Bereits als Studentin trat Cotten bei Poetry Slams auf und veröffentlichte erste Gedichte sowie Prosatexte in Literaturzeitschriften und Anthologien. Darüber hinaus schrieb sie Rezensionen, so für die Popzeitschrift The Gap, bevor 2007 ihr erster Gedichtband Fremdwörterbuchsonette bei Suhrkamp veröffentlicht wurde. Auch als Literaturtheoretikerin trat Cotten hervor, zum Beispiel auf LyrikKritik.de;[5] sie war Mitglied im Forum der 13. Besonders charakteristisch für ihre Poesie sind spielerische Sprachexperimente. Dabei berühren ihre Texte Themen wie Philosophie, Sprache als System oder künstliche Intelligenz. Gelegentlich erscheinen literarische und literaturjournalistische Beiträge von ihr in einigen Tageszeitungen, wie junge Welt und taz. Cotten fertigt überdies auch Übersetzungen an.
Ihr Erzählungsband Der schaudernde Fächer (2013) sei „ein Schlag ins Gesicht all derer, die finden, man müsse Literatur auch verstehen können“, urteilte der Literaturkritiker Ijoma Mangold. Ihn würden Cottens Erzählungen an Friedrich SchlegelsLucinde erinnern.[6] Die Autorin selbst gab später an, dass sie, ohne es zu wissen, vom japanischen Genre der 私小説 (Watakushi-Shôsetsu), von dem sie einiges in englischer Übersetzung konsumiert hatte, zu einer radikal transparenten autobiografischen Prosaform inspiriert worden sei. Der österreichische Kulturjournalist Paul Jandl nannte Cotten „die klügste und schwierigste Dichterin in deutscher Sprache“.[7]
2010 ist bei dem in Berlin-Neukölln ansässigen Verlag Broken Dimanche Press Cottens erstes Buch in Englisch erschienen.[8]
Seit 2023 gibt Cotten zusammen mit Gerd Sulzenbacher und Sandro Huber die beim Verlag Sonderzahl in Wien erscheinende Zeitschrift Triëdere – Zeitschrift für Theorie, Literatur und Kunst heraus.
Cotten verwendet in ihren Texten eine experimentelle Form gegenderter Sprache, die sie „polnisches Gendering“ nennt. Bei diesem Verfahren kommen „alle für alle Geschlechter nötigen Buchstaben in beliebiger Reihenfolge ans Wortende“.[11] Die Formulierung „polnisches Gendering“ wurde zunächst als Anspielung auf den Ausdruck „polnischer Abgang“ interpretiert, laut Cotten bezieht es sich jedoch auf die polnische Notation und soll zudem, auch in Hommage an den Berliner Club der polnischen Versager, Verdachte auf politische Korrektheit zerstreuen.[12] 2019 verwendete sie das Verfahren in ihrem Roman Lyophilia und zunehmend auch in Gedichten. Auch die Lyrikerin Monika Rinck verwendet gelegentlich eine Variante des „polnischen Genderings“.[13] Im Roman treten unter anderem „Greisennni“, „Teilnehmernnnie“, „eien Betrachterni“ und „Oberunterösterreichernnnie“ auf.[14][15]
In ihrer 2020 erschienenen Übersetzung von Mary MacLanesIch erwarte die Ankunft des Teufels verwendet Cotten das Verfahren vereinzelt; in der von mehreren Übersetzerinnen und Übersetzern besorgten Übertragung von Legacy RussellsGlitch Feminism kommt es neben Entgendern nach Phettberg und anderen Formen vor. Der Literaturkritiker Magnus Klaue kritisierte das Verfahren in seiner Kolumne Lahme Literaten.[16] Auch in schriftlichen Interviews verwendet Cotten Formen des „polnischen Genderings“.[17] Der Historiker Valentin Groebner verwendet es in seinem Buch Retroland (2018).[18]
Nach der Welt. Die Listen der konkreten Poesie und ihre Folgen. (mit einem Vorwort von Wendelin Schmidt-Dengler), Klever Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-902665-01-0.
Mary MacLane: Ich erwarte die Ankunft des Teufels, (mit einem Vorwort von Ann Cotten und einem Nachwort von Juliane Liebert), Reclam Verlag, 2020, ISBN 978-3-15-020647-8.
Christian Metz: Poetisch denken: Die Lyrik der Gegenwart. Fischer, 2018, ISBN 978-3-10-403562-8.
Katrin Gunkel: Poesie und Poetik translingualer Vielfalt: zum Englischen in der deutschen Gegenwartslyrik. Praesens Verlag, 2020, ISBN 978-3-7069-1104-7.
(FROHMANN / 0x0a: Genuin digitale Literatur): Poetisch denken 3: Ann Cotten. FROHMANN / 0x0a, 2020, ISBN 978-3-944195-30-8.
Ann Cottens Schuhe. In: Richard Schumm, Martin Frank (Hrsg.): Edition Paratexte. 1. Auflage. Nr.1. Edition Paratexte, Stuttgart 2024, ISBN 978-3-00-077843-8.-
↑Cotten, Ann. Die ganze Welt : Listen in der Konkreten Poesie und danach. Diplomarbeit. Wien 2007.[1]
↑Ann Cotten: Nach der Welt. Die Listen der konkreten Poesie und ihre Folgen. (mit einem Vorwort von Wendelin Schmidt-Dengler), Klever Verlag, Wien 2008.
↑Bayerischer Rundfunk Joana Ortmann: Poetisch Gendern!: Erfinden Sie bessere Geschlechtsbezeichnungen. 1. März 2021 (br.de [abgerufen am 26. Mai 2021]).
↑Monika Rinck: Das Ungesagte meinen. In: MERKUR. Band73, Nr.836, 2019, ISSN0026-0096, S.29–42 (merkur-zeitschrift.de [abgerufen am 7. Februar 2022]).
↑Hanna Engelmeier: Erzählband der Dichterin Ann Cotten: Wer das liest, ist doof. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Mai 2019, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 27. April 2020]).
↑Valentin Groebner: Retroland: Geschichtstourismus und die Sehnsucht nach dem Authentischen. FISCHER E-Books, 2018, ISBN 978-3-10-490693-5 (google.de [abgerufen am 5. Januar 2022]).