Forint
Der Forint ist die Währung Ungarns. Ein Forint ist formal in 100 Fillér oder Filler (Abkürzung f; deutsch: „Heller“) eingeteilt, diese Einheit hat jedoch seit Ende der 1990er Jahre keine Bedeutung mehr. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Forint 1946 wieder eingeführt und hielt sich bis Mitte der 1980er Jahre stabil. Nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Regimes kam es 1991 mit dem Wandel von Zentralverwaltungswirtschaft zu freier Marktwirtschaft zu einer Inflation. Der Wert des Forints fiel drastisch und im Jahr 1991 lag die Inflationsrate bei 32,2 %,[1] im Jahr 2009 dagegen nur noch bei 5,6 %.[1] Als EU-Mitglied wird Ungarn den Forint aufgrund der Verpflichtungen in den EU-Verträgen durch den Euro ersetzen, dazu muss Ungarn aber zunächst den Wechselkursmechanismus II erfüllen. GeschichteDer Forint bekam seinen Namen vom Florin, einer nach der Stadt Florenz benannten Goldmünze, die sich im 13. Jahrhundert in ganz Europa verbreitete. Auch andere Währungen wie der Gulden waren vom Florin abgeleitet. In Ungarn wurde der Forint erst 1325 durch König Karl Robert von Anjou (ung. Károly Róbert) eingeführt. Im 14. und 15. Jahrhundert war Ungarn der größte Goldproduzent Europas. Der Forint zählte bis zum 17. Jahrhundert zu den stärksten Währungen der Region. Der Fillér hat seinen Namen vom Heller. Die Osmanen beherrschten Ungarn im 16. und 17. Jahrhundert.[2] Als die Macht nach 150 Jahren allmählich nachließ, begann die Regierungszeit der Habsburger. Aber auch das führte nicht zur Befriedung des Volkes, so dass es zu mehreren Aufständen kam. Vor allem die reiche Adelsfamilie Rákóczi war hierbei aktiv beteiligt.[2] Ferenc II. Rákóczi ging als Führer der Rebellion als ungarischer Nationalheld in die Geschichte ein. Er ziert heute noch den 500-Forint-Schein. Rákóczi schuf während der Freiheitskriege eine neue Währung, indem er die Habsburger Münzen (1,10 und 20 Poltur) mit seinem Siegel überprägen ließ. Dieser Vorgang wird auch Kontramarkierung genannt. In Österreich-Ungarn wurde der Forint ab 1868 für den ungarischen Reichsteil geprägt, bevor er mit der Währungsreform von 1892 durch die Österreichisch-ungarische Krone (Korona) ersetzt wurde. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie wurde die Ungarische Krone eingeführt, die wiederum als Reaktion auf die von 1921 bis 1924 andauernde Inflation 1927 vom Pengő („klingende Münze“) abgelöst wurde. Schon 1931 wurde der Goldpengő mit 130 Trillionen Papierpengő bewertet. Am 3. Juni 1946 wurden Noten im Wert von 100 Trillionen Pengő in Umlauf gebracht und am 11. Juli 1946 wieder eingezogen. Kurz danach wurde der Adopengő (dt. Steuerpengő) eingeführt. Der Kurs zwischen Pengö und Steuerpengö wechselte ständig. Der Pengő erlitt eine so hohe Abwertung, dass dies als Inflationsweltrekord ins Guinness-Buch der Rekorde einging. Nach dieser Hyperinflation und dem damit einhergehenden Geldchaos ist seit dem 1. August 1946 der Forint wieder offizielle Währung Ungarns. Ein Forint wurde als 4·1029 (400 Quadrilliarden, ausgeschrieben 400.000.000.000.000.000.000.000.000.000) Pengő oder 200 Millionen Steuerpengő festgesetzt. Die kommunistische Führung, die ab 1948 regierte, ließ im Zuge der Planwirtschaft keinen Spielraum für einen Aufschwung des Forints. Trotz verschiedener Maßnahmen, darunter die Kontrolle der Ölpreise an der Grenze sowie dem Versprechen stabiler Inlandspreise, begannen auch in Ungarn die Preise sowie die Kosten für Devisen-Anleihen zu steigen. Die im Jahr 1946 festgelegten Nennwerte der Geldscheine reichten nicht mehr aus, was dazu führte, dass 1970 die erste 500-Forint-Note gedruckt wurde. 1983 folgte dann die 1000-Forint-Note und 1991 der 5000-Forint-Schein. Die Änderung des politischen Systems im Jahr 1989 gab dem Forint erstmals die Chance, sich unter marktwirtschaftlichen Bedingungen zu entwickeln. Dies erwies sich als schwieriger Prozess. Die schnelle Freigabe der verbliebenen regulierten Preise sorgte im Jahr 1990 für eine Inflation von 33,35 Prozent[1] und 1991 von 32,22 Prozent.[1] Durch die relative wirtschaftliche Selbständigkeit Ungarns hatte das Land im Vergleich mit den anderen ehemals sozialistischen Ländern allerdings den niedrigsten Inflationswert aufzuweisen. Das Vertrauen der Ungarn in den Forint war sehr gering, so dass die meisten Menschen ihre Ersparnisse in Devisen, vorzugsweise D-Mark oder US-Dollar, hielten. Erst Mitte der 1990er Jahre begann sich dieser Trend umzukehren und 2001 wurde der Forint für voll konvertierbar erklärt. AusgabeformenMünzen1946 wurden die Münzen zunächst im Wert von 2, 10 und 20 Fillér und 1, 2 und 5 Forint geprägt. 1947 folgten dann 5 Forint, sowie 1948 5 und 50 Fillér. Der Fillér bestand zunächst aus Kupfer-Verbindungen und der Forint aus Aluminium. Bis 1947 wurden wegen des Goldstandards auch echte Silbermünzen geprägt. Alte Münzen (Serie ab 1949)Die folgende Tabelle zeigt eine detaillierte Übersicht über die einzelnen Münzen.
Im Laufe der Jahre wurden immer wieder neue Münzen geprägt, die sich im Aussehen aber nicht wesentlich von den in der oben aufgeführten Tabelle unterscheiden. Bei den Aluminium-Münzen wurde über die Jahre noch Magnesium als Material hinzugefügt. Die 10-Forint-Münze erschien 1983 auch als Kupfer-Aluminium-Nickel-Verbindung. Die Farbe der Münze änderte sich von Silber zu Gold. Aktuelle Münzen (Serie ab 1990)Seit dem 15. Juni 2009 sind Münzen zu 5, 10, 20, 50, 100 und 200 Forint im Umlauf. Die Fillér-Münzen wurden 1999 eingezogen. Ab dem 1. März 2008 wurden auch die Ein- und Zwei-Forint-Stücke wegen der geringen Verwendung seitens der Verbraucher und der fehlenden eigenständigen Kaufkraft eingezogen. Bei Barzahlungen im Einzelhandel wird derzeit der Rechnungsbetrag auf die nächste durch 5 teilbare Zahl auf- oder abgerundet. Bis 1. März 2012 war eine Einwechslung dieser Münzen bei der ungarischen Zentralbank Magyar Nemzeti Bank möglich. Am 15. Juni 2009 wurde die neue 200-Forint-Münze in Umlauf gebracht, welche die entsprechende Banknote ersetzte. Die folgende Tabelle zeigt eine detaillierte Übersicht über die aktuellen Münzen:[3]
GedenkmünzenDie erste Gedenkmünze nach der letztmaligen Forinteinführung 1946 war 1948 eine Serie zur 100. Jahreswende der Revolution und des Freiheitskrieges 1848–1849, entworfen von József Reményi. Sie zeigt ein Porträt von Sándor Petőfi; am Rand ist der Ausspruch „Wir schwören, wir schwören“ eingefräst. Die Münze erschien in 5-, 10- und 20-Forint-Prägungen.[4] Die nachfolgende Tabelle zeigt ausgewählte Gedenkmünzen von 1948 bis 2010:
Im Jahr 2010 wurde zuletzt die Gedenkmünze zum Weltkulturerbe Őrségi geprägt. Diese viereckige Silbermünze zeigt auf der Vorderseite die Wert- und Jahreszahl und in Umschrift „Republik Ungarn“. Auf der Rückseite ist der gleichnamige Őrségi-Nemzet-Park abgebildet. Die Münze ist im Wert von 5000 Forint erschienen.[5] BanknotenEs gibt Banknoten zu 500, 1000, 2000, 5000, 10.000 und 20.000 Forint. Auf ihnen sind berühmte Persönlichkeiten der ungarischen Geschichte auf der einen Seite und dazugehörende Schlösser, Städte und Kunstwerke auf der anderen Seite abgebildet. Die 200-Forint-Noten sind seit dem 16. November 2009 kein gültiges Zahlungsmittel mehr, werden aber bis zum 16. November 2029 von der Magyar Nemzeti Bank und anderen Banken umgetauscht. 1946 wurden zunächst 10- und 100-Forint-Scheine eingeführt. Wegen ihrer schlechten Qualität, bedingt durch den Offsetdruck, mussten die Scheine aber bereits 1947 wieder eingezogen und durch Scheine besserer Qualität ersetzt werden. 1947 wurden Scheine im Wert von 10, 20 und 100 Forint gedruckt. Alte Banknoten (Serie ab 1947)
Im Lauf der Jahre erschienen unter den verschiedenen Regierungen immer wieder Neuauflagen der Scheine. Das Aussehen blieb aber im Wesentlichen gleich. Auffallendste Änderung sind die vier verschiedenen verwendeten Wappentypen, so wurde Anfang der 90er Jahre die Trikolore mit einem fünfzackigen Stern (3. Wappen) durch ein Wappen mit Krone und Kreuz ersetzt. Alte Banknoten (Serie ab 1997)Die Größe aller Banknoten ist identisch. Sie beträgt 154 × 70 mm. Der 200er ist inzwischen im Umlauf durch eine Münze ersetzt. Seit 2008 existieren Banknoten mit OMRON-Kreisen. Das Design der anderen Noten wird seit 2014 überarbeitet: Porträts und Bilder bleiben, aber neue Sicherheitsmerkmale werden hinzugefügt.
Aktuelle Banknoten (Serie ab 2014)
Herstellung von Münzen und BanknotenUngarische Banknoten werden auf Bestellung der Magyar Nemzeti Bank (MNB) durch die Pénzjegynyomda Zrt. (Hungarian Banknote Printing Company), ein Unternehmen der MNB, hergestellt. Die Druckerei existiert seit den 1920er-Jahren, auch die ersten Banknoten wurden hier gedruckt. Das spezielle Banknotenpapier, welches für den Druck von Forint-Banknoten benötigt wird, wird von der Diosgyor Papermill produziert. Diese Papierfabrik ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Hungarian Banknote Printing Company, eines traditionsreichen Unternehmens mit über 200-jähriger Geschichte. Die Münzen werden im Auftrag der MNB von der Ungarischen Prägeanstalt (Magyar Pénzverő Zrt.) geprägt, ebenfalls ein Unternehmen der Zentralbank. Auch sie existiert seit den 1920er-Jahren. Die Umlaufmünzen wurden 1993 ausgetauscht. In den 1990er Jahren wurden alle drei Betriebe vollständig saniert und so werden die neuen Banknoten und Münzen mit modernsten Werkstoffen und Technologien produziert.[6] Außenwert des ForintDer Außenwert des Forint zeigt die historischen Wechselkurse zu Euro, US-Dollar, britischem Pfund und japanischem Yen im Zeitverlauf. Wechselkurs zum Euro
Im Mehrjahres-Trend hat der Forint in den letzten 15 Jahre kontinuierlich an Wert verloren. In 2022 hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre expansive Geldpolitik weitergeführt, um die Inflation bei 2 % zu halten. Die Ungarische Nationalbank (MNB) hingegen setzte ihre restriktive Geldpolitik fort, um die hohe Inflation senken zu können. Der Leitzins entwickelte sich von 2,9 % im Januar auf bis zu 13 % im Dezember 2022.[8] Wechselkurs zum US-Dollar
Die Tabelle zeigt, dass die Kurse im Verlauf von 1995 bis 2001 stark angestiegen sind. Im April 2001 bekam man für einen Dollar 278,26 Forint. Ab Mai 2001 verlor der US-Dollar im Gegensatz zum Forint wieder an Wert. Im Juli 2008 bekam man für einen US-Dollar nur noch 144,96 Forint.[9] Wechselkurs zum Britischen Pfund
Auch die Kurse des Britischen Pfund steigen im Verlauf bis 2001 stark an. Der Höchstwert liegt hier ebenfalls im April 2001 bei 435,19. Seit Mai 2001 fallen die Kurse stetig. Im Oktober 2009 zum Jahresstart bekam man für ein Pfund 276,36 Forint. 2024 erreiche der Kurs einen Höchststand bei 468,02.[10] Wechselkurs zum Japanischen Yen
Von 1995 Bis Juli 2008 fiel der Kurs wieder soweit ab, dass man für einen Yen nur noch 1,37 Forint bekam. Seit 2009 erholt sich der Kurs wieder und erreichte im Februar 2009 ein Hoch mit 2,52 Forint pro Yen. Der Höchststand des Forint lag im Januar 2021 bei 287,85. Zum Jahresstart von 2024 lag der Kurs bei 2,45.[11] Euro und WKM IIUngarn ist nicht Mitglied im „Eurowarteraum“ WKM II, war aber mit dem Beitritt zur Europäischen Union die Verpflichtung eingegangen, den Euro zu übernehmen. Allerdings lagen in Ungarn Inflation und Staatsverschuldung weit über den EU-Konvergenzkriterien. Sein Haushaltsdefizit lag im Jahre 2006 bei über neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts und war damit das größte innerhalb der EU. Die Neuverschuldung könnte das Land jedoch im Jahr 2009 auf 5,7 Prozent absenken. Für 2010 zielte die Regierung auf maximal 4 Prozent des BIP; tatsächlich erreicht wurden 4,2 Prozent.[12] Die Nationalbank gab den Wechselkurs des Forint frei und setzte damit die zuvor geltende Schwankungsbreite von maximal 15 Prozent zum Euro aus. Dies wurde als Instrument eingesetzt, um die Inflation von nahezu 8 Prozent zu bremsen.[13] Sie betrug im September 2011 gegenüber September 2010 noch 3,7 Prozent.[14] Auch 2022 lag Ungarns Haushaltsdezifit mit 6,2 Prozent weit über dem Euro-Zone-20-Mittelwert von 3,6 und gleichauf mit Rumänien nur vor Italien mit 8 Prozent.[15] Seine gesamte Staatsverschuldung dagegen lag mit 73,3 Prozent nicht viel höher als die Deutschlands von 66,3 und deutlich unter dem Euro-Zone-Mittelwert von 91,5 Prozent.[16] Laut dem Präsidenten des ungarischen Haushaltrates Árpád Kovács, könnte Ungarn Ende 2024 die Konvergenzkriterien für die Euro-Einführung erfüllen.[17] Forint, IWF und FinanzkriseUngarn ist seit dem 6. Mai 1982 Mitglied im Internationalen Währungsfonds. Bis zum 5. November 2008 bekam Ungarn in Form von Bereitschaftskrediten und erweiterten Fondsfazilitäten ca. 2,567 Mrd.[18] Sonderziehungsrecht, kurz SDR, des IWF bewilligt. Davon nahm die ungarische Regierung ca. 1,381 Mrd.[18] SDR auch in Anspruch. Der komplette Betrag wurde in der vorgegebenen Zeit wieder zurückbezahlt. Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise, von der Ungarn besonders stark betroffen war, bewahrte der IWF durch einen Bereitschaftskredit in Höhe von ca. 10,537 Mrd. SDR[19] das Land vor dem Bankrott. Auch die Europäische Zentralbank und die EU halfen Ungarn mit Milliardenbeträgen. Ungarn nahm auch 7,637 Mrd. SDR[20] des am 6. November 2008 gewährten Kredits des IWF in Anspruch. Am 5. Oktober 2010 lief der Kredit aus. Auf folgende Zahlungen an den Fonds hatte sich Ungarn mit dem IWF geeinigt.
WeblinksCommons: Forint – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Forint – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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