Die Kunstakademie Düsseldorf ist eine staatliche Kunsthochschule in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf.[3] Aus ihr und ihren Vorgängerinnen, deren älteste die um 1762 gegründete Zeichnerschule Lambert Krahes war, gingen kunsthistorisch bedeutende Einflüsse und Künstlerpersönlichkeiten hervor, etwa jene der Düsseldorfer Malerschule, mit denen ihr im 19. Jahrhundert der Aufstieg zu einer international renommierten Kunstakademie gelang.
Das Hauptgebäude an der Eiskellerstraße 1 in Düsseldorf-Altstadt ist ein bedeutender Bau der Neorenaissance in Deutschland. Vor der Eingangstreppe eingemeißelt findet sich der von Irmin Kamp geprägte Anspruch der Akademie: „Für unsere Studenten nur das Beste“.[7] Die Bibliothek der Akademie befindet sich im ersten Stock eines Nebengebäudes an der Reuterkaserne.[8]
Da die berühmte Düsseldorfer Bildergalerie des kurfürstlichen Hauses Pfalz-Neuburg 1805/1806 im Zuge eines Ländertausches, an dem sich auch das Königreich Preußen beteiligt hatte, von Düsseldorf nach München abtransportiert worden war und da Düsseldorf bei der Eingliederung in das Königreich Preußen seine Hauptstadtfunktion eingebüßt hatte, beschloss die preußische Regierung als Entschädigung die Wiederbegründung der alten Akademie als Königlich-Preußische Kunstakademie. Ihre Gründung erließ Friedrich Wilhelm III. am 9. März 1819. Gedeutet wird die Gründung als „Reorganisation der Düsseldorfer Akademie“ und als „Instrument einer in die Provinzen ausgreifenden preußischenKulturpolitik“, deren Ziel es war, einerseits die kulturelle Eigenart des Rheinlandes zu respektieren, andererseits die Bindung an Berlin zu garantieren.[11] Als erster Direktor wurde auf Empfehlung Barthold Georg Niebuhrs zum 1. Oktober 1819 Peter von Cornelius berufen, der seine Ausbildung bei seinem Vater, dem Maler und GalerieinspektorJohann Christian Aloys Cornelius, erhalten hatte und seit 1811 unter den Lukasbrüdern in Rom lebte.[12] Der Lehrbetrieb begann 1822. Cornelius stellte darin die Zeichenkunst und die Monumentalmalerei in den Vordergrund.
Die Kunstakademie befand sich von 1821 bis zum Brand 1872 im Galeriegebäude und in angrenzenden Flügeln des vormals kurfürstlichen Schlosses. Im Erdgeschoss waren die Bibliothek, Wohnungen und Arbeitsräume untergebracht. Die Ateliers der Professoren befanden sich im ersten Obergeschoss. Weitere Arbeitsräume und der Raum der Landschaftsklasse lagen im zweiten Obergeschoss.
Bereits 1824 ging Cornelius mit vielen seiner Schüler an die Kunstakademie München, wo ihm sein Verehrer, der bayerische Kronprinz Ludwig, bessere Möglichkeiten für die Entfaltung der Monumentalmalerei und ein deutlich höheres Direktorengehalt angeboten hatte.[13] Nach einer Zeit der Ungewissheit folgte 1826 Wilhelm von Schadow aus Berlin kommend als neuer Direktor. Einige seiner Berliner Schüler schlossen sich ihm an und ließen sich ebenfalls in Düsseldorf nieder. Der preußische Kultusminister Karl vom Stein zum Altenstein hatte sich für Schadow als bekannten Porträtisten mit der Überlegung entschieden, dass unter den Bedingungen der aufsteigenden bürgerlichen Gesellschaft für die an der Kunstakademie auszubildenden Maler insbesondere Aufträge in der Porträt- und Tafelmalerei entstehen würden.[14] Unter Schadows Ägide (bis 1859) entwickelte sich die Akademie zu einer Institution von internationalem Rang. Mit ihr verband sich seit den 1830er-Jahren der Begriff der Düsseldorfer Malerschule, die über den eigentlichen Kreis der Akademielehrer und -schüler hinaus reichte. Speziell die Landschaftsmalerei, aber auch das Genre, genossen einen hervorragenden Ruf; zahlreiche Maler aus Skandinavien, Russland und den Vereinigten Staaten von Amerika kamen zur Ausbildung nach Düsseldorf. Schadow führte ein Ausbildungssystem ein, das auf dem Prinzip der Meisterklasse beruhte. Nach einer Grund- oder Elementarklasse, in der das Kopieren von Zeichnungen, später das Abzeichnen von Abgüssen menschlicher Körperteile gelernt wurde, folgte die Vorbereitungsklasse. In dieser arbeiteten die Studenten nach ganzen Gipsabgüssen sowie nach der Natur. Ausführung eigener Entwürfe und Teilnahme an der Arbeit ihres Meisters folgten in der obersten Klasse, der Meisterklasse, die besonders talentierten Schülern vorbehalten war.
Neubau am Sicherheitshafen
Nach dem Brand des Düsseldorfer Residenzschlosses, in dem die neugegründete Akademie zunächst untergebracht war, wurde zwischen 1875 und 1879 für sie am Gelände eines früheren Sicherheitshafens am nördlichen Rand der Düsseldorfer Altstadt nach einem Entwurf von Hermann Riffart ein Neubau in historistischen Formen der italienischen Renaissance erbaut. Bis zur Fertigstellung des Gebäudes kamen die Lehrer der Akademie in den übrig gebliebenen Gebäuderesten neben der Brandstätte, der Gemäldegalerie, oder im so genannten „Wunderbau“, erbaut von Friedrich Gerhardt, jenem im Osten der Stadt gelegenem Atelierhaus auf der Pempelforter Straße 80.[15] Am 20. Oktober 1879 wurde die Akademie mit einem Festakt eingeweiht.[16]
In den 1890er Jahren, der Aufschwungsphase nach dem Gründerkrach, verpflichtete die Königliche Kunst-Akademie an der Rheinbrücke Karl Janssen für die Bildhauer. Er schaffte es, dass die Absolventen der Königlichen Kunstakademie zu Düsseldorf in der Kunstszene auffielen.[18]
1909 wurde eine Abteilung für kirchliche Monumentalkunst gegründet unter Leitung von Josef Huber-Feldkirch, die Kurse veranstaltete zur Förderung „moderner“ Kunst für die Kirchen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Klassen für Bühnenbild (Lehrbeauftragter Georg Hacker) und für Druckgraphik eingerichtet. Zum 1. April 1919, unter der Ägide Fritz Roebers, wurde die Kunstakademie mit wesentlichen Teilen der Kunstgewerbeschule Düsseldorf zusammengelegt.[19] Diese Schule hatte von 1904 bis 1907 unter der Leitung von Peter Behrens, eines früheren Studenten der Kunstakademie und Mitgründers des Deutschen Werkbundes, gestanden. Er hatte neue Ideen für die Architektur- und Designerausbildung verwirklicht. Von 1908 bis 1919 unterstand die Kunstgewerbeschule dem Direktorat von Wilhelm Kreis, der mit seiner Architekturabteilung die Schule vom ursprünglichen Typus des Kunstgewerbes entfernte und diese zu einer Architekturhochschule weiterentwickelte. Die Vereinigung beider Einrichtungen bewirkte eine weitere programmatische Öffnung der Kunstakademie.
Unter Wilhelm Kreis gab es um 1912 an der Kunstgewerbeschule eine Klasse in Auffassungszeichnen, Naturstudien und Aktzeichnen für Damen. Seit 1918 hatten einige wenige in der „Kunsthochschule für Frauen“, welche sich im südlichen Flügel des Kunstpalasts befand, die Möglichkeit zu einem Studium, was auf Nachkriegsinitiativen emanzipatorischer Frauenvereine zurückging, insbesondere auf Anregungen des 1911 gegründeten Vereins Düsseldorfer Künstlerinnen.[20] Durch die Angliederung der Kunstgewerbeschule an die Akademie waren nun auch Frauen immatrikulationsberechtigt und wurden ab 1921 zum Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf zugelassen.[21]
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war die Kunsthochschule ein Kristallisationskern der Moderne. Richtungen wie der Rheinische Expressionismus und Künstlervereinigungen wie Das Junge Rheinland und der Sonderbund setzten neue Impulse und schufen ein innovatives Klima. Studenten der 1920er-Jahre waren unter anderem Arno Breker und Wilhelm Lehmbruck.
„Neue Akademie“
Fritz Roeber, seit 1908 Direktor der Akademie, setzte sich dafür ein, einen modernen größeren Neubau für die Akademie zu errichten. Die Stadt Düsseldorf bot dem preußischen Staat an, gegen eine Überlassung des alten Akademie-Gebäudes am Sicherheitshafen und einen finanziellen Beitrag von 1,25 Millionen Mark (in fünf Jahresraten) ein etwa 12 ha großes Gelände bereitzustellen „und darauf nach einem staatlicherseits zu genehmigenden Entwurf einen allen Ansprüchen genügenden Neubau gebrauchsfertig herzustellen, der dann mit allen Anlagen in das Eigentum des Staates übergeht.“[22] 1912/1913 wurde dafür ein Architektenwettbewerb durchgeführt, bei dem der gemeinsame Entwurf der Architekten Karl Wach und Heinrich Beck preisgekrönt und zur Ausführung bestimmt wurde.[23] Die erste Jahresrate von 250.000 Mark wurde bereits im preußischen Staatshaushalt für das Jahr 1913 ausgewiesen.[22] So entstand auf der Golzheimer Heide, die sich südlich des Vororts Stockum und nördlich des Vororts Golzheim zwischen dem Rhein und dem Ortsteil Rath erstreckte, unweit des Rheinufers die sogenannte „Neue Akademie“ bzw. „Neue Kunstakademie“. Die Adresse lautete Menzelstraße 16, die neu angelegte Straße wurde nach dem Maler Adolph von Menzel benannt und verlief von der Grünewaldstraße bis zur Stockumer Kirchstraße.
Karl Wach übersiedelte nach Düsseldorf und war an der Bauausführung beteiligt; er etablierte sich in der Stadt und wurde 1918 als Professor an die Kunstgewerbeschule Düsseldorf berufen. Bei deren Auflösung 1919 wurden mehrere ihrer Abteilungen (darunter die für Architektur) und die Zeichenlehrer-Ausbildung von der Kunstakademie weitergeführt. Karl Wach war nun Dozent an der Hochschule, deren neues Domizil er baute. Durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten während des Ersten Weltkriegs und in der von Novemberrevolution, Hochinflation und Besatzung durch französische und belgische Truppen geprägten Nachkriegszeit zogen sich die Bauarbeiten für das neue Hauptgebäude noch bis 1922/1923 hin. Ende 1923 konnte die Architektur-Abteilung in die „Neue Kunstakademie“ umziehen.[24] Die Ausführung der Nebengebäude und der Gartenanlagen nach der ursprünglichen Gesamtplanung von Wach und Beck scheiterte an den fehlenden finanziellen Mitteln. Der geplante Tausch zwischen Stadt und Staat (Altbau gegen Neubau) war spätestens damit gescheitert. Ab 1929 wurden auch Räume als Ateliers an Künstler vermietet, um mit dem Gebäude einen Ertrag zu erwirtschaften.
1936 wurde das nun „Städtisches Atelierhaus“ genannte Hauptgebäude in die Planungen für die Reichsausstellung Schaffendes Volk (1937) integriert,[25] es bildete als „Haus der Deutschen Arbeitsfront“ das Hauptgebäude und den point de vue der Hauptachse „Straße des Lebens“. Nach der Ausstellung wurde das Hauptgebäude zum Dienstgebäude der SA-Gruppe Niederrhein unter der Führung von Heinrich Knickmann, genannt „Horst-Wessel-Haus“. 1939 befanden sich im Untergeschoss weiterhin fünf Ateliers für Maler und Bildhauer und die 1926 gegründete Bronzegießerei Gustav Schmäke. 1974 wurde der Bau zugunsten des Aquazoos im Nordpark abgerissen. Allein der rückwärtige Treppenaufgang am Kopf der Pappelallee blieb erhalten.
Vogelschaubild der Neuen Kunstakademie (Hauptgebäude mit „ד gekennzeichnet)
Wettbewerbsentwurf von Wach und Beck, Lageplan
Wettbewerbsentwurf von Wach und Beck, Ansicht des Hauptgebäudes
Gebäude für kirchliche Kunst und Bildhauerei, Karl Wach und Heinrich Beck, Ansichten
Kartenausschnitt von 1929
Hauptgebäude als Horst-Wessel-Haus (1939)
Nach 1933
1933 fielen mit dem Direktor Walter Kaesbach sowie zwölf Professoren und Lehrern viele Dozenten der Säuberungswelle der Nationalsozialisten zum Opfer. Der Kunsthistoriker Kaesbach wurde von der NSDAP-Zeitung Volksparole als eines jener Elemente bezeichnet, die der deutschen Kultur hemmend im Wege standen. Ihm wurde vorgeworfen, er habe der „Kunstzersetzung“, dem „Bolschewismus“ und „Separatismus“ gedient und in seinen Räumen alles gestattet außer „deutsches Kunstschaffen“. Auf Veranlassung des Kunstmalers und NSDAP-Mitglieds Ludwig Siekmeyer, der sich am 31. März 1933 als „Mitglied der von der Gauleitung der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei eingesetzten Fachgruppe für bildende Künste, Theater und Musik“ vorstellte,[26] übernahm Julius Paul Junghanns kommissarisch die Leitung, bis am 25. Oktober 1933 der Dortmunder Architekt Peter Grund mit der vertretungsweisen Wahrnehmung der Direktorengeschäfte der Akademie betraut wurde.[27] Grund war der erste Architekt, der die Leitung der Akademie übernahm. Im Dezember 1933 wurde Grund dann zum kommissarischen Leiter der Landesstelle Rheinland der Reichskammer der bildenden Künste ernannt[28] und im Juni 1934 zum ordentlichen Direktor der Akademie.[29]
Bei der Neuausrichtung der Düsseldorfer Kunstakademie 1933 wurden unter anderem neue Hilfsfächer wie Rassenkunde, Wehrsport und nationalsozialistische Schulung eingeführt. Mit parteikonformen Lehrkräften wie Friedrich Erhard Haag, der als nichtbeamteter außerordentlicher Professor für allgemeine Hygiene, Rassenhygiene und Bakteriologie,[30][31] ab Mai 1934 das Fach „Rassenkunde“ unterrichtete, stockte man das Personal auf.[32]
Die kommenden Jahre waren in der Akademie von nationalsozialistischen Kunstvorstellungen, etwa der Blut- und Bodengebundenheit sowie einem starken Antiindividualismus, geprägt. Werner Peiners Professur für Monumentalmalerei wurde nach Kronenburg in der Eifel ausgelagert, dort erfolgte die Gründung der Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei, aus der auch der DDR-Staatskünstler Willi Sitte hervorging. Das für sie errichtete Gebäude wurde von Emil Fahrenkamp entworfen, der im Juli 1937 die kommissarische Leitung der Akademie übernahm.[33]
Nach 1945
Nach dem Krieg erwies sich die Ausgangssituation für die Wiederaufnahme des Lehrbetriebes als denkbar ungünstig: Am 14. und 21. März 1945 trafen zum zweiten und letzten Mal Bomben das Akademiegebäude schwer und im östlichen Flügel stürzten sämtliche Decken ein.[34] Aber mehr durch Artilleriebeschuss als durch Bombenangriffe war die im Stil der Italienischen Renaissance erbaute Akademie nahe der Oberkasseler Brücke stark beschädigt worden, von 90 Räumen konnten nur fünf benutzt werden. Die nach Kriegsende für die Provinz Nordrhein zuständigen britischen Militärbehörden, mit dem zuständigen Oberstleutnant Henry James Walker, hatten ein großes Interesse an schneller Normalisierung des öffentlichen Lebens und bestanden auf rascher Wiedereröffnung der Akademie trotz der desolaten Raumsituation. Ewald Mataré, 1945 als kommissarischer Direktor eingesetzt, wollte die Akademie nur mit geeigneten Lehrkräften wieder eröffnen, d. h., er wollte ehemalige Nazis nicht weiter lehren lassen.[35] Die Regierung wollte seinen Bestrebungen nicht folgen und ließ lediglich die Direktoren nicht im Amt. So wurde 1945 Werner Heuser an die Akademie zurückberufen und übernahm das Amt des Direktors (1946–1949) und legte den Grundstein zum Wiederaufbau des Gebäudes und des Lehrbetriebs, welcher unter seinem Nachfolger Heinrich Kamps abgeschlossen werden konnte.
Die offizielle Eröffnung, die erste einer Kunstakademie in Westdeutschland, fand am 31. Januar 1946 statt. Das Kollegium bestand aus den drei zwischen 1929 und 1938 entlassenen und 1945 wieder berufenen Mataré, Heuser und Kamps sowie den folgenden, zum Teil erst im Dritten Reich berufenen Lehrern: Fritz Becker, Paul Bindel, Otto Coester, Joseph Enseling, Wilhelm Herberholz, Josef Mages, Jakob Heinrich Schmidt, Wilhelm Schmurr und Walter von Wecus.
„Der Aufbruch der überwiegend nicht mehr jungen Lehrer im Kollegium war kein stürmischer und blieb eher bedächtig, oft spürbar getragen von dem Wunsch, endlich das in Freiheit mitteilen und lehren zu können, von dem man schon immer überzeugt war. Selbst ein Lehrer wie Mataré ragte nicht durch die Kühnheit künstlerischer Neuerungen heraus, sondern durch die Spannbreite der Positionen, die er in seiner Klasse zuließ.“[36]
In den bewegten 1960er- und 1970er-Jahren (German Pop, 68er-Bewegung und Punk nahmen ihren Ausgang in Düsseldorf) erlebte die Akademie eine intensive Auseinandersetzung durch viele Fluxus-Veranstaltungen und Aktionen, etwa das Festival Festum Fluxorum Fluxus am 2. und 3. Februar 1963, die Performance Infiltration Homogen für Konzertflügel am 28. Juli 1966 oder die Gründung einer Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung am 19. Juni 1971. Es kam auch zu größeren Konflikten zwischen Professoren der Hochschule und Joseph Beuys, gegen den sogar ein Manifest verfasst wurde. Johannes Rau führte als Minister für Wissenschaft und Forschung mit Beuys eine juristische Auseinandersetzung um seine Kündigung, die erfolgt war, weil Beuys das Sekretariat gemeinsam mit abgewiesenen Studenten besetzt hatte. Der spätere Rektor Markus Lüpertz wurde in den 1960er-Jahren der Akademie verwiesen.
Nach wie vor ranken sich Legenden um die Düsseldorfer Akademie mit ihrem eindrucksvollen Gebäude und den riesigen Ateliers, so beispielsweise um den legendären Raum 20, in dem unter Beuys die Künstler Katharina Sieverding, Blinky Palermo, Imi Knoebel und Jörg Immendorff arbeiteten, bevor Knoebel, Immendorff und Palermo Raum 19 für sich beanspruchten.
Ein ähnlicher Ausgangspunkt wichtiger künstlerischer Strömungen war die Foto-Klasse von Bernd Becher mit den Schülern Andreas Gursky, Candida Höfer, Axel Hütte, Thomas Ruff und Thomas Struth. Bernd Becher war 1976 auf Vorschlag von Norbert Kricke Inhaber des Lehrstuhls für Fotografie geworden. Ihm folgte im Jahr 1999 Jeff Wall und im Jahr 2000 Thomas Ruff.
In der Akademie befanden oder befinden sich kunsthistorisch relevante Werke wie die Fettecke von Joseph Beuys in Raum 3 (heute Professorenraum), Imi Knoebels Raum 19 (Verbleib: Dia:Beacon, New York), Gerhard Merz Installation eines Oberlichts in Raum 301 im Nordturm der Akademie und eine aus Kakteen bestehende Arbeit von Klaus Rinke. Dies hat unter anderem mit der Tradition zu tun, den Professoren nicht nur Klassenräume zur Verfügung zu stellen, sondern auch ein eigenes Atelier.
Jährlich zum Ende des Wintersemesters lädt die Akademie zum Rundgang ein. Alle Klassen stellen der Öffentlichkeit ihre künstlerischen Arbeiten vor. Das qualitative Niveau reicht von der Studie bis zum frühen Meisterwerk.
Im August 2017 wurde Karl-Heinz Petzinka neuer Rektor, der zuvor bereits als künstlerischer Leiter von RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas verantwortlich zeichnete. Im Sommer 2022 legte er überraschend sein Amt nieder. Johannes Myssok, Professor für Kunstgeschichte, übernahm kommissarisch die Leitung. Im Dezember 2022 wählte die Kunstakademie Düsseldorf die Architektin Donatella Fioretti, seit 2017 Professorin für Baukunst, zur neuen Rektorin. Sie hatte sich knapp gegen Myssok durchgesetzt. Das NRW-Wissenschaftsministerium erklärte die Abstimmung Anfang Februar 2023 wegen Verfahrensfehlern für ungültig.[37] Nach Streitereien um die Berufung Fiorettis gab Johannes Myssok im März 2023 sein Amt als kommissarischer Rektor auf.[38] Tony Cragg, seit 2015 Ehrenmitglied der Kunstakademie, übernahm kommissarisch die Leitung des Hauses.[39][40] Am 24. April 2023 wurde Fioretti zur Rektorin gewählt. Im Senat der Akademie erhielt sie zehn Stimmen, bei zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen.[41]
Das Studium schließt mit dem Akademiebrief (Diplom) oder dem Staatsexamen ab. Beiden Abschlüssen steht die Verleihung eines Meisterschülertitels durch den jeweiligen Professor offen.
In den kunstbezogenen Wissenschaften besteht darüber hinaus die Möglichkeit einer ordentlichen Promotion.
Fachbereiche
Das Studienangebot gliedert sich in die Fachbereiche Kunst und Kunstbezogene Wissenschaften, die sich wiederum folgendermaßen untergliedern:
In der Akademie existieren professionelle Werkstätten. Die Einrichtungen werden von künstlerisch wie handwerklich ausgebildeten Dozenten oder Lehrbeauftragten (Lehrkraft für besondere Aufgaben in der künstlerisch-technischen Einrichtung) geleitet.
Druck und Grafik: Lehrauftrag für LithografieFelix Bauer, Künstlerische Leiter: seit 2010 Markus Lörwald (* 1968), seit 2012 Richard Helbin (* 1980), Sarah Wiesmann (* 1978)
Durch das Kunsthochschulgesetz Nordrhein-Westfalen vom 20. Oktober 1987 (Gesetz über die Kunsthochschulen im Lande Nordrhein-Westfalen) wurden der Aufbau und die Organisation der Kunsthochschulen in Nordrhein-Westfalen neu geordnet. Dabei wurde auch die Amtsbezeichnung des Leiters der Hochschule von Direktor in Rektor geändert. Leiter der Hochschule waren:
Gunnar Krabbe, 1990–1996 Student bei Franz Eggenschwiler, Christian Megert und Oswald Wiener, Meisterschüler von Christian Megert, seit 1999 Lehrkraft für Steinbildhauerei
Kirsten Lampert, 1986–1990 Studentin und Meisterschülerin von Markus Lüpertz, seit 1990 Dozentin, 1996–1999 Lehrauftrag für Aktzeichnen, seit 1997 Leitung der Werkstatt Maltechnik
Herbert Willems, ab 1991 Student und 1998 Meisterschüler von Tony Cragg, 2009–2014 Lehrauftrag (Assistent von Tony Cragg), seit 2014 Leiter der Metallbildnerei
Kunstakademie Düsseldorf (Hrsg.): Die Geschichte der Kunstakademie Düsseldorf seit 1945. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-422-07229-9.
Johannes Stüttgen: Der ganze Riemen. Beuys’ Auftritt als Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf 1967–1972. Verlag der Buchhandlung König, Köln 2008, ISBN 978-3-86560-306-7.
Heinz Peters: Wilhelm Lambert Krahe und die Gründung der Kunstakademie in Düsseldorf. In: Eduard Trier (Hrsg.): Zweihundert Jahre Kunstakademie Düsseldorf. Schwann, Düsseldorf 1973, S. 1 ff.
Hans Paffrath (Hrsg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918. Band 1: Abbema–Gurlitt. Herausgegeben vom Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und von der Galerie Paffrath. Bruckmann, München 1997, ISBN 3-7654-3009-9.
Rolf Wederer, Thomas Kempas: Architektonische Spekulationen. Drosteverlag, 1970, DNB851010024.
Museum Ramboux: Nachbildungen zur Vergegenwärtigung der christlichen Malerei in Italien von den frühesten zu der kunstreichsten Epoche bei der Königlichen Kunstakademie zu Düsseldorf. Voß, Düsseldorf 1851. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Ludwig Bund: Die Semisäcular-Feier der Königlichen Kunst-Akademie zu Düsseldorf in den Tagen des 22., 23. und 24. Juni 1869. Budich, Düsseldorf 1870 (Digitalisat).
↑Diesen Ausspruch tat die Bildhauerin Irmin Kamp während ihres Rektorats 1982–1987. Anlässlich der Ernennung Klaus Staecks zum Gastprofessor meißelten Schüler der Klasse von Ulrich Rückriem 1986 diesen Spruch in Gehwegplatten, die sodann in einer Nachtaktion gegen die alten am Eingang der Kunstakademie verlegten Platten ausgetauscht wurden (vgl. Rolf Purpar: Kunststadt Düsseldorf. Objekte und Denkmäler im Stadtbild. 2. Auflage. Grupello Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-89978-044-4, S. 48).
↑Heinz Peters: Wilhelm Lambert Krahe und die Gründung der Kunstakademie in Düsseldorf. In: Eduard Trier (Hrsg.): Zweihundert Jahre Kunstakademie Düsseldorf. Düsseldorf 1973, S. 1 ff.
↑Bernd Füllner u. a.: Düsseldorf als Stadt der Kunst 1815–1850. In: Dokumentation zur Geschichte der Stadt Düsseldorf. Pädagogisches Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf, Düsseldorf 1987, Band 10, S. 5.
↑Helmut Börsch-Supan: Das Frühwerk Wilhelm von Schadows und die berlinischen Voraussetzungen der Düsseldorfer Schule. In: Wend von Kalnein (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 65.
↑Hugo Weidenhaupt: Von der französischen zur preußischen Zeit (1806–1856). In: Hugo Weidenhaupt (Hrsg.): Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen ins 20. Jahrhundert. Schwann im Patmos Verlag, Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-34222-8, Band 2, S. 397.
↑Bernd Füllner u. a.: Düsseldorf als Stadt der Kunst 1815–1850. 1987, S. 7.
↑Hugo Weidenhaupt: Von der französischen zur preußischen Zeit (1806–1856). 1988, S. 398.
↑Ekkehard Mai: Die deutschen Kunstakademien im 19. Jahrhundert: Künstlerausbildung zwischen Tradition und Avantgarde, Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2010, ISBN 978-3-412-20498-3, S. 299 ff.
↑Jutta Dresch: Karl Janssen und die Düsseldorfer Bildhauerschule. Überarbeitete Dissertation vom Sommer 1987. Triltsch Verlag, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7998-0055-7, S.59–61.
↑Ekkehard Mai: Die deutschen Kunstakademien im 19. Jahrhundert. Künstlerausbildung zwischen Tradition und Avantgarde. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien 2010, ISBN 978-3-412-20498-3, S. 373.
↑Dawn Leach: Eröffnungsrede zur Ausstellung „Künstlerinnen in der NS-Zeit“, maschinengeschriebener Vortrag, Düsseldorf 2005, S. 1.
↑V. der Neubau der Kunstakademie, in Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1938. Der Rhein in der Planung und Architektur der Stadt Düsseldorf, S. XXII, XXIII, XXIV.
↑Jahresbericht der Kunstakademie 1945 bis 1947, Verlag A. Bagel 1947.
↑Düsseldorfer Stadtchronik 1945: 24. November 1945 Berufung des Bildhauers Ewald Mataré zum kommissarischen Direktor der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.
↑Lothar Romain: Nicht beim Alten bleiben! Die Düsseldorfer Kunstakademie nach dem Krieg Quelle: Aus den Trümmern. Neubeginn und Kontinuität. Kunst und Kultur im Rheinland und Westfalen 1945–1952, Klaus Honnef und Hans M. Schmidt (Hrsg.), Köln, 1985, S. 419 bis 421.