Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

 

Bible Belt

_ Bibelgürtel
Dominierende Glaubensrichtungen 2001 in den 48 Bundesstaaten, ohne Alaska und Hawaii (Details):
!!! Katholiken
!!!! Baptisten
! Methodisten
!! Lutheraner
! Mormonen
! andere

Mit Bible Belt (englisch für Bibelgürtel) wird eine Gegend in den USA bezeichnet, in der evangelikaler Protestantismus ein integraler Bestandteil der Kultur ist. Dieses Gebiet erstreckt sich größtenteils über die Südstaaten.

Geographische Einordnung

Exakte Grenzen existieren nicht, in der Regel ist ein Gebiet gemeint, das sich von Texas im Südwesten und Kansas im Nordwesten bis Virginia im Nordosten und Florida im Südosten erstreckt.

Geschichtlicher Hintergrund

Vor dem Bürgerkrieg waren die Südstaaten weniger religiös geprägt als etwa der Mittlere Westen oder Neuengland. Erst das Erlebnis des verlorenen Krieges, die folgende Besatzung durch Nordstaatentruppen und die damit einhergehenden einschneidenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen bewirkten in diesem Gebiet eine starke Hinwendung zur Religion.

Politische Einordnung

Politisch sind die Bundesstaaten des Bible Belt bzw. die Mehrheit ihrer Bevölkerungen überwiegend dem konservativen Wählerspektrum zuzurechnen. Bis etwa 1960 war das Gebiet fest in der Hand der Demokraten, da die Republikaner immer noch als Partei des ehemaligen Kriegsgegners empfunden wurden (siehe Solid South). Mit der Hinwendung der Demokraten zur Bürgerrechtsbewegung und im Folgenden einer Wahlkampfstrategie der Republikaner, die auf die Wähler dieser Staaten besonderes Augenmerk legte, änderte sich dies. Heute gelten die Staaten des Bible Belt – außer Florida, Virginia, und zunehmend auch Georgia sowie North Carolina – zumindest bei US-Präsidentschaftswahlen als Hochburgen der Republikanischen Partei. Der letzte demokratische Präsidentschaftskandidat, der im Bible Belt nennenswert politischen Erfolg hatte, war Jimmy Carter, der lange Jahre als Diakon einer Baptistengemeinde aktiv war. Spätere demokratische Präsidentschaftskandidaten – selbst jene, die aus dem Süden kommen oder dort langjährig politisch aktiv waren – wie Bill Clinton (Gouverneur von Arkansas) oder Al Gore (Senator und Abgeordneter für Tennessee) waren im Süden kaum erfolgreich. Gore unterlag sogar in Florida gegen George W. Bush, was ihn in einer äußerst knappen Wahl die Mehrheit der Wahlmännerstimmen kostete.

Hochburgen

Für verschiedene Städte innerhalb des Bible Belt wird gelegentlich die Bezeichnung The Buckle of the Bible Belt (Die Gürtelschnalle des Bibelgürtels) gebraucht. Kennzeichnend sind wichtige kirchliche Einrichtungen, Unternehmen mit entsprechendem Hintergrund, eine allgemein hohe Dichte an Gotteshäusern oder eine streng gläubige Bevölkerungsmehrheit. Beispielsweise wird die Bezeichnung für Nashville (Tennessee) verwendet, das auch Music City, USA genannt wird. Hier erfolgt ein Wortspiel, das darauf beruht, dass von den Country-Musikern übergroße (umgangssprachlich: dinnertellergroße) Gürtelschnallen getragen werden und außerdem verschiedene evangelikale Kirchen beheimatet sind, darunter die größte, die Southern Baptist Convention. Weitere Städte sind Tulsa in Oklahoma, Lubbock in Texas, Jacksonville in North Carolina u. a.

Gürtelterminologie in den USA

Die Gürtelterminologie wird oft benutzt, um sich in Ost-West-Richtung ausdehnende Regionen der USA zu beschreiben, die eine gemeinsame Eigenschaft besitzen. Neben dem Bibelgürtel gibt es beispielsweise den Rostgürtel (Rust Belt), der sich über die Industriegegenden im Nordosten und den nördlichen mittleren Westen erstreckt sowie den Sonnengürtel (Sun Belt), eine Bezeichnung für die Staaten mit vergleichsweise heißem Wetter zwischen den Küsten. Weitere Gürtel sind der Schneegürtel (Snow Belt), der Getreidegürtel (Grain Belt), der Maisgürtel (Corn Belt), der schwarze Gürtel (Black Belt) und der Baumwollgürtel (Cotton Belt). Viele dieser Gürtel überlagern einander, so ist der Bible Belt und der Cotton Belt weitgehend geographisch dasselbe Gebiet, hauptsächlich jene Staaten, die von 1861 bis 1865 die Konföderierten Staaten von Amerika bildeten.

Andere Staaten

Mit Bible Belt werden aus US-amerikanischer Sicht auch Landstriche anderer Staaten mit einem hohen konservativ-christlichen Bevölkerungsanteil bezeichnet, wobei diese Gebiete weder langgestreckt noch zusammenhängend sein müssen.

Australien

In Australien wird der Ausdruck Bible Belt ebenfalls verwendet. Meistens sind damit Gegenden um einzelne Städte, wie etwa die nordwestlichen Vororte von Baulkham Hills, Sydney, die nordöstlichen Vororte von Adelaide wie Paradise, Modbury und Golden Grove, gemeint.[1][2]

Deutschland

Ein deutscher Bibelgürtel erstreckt sich vom Westerwald über das Siegerland bis zum Bergischen Land. Hier sitzen auch mehrere evangelikale Werke und Einrichtungen (z. B. Evangeliumsrundfunk in Wetzlar). Die sich streng an den Urtext haltende Elberfelder Bibel (Wuppertal) wird von Evangelikalen bevorzugt.

Sächsischer Biblebelt“ ist ein von der Journalistin Jennifer Stange von der Heinrich-Böll-Stiftung eingeführter Begriff für ein Gebiet, das sich vom Vogtland bis ins Erzgebirge erstreckt und stark evangelikal-fundamentalistisch geprägt sei. Die Gemeinden des „sächsischen Biblebelt“ haben alle die Markersbacher Erklärung von 2012 (im Original „Erklärung 144 sächsischer Kirchgemeinden zum familiären Zusammenleben im Pfarrhaus“) unterschrieben,[3] die sich gegen das Zusammenleben homosexueller Pfarrer im Pfarrhaus der jeweiligen Gemeinde ausspricht.[4][5] Sie organisierten sich in der Sächsischen Bekenntnis-Initiative. Gleichwohl stimmte die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens sowohl dem Zusammenleben homosexueller Pfarrer und im Pfarrhaus kirchenrechtlich zu und im Oktober 2016 ermöglichte die Landeskirche Sachsen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.[6][7]

Als „Pietcong“ werden, abgeleitet von den Studentenprotesten gegen den Vietnamkrieg, seit den 1970er Jahren Gebiete Schwabens im Umkreis von Stuttgart sowie im Nord- und Hochschwarzwald umgangssprachlich abwertend als gesellschaftlich rückständig bezeichnet.[8] Der Politologe Michael Lühmann sagte etwa: „Die Kirchen sind hier immer noch sehr gut gefüllt und ein bedeutender gesellschaftlicher Akteur.“ Stuttgart sei – wie das sächsische Pendant – eingebettet in einen historisch gewachsenen Pietismus. Er bezeichnete beide Gegenden als „Bible Belts“ der Bundesrepublik, in denen „Renitenz und Protest“ seit Jahren reiften und die zudem zu Hochburgen der AfD wurden.[9]

Kanada

Gelegentlich wird der Terminus auch als Bezeichnung für die konservative Region in der kanadischen Provinz Alberta benutzt.

Niederlande

In den Niederlanden gibt es einen Bibelgürtel, der sich von Zeeland im Westen bis Overijssel im Nordosten erstreckt. Sein Erstreckungsgebiet ist die politische Hochburg der Reformierten Politischen Partei.

Norwegen

Zum norwegischen Bible Belt werden Westnorwegen und Südnorwegen gerechnet.

Schweden

Der schwedische Bible Belt liegt im nördlichen Småland und konzentriert sich auf die Stadt Jönköping und deren Umgebung. Die Christdemokraten haben dort ihre wichtigste Wählerbasis.

Andere Bedeutungen

Bible Belt wird außerdem als humorvolles Synonym für den Keuschheitsgürtel verwendet. Dies liegt wohl an den Keuschheitskampagnen der im Bible Belt ansässigen Kirchen bzw. ihrer Aktivisten und Funktionäre.

Siehe auch

Literatur

  • Joseph L. Locke: Making the Bible Belt: Texas Prohibitionists and the Politicization of Southern Religion. Oxford University Press, New York 2019, ISBN 978-0-19-753291-1.

Einzelnachweise

  1. Bible Belt wants to tighten a grip on power In: The Age, 15. September 2004 
  2. theage.com.au
  3. Erklärung 144 sächsischer Kirchgemeinden zum familiären Zusammenleben im Pfarrhaus (Memento des Originals vom 6. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.weiterdenken.de
  4. Evangelikale in Sachsen – Ein Bericht. Der sächsische Biblebelt. In: Website von Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen
  5. Jennifer Stange: Evangelikale in Sachsen, Dresden 2014
  6. Evlks.de:„Segnung von Paaren in Eingetragener Lebenspartnerschaft“ in Sachsen möglich – Beschluss der Kirchenleitung vom 27. Oktober 2016 (Memento vom 19. Oktober 2016 im Internet Archive)
  7. Evangelisch.de: Sächsische Kirche ermöglicht Segnung homosexueller Paare im Gottesdienst
  8. Parvin Sadigh: Homosexuellen-Hetze aus dem Schwarzwald. In: zeit.de. Zeit Online, 9. Januar 2014, abgerufen am 21. November 2021.
  9. Wie die deutschen »Bible Belts« die Anti-Corona-Proteste befeuern; In: Spiegel.de vom 18. Dezember 2020; abgerufen am 19. November 2020
Kembali kehalaman sebelumnya


Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9