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Sabine von Schorlemer

Sabine von Schorlemer 2013

Sabine Irene Freifrau von Schorlemer, geb. Braun, (* 11. März 1959 in Köln) ist eine deutsche Völkerrechtlerin. Sie war von 2009 bis 2014 als Parteilose auf Vorschlag der CDU im Kabinett Tillich II Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst im Freistaat Sachsen.

Leben

Sabine Braun wuchs in München auf, studierte Rechts- und Politikwissenschaften sowie Kunstgeschichte an den Universitäten in Berlin (FU), Lausanne, München, Hamburg und Genf.

Sie wurde 1992 zum Völkerrecht mit einer Arbeit über Internationalen Kulturgüterschutz in Friedens- und Kriegszeiten an der Universität Hamburg promoviert. 1997 erfolgte die Doppelhabilitation in Internationaler Politik und Völkerrecht mit einer Arbeit über globale Telekommunikation an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Als Expertin für internationale Angelegenheiten war sie 2004/05 Mitglied der deutschen Regierungsdelegation in internationalen Vertragsverhandlungen für kulturelle Vielfalt und arbeitet seit Jahren in deutschen und internationalen Expertengruppen sowie Stiftungen. Sie ist gewähltes Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission und Beraterin des Auswärtigen Amtes für Politik der Vereinten Nationen.

Von 2000 bis 2009 war sie Professorin und Lehrstuhlinhaberin für Völkerrecht, Recht der EU und Internationale Beziehungen an der Technischen Universität Dresden sowie Auslandsbeauftragte an der TU Dresden. 2003 war sie Gründungsdirektorin des Zentrums für Internationale Studien (ZIS) an der TU Dresden und von 2003 bis 2009 Pro-Direktorin des Zentrums für Internationale Studien. 2008 bis 2009 leitete sie die Forschungsstelle Vereinte Nationen an der Juristischen Fakultät der TU Dresden. 2009 ist es ihr gelungen, den weltweit ersten UNESCO-Lehrstuhl für Internationale Beziehungen an die TU Dresden einzuwerben.[1] Am 30. September 2009 wurde sie zur Sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst berufen. Seit Mai 2010 ist sie Honorarprofessorin an der TU Dresden.

Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit sind Menschen- und Frauenrechte sowie die Bewahrung des kulturellen Erbes.[2][3] Als „einzigartigen Akt der kulturellen Selbstverstümmelung“[4] bezeichnete Schorlemer die Errichtung der Waldschlößchenbrücke, die im Juni 2009 zur Aberkennung des Titels Welterbe Dresdner Elbtal führte.

Sie gehört zu den Unterstützern der Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen Union, die Ende November 2016 veröffentlicht wurde.

Privates

Von Schorlemer ist evangelisch-lutherischen Bekenntnisses, Mutter dreier Kinder und wohnhaft in Leipzig. Sie war verheiratet mit dem Wirtschaftsanwalt Andreas Freiherr von Schorlemer.[5]

Funktionen und Mitgliedschaften

Publikationen

  • Internationaler Kulturgüterschutz, Ansätze zur Prävention im Frieden sowie im bewaffneten Konflikt. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 1992, ISBN 3-428-07598-6.
  • Globale Telekommunikation und Entwicklungsländer. Die Liberalisierung von Telekommunikationsdiensten in GATT/WTO. Nomos Verlag, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6211-1.
  • Kindersoldaten und bewaffneter Konflikt – Nukleus eines umfassenden Schutzregimes der Vereinten Nationen. (Dresdner Schriften zu Recht und Politik der Vereinten Nationen, Band 9). Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-58798-0.
  • (Hrsg.): Praxishandbuch UNO. Die Vereinten Nationen im Lichte globaler Herausforderungen. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2003.
  • (Hrsg.): Die Vereinten Nationen und die Entwicklung der Rechte des Kindes. Zentrum für Internationale Studien / School of International Studies, Berichte zur Rechtswissenschaft, Shaker Verlag, Aachen 2004.
  • (Hrsg.): „Wir, die Völker …“ – Strukturwandel in der Weltorganisation. Dresdner Schriften zu Recht und Politik der Vereinten Nationen, Band 1, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2006.
  • (Hrsg.): Die Vereinten Nationen und neuere Entwicklungen der Frauenrechte. Dresdner Schriften zu Recht und Politik der Vereinten Nationen, Band 3, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2007.
  • mit Elena Schulte-Herbrüggen (Hrsg.): 1989–2009: 20 Jahre Kinderrechtskonvention. Erfahrungen und Perspektiven. Dresdner Schriften zu Recht und Politik der Vereinten Nationen, Band 15, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2010.
  • mit Ulrich Fastenrath, Rudolf Geiger, Daniel-Erasmus Khan, Andreas Paulus, Christoph Vedder (Hrsg.): From Bilateralism to Community Interest. Essays in Honour of Judge Bruno Simma, Oxford University Press, Oxford 2011.
  • mit Peter-Tobias Stoll: The UNESCO Convention on the Protection and Promotion of the Diversity of Cultural Expressions. Explanatory Notes. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-25994-4.

Kritik

Unter scharfe Kritik geriet von Schorlemer Ende April 2011, als ihr Wissenschaftsministerium der gewählten Rektorin der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK), der Professorin Renate Lieckfeldt, die Verbeamtung und damit den Dienstantritt verweigerte. Als Grund gab Schorlemer eine Krebserkrankung Lieckfeldts an, von der diese zwar genesen sei, die aber auch ein erhöhtes Wiedererkrankungsrisiko mit sich bringe und nach dem Beamtenrecht eine Ablehnung zwingend vorgebe.[7] Juristen bezweifelten nicht nur diese Tatsache, sondern wiesen auch darauf hin, dass Lieckfeldt als Inhaberin eines Schwerbehindertenausweises nicht diskriminiert werden dürfe und sogar bevorzugt eingestellt werden müsse.[8] Der Fall setzte eine intensive ethische Diskussion um den beruflichen Umgang mit Krebserkrankten in Gang.[9]

Eine weitere umstrittene Personalentscheidung war die Auflösung des Vertrags mit dem designierten Semperoper-Intendanten Serge Dorny vor dessen Amtsantritt[10]. Das Landgericht Dresden erklärte 2015 die Kündigung durch von Schorlemer für unwirksam. Eine Berufung des Freistaats Sachsen gegen dieses Urteil wurde 2016 von Oberlandesgericht Dresden zurückgewiesen.[11]

Commons: Sabine von Schorlemer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tillich beruft neues Kabinett (Memento vom 3. Oktober 2009 im Internet Archive), Pressemitteilung der Sächsischen Staatskanzlei, 30. September 2009.
  2. Annette Binninger: Eine Top-Juristin als Überraschungscoup, in Sächsische Zeitung, 1. Oktober 2009, Eine Top-Juristin als Überraschungscoup (Memento vom 13. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  3. Wilfried Hanisch: kommentierte Teilübersetzung des Artikels „Compliance with the UNESCO World Heritage Convention: Reflections on the Elbe Valley and the Dresden Waldschlösschen Bridge“ (Sabine von Schorlemer in German Yearbook of International Law Ausgabe 2009 ISBN 978-3-428-13132-7; PDF; 227 kB)
  4. Sabine von Schorlemer: Die Dresdner Brücken-Posse (erschienen in: Blätter für deutsche und internationale Politik 51(2006)11, S. 1312–1315; PDF; 34 kB)
  5. Gisela Maria Freisinger: Innenansichten eines Chefs, Manager Magazin, 19. Mai 2014
  6. Birgit Berg: Professorin Sabine von Schorlemer in deutsche Regierungsdelegation berufen, idw – Informationsdienst Wissenschaft, 30. Juli 2004
  7. Christoph Titz: Gnadenloses Beamtenrecht: Krebs-Genesene darf nicht Rektorin werden. In: Unispiegel, Spiegel Online. 23. April 2011, abgerufen am 25. Juni 2011.
  8. Friederike Ott: Der Fall der Renate Lieckfeldt: Wegen Krebs abgelehnt: Die verhinderte Rektorin. In: Stern.de. 28. April 2011, abgerufen am 25. Juni 2011.
  9. Thomas Mader: Ethikdebatte: Rektorin aus Gelsenkirchen wegen Krebserkrankung von HTWK Leipzig abgelehnt. In: Der Westen – Das Portal der WAZ-Mediengruppe. 29. April 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. April 2011; abgerufen am 25. Juni 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.derwesten.de
  10. Kunstministerium beendet Vertrag von Serge Dorny für die Semperoper Dresden. In: Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. 21. Februar 2014, abgerufen am 12. Juli 2023.
  11. Winfried Schenk: Dorny-Anwalt Ernesto Loh: Der Freistaat muss jetzt zahlen. In: Menschen-in-Dresden.de. 26. Juli 2016, abgerufen am 28. Juli 2016.
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