Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

 

Liebestod

Der Liebestod ist ein literarisches Motiv, das mit Richard Wagners Musikdrama Tristan und Isolde (1859) in Verbindung gebracht wird. Die Protagonisten der Oper sehnen den Tod als Vollendung ihrer gesellschaftlich unmöglichen, da ehebrecherischen Liebe herbei.

Richard Wagner

Am Schluss der Oper, nachdem Tristan nach langem Siechtum aufgrund einer Verwundung gestorben ist, sinkt auch Isolde über seiner Leiche zusammen. Ihr Sologesang am Schluss, das allgemein unter dem Titel „Isoldes Liebestod“ bekannt ist, nannte Wagner selbst jedoch zunächst „Isoldes Verklärung“. Den Begriff des Liebestodes nutzte Wagner erstmals in seinem Arrangement von Vorspiel und Schlussszene als instrumentales Orchesterstück "Tristan und Isolde – Vorspiel und Liebestod". Darüber hinaus bezeichnet auch das Libretto die Körper der dahingesunkenen Isolde und Tristans als „Leichen“, was darauf hinweist, dass Isolde im Tod tatsächlich die ersehnte Vereinigung mit Tristan erreicht hat.

Vorgeschichte

Die literarische Vorlage, Gottfried von Straßburgs mittelalterliche Verserzählung Tristan und Isolde (um 1210), ist ein Fragment geblieben. Der gemeinsame Tod des Liebespaars stammt aus Heinrich von Freibergs Feder (um 1290). Allerdings lässt er eine Warnung vor den Gefahren der weltlichen Liebe folgen.

Shakespeare übernimmt mit dem (vordergründig) gerechten Tod von Romeo und Julia (1595) noch das Motiv der betrogenen Betrüger aus der mittelalterlichen Moralität. Der Freitod war nach christlicher Vorstellung ein Gipfel der Selbstherrlichkeit – unter der Voraussetzung, dass der Tod eine Gnade sei und man sich eine Gnade nicht selbst geben könne. Daher spielte das Motiv des Liebestods im Zuge der Auflehnung gegen die Vanitas seit Ende des 18. Jahrhunderts eine Rolle.

Seit dem späteren 18. Jahrhundert geschah eine Befreiung von religiösen Vorstellungen. Goethes Roman Die Leiden des jungen Werthers (1774), in dem sich ein unglücklich Liebender umbringt, löste einen Werther-Effekt aus. Auch der Freitod des Dichters Heinrich von Kleist zusammen mit Henriette Vogel 1811 wird oft mit dem Motiv des Liebestods in Zusammenhang gebracht.

Auf der Opernbühne entfaltete der Liebestod eine eigenständige Tradition, seit man Gegenmodelle zur aristokratischen Tragödie suchte. Eine melodramatische Version findet sich bereits in Peter von Winters Lenardo und Blandine (1779). Ein wesentliches Vorbild für Wagner war Vincenzo Bellinis I Capuleti e i Montecchi (1830), eine Oper, die er schon in Riga dirigiert hatte. Auch im Spätwerk Giuseppe Verdis (Otello, Aida) ist der Liebestod als zentrales Motiv hervorgehoben worden.

Rezeption

Während seines gesamten Films Patriotismus (1966) lässt Yukio Mishima eine alte Schallplattenaufnahme von Wagners Liebestod im Hintergrund erklingen. Thematisiert wird der gemeinsame Suizid eines Militärs und seiner Frau nach dem Putschversuch in Japan vom 26. Februar 1936.

In der Oper Der Kommissar von Jury Everhartz entdeckt der Kommissar in sich selbst den gesuchten Mörder zur Musik von Wagners Liebestod (2002).

Als Symbol für gemeinsamen Untergang ohne den Vordergrund einer individuellen Liebesbeziehung steht dieselbe Musik in Lars von Triers Melancholia (2011).

Literatur

  • Jürgen Schläder: „Die Verklärung des Heroen im Liebestod. Das neue Heldenkonzept in Verdis Otello“, in: »Die Wirklichkeit erfinden ist besser«. Opern des 19. Jahrhunderts von Beethoven bis Verdi, hg. v. Hanspeter Krellmann und Jürgen Schläder, Stuttgart und Weimar 2002, S. 243–252
  • Elisabeth Bronfen: Liebestod und Femme fatale. Der Austausch sozialer Energien zwischen Oper, Literatur und Film, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2004. ISBN 3-518-12229-0
Kembali kehalaman sebelumnya


Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9