Helene Kafka wurde als viertes von sieben Kindern des Schuhmachers Anton Kafka und der Maria Stehlík geboren. Als sie zwei Jahre alt war, zog die Familie nach Wien-Brigittenau. Dort besuchte sie die Volksschule, die dreijährige Bürgerschule und später die einjährige Haushaltungsschule in Wien-Innere Stadt. Nach einigen Jahren als Hausmädchen wurde sie 1914 Hilfspflegerin im Krankenhaus Lainz. Mit 19 Jahren trat sie der Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe (auch bekannt als „Hartmannschwestern“) bei und nahm den Ordensnamen Maria Restituta an.[1] Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie 1919 als Operationsschwester ins Krankenhaus Mödling und brachte es bis zur Oberschwester der chirurgischen Abteilung.
Widerstand und Tod in der NS-Zeit
Auch das Krankenhaus Mödling blieb nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 nicht verschont. Schwester Restituta weigerte sich, Kruzifixe aus den Krankenzimmern zu entfernen. Sie lehnte es zudem ab, „arische“ Patienten gegenüber „fremdrassigen“ zu bevorzugen. Diese Haltungen und zwei von ihr diktierte regimekritische Texte wurden ihr zum Verhängnis. Der Chirurg Lambert Stumfohl, Mitglied der SS, denunzierte sie.[2] Am 18. Februar 1942 (Aschermittwoch) wurde sie im Operationssaal von der Gestapo verhaftet. Am 29. Oktober 1942 verurteilte eine Kammer des Kammergerichts sie wegen „Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode.
Trotz kirchlichen Wunsches wurde der Leichnam nicht der Ordensgemeinschaft übergeben, sondern anonym in der sogenannten 40er-Gruppe des Wiener Zentralfriedhofs verscharrt (Reihe 30, Grabnummer 158). Dort liegen etwa 2700 Tote.[5]
Im Jahre 2000 wurde durch das Brigittenauer Gymnasium das von Elisabeth Lotterstätter, Rita Melzer und Ingeborg Schnaubelt verfasste MusicalRestituta uraufgeführt. 2010 erschien eine Doppel-CD mit dem Musical und der Restituta-Messe.[7]
Gedenkorte
Ein von Sr. Restituta getragenes Kreuz ist seit März 2013 in der Basilika San Bartolomeo all’Isola in Rom als Reliquie auf einem Seitenaltar aufgestellt. Papst Johannes Paul II. hatte diese Kirche im Jahre 2002 dem Gedenken der Märtyrer und Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts gewidmet, gleich welcher Konfession.[8]
In der Brigittenau, dem Bezirk ihrer Kindheit und Jugend, ist ihr Wohnhaus als Kind (Denisgasse) mit einer Gedenktafel versehen.
Im Hartmannspital in Wien-Margareten gibt es eine Dauerausstellung: Restituta-Dokumentation – Glaube gegen NS-Gewalt.[9]
Auch in der Basilika Klein-Mariazell wird über ihr Leben berichtet und ihrer besonders gedacht (Statue von Oskar Höfinger [1998], Reliquie im Hochaltar).
2006 verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig in Mödling in der Sr.-Maria-Restituta-Gasse 12 einen Stolperstein.[11]
In der Sr.-Maria-Restituta-Kapelle der Pfarrkirche Herz-Jesu in Mödling – zu dieser Pfarre gehört das Landesklinikum (Krankenhaus) Mödling – wurde am 29. Oktober 2017 eine von Lukas Philippovich geschaffene Keramikstatue aufgestellt.[12]
Maria Restituta Kafka als Namensgeberin
In Mödling wurde ihr zum Gedenken die westliche Hälfte der Weyprechtgasse vor dem Krankenhaus in Schwester-Maria-Restituta-Gasse umbenannt.
In Wien-Brigittenau wurde bei der Donaubrücke, Nähe U6-Station „Handelskai“, im Jahre 2000 ein Maria-Restituta-Platz benannt.
In Wien-Margareten ist ein Gemeindebau nach ihr benannt (Ecke Pannaschgasse-Margaretenstraße).
Hörspiel
Susanne Ayoub: Schwester Kafka. Szenen aus dem Leben der Helene Kafka. Hörspiel. Produktion ORF – Radio Ö1. Erstsendung 2004.
Horst-Peter Wolff: Kafka, Helene In: Horst-Peter Wolff (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“. Ullstein Mosby, 1997, Band 1, ISBN 3-86126-628-8, S. 96–97.
Martin Krist, Albert Lichtblau: Nationalsozialismus in Wien. Täter. Opfer. Gegner. Studien Verlag, Innsbruck 2017, ISBN 978-3-7065-5321-6, darin S. 330–332: Helene Kafka – Schwester Maria Restituta: Opfer einer Denunziation.
↑Martin Krist, Albert Lichtblau: Nationalsozialismus in Wien. Täter. Opfer. Gegner. Studien Verlag, Innsbruck 2017, S. 330.
↑Willi Weinert: „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen: ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof und zu Opfergräbern auf Wiens Friedhöfen. Wiener Stern-Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-9502478-2-4, S. 82.