Jörg Zink wurde 1922 auf dem Habertshof, einem christlichen Bruderhof bei Schlüchtern (Hessen), geboren. Er war ein Sohn der Eheleute Max Zink und Maria Zink, geb. Geiger. Schon früh starben seine Eltern (1925 und 1926). Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Ulm war er bei der Luftwaffe als Bordfunker eingesetzt. Am 8. März 1944 sah er auf dem Rückflug von einem Einsatz in Algier zum Fliegerhorst Istres aus der Flugzeug-Glaskuppel heraus im Rahmen einer existentiellen Erfahrung den, wie er es beschrieb, „Himmel meines Lebens“. Am 11. April 1944 überlebte er den Abschuss seines Flugzeuges durch britische Streitkräfte und kam 1945 in US-amerikanischeKriegsgefangenschaft. Er hatte als einer von dreien aus dem Geschwader von 400 Mann überlebt.[4]
Die rund dreihundert von ihm verfassten religiösen Sachbücher erzielten eine Auflage von mehr als 17 Millionen Exemplaren, dazu kamen Auslandslizenzen in 20 Sprachen.[5] Viel beachtet ist insbesondere seine Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche, die ab 1965 veröffentlichte Jörg-Zink-Bibel. Er wurde für diese Übersetzung angefeindet, sie galt als „Sakrileg an Luthers prägender Sprache“.[6] Sein Liedertext Der Abend kommt wurde in die Regionalausgabe Württemberg des Evangelischen Gesangbuchs aufgenommen.[7] Vier Lieder fanden Eingang in das Mennonitische Gesangbuch (dort die Nr. 40, 116, 145 und 293). Charakteristisch für seine Texte ist das Aufgreifen tradierter christlicher Leitmotive, die in einen neuen Zusammenhang gestellt werden, z. B. in Neue Zehn Gebote oder Die sieben letzten Tage der Schöpfung.
Seit 1970 trat Zink regelmäßig bei den Deutschen Evangelischen Kirchentagen als Redner auf. Meist gestaltete er dort morgendliche Bibelarbeiten, die gut besucht waren. Beim Evangelischen Kirchentag 1981 in Hamburg gestaltete er mit dem Flötisten Hans-Jürgen Hufeisen beispielsweise eine Bibelarbeit vor 15.000 Zuhörern.[8] „Die Bibelarbeiten waren mir wichtig, weil ein Kirchentag ohne Orientierung an der Bibel nicht sein kann“, sagte Zink bei seinem Abschied aus dieser Arbeit 2011.[9] Sein letzter Auftritt auf dem Kirchentag wurde per Video und Großleinwand an die Zuschauer übertragen, da er nach einer schweren Operation nicht selbst am Kirchentag teilnehmen konnte.[10]Matthias Morgenroth zitiert ihn mit den Worten: „Der Kirchentag ist das Beste, was die Kirche den Menschen heute zu bieten hat.“[11]
Seit den 1970er Jahren bereiste Zink Länder des Nahen Ostens, im Besonderen Israel, und produzierte Filme und Bücher über die Religionsgeschichte und Kultur dieser Länder. Ab 1980 tat er dies als freier Publizist, nachdem er vom kirchlichen Dienst beurlaubt worden war. 1980 trat Zink den Grünen bei[12][13] und wurde zu einem „protestantische[n] Inspirator der Friedens- und Umweltbewegung in den Achtzigerjahren“, wie Matthias Drobinski in seinem Nachruf schrieb.[14] Am 7. November 1996 erhielt Zink für seine Verdienste um die evangelische Publizistik den Wilhelm-Sebastian-Schmerl-Preis.
Zink war verheiratet und hatte drei Töchter und einen Sohn sowie vier Enkel.
Würdigungen
Jörg Zink war einer der wichtigsten Sprecher der Friedens- und Ökologiebewegung und wurde hierfür 1983 mit dem Bundesnaturschutz-Preis ausgezeichnet. Im Jahr 2004 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Predigtpreis des Verlags für die Deutsche Wirtschaft (Bonn) ausgezeichnet.[15] Im Jahr 2012 wurde ihm die Staufermedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg verliehen.
Von Ministerpräsident Winfried Kretschmann wurde Zink 2015 zum Ehrenprofessor ernannt. Kretschmann würdigte Zinks Einsatz in der Friedensbewegung und bei der Gründung der Partei der Grünen. Damit habe der Geehrte entscheidend dazu beigetragen, dass aus einer Protestbewegung eine ernstzunehmende politische Kraft in der Mitte der Gesellschaft geworden sei.[16]
Schriften (Auswahl)
Der Begriff des Kompromisses, sein Ort, sein Rang und seine Verwandlung in der theologischen Ethik, Ein Beitrag zum Problem der Weltlichkeit des christl. Handelns. Hamburg 1955, DNB480587574 (Dissertation Universität Hamburg, Evangelisch-theologische Fakultät, 22. November 1955, 244 S.).
Womit wir leben können. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1963, DNB450445712.
Was Christen glauben. 1969. Ergänzte Neuausgabe, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014, ISBN 978-3-579-08505-0.
Licht über den Wassern. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-7831-0551-X.
Was bleibt, stiften die Liebenden. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 3-7831-0581-1.
Kostbare Erde. Biblische Reden über unseren Umgang mit der Schöpfung. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1981, ISBN 3-7831-0617-6.
Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-7831-0937-X.
Sieh nach den Sternen – gib acht auf die Gassen. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-7831-1201-X (Autobiographie). Neuausgabe. Kreuz-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-7831-3129-1.
↑Biographische Daten von Jörg Zink in: Wer ist Wer – Das deutsche Who’s Who 2000/2001. 39. Ausgabe. Begründet von Walter Habel. Schmidt-Römhild, Verlagsgruppe Beleke, Lübeck 2000, ISBN 3-7950-2029-8, S. 1580.
↑Matthias Morgenroth: Jörg Zink. Die Biografie. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013, ISBN 978-3-579-06591-5, S. 85.