Die 31. Schwimmeuropameisterschaften fanden vom 21. bis 27. Mai 2012 in Debrecen (Ungarn) statt und wurden vom Europäischen Schwimmverband (LEN) organisiert. Damit war Ungarn zum fünften Mal Gastgeberland dieser Veranstaltung, nachdem 1926, 1958, 2006 und 2010 die Titelkämpfe jeweils in der Hauptstadt Budapest abgehalten worden waren. Gleichzeitig war es für das Land der fünfte ausgerichtete große Schwimmsportwettbewerb innerhalb von sieben Jahren.[1]
Ursprünglich hatten die europäischen Titelkämpfe in Antwerpen (Belgien) stattfinden sollen. Mitte Februar 2012 wurden aber finanzielle Probleme seitens der belgischen Veranstalter und die Verlegung der Beckenschwimmwettbewerbe nach Debrecen bekannt. Die ungarischen Organisatoren hatten zuvor versichert, den ursprünglichen Veranstaltungstermin einzuhalten. Die ebenfalls in Antwerpen geplanten Wettbewerbe im Wasserspringen fanden vom 15. bis 21. Mai als eigenständige Titelkämpfe in Eindhoven (Niederlande) statt, wo auch die Europameisterschaften im Synchronschwimmen (23. bis 27. Mai) abgehalten werden.[2] Die Freiwassereuropameisterschaften waren bereits im Dezember 2011 an die italienische Stadt Piombino vergeben worden, die diese im September ausrichtet.[3]
Die Schwimmeuropameisterschaften fielen in den trainingsintensiven Zeitraum der Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt, die Olympischen Sommerspiele in London (Beckenwettbewerbe: 28. Juli bis 4. August 2012). Für viele Teilnehmer war es auch die letzte Möglichkeit, sich für die Spiele zu qualifizieren. Obwohl der Europäische Schwimmverband im Vorfeld eine Rekordteilnehmerzahl von 570 Schwimmern aus 44 der 51 LEN-Mitgliedernationen bekanntgegeben hatte,[4] nahmen einige favorisierte Athleten nicht teil. Dazu zählten beispielsweise die Niederländerin Ranomi Kromowidjojo (dreifache Medaillengewinnerin bei den Schwimmweltmeisterschaften 2011) und der Franzose Yannick Agnel (Europameister 2010 über 400 Meter Freistil). Die Frankfurter Rundschau kritisierte, dass dadurch die olympische Kernsportart Schwimmen ein paar Nummern kleiner ausfallen würde, auf das „Niveau eines Schwimmfests“.[1]
Zur Eröffnung der Wettkämpfe wurde mit einem Film an den norwegischen Schwimmer Alexander Dale Oen erinnert.[5] Der Welt- und zweifache Europameister über die 100-Meter-Brustdistanz war am 30. April 2012 während eines Höhentrainingslagers in den Vereinigten Staaten verstorben und hätte am 21. Mai, der Eröffnung der Schwimm-EM, seinen 27. Geburtstag begangen. Die norwegischen Teilnehmer ehrten ihn, indem sie schwarze Badekappen mit seinen Initialen („A.D.O.“) trugen.[6]
Für Deutschland, das in der Nationenwertung hinter Gastgeber Ungarn Platz zwei belegte, war es mit acht Gold-, sechs Silber- und drei Bronzemedaillen die erfolgreichste Schwimm-EM seit den Titelkämpfen in Berlin (2002). Österreich (eine Bronzemedaille für Markus Rogan über 200 Meter Lagen) und die Schweiz (kein Medaillengewinn) konnten sich im Vergleich zur vorangegangenen EM nicht verbessern. Erfolgreichster Teilnehmer war der ungarische Schmetterlings- und Lagenspezialist László Cseh (3 Gold-, 1 Silber- und 2 Bronzemedaillen). Erfolgreichste deutsche Starter waren die Freistilschwimmer Britta Steffen (3 Gold- und eine Silbermedaille) und Paul Biedermann (3 Goldmedaillen).
Die Beckenschwimmwettbewerbe fanden im Debrecen Swimming Pool Complex statt. Die Anlage war eigens für die 2007 veranstalteten Kurzbahneuropameisterschaften errichtet worden. Die Schwimmhalle verfügt über ein 50-Meter-Schwimmbecken mit Olympiamaßen und einen 25-Meter-Aufwärmpool. Die Halle bietet insgesamt 2200 Besuchern Platz.[7]
Teilnehmende Nationen
Erfolgreichsten Teilnehmer (mit mind. zwei Goldmedaillen)
Insgesamt wurden für die Beckenschwimmwettbewerbe 570 Schwimmer aus 44 der 51 in der LEN organisierten Nationen gemeldet,[8] was einen neuen Rekord darstellt. Die meisten Teilnehmer stellte Italien (49 gemeldete Athleten), gefolgt von Gastgeber Ungarn (36) und Deutschland (35). Laut den Regelungen des Europäischen Schwimmverbandes konnten maximal vier Athleten aus demselben Land an einem Wettbewerb teilnehmen, maximal zwei am Halbfinale und Finale.[4]
CR = Championship Record (schnellste jemals bei Europameisterschaften geschwommene Zeit)
DNS = Did not start (nicht angetreten)
DSQ = Disqualifiziert
NR = Nationaler Rekord
Berichterstattung
In Deutschland berichteten im Wechsel die Fernsehsender ARD und ZDF von den Schwimmeuropameisterschaften. Außerdem wurden die Wettbewerbe von Eurosport übertragen.