SchicksalsgemeinschaftEine Schicksalsgemeinschaft ist eine Gruppe von Personen, die einem gemeinsamen Schicksal ausgesetzt ist, z. B. einer risikobehafteten oder gefährlichen Situation. Beispiele hierfür sind Schiffbrüchige, Geiseln oder in einem Bergwerk oder einer Ehe bzw. einem Konkubinat eingeschlossene Personen. Teilweise entsteht zwischen Geiseln und deren Geiselnehmern eine besondere Schicksalsgemeinschaft, die zu einem Stockholm-Syndrom führen kann. In der rechtswissenschaftlichen LiteraturFamilienrechtIn der Schweiz ist die „Schicksalsgemeinschaft“ eine erforderliche Eigenschaft einer Ehe oder eines rechtlich anerkannten Konkubinates.[1] Darunter versteht man, eine auf längere Zeit oder auf Dauer angelegte umfassende Lebensgemeinschaft, die sowohl eine geistig-seelische als auch eine wirtschaftliche Komponente aufweist. Verkürzt wird diese etwa auch als Wohn-, Tisch- und Bettgemeinschaft bezeichnet,[2] in der die Lebenspartner einander Treue und Beistand schulden.[3] GrundpfandrechtNach der schweizerischen Rechtsprechung:
In politischen Kontexten„Volk“ als „Schicksalsgemeinschaft“Der Begriff wird in völkischen Kontexten gebraucht. Zum Beispiel wird das jüdische Volk häufig als Schicksalsgemeinschaft dargestellt.[5] In DeutschlandZeit des NationalsozialismusDer Begriff des „Volkes“ wurde häufig als Schicksalsgemeinschaft beschrieben. Der Begriff ist – wie die Ausdrücke „Blutgemeinschaft“, „Volksgemeinschaft“ und „Blut- und Schicksalsgemeinschaft“ – ein in der Ideologie und Sprache des Nationalsozialismus oft gebrauchtes Schlagwort.
– Alois Hudal: Die Grundlagen des Nationalsozialismus, 1936
– Aus dem Bekenntnis der Deutschen Christen Nach der WiedervereinigungDer CDU-Politiker Volker Kauder forderte kurz nach dem Berliner „Integrationsgipfel“ der deutschen Bundesregierung im Juli 2006 von Einwanderern in Deutschland: „Wer Deutscher werden will, muss sich auch zur deutschen Schicksalsgemeinschaft und damit zur deutschen Geschichte bekennen.“[6] In der SchweizSeit dem 19. Jahrhundert verkörpert der Begriff „Schicksalsgemeinschaft“ die Idee, dass sich Menschen trotz kultureller Unterschiede als Willensnation zusammenfinden, um Naturkatastrophen oder äußeren Gefahren zu begegnen.[7] Der Schweizer Dichter und spätere Nobelpreisträger Carl Spitteler ist eine der Hauptfiguren dieser Konzeption: Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs bestand die Gefahr einer internen Spaltung (le fossé; der Graben) zwischen den verschiedenen Sprachregionen des Landes. Am 14. Dezember 1914 forderte er in seiner berühmten Rede „Unser Schweizer Standpunkt“[8] die nationale Einheit und die strikte Neutralität der Schweiz.[9] Dieser Aufruf, dem auf eidgenössisch-bundespolitischer Ebene gefolgt wurde, repräsentiert den Geist der nationalen Schicksalsgemeinschaft in der Schweiz:
– Jürg Altwegg: Ohne Westschweizer Standpunkt, Literarischer Monat, 02.12.2019 Bei Carl Spitteler sind durch die furchtbare Schicksalsgemeinschaft Menschen aber auch Tiere verbunden.[10] Euro-KriseIm Zusammenhang mit der Eurokrise wurde die Euro-Währungsunion wiederholt von verschiedenen Politikern, unter anderem Angela Merkel, als „Schicksalsgemeinschaft“ bezeichnet.[11] WeblinksWiktionary: Schicksalsgemeinschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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