. Jahrhundert hinein ihren Gewinn bei der Münzprägung immer wieder dadurch vergrößerten, dass sie vor allem den kleineren Nominalen – denjenigen für das „gemeine Volk“ – immer weniger Silber beimengten[34], sank der von sechzig Kreuzerstücken repräsentierte Wert langsam aber stetig. Die Folge war, dass der später tatsächlich geprägte Gulden, der Speziesgulden, bei gleichbleibendem Silbergehalt im Wert relativ zu den Kleinmünzen stieg, während der Rechnungsgulden zusammen mit diesen absank. Als Rechnungsmünze tritt der Gulden erstmals im Reichsabschied von 1551 in Erscheinung: Vom neuen Reichsguldiner wurden 864⁄127 aus der feinen Kölner Mark (233,856 g) Silber geprägt. Da er aber auf 72 Kreuzer festgesetzt worden war, hatte eine feine Kölner Mark in Rechnungsgulden zu 60 Kreuzern einen Wert von „zehen floren, zwölf kreuzer, und ain Vierthail ains kreuzers, 17⁄127 ains Pfennigs“, mit anderen Worten 864⁄127 Guldiner enthielten Silber im Wert von 1026⁄127 (Rechnungs-)Gulden. Dieser blieb bis ins 19. Jahrhundert die wichtigste Rechnungsmünze in Süd- und Westdeutschland. In Norddeutschland wurde Mitte des 17. Jahrhunderts der Reichstaler zu einer Rechnungsmünze im Wert von 24 Guten Groschen = 36 Mariengroschen (= 90 Kreuzer). Damit zerfiel Deutschland, was die Hauptrechnungsmünze angeht, endgültig in die norddeutschen „Taler-Länder“ und in die süddeutschen „Gulden-Länder“. Es ergaben sich folgende feste Verhältnisse: 1 Reichsgulden (Fl.) = 60 leichte oder rheinische Kreuzer (Kr. oder Xr.) = ⅔ Reichstaler (Rtl.) = 16 Gute Groschen (ggr.) = 24 Mariengroschen (Mgr.). Regionale und lokale RechnungsguldenNeben dem Reichsgulden zu 60 (rheinischen) Kreuzern gab es noch viele regionale und lokale Gulden, die ebenfalls in der Regel nicht geprägt wurden, sondern „eingebildete“[35] Münzen waren. Als wichtigste seien genannt:
Der Reichsguldiner/Guldentaler von 1559Als erste eigenständige Guldenmünze ist der reichs gildener der 2. Augsburger Münzordnung von 1559 anzusehen. Zuvor war man immer von der Maßgabe ausgegangen, dass der silberne Guldiner und der Goldgulden den gleichen Wert, nämlich 60 Kreuzer, hätten. Es zeigte sich zwar schon früh, ab etwa 1510, dass dies aufgrund der steigenden Goldpreise und des sinkenden Silbergehalts der Kreuzer nicht mehr stimmte, aber erst 1559 trug man diesem Umstand offiziell Rechnung: Aus einer Goldmünze und ihrem Silberäquivalent wurden drei unterschiedliche Münzen. Der Goldgulden war inzwischen auf einen Wert von 72 bis 75 Kreuzern gestiegen, die umlaufenden größeren Silbermünzen, im Reichsabschied erstmals als Taller in einem Reichsdokument offiziell zur Kenntnis genommen, wurden auf einen Wert von 68 oder 72 Kreuzern festgesetzt, und dem neuen Reichsguldiner sollte der ursprüngliche Wert von 60 Kreuzern zukommen. Dadurch fielen Speziesgulden und Rechnungsgulden wieder zusammen. Der Reichsguldiner hatte bei einer Aufzahl von 9½ auf die raue Kölner Mark ein Gesamtgewicht von 24,616 g, was bei einem Feingehalt von 14 Lot 16 Grän = 930,55 ‰ ein Feingewicht von 22,907 g und eine Aufzahl von 1014⁄67 auf die feine Mark ergab.[43] Im Gegensatz zu den allermeisten Talern hatte er auch eine Wertangabe: Der Reichsapfel auf der Brust des doppelköpfigen Reichsadlers weist die Zahl 60 auf,[44] bei den entsprechend kleineren Halbguldinern findet sich eine 30. Auch diesem Reichsguldiner, später auch Guldentaler oder Güldenthaler genannt, war kein großer Erfolg beschieden, da die meisten Münzstände ebenso wie der Handel weiterhin am Taler festhielten.[45] Der Reichsgulden wurde mit wenigen Ausnahmen nur von Kaiser Ferdinand I. für Österreich selbst und von einigen süddeutschen Territorien, insbesondere den Reichsstädten, geprägt. Vor allem Nürnberg gab von 1559 bis 1660 eine ununterbrochene Reihe dieser Münzen heraus, die meisten übrigen deutschen Münzstände stellten die Prägung nach einigen Jahren wieder ein. Ein Grund dafür mag darin gelegen haben, dass die Einheit von Spezies- und Rechnungsmünze sehr schnell wieder verloren ging: Genau wie der Reichstaler stieg auch der mit konstantem Silbergehalt geschlagene Reichsgulden im Wert gegenüber den immer minderwertiger ausgebrachten Kreuzern. 1594 wurde er mit 62 Kreuzern bewertet, als Nürnberg die Prägung als letzter Münzstand 1660 beendete, war er bis auf 1 Fl. 20 Kr. = 80 Kreuzer gestiegen. Münzen im Wert eines Rechnungsguldens des 17. bis 19. JahrhundertsDa der Reichsguldiner von 1559 bis Mitte des 17. Jahrhunderts auf einen Wert von 1⅓ Rechnungsgulden gestiegen war, begann man wieder Münzen im ursprünglichen Wert eines Guldens zu schlagen. Allerdings wurden diese bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht unter dem Namen Gulden geprägt. Den Anfang machte der Pfalzgraf bei Rhein 1658 mit der Prägung von 60-Kreuzer-Stücken: Diese wiesen zwar auch die Wertzahl 60 auf, durch die Aufschrift CHUR FÜRSTLICHER PFALZ LANDMÜNTZ wurde jedoch deutlich gemacht, dass es sich hier nicht um den Reichsguldiner, sondern um einen geprägten Rechnungsgulden handelte. In Norddeutschland bildete der Münzrezess von Zinna des Jahres 1667 den Startschuss für die Ausprägung von Guldenmünzen als ⅔ (Reichs-)Taler (= Rechnungstaler), 24 Mariengroschen oder 16 gute Groschen; in Lübeck und Hamburg wurden Gulden als 32 lübische Schillinge geprägt. Nur ganz wenige Münzen wurden tatsächlich unter der Bezeichnung Gulden ausgebracht, so EIN REICHSGVLDEN XVIII SCHIL VIII PFENNI des Hochstifts Münster von 1678[46] EIN GULDEN MECKLENBURGS von 1679/80 (Mecklenburg-Güstrow)[47], und der Ausbeute-GVLDEN des Klosters Sankt Blasien von 1694.[48] Mit Gesetz des Kaisers Leopold I. vom 28. November 1692 wurde in Übereinstimmung mit dem Leipziger Münzfuß der Reichstaler auf einem Wert von 2 Gulden gesetzt.[49] Damit entsprach der halbe Reichsspeziestaler bis 1750 im Wert einem Gulden. Ab 1751 wurden zuerst in Österreich, dann ab 1753 in Süddeutschland und nach dem Siebenjährigen Krieg 1763 auch in vielen Staaten Norddeutschlands halbe Konventionstaler geprägt, die allgemein als Konventionsgulden bezeichnet wurden. In Norddeutschland tragen diese Gulden die Wertzahl ⅔, weil sie als zwei Drittel des Konventionsrechnungstalers aufgefasst wurden.[50] Da die Kleinmünzen weiterhin im Materialwert, dem inneren Wert, sanken, musste bei diesen Guldenmünzen ebenfalls der Silbergehalt reduziert werden, um so die Einheit von Speziesmünze und Rechnungsmünze zu bewahren, d. h., der Münzfuß wurde immer leichter. Daraus ergibt sich, dass die obigen Münzen zwar alle als Gulden bezeichnet wurden, dass sie aber nicht denselben absoluten Wert hatten. Die wichtigen überregionalen Münzfüße waren:
Bei der Berechnung des Silbergehaltes wurde die Mark mit 233,86 g zugrunde gelegt. Ein Leipziger Gulden hatte also z. B. den Wert von ⅞ Zinnaischen Gulden und ein Konventionsgulden den Wert von 9⁄10 Leipziger Gulden. Viele Staaten machten deutlich, dass zwischen den verschiedenen Ausprägungen des Guldens bei gleichem Münzfuß keine Unterschiede bestanden und gaben die verschiedenen Nominale gleichzeitig aus: Den Rekord hält Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, welches im Jahr 1675 1-Gulden-Stücke als XXIV MARIENGROSCHEN[52], XVI GUTE GROSCHEN[53], 60 Kreuzer[54] und ⅔ Taler[55] prägte. Zudem wiesen Münzen öfters mehrere Wertzahlen auf, z. B. ein Gulden des Hochstifts Paderborn von 1765 mit den Angaben: 24 MARIENGROSCHEN, XX STÜCK EINE FEINE MARCK (= ½ Konventionstaler) und ⅔ (Reichstaler)[56]; oder ein Gulden von Sachsen-Weimar-Eisenach von 1760 lautet auf ⅔ (Taler), 60 (Kreuzer) und 20 St. EINE FEINE MARCK.[57] Dies zeigt deutlich die Tendenz zur Vereinheitlichung des deutschen Münzwesens auf, auch wenn verschiedene Münzstände neben den überregionalen immer wieder auch ihre eigenen, regional oder gar lokal beschränkten Münzen ausgaben. Guldenmünzen dieser Art wurden bis ins 19. Jahrhundert geprägt, ein 60-Kreuzer-Stück im Konventionsfuß letztmals 1760 durch Sachsen-Weimar-Eisenach (siehe oben), ein 24-Mariengroschen-Stück im Leipziger Fuß 1834 durch Braunschweig-Lüneburg[58], ein 16-Gute-Groschen-Stück im Konventionsfuß 1834 durch das Königreich Hannover[59] ein ⅔-Taler im Leipziger Fuß 1845 durch Mecklenburg-Schwerin[60] und ein Konventionsgulden in Deutschland 1835 durch Sachsen Coburg und Gotha[61], in Österreich 1856.[62] Die Gulden des 19. JahrhundertsDer rheinische (Silber-)GuldenDie letzten im deutschsprachigen Raum geprägten Gulden wurden dann eine Angelegenheit der Länder Bayern, Baden, Württemberg und Österreich, wo der Rechnungsgulden ja auch zu Hause war, obwohl gerade hier seit ca. 1790 die Konventionstaler und ihre Teilstücke durch den Kronentaler vertrieben worden waren, mit anderen Worten, man rechnete in Süd- und auch in Westdeutschland zwar in Gulden, prägte aber lange Zeit keine entsprechenden Münzen (60 Kreuzer oder halbe Konventionstaler), während man in Norddeutschland nach Reichstalern rechnete, jedoch bis Mitte des 19. Jahrhunderts die oben aufgelisteten Guldenmünzen prägte. Bayern und ÖsterreichIm Jahre 1753 schlossen Österreich und Bayern eine Münzkonvention ab, in der Bayern den österreichischen 20-Gulden-Fuß von 1748/50 übernahm, welcher ab diesem Zeitpunkt als Konventionsfuß bezeichnet wird. In beiden Staaten wurden als Gulden halbe Konventionstaler mit der Aufzahl XX EINE FEINE MARK geprägt. Jedoch fand Bayern schnell heraus, dass die umlaufenden Kreuzer um einiges schlechter waren als der Konventionsfuß es verlangte: Das gute Konventionsgeld wurde mit zu hoch bewerteten, minderwertigen Kreuzern aufgekauft und verschwand so schnell wie es geprägt wurde.[63] Um das zu verhindern, einigte Bayern sich 1754 mit Österreich dahingehend, dass es zwar weiterhin die Konventionsmünzen prägte, diese aber um 20 % höher bewertete‚ sprich verteuerte. In Bayern wurde ein Konventionstaler statt mit 120 Kr. mit 144 Kr, ein Konventionsgulden mit 72 Kr. statt mit 60 Kr. bewertet usw. Diese Variante des Konventionsfußes wurde in der Folge von den meisten süd- und westdeutschen Staaten übernommen. Da ein Gulden nach damaliger Vorstellung als Zusammenfassung von 60 Kreuzern galt, ergab sich jetzt für diesen Teil des Heiligen Römischen Reiches ein neuer Rechnungsgulden, der sogenannte Rheinische Gulden.[64] Das bedeutete, dass der Konventionsgulden, also der halbe Speziestaler, und der Rechnungsgulden wieder auseinanderfielen: 1 Konventionsgulden (Fl. C.M.) = 1 1/5 Rechnungsgulden (Fl. rhein.). Für letzteren ergab sich ein Münzfuß von 24 Gulden auf die feine Kölner Mark.[65] Unter dem Einfluss der brabantischen Kronentaler, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Massen aus den Österreichischen Niederlanden eindrangen und zu hoch bewertet wurden, verschlechterte sich der Münzfuß des Rheinischen Guldens ab ca. 1793. Das wurde noch verstärkt durch die Auswirkungen der französischen Revolutionskriege.[66] Da jedoch die Kronentaler in ihrem Münzfuß sehr unzuverlässig waren, bestand Uneinigkeit über den genauen Fuß: Er wurde auf 243⁄10, 24½, 2454⁄100 oder gar 24¾ geschätzt.[67] Die Kronentaler passten mit ihrer Bewertung zu 162 Kreuzern schlecht in das traditionelle Münzsystem, so dass nach dem Ende der Kriegswirren 1815 eine Reform des Münzwesens in den Ländern Bayern, Baden, Württemberg und Österreich dringlich erschien. Da offiziell immer noch der Konventionstaler galt und man daneben in größerer Zahl Kronentaler prägte, erschien es nicht ratsam, noch eine weitere Talermünze einzuführen. Stattdessen wurden ab 1821 Gulden geprägt, die erstmals auch tatsächlich als solche bezeichnet wurden.[68] Die frühen Gulden 1821–1837Das Großherzogtum Baden übernahm – wie auch bei der Prägung von Goldgulden 1819 (siehe oben) und von Talern zu 100 Kreuzern 1829 – die Vorreiterrolle und gab von 1821 bis 1826 Gulden und zusätzlich von 1821 bis 1825 Doppelgulden heraus. Sie tragen die Aufschrift 1 G bzw. 2 G und waren im 24½-Gulden-Fuß ausgebracht, d. h., das Feingewicht betrug 9,545 g bzw. 19,090 g, bei einem Feingehalt von 750 ‰ bedeutete das ein Gesamtgewicht von 12,727 g bzw. 25,454 g. Das Königreich Württemberg folgte nach und prägte 1824 und 1825 jeweils Gulden (Aufschrift: EIN GULDEN-ST.) und Doppelgulden (Aufschrift: ZWEY GULDEN) im gleichen Fuß. Den dritten dieser frühen Gulden gab das Herzogtum Sachsen-Meiningen von 1830 bis 1837 aus. Er trägt die Aufschrift EIN GULDEN RHEIN, wurde im 243⁄10 Fuß[69] geprägt, hatte also ein Feingewicht von 9,624 g und wog bei einem Feingehalt von 750 ‰ 12,832 g. → Hirschgulden Die Gulden des Münchner Münzvertrags 1837–1856Diesen drei Versuchen fehlte jedoch die breite Basis, und es dauerte bis ins Jahr 1837, bis sich die Länder Bayern, Baden und Württemberg im Münchner Münzvertrag auf die allgemeine Ausgabe von Gulden einigten. Man setzte für den schlechteren Rheinischen Münzfuß (also 243⁄10 bis 24¾ statt 24 Gulden), bzw. den Kronentalerfuß einen Mittelwert von 24½ Gulden auf die feine Mark an[70] und prägte die Münzen mit dem typischen Gepräge: 1 GULDEN, nebst Jahreszahl im Eichenkranz. Das Feingewicht betrug 9,545 g, ein Feingehalt von 900 ‰ bedeutete aber, anders als bei den badischen und württembergischen Gulden, ein Raugewicht von nur 10,606 g. Die Einigung auf einen 24½-Gulden-Fuß bedeutete auch, dass die neue süddeutsche Leitmünze in einem bequemen Verhältnis zum preußischen Reichstaler im 14-Taler-Fuß stand. Im Dresdner Münzvertrag 1838 einigten sich die teilnehmenden norddeutschen und süddeutschen Staaten auf die Ausgabe einer Vereinsmünze zu 2 Taler = 3½ Gulden (Feingewicht: 33,408 g, Feingehalt: 900 ‰, Raugewicht: 37,12 g), wobei die Vereinsmünzen der süddeutschen Staaten meist das Gepräge der Gulden beibehielten: Wert im Eichenkranz. Ebenfalls ab 1838 wurden halbe Gulden (zu 30 Kreuzer) ausgeprägt. Siehe dazu als Beispiel den Vereinsdoppeltaler von Waldeck und Pyrmont von 1847 (Dicke Emma). Ab 1845 gaben diese dann noch 2-Gulden-Stücke (Feingewicht 19,090 g; Aufschrift: ZWEY GULDEN) aus, um so wieder eine dem Taler vergleichbare Münze zu haben, nachdem damit begonnen worden war, die unzuverlässigen und abgenutzten Kronentaler endgültig einzuziehen.[71] Die Gulden des Wiener Münzvertrags 18571857 wurde auf Betreiben Österreichs der Wiener Münzvertrag geschlossen, mit dem Österreich (zusammen mit Ungarn) und Liechtenstein[72] ihre Währung wieder an den deutschen Zollverein anbinden wollten. Nachdem die Kölner Mark zu 233,856 g als Grundgewicht durch das Zollpfund[73] zu 500 g ersetzt worden war, begann man die norddeutsche, die süddeutsche und die österreichische Währung in ein praktikables Verhältnis zueinander zu setzen. Bei genauer Umrechnung der jeweiligen Münzfüße hätten sich sehr krumme Werte ergeben; daher entschloss man sich, diese durch Aufrundung, d. h. Abwertung der Münzen, zu „begradigen“.
Die Abwertung fiel für die Staaten Bayern, Württemberg und Baden mit 0,223 % kaum ins Gewicht, so dass die alten preußischen Taler (Feingewicht 16,704 g) und die süddeutschen Gulden (Feingewicht 9,545 g) mit den neuen Vereinstalern (Feingewicht 16,667 g) und den neuen Gulden (Feingewicht 9,524 g) einfach gleichgesetzt wurden. Im neuen Münzfuß wurde der Gulden „süddeutscher Währung“ nur noch von wenigen Staaten geprägt, und auch diese reduzierten ihren Ausstoß beträchtlich zugunsten der Vereinstaler.[74] Außer Kurs gesetzt wurden die süddeutschen Guldenmünzen wie folgt: Doppelgulden 1874 zum Umtauschwert von 33⁄7 Mark, halbe Gulden 1875 zu 6⁄7 Mark und ein Gulden 1876 zu 15⁄7 Mark. Für Österreich hatte die Umstellung auf das Pfund als Münzgrundgewicht größere Auswirkungen: Der neue Gulden „österreichischer Währung“ (Fl. ö. W.), auch Florin und in Ungarn Forint (Frt.) genannt, musste um fast 5 % abgewertet werden; hatte der Konventionsgulden ein Feingewicht von 11,693 g gehabt, so enthielt der neue Gulden nur noch 11,111 g Silber, er wog bei einem Feingehalt von 900 ‰ 12,34567 g. Österreich ergriff die Gelegenheit bei einer solch durchgreifenden Reform gleich auch noch die Stückelung zu ändern: Statt in 60 Kreuzer wurde der neue Gulden in 100 Neukreuzer geteilt. Die neue Aufzahl von 45 auf ein Pfund fein bedeutete gleichzeitig, dass der preußische Taler, bzw. der Vereinstaler mit seiner Aufzahl von 30 nun doch noch einen eigenen Gulden im traditionellen Wert von ⅔ Talern erhielt, während der süddeutsche Gulden zwar 60 Kreuzern, aber nur 4⁄7 Talern entsprach. In der Folge wanderten die österreichischen Gulden in Massen zum Kurs von 70 Kreuzern[75] nach Süddeutschland und Sachsen ab, obwohl sie laut Wiener Vertrag österreichische Landmünzen waren, die nicht für den Umlauf im gesamten Vertragsgebiet bestimmt waren.[76] In Österreich dagegen verschwanden sie fast gänzlich aus dem Umlauf. Bei der Einführung der Reichswährung im Deutschen Kaiserreich ab 1871 entsprachen die Taler einem 3-Mark-Stück, mithin die österreichischen Gulden einem 2-Mark-Stück. Zwar wurde 1874 der österreichische Gulden in Deutschland verboten, aber die Bevölkerung hatte sich so sehr an ihn gewöhnt, dass ab 1876 als Ersatz, anders als ursprünglich beabsichtigt, auch 2-Mark-Stücke ausgegeben wurden.[77] (Wenn man den Wert des Euro mit rund 2 Mark ansetzt, wäre der Euro über das deutsche 2-Mark-Stück als der – vorläufig – letzte Nachfahre des österreichischen Guldens anzusehen.) In Österreich wurde der Gulden noch bis 1892 geprägt, dem Jahr, in dem auch Österreich monetär die Konsequenz aus seinem Ausscheiden aus Deutschland zog und als neue Währung die Krone zu 100 Hellern einführte. Allerdings blieben die Gulden noch bis 1900 zum Wert von 2 Kronen im Umlauf. Schweiz (inkl. Rechnungsgulden)In der Schweiz waren die eigenen Prägungen von eher bescheidenem Umfang. Der Bedarf an Umlaufgeld wurde daher auch durch ausländische Münzen gedeckt, z. B. liefen süddeutsche Gulden im 19. Jahrhundert in größerer Zahl in der Nordostschweiz um. In Basel (seit 1564) und Schaffhausen wurden im 16. und 17. Jahrhundert die Guldentaler zu 60 Kreuzern ausgebracht; weitere Guldenmünzen wurden im 16. und 17. Jahrhundert im Hochstift Chur geprägt, im 18. Jahrhundert in Freiburg die Florins bons als 20-Sous-Stücke bis 1710,[78] in Luzern Münzgulden bis 1714;[79] Teilstücke bis 1796, in Schwyz Gulden im Luzerner Münzgulden-Fuß 1785 und 1797,[80] und im Stift St. Gallen schließlich im Konventionsfuß und im Rheinischen 24-Guldenfuß von 1776 bis 1782. Des Weiteren verwendeten viele Kantone den Gulden als Rechnungsmünze. Zwischen 1803 und 1850 waren das Graubünden, Glarus, Luzern, Schwyz, Unterwalden, Zug, Zürich, Uri, St. Gallen, Appenzell, Schaffhausen, Thurgau und Neuenburg.[81] Die Unterteilung sowie die Wechselkurse schwankten dabei beträchtlich: Im 18. Jahrhundert galt z. B. 1 Reichsgulden = 1¼ Luzerner Münzgulden = 2½ Sittener Gulden = 3 Freiburger Florins bons = 3¾ Freiburger Florins petits = 5 Florins de Genève;[82] für das 19. Jahrhundert werden folgende Werte angegeben: 10 Zürcher Fl. = 10½ Glarner Fl. = 10⅔ Berner und Basler Fl. = 11 St. Galler Fl, der dem süddeutschen Rechnungsgulden im 24-Gulden-Fuß entsprach = 12 Luzerner Fl. = 12½ Zuger Fl. = 13 Urner Fl. = 133⁄5 Bündner Fl. = 50½ Genfer Florins.[83] Geprägt wurde von diesen Gulden keiner. Gulden in anderen Ländern
WertIm Jahr 1747 musste beispielsweise in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen für einen Gulden ein Meister zwei Tage, ein Geselle etwa 2½ und ein Tagelöhner drei Tage zu jeweils 13½ Arbeitsstunden an den herrschaftlichen Bauten arbeiten. Literatur
WeblinksCommons: Gulden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Bekanntmachung, betreffend die Außerkurssetzung der Zweiguldenstücke süddeutscher Währung. Vom 2. Juli 1874. – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Gulden – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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