Bereits sein erstes in Düsseldorf vollendetes Gemälde Rinaldo und Armida (1828), welches in der ersten Ausstellung des Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen 1829 gezeigt wurde, trug ihm Bewunderung ein.[2] Auf der Kunstausstellung in Berlin 1830 wurde das Bild Der Raub des Hylas von den Kritikern positiv hervorgehoben.
Er unternahm Studienreisen nach Holland und Belgien; zusammen mit der Familie Eduard Bendemann, Theodor Hildebrandt und der Familie Julius Hübner begleitete er Schadow 1830 nach Rom. In Italien blieb Karl Ferdinand Sohn bis 1831. Die dort besichtigten Kunstwerke, das Studium der „venezianischen Meister“, der Zauber des Südens waren wirkmächtig und lenkten seine eigenen Werke in eine romantische Richtung.
Für seine ersten Gemälde fand Sohn die Sujets in der Antike, aber er thematisierte auch Werke der Literatur, darunter Das Bad der Diana (1833) für Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Die beiden Leonoren (1834) erste Fassung nach Johann Wolfgang von GoethesTorquato Tasso, Das Urteil des Paris (1836) und Romeo und Julia (1836) nach William Shakespeare. Ferner entstanden Figurenbilder, die nicht auf literarischen Vorlagen fußten, wie Die Lautenspielerin (1832) und Die beiden Schwestern. Die Zahl seiner Historienbilder war jedoch nicht groß und reichte nur bis 1853, da er stark durch die Porträtmalerei und seine Lehrtätigkeit in Anspruch genommen wurde.
„Sein besonderes technisches Talent überwog das seiner Mitschüler wie das des Lehrers selbst und gleich in seinen ersten Bildern zeigt er sich im Verhältniß zu den Genossen als einen Virtuosen in der Behandlung. […] Schöne Mädchen und Jünglinge, reizende Weiber in aller Pracht eines üppigen Daseins, in ruhigen Situationen, sind die Gegenstände seiner Gemälde, […] Schon in seinen ersten Bildern überwand S. die größten Schwierigkeiten der Malerei, er bewährte sich als Meister in der Darstellung des Nackten, als Fleischmaler ersten Ranges. S. war vor allem Colorist, Colorist im Sinne Tizian’s, jedoch kein Nachahmer dieses Meisters, seine Darstellungsweise ist ihm ganz eigenthümlich.“
1832 übertrug ihm Schadow an der Kunstakademie Düsseldorf die Stellvertretung für Heinrich Christoph Kolbe, Carl Friedrich Lessing hatte die Vertretung im Antikensaal abgelehnt. 1833 wurde Rudolf Jordan, der aus Berlin kam, sein Schüler. Im selben Jahr wurde Sohn Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin.[4] Mit der 1838 erfolgten Ernennung zum Professor übernahm er bis 1855 den Antikensaal sowie eine Malklasse und die Vorbereitungsklasse.
Danach ließ er für vier Jahre seine Amtsgeschäfte an der Akademie ruhen, sprang jedoch 1859 für den erkrankten Schadow ein und leitete bis zu seinem Tod eine Malklasse.
Die Düsseldorfer Malerschule, anfänglich geprägt von Peter von Cornelius und Wilhelm von Schadow, gab der Historien- und Monumentalmalerei den Vorrang. Sohns Einfluss auf die Düsseldorfer Malerschule ist nicht gering zu schätzen. Er war als Lehrer von ungemeiner Wirksamkeit: Fast sämtliche Künstler der Düsseldorfer Schule waren kürzere oder längere Zeit seine Schüler, und die ausgebildete Technik der Düsseldorfer Schule ist wesentlich seiner Lehre zu verdanken. Er stand bei seinen Schülern in höchstem Ansehen, und seine Korrekturen waren mehr als die aller andern Lehrer geschätzt, denn sie waren immer kurz und treffend und auf das charakteristisch Wichtige hinweisend. Einer seiner wichtigsten Schüler war unter anderen Anselm Feuerbach.
Als Mensch genoss Sohn höchste allgemeine Achtung und führte seinen Haushalt im großen Stil. Er hatte ein ruhiges, festes Wesen mit Schlichtheit und Liebenswürdigkeit. Seine Fähigkeit zum Ausgleich sicherte Sohn neben seinem hohen malerischen Können eine nachhaltige, schulbildende Wirkung. Seine höchste Kunst entfaltete sich in den weiblichen Bildnissen. Die Fähigkeit zu einem empfindsam-sinnlichen Naturalismus trug Sohn zahlreiche Porträtaufträge mit Auftraggebern aus der Aristokratie und dem aufstrebenden Großbürgertum bis nach Russland und den USA ein. Dies forderte in seinen letzten Jahren seine ganze Kraft. Unter den zahlreichen Bildnissen sind nur einige zu nennen: Stephanie von Hohenzollern-Sigmaringen, Sophie Eugenie Freifrau von Mumm, Adelheid Marie von Anhalt-Dessau, Prinzessin von Croy, Charlotte von Reutern, Frau Marie Antoinette Stein (geb. Jung, Schwiegermutter von Cornelius Wilhelm von Heyl), Antolka Hogée (1820–1896), Frau seines Freundes und Komponisten Hiller in Köln, die Frau von Paul von Joukowsky, die Frau von Wilhelm Joest in Köln, die Frau von Theodor von Bunsen, Mathilde Wesendonck, deren Mutter Johanna Luckemeyer, seine Schülerin Marie Wiegmann und seine von ihm selbst sehr geschätzte Ehefrau Emilie Auguste.
„Dieselben sind von außerordentlicher Schönheit und Anmuth, er wußte ihnen einen wahrhaften Adel der Erscheinung zu geben, er sah die Natur von ihrer schönsten Seite. Denn man kann S. durchaus nicht als einen Idealisten nach vorgefaßtem Schema bezeichnen, es fehlt auch seinen idealen Gestalten nie die individuelle Charakteristik, doch ist die Erscheinung in seiner Darstellung gewissermaßen über sich selbst erhoben und alles unschöne, zufällige, kleinliche von ihr abgestreift. Weniger Erfolg hatte er mit männlichen Bildnissen, in welchen seine Darstellungsweise immer etwas weich erscheint.“
1840 ließ Karl Ferdinand Sohn in Düsseldorf vom Architekten Rudolf Wiegmann, dem Gatten seiner Schülerin Marie Wiegmann, ein freistehendes Doppelhaus in der Klosterstraße 23–25 (vor 1870: Pfannenschoppenstraße 33)[8] bauen. Die zweite Hälfte bewohnte Johann Wilhelm Schirmer und ab 1846 die Familie Wiegmann. Bei der Einweihung des Hauses von Karl Ferdinand Sohn am 31. Dezember 1844 trug Rudolf Wiegmann ein Gedicht vor. Dieses Haus hatte eine in Freskotechnik bemalte Fassade. Das Doppelhaus besteht nicht mehr.[9] Ihre unmittelbaren Nachbarn in der Pfannenschoppenstraße 35 waren in ihrer Düsseldorfer Zeit Alwine und Adolph Schroedter.
Karl Ferdinand Sohn war eng verflochten mit dem kulturellen und politischen Leben Düsseldorfs. Während der als Märzrevolution bezeichneten Unruhen im Jahr 1848, die zur deutschen Nationalversammlung und damit zur Feststellung der Verfassung führten, beteiligte sich auch Karl Ferdinand Sohn an den politischen Diskussionen. So fand am 6. August 1848 das vom Düsseldorfer „Verein für demokratische Monarchie“ ausgerufene „Fest der deutschen Einheit“ statt, zu denen Maler und Bildhauer mit ihrer künstlerischen Gestaltung beitrugen. Sohn entwarf die (dann von Dietrich Meinardus ausgeführte) Germania-Figur aus Holz, Pappe und Leinwand, mit erhobenem Schwert in ihrer Rechten, fünfzehn Fuß hoch.[10]
In der Begeisterung für die nationalen Ideale wurde noch am selben Abend im Rahmen der Feierlichkeiten die Künstlervereinigung Malkasten gegründet. Sohn gehörte mit weiteren Akademieprofessoren und Malern zu den Gründungsmitgliedern.
Clara Schumann schenkte ihrem Mann zu Weihnachten 1853 ein von Karl Ferdinand Sohn gemaltes Porträt. Sohn gehörte im September 1850 zu dem Empfangskomitee, das die Schumanns bei ihrer Ankunft in Düsseldorf begrüßte.[11]
Am 25. November 1867, im Alter von nahezu 62 Jahren, starb Karl Ferdinand Sohn während eines Besuchs bei seinem Freund Ferdinand von Hiller in Köln an einem Gehirnschlag.
Ehrung
Die Sohnstraße im Düsseldorfer Stadtteil Düsseltal wurde nach Karl Ferdinand Sohn benannt.[12]
Familie
Karl Ferdinand Sohn heiratete am 18. Januar 1834 in Düsseldorf Emilie Auguste (1805–1884), eine Tochter des Friedrich Carl Ludwig von Mülmann (1775–1857), Oberforstmeister zu Düsseldorf und der Johanne Sophie Luise (1779–1815), geb. Hartig, eine Schwester des ForstwissenschaftlersGeorg Ludwig Hartig.[13] Deren jüngste Schwester Sophie Pauline (1811–1863) war verheiratet mit dem Maler Rudolf Jordan. Der Bruder seiner Frau war der Düsseldorfer Regierungsrat Otto von Mülmann.
Der Raub des Hylas 1830 (1876 überwiesen aus Kaiserlichem Besitz, 1934 nachinventarisiert. 1945 im Flakturm Zoo verschollen)[14]
Der Schadow-Kreis (Die Familie Bendemann und ihre Freunde), Kollektivarbeit von Eduard Bendemann, Theodor Hildebrandt, Julius Hübner, Wilhelm von Schadow und Karl Ferdinand Sohn, 1830–31 (Museum Kunstpalast, Düsseldorf)
Die Lautenspielerin, 1832 (Nationalgalerie, Berlin)
Die beiden Schwestern 1832
Das Bad der Diana, 1833 (Diana mit drei ihrer Nymphen im Bade, den Aktäon zurückweisend, verschollen)[15]
Die beiden Leonoren, 1834 (erste Fassung)
Diana und Aktäon
Romeo und Julie, 1836
Die beiden Leonoren, 1836 (Rheinisches Landesmuseum, Bonn)[16]
Study for Disappointed Love, 1836
Das Urteil des Paris, 1836
Die vier Jahreszeiten
Tasso und die beiden Leonoren, 1839 (Museum Kunstpalast, Düsseldorf)[17]
Donna Diana (Szene aus dem Lustspiel von Moreto), 1840 (Museum am Augustusplatz, Leipzig, durch Bombenangriff am 4. Dezember 1943 vernichtet)[18]
Marie Wiegmann, 1843 (Museum Kunstpalast, Düsseldorf)
Elisabeth von Joukowsky, geb. von Reutern, 1843 (Museum Kunstpalast, Düsseldorf)
Charlotte von Wulf, geb. von Reutern, Tochter von Gerhardt Wilhelm von Reutern, 1844 (Museum Kunstpalast, Düsseldorf)
Wilhelm Camphausen: Schattenseiten der Düsseldorfer Maler, nebst verkürzten Ansichten ihrer letzten Leistungen. Düsseldorf 1845 (Digitalisat). [zeigt Künstler in ihren Ateliers in einer Serie v. Lithographien]
Rudolf Wiegmann: Die Königliche Kunst-Akademie zu Düsseldorf. Ihre Geschichte, Einrichtung und Wirksamkeit und die Düsseldorfer Künstler. Buddeus Verlag Düsseldorf 1856, S. 78–82.
Hans Paffrath (Hrsg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918. Band 3: Nabert–Zwecker. Herausgegeben vom Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und von der Galerie Paffrath. Bruckmann, München 1998, ISBN 3-7654-3011-0.
Siegfried Weiß: Malerinnen im 19. Jahrhundert. Folge 1: Das Atelier von Carl Ferdinand Sohn in Düsseldorf. In: Weltkunst Bd. 73 (2003), 3, S. 350–353.
Hendrik Olliges: Carl Ferdinand Sohn und die Düsseldorfer Porträtmalerei. In: Johannes Myssok (Hrsg.): Die Kunstakademie Düsseldorf 1773–2023. Kunstgeschichte einer Institution. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-422-80165-3, S. 69–80.
↑Johanna Unger, ältere Schwester des Radierers, Kupferstechers und Aquarellmalers William Unger (1837–1932), war auch Schülerin von Emanuel Leutze in Düsseldorf und später in München Leiterin der Damenakademie.
↑Hugo Weidenhaupt: Kleine Düsseldorfer Stadtgeschichte. Triltsch Verlag, Düsseldorf 1983, neunte überarbeitete Auflage, S. 109, Abbildung der Germania auf S. 108.
↑Auch erschienen im Sammelband zur Ausstellung Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819-1918 im Museum Kunstpalast Düsseldorf, hrsg. v. Bettina Baumgärtel. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, S. 353–376.