Ludwig MühlhausenLudwig Konrad Mühlhausen (* 16. Dezember 1888 in Kassel; † 15. April 1956 in Ulm) war ein deutscher Keltologe und Hochschullehrer an der Universität Berlin und der Universität Hamburg, wo er der erste Dozent für Keltologie war (auf dem zweiten Lehrstuhl in Deutschland überhaupt neben Berlin). Leben und WirkenMühlhausen besuchte das Wilhelmsgymnasium in Kassel und studierte ab 1908 Germanistik, Vergleichende Sprachwissenschaft, das Baltische, Slawistik, Sanskrit und Keltologie an den Universitäten Zürich und Leipzig. Er wurde 1914 an der Universität Leipzig bei Ernst Windisch magna cum laude promoviert. Seine Dissertation beschäftigte sich mit den lateinischen, romanischen und germanischen Lehnwörtern im Cymrischen, besonders im „Codex Venedotianus“ der cymrischen Gesetze.[1] 1915 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg war er wie schon kurz vor dem Krieg Volontär bei der Universitätsbibliothek Leipzig und war ab 1919 Assistent bei der Commerzbibliothek der Handelskammer Hamburg, an der er 1922 Bibliothekar wurde. Ab 1922 hatte er einen Lehrauftrag für Keltologie an der Universität Hamburg, wo er 1928 Honorarprofessor wurde. Als der Leiter der Commerzbibliothek, Eduard Rosenbaum, 1933 zur Emigration gezwungen wurde, wurde Mühlhausen 1934 Direktor. Mühlhausen war schon seit 1919 in rechten Parteien aktiv, zunächst bei der Deutschnationalen Volkspartei, deren Mitglied er 1919 bis 1927 war. Zum 1. Mai 1932 trat er der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.153.327),[2] 1933 der SA bei. Nachdem der Keltologe Julius Pokorny in Berlin 1935 aus rassistischen Gründen seinen Lehrstuhl verloren hatte (er floh 1943 in die Schweiz), wurde Mühlhausen 1937 sein Nachfolger. 1936 war er einer der Gründer der Deutschen Gesellschaft für keltische Studien. Er war ab Sommer 1942 der Leiter der Abteilung Keltische Volksforschung beim SS-Ahnenerbe und ab 1943 Mitglied der SS. Von Mai 1945 bis März 1948 war er kriegsgefangen bzw. interniert. Danach war er gesundheitlich schwer angeschlagen und konnte nur noch eingeschränkt wissenschaftlich arbeiten. Er erlitt einen Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmte, und starb 1956 an einem Herzinfarkt. Seine Spezialbibliothek kaufte die Universitätsbibliothek Tübingen. Dort befindet sich auch sein wissenschaftlicher Nachlass (Signatur: Mn 4), vor allem Wörterbuchkarteien, Notizbücher und keltologische Aufzeichnungen.[3] Dias aus dem Nachlass Ludwig Mühlhausens zeigen Aufnahmen vom Irland der Jahre 1926 bis 1932, die auf seinen Forschungsreisen entstanden sind. Auf den vorwiegend im Raum Cork und Connemara gemachten Aufnahmen sind neben Landschaftsaufnahmen auch historische Monumente, Personen und Handwerk zu sehen. Von Mühlhausen stammen eine Ausgabe des Mabinogion und Untersuchungen zum Parzival-Stoff der Artus-Sage. Nach Mühlhausen sind die walisischen Versionen (Peredur fab Efrawg) des Parzival nicht die Quelle der romanischen Versionen (Chrétien de Troyes, Li Contes del Graal), sondern diese beeinflussten umgekehrt die walisischen. Im Mittelpunkt seines Interesses standen die modernen keltischen Sprachen (Kymrisch, Irisch und insbesondere das Bretonische mit Feldforschungen in der Bretagne), wobei man damit auch politische Ziele verfolgte.[4] Er hatte wenige Schüler. Hans Hartmann habilitierte sich bei ihm 1941. Er sah sich aber nicht als Schüler von Mühlhausen. Im September 1918 heiratete er Elsa Abigt, mit der er zwei Töchter hatte. Sein Bruder Rudolf Mühlhausen (* 1878) war Theologe. Schriften
Literatur
WeblinksEinzelnachweise
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