Der Stadtteil liegt östlich der Kernstadt. Durch den Ort führt die Kreisstraße 173. Wisselsheim liegt an der Wetter.
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes als Wizinesheim (Heim des Wizzo) stammt von 804 und findet sich im Lorscher Codex.[3]
1550 wurde die Kirche erbaut.
Bereits im 16. Jahrhundert wurde hier Salz aus den Solequellen gewonnen. Im Hofgut Löwenthal befand sich die Verwaltung der Salinenanlage. 1830 wurden die Anlagen aufgegeben. Bad Salzhausen kaufte Teile des Gradierwerkes.
Dem Großherzogtum gelang es bei der Verwaltungsreform der Jahre 1820 bis 1822 Wisselsheim weiter in die staatlichen Strukturen zu integrieren. Mit dieser Verwaltungsreform wurden auch auf unterer Ebene Rechtsprechung und Verwaltung getrennt. Für die bisher in den Ämtern wahrgenommenen Verwaltungsaufgaben wurden Landratsbezirke geschaffen, für die erstinstanzliche Rechtsprechung Landgerichte.[5] 1822 wurde Wisselsheim faktisch in den Landratsbezirk Butzbach eingegliedert, da die Löw von Steinfurth darauf verzichteten, polizeiliche Rechte selbst wahrzunehmen.[6] Die Rechtsprechung übernahm das neu eingerichtete Landgericht der Freiherren von Löw mit Sitz in Friedberg.[6] Dieses bestand aber keine drei Jahre, bevor die Löw zu Steinfurth es in das Landgericht Friedberg eingliedern ließen.[7] Ab 1867 war dann das neu gegründete Landgericht Nauheim zuständig.[8]
Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[9] So ersetzte das Amtsgericht Nauheim das Landgericht Nauheim. Das Amtsgericht Bad Nauheim bestand bis 1968. Anschließend war das Amtsgericht Friedberg zuständig.
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessenfusionierten die Gemeinden Wisselsheim und Rödgen zum 1. Februar 1971 freiwillig zur neuen Gemeinde Wettertal.[10] Bereits am 31. Dezember 1971 wurde das neugebildete Wettertal kraft Landesgesetz in die benachbarte Stadt Bad Nauheim eingemeindet.[11]
Für die eingegliederten ehemals eigenständigen Gemeinden sowie die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet. Daher entstand für das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Wettertal der Ortsbezirk Rödgen-Wisselsheim, der bis heute für die beiden gleichnamigen Bad Nauheimer Stadtteile zuständig ist.[12]
Hofgut Wisselsheim
Das Hofgut Wisselsheim gehörte einem Herrn Renker. Dessen Tochter Juliane Christiane Renker heiratete im Jahre 1704 Johann Philipp Huth, gen. Wisselsheim 1664–1726, 3. Sohn des Apothekers Johannes Huth (1619–1693).
Dieser wandte sich dem Medizinstudium zu. Nachdem er die Doktorwürde erlangte, ließ er sich in seiner Vaterstadt Friedberg als Arzt nieder und wurde später physicus ordinarius und Hessen-Kassel’scher Rat und Leibmediziner. Infolge der Erbschaft bekam Johann Philipp den Namen Huth-Wisselsheim.
Am 1. Juni 1722 wurde ihm in Anbetracht seiner Verdienste ein persönliches Wappen verliehen, das seine Leibeserben und „Erbes-Erben“ ständig zu führen berechtigt sind. Unterzeichnet ist der Wappenbrief von dem Cousin des Doktors und Sohn des alten Burgpfarrers, dem kaiserlichen Notar Adrian Huth auf der Burg.
Adrian war der Sohn des Burgpfarrers Christoph (1628–1706), also Vetter von Johann Philipp. Juliane Huth überlebte ihren Mann. Ihr Grabstein befindet sich in der alten Liebfrauenkirche in Friedberg im Langschiff, Nordseite unter dem vierten Fenster. Der Ehe Johann Philipps entstammten drei Töchter und zwei Söhne, von denen nur der Ältere bekannt ist. Johann Philipp starb vor dem 19. November 1726.
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Wisselsheim angehört(e):[1][13]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Bad Nauheim (web archiv): 2010, 2016, 2019[2]; Zensus 2011[15]
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wisselsheim 924 Einwohner. Darunter waren 45 (4,9 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 165 Einwohner unter 18 Jahren, 381 zwischen 18 und 49, 171 zwischen 50 und 64 und 210 Einwohner waren älter.[15]
Die Einwohner lebten in 387 Haushalten. Davon waren 108 Singlehaushalte, 120 Paare ohne Kinder und 105 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 87 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 240 Haushaltungen lebten keine Senioren.[15]
↑
Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr.33, S.403ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
↑ ab
Die Vereinigung der beiden bisherigen Löwischen Patrimonialgerichte in ein Landgericht betr. vom 13. November 1822. In: Großherzogliches Ministerium des Inneren und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1822 Nr.36, S.520 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 36,6MB]).
↑Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.6, S.248, Punkt 328, Abs. 37 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2MB]).
↑Hauptsatzung. (PDF; 92 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Bad Nauheim, abgerufen im Oktober 2020.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).