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Michel Gaißmayer

Michel Gaißmayer (auch Michael bzw. Geissmayer) (* 21. Dezember 1937 in Berlin; † 22. Januar 2025 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller und Kulturredakteur.

Leben

Lindenberg am Tag des Konzerts 1983 mit Egon Krenz und Harry Belafonte im Empfangsbereich des Flughafens Schönefeld

Gaißmayer verbrachte seine Jugend im Ruhrgebiet, dort war sein Vater Mitbegründer der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Ab 1957 studierte er Theaterwissenschaft, Geschichte, Germanistik und Philosophie in Berlin und München. Ab 1959 arbeitete er mit den Regisseuren des Jungen deutschen Films in München zusammen. Später arbeitete er in München und in Moskau mit den Regisseuren Peter Lilienthal, Wim Wenders und Elem Klimov. Ab 1965 war er für zwei Jahre kulturpolitischer Berater und Wahlkampfhelfer für den späteren Bundeskanzler Willy Brandt.

Später wurde er Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins. Dadurch hatte er Kontakte zu Egon Krenz, der damals Vorsitzender der FDJ der DDR war. Gleichzeitig war er Berater von Udo Lindenberg. Lindenberg wollte seit den 1970er-Jahren unbedingt in der DDR auftreten, hatte aber mit der Veröffentlichung des Songs Sonderzug nach Pankow Anfang 1983 seine Auftrittschancen in der DDR stark minimiert. Deshalb verfasste Gaißmayer am 23. August 1983 einen Brief im Namen Lindenbergs an Erich Honecker.[1] Lindenberg sagte dazu: „Dabei hat er [Gaißmayer] mir geholfen. Ich hätte geschrieben: ‚Eh Honey, keine Panik … alles klar.‘ Ne, sagte er, da musst Du schreiben ‚Staatsratsvorsitzender‘ und so mit bisschen trallala.“[2] Somit initiierte Gaißmayer den ersten Auftritt Udo Lindenbergs in der DDR.[3] Honecker las den Brief wohlwollend und übergab ihn Krenz mit dem Auftrag, den Auftritt Lindenbergs zu organisieren. Eine endgültige Genehmigung Honeckers für den Auftritt holte sich Krenz in einem Brief vom 8. September 1983.[4] Der Auftritt fand dann am 25. Oktober 1983 im Palast der Republik im Rahmen der Veranstaltung Für den Frieden der Welt statt. Gaißmayers damalige Freundin, die schwedische Fotografin Kristina Eriksson, die schon den Brief an Honecker auf der Schreibmaschine im Westberliner Hotel Intercontinental getippt hatte,[1] machte anlässlich des Konzertes Bilder von Krenz und Lindenberg, da im Palast an dem Tag keine westdeutschen Medien zugelassen waren.

Seit Ende der 1980er-Jahre war er Redakteur bei Alexander Kluges unabhängigen Kulturmagazinen im Fernsehen. Im Jahre 2001 spielte er eine Nebenrolle (Verleger) im Film Suck My Dick. 2021 war er Kandidat der Partei Die Partei in Berlin auf dem Listenplatz 13.[5]

Wie der Regisseur Stephan Suschke, der ihn am Ende begleitete und noch kurz vor seinem Tod Gaißmayers Erinnerungen an die Ereignisse um das Lindenberg-Konzert veröffentlichte,[6] der Berliner Zeitung mitteilte, ist Michel Gaißmayer am 22. Januar 2025 in Berlin gestorben.[7]

Werke

Literatur

  • Joachim Hentschel: Dann sind wir Helden: Wie mit Popmusik über die Mauer hinweg deutsche Politik gemacht wurde. Rowohlt, Hamburg 2022.
  • Christian Schulte, Birgit Haberpeuntner, Melanie Konrad: Plurale Autorschaft. Alexander Kluge-Jahrbuch – Band 007. Vandenhoeck & Ruprecht, Paderborn 2022, S. 472.

Einzelnachweise

  1. a b Die Akte Lindenberg – Udo und die DDR. In: ndr.de. Abgerufen am 25. Januar 2025.
  2. Reinhold Beckmann, Falko Korth: Die Akte Lindenberg – Udo und die DDR. NDR, 22. Oktober 2023 (ab Minute 15:30).
  3. Udo Lindenberg: An den Vorsitzenden des Staatsrates der DDR und Generalsekretär der SED Herrn Erich Honecker. (pdf; 1,2 MB) Brief Lindenbergs an Honecker. In: Stasi-Mediathek. Abgerufen am 25. Januar 2025.
  4. Erich Krenz: Brief an Honecker. (pdf; 464 kB) 8. September 1983, archiviert vom Original am 4. Januar 2023; abgerufen am 25. Januar 2025 (wiedergegeben auf bundesarchiv.de).
  5. AGH Listenplatz 13. In: die-partei-berlin.de. 24. März 2021, abgerufen am 25. Januar 2025.
  6. Stephan Suschke: Wie es mir gelang, Udo Lindenberg in den Palast des Oberindianers zu schleusen. In: berliner-zeitung.de. 10. November 2024, abgerufen am 22. Januar 2025.
  7. Michael Maier: Michel Gaißmayer ist tot. In: berliner-zeitung.de. 22. Januar 2025, abgerufen am 22. Januar 2025.
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