Vorläufer des Amts zwischen den Jahren 1920 und 1923, also während der Zeit des Türkischen Befreiungskriegs, war das Amt des „Präsidenten des Rates der Vollzugsbeauftragten“ (türkischİcra Vekilleri Heyeti Reisi). Der Rat der Vollzugsbeauftragten war ein Exekutivausschuss der Nationalversammlung, die sich am 23. April 1920 in Ankara konstituierte. Ein Gesetz vom 2. Mai 1920 regelte die Wahl der Mitglieder dieses Ausschusses durch die Nationalversammlung. Der Exekutivausschuss stand unter der Leitung des Präsidenten der Nationalversammlung. Wenn dieser verhindert war, wurde der Vorsitz durch ein Ausschussmitglied geführt. In der Verfassung vom 20. Januar 1921 wurde dieser Zustand verfassungsrechtlich sanktioniert und die Wahl durch die Mitglieder des Rates der Vollzugsbeauftragten festgelegt. Doch blieb weiterhin der Präsident der Nationalversammlung nach Art. 9 der Verfassung „natürlicher“ Vorsitzender des Rates der Vollzugsbeauftragten. Es oblag ihm, die Beschlüsse dieses Rates zu bestätigen. Durch Gesetz vom 8. Juli 1922 wurde dann die Wahl des Vorsitzenden des Rats der Vollzugsbeauftragten durch die Nationalversammlung bestimmt.
Eine weitere Änderung ergab sich durch die Einführung der Republik am 29. Oktober 1923. Das neu eingeführte Amt des Staatspräsidenten wurde institutionell verselbständigt. Er behielt aber die Befugnis, in Einzelfällen den Vorsitz in der Nationalversammlung und dem Rat der Vollzugsbeauftragten wahrzunehmen. Nunmehr wurden die Mitglieder des Rats der Vollzugsbeauftragten vom Staatspräsidenten ernannt und der Nationalversammlung zur Bestätigung vorgestellt. Dabei wurde der Inhaber des Amts Başvekil genannt, was außerhalb der Türkei mit „Ministerpräsident“ wiedergegeben wurde. Die Verfassung vom 20. April 1924 brachte detailliertere Regelungen, aber keine grundsätzlichen Änderungen in der Organisation und Benennung der Regierungsorgane. Ab dem 10. Januar 1945 wurde die Bezeichnungen der Regierung, ihrer Mitglieder und ihres Vorsitzenden auch in der Türkei den internationalen Gepflogenheiten angepasst und gleichzeitig zu Başbakan (Ministerpräsident), Bakan (Minister) und Bakanlar Kurulu (Ministerrat) turkisiert.
Während der Regierungszeit des Ministerpräsidenten Adnan Menderes wurden die alten Bezeichnungen 1952 vorübergehend wieder eingeführt. Dies wurde nach dem Militärputsch vom 27. Mai 1960 wieder rückgängig gemacht.
Vekil, so die Bezeichnung der Mitglieder der türkischen Regierung in den ersten beiden Jahrzehnten der Republik, bedeutet eigentlich Vertreter, Beauftragter. Darin sollte zum Ausdruck kommen, dass die Regierung im Grunde einen Exekutivausschuss der Nationalversammlung darstellen sollte. Die Minister außerhalb der Türkei wurden im türkischen Sprachgebrauch demgegenüber Nazır („Minister“; eigentlich ein arabisches Lehnwort mit der Bedeutung „sehend, schauend (auf)“) genannt. Das türkische Wort Bakan ist die wörtliche Übersetzung von nazır.
Liste der Präsidenten des Rates der Vollzugsbeauftragten
Liste der Ministerpräsidenten seit der Republikgründung
Dies ist eine Liste der türkischen Ministerpräsidenten ab der Republikgründung am 29. Oktober 1923 bis zur Einführung des Präsidialsystems am 9. Juli 2018.[1][2]