Luhansk (ukrainischЛуганськanhörenⓘ/?; russischЛуганск/Lugansk) ist die Hauptstadt der Oblast Luhansk in der Ukraine mit 400.000 Einwohnern (2024).[1] Die Stadt befindet sich am Zusammenfluss der Flüsse Luhan und Olchowka, daher auch ihr Name. Von 1935 bis 1958 und von 1970 bis 1992 hieß die Stadt zu Ehren des sowjetischen Funktionärs Kliment WoroschilowWoroschylowgrad (ukrainisch Ворошиловград, russisch Ворошиловград/Woroschilowgrad).
Seit 2014 ist Luhansk de facto die Hauptstadt der Volksrepublik Lugansk – eines unter russischem Protektorat stehenden Territoriums. Seit 2022 ist die Volksrepublik Lugansk ein Föderationssubjekt der Russischen Föderation, wobei Lugansk weiterhin ihre Hauptstadt ist. De jure bleibt Luhansk gemäß der administrativ-territorialen Gliederung der Ukraine die Hauptstadt der Oblast Luhansk, die zu den von Russland besetzten Gebieten gehört.
In verschiedenen Medien wurden 2006 archäologische Befunde nahe Luhansk als frühgeschichtliche Strukturen einer Pyramide interpretiert,[5] die auf eine frühe Besiedlung hinweisen. Dies stellte sich allerdings später als Falschmeldung heraus; bei den Befunden handelt es sich um einen Grab-Tempel-Komplex, der laut dem Grabungsleiter Viktor Klochko etwa 4000 v. Chr. von Proto-Indoeuropäern erbaut und bis etwa 400 v. Chr. genutzt wurde.[6]
Am 14. November 1795 erging der Erlass von Katharina II. über die Gründung einer Fabrik, die am 25. November 1795 offiziell mit dem britischen Industriellen Charles Gascoigne gegründet wurde. Am 4. Oktober 1800 ging der erste Hochofen in Betrieb. Im Jahre 1812 war die Fabrik ein wichtiger Hersteller von Munition für die russische Armee, die im Krieg gegen Napoleon stand. 1882 wurde Luhansk zur Stadt erhoben. Am 3. Mai 1896 gründete Gustav Hartmann die Firma „Russische Maschinenbaugesellschaft Hartmann in Lugansk“. Die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Industriezentrum für den Bau von Schwermaschinen und Lokomotiven. Im Jahr 1900 hatte die Stadt 34175 Einwohner und vier Kirchen.[7]
Zu Beginn des Russisch-Ukrainischen Krieges entsandte die OSZE am 21. März 2014 Beobachter nach Luhansk.[10] In den Tagen und Wochen davor war es in Luhansk zu prorussischen Protesten gekommen, bei denen Demonstranten ein Referendum nach dem Vorbild der Krim gefordert hatten.[11] Am 21. März wurde ein tags zuvor von prorussischen Demonstranten errichtetes Zeltlager auf dem Luhansker Zentralplatz entfernt. Dabei kam es zu Zusammenstößen zwischen Aktivisten und der Polizei.[12]
Eine Iljuschin Il-76 der ukrainischen Luftwaffe wurde am 14. Juni 2014 beim Anflug auf den Flughafen von Luhansk mit einer 9K38-Igla-Boden-Luft-Rakete abgeschossen, wobei 9 Besatzungsmitglieder und 40 Fallschirmjäger getötet wurden.[13]
Die Stadt befand sich seit 2014 unter Kontrolle der international nicht anerkannten Volksrepublik Lugansk und gehörte nach Angaben der ukrainischen Regierung zu einem Gebiet, auf dem die Organe der Staatsmacht vorübergehend ihre Befugnisse nicht ausüben.[14]
Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine wurde die Stadt im Jahr 2022 einseitig als der Russischen Föderation zugehörig proklamiert.
Der örtliche Fußballverein Sorja war 1972 als Sorja Woroschilowgrad sowjetischer Fußballmeister und 1992 Gründungsmitglied der höchsten ukrainischen Spielklasse. Aktuell trägt der Verein seine Spiele in Saporischschja aus.
Die mehr als 7000 Mitarbeiter zählende Lokomotivfabrik lieferte Diesellokomotiven für den Güterverkehr in großen Stückzahlen an die Ostblockstaaten. Sie galt als größte Lokomotivfabrik Europas, hat aber die Produktion seit 2014 weitgehend reduziert. Viele Fabriken, die durch die Kriegshandlungen zerstört wurden oder die Arbeit stoppen mussten, wurden demontiert, in Einzelteile zerlegt, abtransportiert und als Metallschrott weiterverkauft.[18]
Verkehr
Bis zum Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine befand sich unweit der Stadt, im Vorort Peremoschne, der Flughafen Luhansk. Dieser war bis zum 11. Juni 2014 in Betrieb[19] und wurde kurz darauf im August 2014 bei Kämpfen zwischen ukrainischen Regierungstruppen und pro-russischen Kämpfern fast komplett zerstört.[20]
↑Meyers Konversationslexikon, 6. Auflage Leipzig - Wien 1908, Band 12, Stichwort „Lugansk“
↑Nicolas Werth: Histoire de l’Union soviétique de Lénine à Staline (1917–1953) (= Que sais-je ?Nr.2963). 6. Auflage. Presses Universitaires de France/Humensis, Paris 2021, ISBN 978-2-7154-0876-0, S.91.
↑Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.