Durch die Ortsteile Hoof und Elgershausen fließt der Oberlauf der Bauna, in die zwischen beiden Dörfern der Firnsbach mündet. Oberhalb des Ortsteils Breitenbach entspringt die Ems, die danach durch Breitenbach fließt.
Alle Ortsteile waren im Mittelalter und lange danach kleine landwirtschaftlich geprägte Dörfer. Mit der zunehmenden Industrie in Kassel während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging eine langsame Aufwärtsentwicklung einher, die durch den Bau der Kleinbahn Kassel-Naumburg noch begünstigt wurde.
Auch die Nähe zum Volkswagenwerk Baunatal hat wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen.
Gemeindebildung
Zum 1. August 1972 wurden, im Zuge der Gebietsreform in Hessen, kraft Landesgesetz die bis dahin selbständigen Gemeinden Elgershausen und Hoof zur neuen Gemeinde Schauenburg zusammengeschlossen.[2] Die Gemeinde Hoof hatte ihrerseits am 31. Dezember 1971 die Nachbargemeinden Breitenbach, Elmshagen und Martinhagen eingegliedert.[3]
Für alle ehemaligen Gemeinden wurden Ortsbezirke eingerichtet.[4]
Namensherkunft
Ihren Namen verdankt die Gemeinde der Burgruine Schauenburg, die westlich bzw. oberhalb des Ortsteils Hoof liegt, wo die Grafen von Schauenburg im Mittelalter über das Tal der Bauna herrschten.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Schauenburg 10.013 Einwohner. Nach dem Lebensalter waren 1600 Einwohner unter 18 Jahren, 3925 zwischen 18 und 49, 2215 zwischen 50 und 64 und 2275 Einwohner waren älter.[5] Unter den Einwohnern waren 327 (3,3 %) Ausländer, von denen 98 aus dem EU-Ausland, 180 aus anderen europäischen Ländern und 42 aus anderen Staaten kamen.[6] Die Einwohner lebten in 4483 Haushalten. Davon waren 1311 Singlehaushalte, 1543 Paare ohne Kinder und 1235 Paare mit Kindern, sowie 316 Alleinerziehende und 81 Wohngemeinschaften.[7] In 1049 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 2928 Haushaltungen lebten keine Senioren.[8]
Einwohnerstatistik
Schauenburg (Gemeindegebiet): Einwohnerzahlen von 1970 bis 2020
Im Gesamtverband Schauenburg sind evangelische Kirchengemeinden von Breitenbach, Elgershausen, Hoof und Martinhagen organisiert. In Elgershausen ist zudem die katholische Filialkirche St. Franziskus von Assisi zu finden und es besteht die Möglichkeit, an den Gottesdiensten der katholischen Pfarreien von Baunatal und Kassel-Oberzwehren teilzunehmen.[11] Neben den beiden Hauptkirchen findet man noch die Neuapostolische Kirche Schauenburg, die Türkisch-Islamische Gemeinde und die Zeugen Jehovas vor. Zudem gibt es die Landeskirchliche Gemeinschaft Martinhagen und Umgebung, die ein vielfältiges Gemeindeleben anbietet.
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Schauenburg neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und acht weitere Beigeordnete angehören.[17] Bürgermeister ist seit dem 8. Juni 2017 Michael Plätzer (SPD).[18] Er setzte sich am 29. Januar 2017 im ersten Wahlgang gegen Amtsinhaberin Ursula Gimmler (CDU), die sich um eine dritte Amtszeit beworben hatte,[19] bei 63,6 Prozent Wahlbeteiligung mit 55,7 Prozent der Stimmen durch. Es folgte eine Wiederwahl im Februar 2023.[20]
Für alle Ortsteile Schauenburgs bestehen Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Die Ortsbezirke werden durch die Gebiete der ehemaligen Gemeinden abgegrenzt. Die Ortsbeiräte bestehen jeweils aus sieben Mitgliedern und werden im Rahmen der Kommunalwahlen gewählt. Der Ortsbeirat wählt eines seiner Mitglieder zum Ortsvorsteher bzw. zur Ortsvorsteherin.[4]
Wappen
Blasonierung: „Im grünen Schild eine fünfblättrige silberne Blüte, belegt mit einem roten Turm mit fünf Zinnen.“[23]
Wappenbegründung: Der Turm symbolisiert die über dem Ortsteil Hoof gelegen Schauenburg, bildet also redend den Namen der Gemeinde ab. Die Blume und das grüne Feld soll die Natur im Gemeindegebiet darstellen. Die fünf Blätter der Blume symbolisieren zudem die fünf früheren Gemeinden, aus denen Schauenburg besteht.[24]
Die Flagge wurde der Gemeinde am 6. August 1982 vom Hessischen Innenminister genehmigt und wird wie folgt beschrieben:
„Die Flagge der Gemeinde Schauenburg zeigt auf der von Grün und Weiß im Verhältnis 1:1:10:1:1 viermal längsgeteilten Flaggenbahn in der oberen Hälfte das Wappenbild der Gemeinde.“[25]
Die Gemeinde Schauenburg liegt direkt an der A 44 und ist durch die Anschlussstelle Kassel-Bad Wilhelmshöhe erreichbar. Weiterhin liegen die Bundesautobahnen A 7 und A 49 in der nahen Umgebung und sind schnell erreicht. Vier von fünf Ortsteilen sind an die Landesstraße 3215 angebunden, bzw. werden von dieser durchquert.
Schauenburg hat durch den öffentlichen Personenverkehr des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV) eine umfangreiche Anbindung an die umliegenden Kommunen, insbesondere im Halbstundentakt nach Kassel. Die Buslinien 52, 53, 55, 153 und 159 und der Nachtschwärmer N53 verkehren in Schauenburg.
Die Ortsteile Elgershausen, Hoof und Breitenbach haben jeweils einen Bahnhof an der Bahnstrecke Kassel–Naumburg. Der Regel-Personenverkehr wurde hier allerdings bereits 1977, der Güterverkehr 1991 eingestellt. Heute hält hier nur noch der Hessencourrier, eine Museumseisenbahn. Immer wieder flammen Diskussionen zur Reaktivierung der Bahnstrecke auf, weil eine Erweiterung der vorhandenen Tramstrecke in Baunatal möglich wäre.[27] Jedoch wird eine Reaktivierung kritisch gesehen, da zum einen die Bahnhöfe ungünstig am Ortsrand liegen, die Kosten für den Betrieb einer Tram deutlich höher liegen würden als für den Busverkehr und Schauenburg bereits eine gute Anbindung an den ÖPNV besitzt.[28]
Digitale Infrastruktur
Am 18. Dezember 2018 wurde verkündet, dass das Internet in der Gemeinde im Laufe 2019/2020 komplett mit Glasfaser ausgebaut wird (FTTH).[29] Ab diesem Zeitpunkt wird jede Straße in Schauenburg mit Glasfaserleitungen ausgestattet sein, woraufhin ein Hausanschluss möglich ist und somit alle Interessenten mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1 GBit/s surfen können.[veraltet] Anbieter dessen ist die Deutsche Glasfaser. Ebenfalls wurde durch die Netcom Kassel in Zusammenarbeit der Breitband Nordhessen in den Ortsteilen Elgershausen und Hoof Glasfaser bis in die Schaltkästen gelegt (FTTC), sodass hier Anschlüsse bis zu 50 Mbit/s möglich sind. In einigen Ortsteilen ist das Unternehmen goetel (ehem. ACO-Connect) angesiedelt, welches zusätzlich FTTC-Anschlüsse mit bis zu 50 Mbit/s anbietet. Die Deutsche Telekom bietet zudem ihr Standardnetz an.
Öffentliche Einrichtungen
Die Gemeinde unterhält in jedem Ortsteil ein oder zwei Einrichtungen, in der Veranstaltungen aller Art durchgeführt werden können.
Marie-Hassenpflug-Schule, Grundschule im Ortsteil Hoof
Grundschule Elgershausen, Grundschule im Ortsteil Elgershausen
Persönlichkeiten
Wolf Breidenbach (* August 1750 in Breitenbach; † 27. Februar 1829 in Offenbach am Main) war ein deutscher Bankier und Hoffaktor. Er gilt als Urheber der Ablösung des Leibzolles.
Jörg-Peter Ewert (* 26. April 1938 in Freie Stadt Danzig), Zoologe und Neurophysiologe, Inhaber des Lehrstuhls für Zoologie (Physiologie) an der Gesamthochschule/Universität Kassel
↑ abFNP, 30. Januar 2017: Michael Plätzer gewinnt Bürgermeisterwahl in Schauenburg - Gemeinde Schauenburg: Bürgermeister: „Michael Plätzer (SPD) wurde am 29.01.2017 direkt gewählt. Die Amtszeit begann am 08.06.2017. Am 12.02.2023 wurde Michael Plätzer zum zweiten Mal direkt gewählt und am 27.04.2023 vereidigt.“
↑ abMitteldeutsche Zeitung, 26. Januar 2017: Bürgermeisterin in Schauenburg will dritte Amtszeit: „… muss sich Amtsinhaberin Ursula Gimmler (CDU) am Sonntag (29. Januar) zwei Herausforderern stellen. Für die SPD geht der Technische Angestellte Michael Plätzer ins Rennen …“
↑Schauenburg-Kurier, 5. August 2022: 50 Jahre Gemeinde Schauenburg, Seite 33 der PDF-Datei (13,1 MB): „1972–1992: 20 Jahre Gemeinde Schauenburg … Aus einem Bericht der HNA im Juli 1992 … Bürgermeister Erich Schmidt im HNA-Gespräch, seit 1975 Schauenburgs Gemeindeoberhaupt und zuvor als Chef der SPD-Mehrheitsfraktion im Parlament sprichwörtlicher Mann der ersten Stunde.“
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Schauenburg, Landkreis Kassel, Reg.-Bez. Kassel vom 6. Mai 1977. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1977 Nr.21, S.1071, Punkt 720 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,4MB]).
↑Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Schauenburg, Landkreis Kassel, Reg.-Bez. Kassel vom 6. August 1982. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1982 Nr.34, S.1531, Punkt 878 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,5MB]).