Nicola Forster ist der älteste von drei Söhnen einer Primarlehrerin[1] und des Schulpsychologen Jürg Forster.[2] Seine Urgrossmutter Irma Schaichet kam als Konzertpianistin aus Ungarn, sein Urgrossvater Alexander Schaichet als Dirigent und Geiger aus Russland nach Zürich, wo er das Kammerorchester Zürich gründete.[3] Nicola Forster studierte Jurisprudenz in Zürich, Lausanne und Montpellier.[4]
Vor seinem Studienabschluss leitete Forster die Jugendkampagne für die Osterweiterung der Personenfreizügigkeit mit der EU. Nach dem Studium gründete er 2009 den aussenpolitischen Thinktankforaus[5], den er 10 Jahre lang präsidierte.[6] foraus hat rund 1000 freiwillige Mitarbeiter, fünfzehn Festangestellte und einen globalen Umsatz von 1,2 Millionen Franken.[7] Neben den zwei Sitzen in Zürich und Genf gibt es Spin-offs in sieben Staaten.[8] 2017 gehört er zu den Gründern des Staatslabors,[9] das er präsidiert. Es stellt der öffentlichen Verwaltung neue Methoden und Techniken zur Verfügung.[10] 2020 wählte die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) Forster zum Präsidenten,[11] dieses Amt erfüllt er bis Juni 2024.[12] Als neue thematische SGG-Schwerpunkte nennt er die Digitalisierung, den Klimawandel sowie die Weiterentwicklung der Demokratie.[13]
Forster ist Gründungskurator der Global Shapers Bern des World Economic Forum[14], sowie seit 2018 Stiftungsratspräsident von Science et Cité[15][16]. Er sitzt im Vorstand der Akademien der Wissenschaften Schweiz[17] und ist Mitglied der vom Bundesrat ernannten Schweizerische UNESCO-Kommission.[18]
Sein Haupterwerb[19] sind Vorträge von TEDx[20], Firmenanlässe[21], Moderationen im In- und Ausland[22] sowie die Beratung von Ministerien, Stiftungen und Thinktanks bei Bürgerbeteiligungsprojekten.[23]
Politik
Nachdem die SVP am 9. Februar 2014 ihre «Initiative gegen Masseneinwanderung» gegen bürgerliche und linke Parteien, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände gewann, gehörte Forster[24] zu den Mitgründern der Bewegung Operation Libero.[25] Am 20. November 2018 wurde Forster zusammen mit der Zürcher Gemeinderätin Corina Gredig von der Mitgliederversammlung einstimmig zum Ko-Präsidenten der Zürcher GLP-Kantonalpartei gewählt.[26][27] Forster und Gredig führten die GLP im März 2019 zu einem Wahlsieg bei den Kantonsratswahlen[28][29] und erklärten, im ersten Halbjahr 2019 sei die Mitgliederzahl um einen Viertel auf 1100 Personen angewachsen, die Zahl der Sympathisanten auf 2400.[30]
Politisch sieht Forster die Gegensätze nicht mehr zwischen links und rechts, sondern zwischen «konservativ und progressiv»,[31] «zwischen Vertreterinnen einer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Öffnung sowie Vertretern einer wertkonservativen Haltung, die sich gegen technologische und internationale Veränderungen stellt».[32] Das zeige sich etwa im Kampf der SP gegen das Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU, für das Nicola Forster bei Gegnern und Verbündeten wirbt.[33] 2019 kandidierte Nicola Forster mit Unterstützung der Operation Libero als Kandidat der GLP für den Nationalrat[34] und landete auf der ersten Position als Nachrücker[35].
2022 veröffentlichte Forster ein Europa-Buch gemeinsam mit dem deutschen CDU-Politiker Andreas Schwab, der im EU-Parlament die Delegation leitet, die für die Beziehungen zur Schweiz zuständig ist.[36] Das Buch stellte er anlässlich eines Streitgesprächs mit Alt-Bundesrat und EU-Gegner Christoph Blocher vor.[37]
↑Dorothee Vögeli: Der Unerschrockene. In: Neue Zürcher Zeitung. 11. August 2015 (nzz.ch), abgerufen am 20. November 2018.
↑Matthias Scharrer Schulpsychologe Jürg Forster: «Man redet zu viel über Probleme statt über Stärken» In: Limmattaler Zeitung. 2. Januar 2018 (limmattalerzeitung.ch), abgerufen am 10. Dezember 2018.
↑Matthias Daum: Denkfabrik: Er will wissen, nicht glauben. In: Die Zeit. 10. Februar 2011 (zeit.de), abgerufen am 20. November 2018.
↑Othmar von Matt: Zürcher Start-up: «Wir wollen, dass wir Tinder oder AirBnB der Aussenpolitik werden». In: Aargauer Zeitung. 12. Februar 2017 (aargauerzeitung.ch), abgerufen am 11. Dezember 2018.
↑Susanne Wagner: So führt Nicola Forster die Politik-Bewegung Foraus. In: Handelszeitung. 11. September 2018 (handelszeitung.ch), abgerufen am 21. November 2018.
↑Annkatrin Kaiser, Verena Ringler: Hin zu offenen Formaten: Wie viel Mitbestimmung verträgt die deutsche Außenpolitik? In: IP-Die Zeitschrift. 26. August 2016 (zeitschrift-ip.dgap.org), abgerufen am 11. Dezember 2018.
↑Reto Flury: Bei den Zürcher Grünliberalen übernimmt jetzt die zweite Generation. In: Neue Zürcher Zeitung. 20. November 2018 (nzz.ch), abgerufen am 20. November 2018.
↑Hannes Grassegger: Aktivdienst. Wie eine kühne Truppe junger Leute die Durchsetzungsinitiative bekämpfte. In: Das Magazin. 5. März 2016 (desktop.12app.ch).
↑Die kantonale GLP hat eine neue Partei-Doppelspitze: Corina Gredig und Nicola Forster. In: Limmattaler Zeitung. 21. November 2018 (limmattalerzeitung.ch), abgerufen am 20. November.
↑Stefan Hotz: Die Grünliberalen im Hoch: «Wir freuen uns auf die Aufgabe als Brückenbauer». In: Neue Zürcher Zeitung. 24. März 2019 (nzz.ch), abgerufen am 13. August 2019.
↑Reto Flury: Aus dem Jammertal zum Höhenflug: Die Zürcher GLP will mindestens vier Nationalräte nach Bern schicken. In: Neue Zürcher Zeitung. 28. August 2019 (nzz.ch), abgerufen am 29. August 2019.
↑Tobias Gafafer: Die «Generation Erasmus» ist erwachsen geworden – und will die Aussenpolitik mitprägen. In: Neue Zürcher Zeitung. 12. August 2019 (nzz.ch), abgerufen am 13. August 2019.