Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

 

Zemarchos

Zemarchos war ein oströmischer Militär und Diplomat im 6. Jahrhundert.

Zemarchos stammte aus Kilikien und diente als magister militum. Nachdem zuvor eine Delegation der Kök-Türken unter Führung des einflussreichen Sogdiers Maniakh in Konstantinopel eingetroffen war, um Beziehungen mit dem oströmischen Reich aufzunehmen, begab sich Zemarchos im August des Jahres 569 im Auftrag Kaiser Justins II. an den Hof des türkischen Herrschers Sizabulos nach Sogdien.[1] Die Tatsache, dass Zemarchos als ein hochrangiger Militär die lange Reise unternahm, bezeugt die Ernsthaftigkeit der Oströmer, zu dem mächtigen türkischen Khaganat im Osten gute Beziehungen zu etablieren. Sizabulos wird oft mit dem westtürkischen Khagan Istami identifiziert, was aber nicht unproblematisch ist.[2]

Zemarchos wurde von Sizabulos freundlich aufgenommen. Sizabulos empfing Zemarchos in einem Zelt aus gefärbter Seide, auf einem goldenen Thron mit zwei Rädern sitzend. Am zweiten Tag saß er auf einer vergoldeten Liege, am dritten Tag auf einer Liege aus gehämmertem Gold, die von vier goldenen Pfauen getragen war.[3] Sizabulos wollte die Oströmer, denen er reiche Geschenke übergab, zu einem Angriff gegen ihren gemeinsamen Feind, das sassanidische Persien, ermuntern. Auch wenn die Oströmer mit Persien 562 einen Friedensvertrag geschlossen hatten, waren die Spannungen zwischen beiden Großreichen bestehen geblieben (siehe Römisch-Persische Kriege), weshalb Kaiser Justin II., der sich vor allem aus der 562 vereinbarten Tributpflicht befreien wollte, ebenfalls an einem Bündnis mit den Türken interessiert war.

Die Sassaniden sollen nach Theophanes von Byzanz über die Entsendung des Zemarchos sehr beunruhigt gewesen sein. Der persische Großkönig Chosrau I. sei, so heißt es, auch deshalb gegen die Aksumiten in Südarabien vorgegangen, die Verbündete Ostroms waren.[4] Nach Johannes von Epiphaneia wollten die Perser Zemarchos’ Reise behindern, indem sie die Alanen bestechen wollten, durch deren Gebiet Zemarchos reisen musste.[5]

Die Reise des Zemarchos hatte zwei Jahre gedauert, als er schließlich 571 nach Konstantinopel zurückkehrte. Nur wenig später bot sich für Justin II. ein Anlass für einen neuen Perserkrieg: Als es im selben Jahr in Persarmenien zu einem Aufstand gegen die Sassaniden kam, griffen oströmische Truppen ein. 572 brach der offene Krieg zwischen Ostrom und Persien wieder aus. Die römischen Hoffnungen, die sich aus dem Bündnis mit den Türken ergaben, wurden aber schwer enttäuscht, da es den Sassaniden wider Erwarten gelang, sowohl die kaiserlichen Truppen als auch die wenig später einfallenden Türken zurückzuschlagen.

Literatur

  • Agustí Alemany: Sources on the Alans: Critical Compilation. Brill, Leiden-Boston-Köln 2000, S. 179f., 183ff.
  • Mihály Dobrovits: The Altaic world through Byzantine eyes: Some remarks on the historical circumstances of Zemarchus’ journey to the Turks (AD 569-570). In: Acta Orientalia 64, 2011, S. 373–409.
  • Hans Wilhelm Haussig: Byzantinische Quellen über Mittelasien in ihrer historischen Aussage. In: J. Harmatta (Hrsg.): Prolegomena to the Sources on the History of Pre-Islamic Central Asia. Budapest 1979, S. 41–60.
  • Richard Hennig: Die Einführung der Seidenraupenzucht ins Byzantinerreich. In: Byzantinische Zeitschrift 33, 1933, S. 295–312.
  • A. D. Lee: Information and Frontiers: Roman Foreign Relations in Late Antiquity. Cambridge 1993, S. 38f., 102.
  • John Martindale: The Prosopography of the Later Roman Empire. Bd. IIIb, Cambridge 1992, S. 1416f.

Anmerkungen

  1. Zur Lokalisation des Herrschersitzes vgl. die Diskussion bei Alemany, Sources on the Alans, S. 185.
  2. Siehe (mit weiteren Hinweisen) Clifford Edmund Bosworth: Ṭabarī. The Sāsānids, the Byzantines, the Lakhmids, and Yemen. Albany/NY 1999, S. 153f., Anmerkung 394.
  3. Der Bericht ist bei Menander Protektor überliefert (Fragment 20 [Frag. 10 nach Roger Blockleys Edition]). Vgl. auch Johannes von Ephesos, Kirchengeschichte, Teil 3, 6,23.
  4. Theophanes, Fragment 3.
  5. Johannes, Fragment 2.
Kembali kehalaman sebelumnya


Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9