Seine eigentliche Berufung fand Wilkie Collins als Schriftsteller: Bereits 1843 war The Last Stagecoachman im Illuminated Magazine erschienen. Seine erste Buchveröffentlichung war eine Biografie seines Vaters (Memoirs of the Life of William Collins, Esq., R. A.), die ein Jahr nach dessen Tod im Jahr 1847 erschien. Von da an veröffentlichte er in schneller Folge 27 Romane und mehr als 50 Erzählungen:
1850 erschien Antonina oder Der Fall Roms (aus dem seinerzeit besonders beliebten Genre des historischen Romans), 1852 erschien Basil, und weiter fast in jährlichem Rhythmus weitere Werke. Er sollte zu einem der populärsten (und bestbezahlten) Autoren seiner Zeit werden. Seine bekanntesten Werke sind Die Frau in Weiß (The Woman in White, 1860) und Der Monddiamant (The Moonstone, 1868). Beide Romane würde man heute als Mystery Thriller oder im Fall von The Moonstone als Detective Novel bezeichnen, und man kann Wilkie Collins mit einigem Recht als einen der Begründer dieser Genres sehen. Das Spätwerk The Haunted Hotel (1878) stellt einen sich von der Masse durch seinen psychologischen Gehalt und die möglicherweise erste Darstellung von Hirntod in der englischsprachigen Literatur abhebenden Beitrag zur viktorianischen Novel of Sensation dar. Mit seinem Roman Gesetz und Frau (1875) schrieb er den ersten Kriminalroman der Literaturgeschichte mit einem weiblichen Detektiv.
Wilkie Collins gilt heute als einer der großen viktorianischen Schriftsteller. Er war ein enger Freund Charles Dickens’, in dessen Schatten er nach seinem Tod lange stand. Dickens und Collins schrieben auch gemeinsam Texte. Der bekannteste Roman der beiden ist The Lazy Tour of Two Idle Apprentices. Erst im späteren 20. Jahrhundert wurde Collins wiederentdeckt und wird heute wieder verlegt. Wilkie Collins starb am 23. September 1889 im Alter von 65 Jahren in London und wurde dort auf dem Kensal Green Cemetery beerdigt.
Werke
Romane
Antonina, 1850
Basil, 1852 (deutsch als: Basils Liebe)
Mr Wray’s Cash Box, 1852
Hide and Seek, 1854 (deutsch als: Verbergen und Suchen)
The Dead Secret, 1856 (deutsch als: Das Geheimnis des Myrtenzimmers)
The Woman in White, 1860 (deutsche Übersetzungen von C. Büchele 1862, Marie Scott 1891 als Die weiße Frau, Arno Schmidt 1965 als: Die Frau in Weiß)
No Name, 1862 (deutsch als: Ohne Namen,Sebastian Vogel 2017 als: Die Namenlosen)
The Black Robe, 1881 (deutsch als: Der schwarze Rock)
Heart and Science, 1883 (deutsch als: Herz und Wissen)
„I Say No“, 1884 (deutsch als: Ich sage nein)
The Evil Genius, 1886 (deutsch als: Der böse Genius)
The Guilty River, 1886
The Legacy of Cain, 1889
Blind Love, 1889 (Kapitel 49ff. wurden nach Collins Aufzeichnungen von Walter Besant vollendet, deutsch als: Blinde Liebe)
Kurzgeschichten
Wilkie Collins hat etwa 50 Kurzgeschichten geschrieben, übersetzt wurde u. a.:
A Terribly Strange Bed, 1852 (Erstdruck in Household Words von Charles Dickens)[1][2]
Übers. N.N.: Ein unheimlich merkwürdiges Bett, in Das Karussell der Abenteuer. Abenteuerliche Geschichten der Weltliteratur. Staufen-Verlag, Köln 1947, S. 271–298 Volltext, leicht gekürzt und z. T. abweichender Text (S. 298: Die Verbrecher enden „am Galgen“; online: sie kommen auf „die Galeeren“ u. a.)
Weitere Übers. unter jeweils leicht abweichendem Titel von Ilse Hecht (Die Geschichte von einem schauerlich seltsamen Bett) 1948, Hedi Kraushaar 1964, und Irma Wehrli, Manesse Bibliothek der Weltliteratur, 1998[3]
Wieder in W. C.: Ein schauerliches fremdes Bett. Und andere Gruselgeschichten. Diogenes, Zürich 1991
Briefwechsel
William Collins, William Baker (Hrsg.): The public face of Wilkie Collins. The collected letters. 4 Bände. Pickering & Chatto, London 2005.
Werke im Web (Auswahl)
Die Frau in Weiß (PDF; Reprint in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek der GASL; 19,91 MB)
Verbergen und Suchen (Dokumentenserver; Digitalisiertes Werk im Göttinger Digitialisierungszentraum)
Blinde Liebe (Dokumentenserver; Digitalisiertes Werk im Göttinger Digitialisierungszentraum)
Herz und Wissen (Dokumentenserver; Digitalisiertes Werk in der Bayerischen Staatsbibliothek München)
Der Regisseur Wilhelm Semmelroth inszenierte nach Drehbüchern von Herbert Asmodi und der Musik von Hans Jönsson in den 1970er Jahren für den WDR folgende mehrteilige werkgetreue Fernsehverfilmungen, die mit großem Erfolg und hoher Sehbeteiligung in der ARD ausgestrahlt wurden:
Bereits 1955 entstand innerhalb der ARD-Sendereihe „Die Galerie der großen Detektive“ eine deutsche Verfilmung des Romans „The Moonstone“/„Der Monddiamant“ unter dem Titel „Sergeant Cuff kann den Mondstein nicht finden“ mit Bruno Hübner und Heinz Bennent in den Hauptrollen.
2021: La place d’une autre – Regie Aurélia Georges[5]
Literatur
Ernst von Wolzogen: Wilkie Collins. Ein biographisch-kritischer Versuch. Leipzig : Unflad, 1885. (Volltext)
Hans Sehlbach: Untersuchungen über die Romankunst von Wilkie Collins. Frommann, Jena 1931
Kenneth Robinson: Wilkie Collins, a biography. Publisher Macmillan, New York, 1952 im Internet Archive (online)
William M. Clarke: The secret life of Wilkie Collins, London : Allison & Busby, 1988, ISBN 0-85031-960-9
Kirsten Hüttner: Wilkie Collins’s „The Woman in White“. Analysis, reception and literary criticism of a Victorian bestseller. Dissertation, Universität Gießen 1996. WVT, Trier 1996, ISBN 3-88476-227-3
Graham Law and Andrew Maunder: Wilkie Collins : a literary life, Basingstoke [u. a.] : Palgrave Macmillan, 2008, ISBN 978-1-4039-4896-0