Während seines Militärdienstes in der US Army war er zwischen 1953 und 1955 in Würzburg stationiert; danach blieb er in Deutschland und studierte Philologie an der Freien Universität Berlin. Ab 1959 etablierte er sich als freischaffender Fotograf, zunächst in Berlin, ab 1961 in München. Dort gründete er 1965 auch ein eigenes Fotostudio,[2] in dem er hauptsächlich für die Werbebranche arbeitete z. B. für die Zigarettenmarke HB und den Jeans-Hersteller Levi’s.[2]
Ab 1959 war McBride mit Barbara Wilke verheiratet. Die beiden bekamen drei Söhne. Seine Frau verließ ihn 1969, heiratete den Gastrokritiker Wolfram Siebeck[3] und erhielt das alleinige Sorgerecht für die Söhne. Damals war er durch Drogen und Alkohol und durch die Entdeckung seiner Homosexualität in schwere persönliche Krisen geraten.[2] Als dann twen (s. u. Abschnitt „Werk und Bedeutung“) eingestellt wurde und 1972 sein Münchener Studio insolvent wurde,[2] erlitt er einen Nervenzusammenbruch, der einen Sanatoriumsaufenthalt erforderte.[4]
Von 1972 bis 1982 zog sich McBride aus dem Berufsleben zurück und lebte zusammen mit einem Freund in der Nähe von Casoli bei Camaiore in der Toskana, wo er sich mit Malerei und Bildhauerei befasste. Im Jahre 1983 eröffnete er in Frankfurt am Main ein Fotostudio, das er bis 1998 betrieb. Danach lebte McBride als freischaffender Künstler in Berlin, wo er nach eigenen Aussagen zwar noch täglich fotografierte, die Bilder jedoch ausschließlich als Material für die Malerei nutzte. Seine gemalten Bilder, oft Akte junger Männer, stießen auf wenig Interesse.[2]
Empörung erregten auch McBrides Fotodokumentation der Geburt seines Sohnes und insbesondere sein AufklärungsbuchZeig mal!,[8] das erstmals auch Sexualität von Kindern und Jugendlichen thematisierte. Das Buch mit Texten der Psychologin Helga Fleischhauer-Hardt wurde 1974 in dem der evangelischen Kirche nahestehenden Jugenddienst-Verlag (der damals bereits im Peter Hammer Verlag aufgegangen war) veröffentlicht. In den Folgejahren erschienen auch Übersetzungen ins Englische, Französische und Niederländische.[9] Es wurde international beachtet: einerseits preisgekrönt, aber auch in seiner englischen Ausgabe in vielen Staaten der USA verboten. Der Verlag und McBride nahmen das Buch 1996 vom Markt.[2]
Ikonographisch ist sein Schwarzweißphoto der nackten Darsteller der deutschen Uraufführung des Musicals Hair in übereinandergestapelten Kartons von 1968.[10]
Das Eigentum an McBrides gesamten künstlerischen Nachlass einschließlich 65 Jahren fotografischer Produktion und Korrespondenz wurde in das Will-McBride-Archiv[11] in Bristow, Mecklenburg-Vorpommern, aufgenommen.
1958: mit Lynn Millar: Berlin und die Berliner von Amerikanern gesehen. 60 Aufnahmen von Lynn Millar. 27 Aufnahmen von Will McBride. Rembrandt-Verlag, Berlin.
1965: Adenauer, ein Portrait. Joseph Keller Verlag, Starnberg.
1970: mit Martin Goldstein: Lexikon der Sexualität – 400-mal Auskunft, Antwort und Beschreibung. Mit ca. 112 Fotos auf Tafeln und im Text, 224 Seiten. Jugenddienst-Verlag, Wuppertal-Barmen.
1972: Martin Goldstein, Will McBride: Lexikon der Sexualaufklärung. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1972.
1985: Will McBride, Uwe Seidel: Das Hohe Lied. Liebesgedichte übertragen aus dem alten Testament. Burckhardthaus-Laetare Verlag, Offenbach, ISBN 3-7664-9204-7.
1986: Boys. 117 Seiten. Verlag C. J. Bucher, München, ISBN 3-7658-0520-3.
2013: Berlin im Aufbruch. Fotografien 1956–1963. Lehmstedt, Leipzig 2013, ISBN 978-3-942473-67-5.
Zitate
„Was ich nicht fühle, kann ich nicht fotografieren.“
– McBride: 2004
„Wenn ein Junge meinen Weg kreuzt, bleibe ich stehen, all meine Aufmerksamkeit ist auf das gerichtet, was er tut. Ich schaue und schaue, nach Lebenszeichen suchend, und werde nie enttäuscht, denn das Leben zeigt sich nirgends offensichtlicher als in einem Jungen. Der Junge macht mich verrückt, weil ich nicht mehr so bin wie er. Das Leben hat Gewalt über mich, über den Jungen in mir, und macht ihn alt und kraftlos. Ein Meisterfotograf, das bin ich, obwohl eigentlich nur ein Amateur.“
Monika Flacke: Will McBride. Adenauer und seine Kinder. Fotografien 1956–1968. Berlin 1994.
Christian Fricke: Will McBride. Gelebte Geschichte. In: Photographie Oktober 2004, S. 90ff.
Tom Moran: The photo essay. Will McBride & Paul Fusco (Masters of contemporary photography). New York 1974.
Franz H. Mösslang (Hrsg.): Report der Reporter. Wie sie zu ihren Fotoerfolgen kommen. Seebruck 1964.
Jordan Todorov: „Hey, das wäre ein Wahnsinnsbild, Herr Bundeskanzler!“. Gespräch mit dem Fotografen Will McBride (1931–2015). In: Fotogeschichte 35 (2015), Heft 136, S. 52–61.
Hans-Michael Koetzle: Fotografen A–Z. Taschen Deutschland 2015, ISBN 978-3-8365-1107-0, S. 376f.