Lautertal (Oberfranken)
Lautertal ist eine Gemeinde im oberfränkischen Landkreis Coburg. Der Name ist eine Neuschöpfung anlässlich der Errichtung der Gemeinde im Rahmen der Gebietsreform in Bayern am 1. Juli 1969. Namensgebend ist die in die Itz mündende Lauter, die das Gemeindegebiet von Nord nach Süd durchfließt (im nördlichsten Abschnitt der rechte Quellbach Rottenbach). Einen Gemeindeteil oder eine Gemarkung namens Lautertal gibt es nicht. Sitz der Gemeindeverwaltung ist das Dorf Oberlauter. GeografieLautertal liegt im nördlichen Teil des Landkreises Coburg und grenzt im Norden an die Stadt Eisfeld (Landkreis Hildburghausen), im Nordosten an die Stadt Schalkau (Landkreis Sonneberg), im Osten an Rödental, im Südosten an Dörfles-Esbach, im Süden an Coburg, sowie im Westen an Meeder. Lautertal liegt an den Langen Bergen, zu denen mit dem Naturschutzgebiet Lauterberg das größte Naturschutzgebiet des Landkreises gehört. Außerdem befindet sich mit dem Buchberg (528 m ü. NHN) in der Nähe von Rottenbach auch die höchste Erhebung des Landkreises in Lautertal. Die nächstgelegenen Großstädte (Luftlinie, Entfernung vom Rathaus) sind Erfurt (ca. 75 km), Jena (ca. 80 km), Erlangen (ca. 80 km), Würzburg (ca. 90 km) sowie Fürth und Nürnberg (letztgenannte ca. 95 km). GemeindegliederungLautertal hat sechs Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2]
Sie entsprechen ehemaligen Gemeinden, die heute Gemarkungen der Gemeinde Lautertal sind. Unterlauter und Oberlauter sind baulich zusammengewachsen, etwa entlang der zur durchgehenden Kreisstraße CO 27 verlaufenden Parallelstraßen Eisenacher Straße, Weimarer Straße, Erfurter Straße und Fröschengraben.[3] Unterlauter/OberlauterDer Ort Lauter, später in Unterlauter und Oberlauter getrennt, wurde erstmals 850 n. Chr. als „Lutaraha“ erwähnt.[4] Auf eine frühere Gründung deutet eine Erwähnung aus dem Jahr 833 („villa Hlutru“) hin, dies kann aber nicht mit Sicherheit belegt werden. Etwa zur gleichen Zeit entstanden vermutlich auch das Zentgericht, der Herrenhof neben der Kirche und der Kreuzstein. Später wurde der untere Teil des Reichshofs, entsprechend der Lage am Fluss Lauter, zu Unterlauter, der obere zu Oberlauter. Bis ins 16. Jahrhundert besaß die Zent Lauter zwischenzeitlich das Stadt- und Marktrecht,[4] die höhere Gerichtsbarkeit ging mit der Stadtgründung Coburgs verloren. TiefenlauterDer Gemeindeteil Tiefenlauter entstand wahrscheinlich im 14. Jahrhundert (erste urkundliche Erwähnung 1317).[4] Von etwa 1400 bis 1580 war die Siedlung eine Wüstung, also unbewohnt. Möglicherweise existierte dort eine zum Reichshof gehörende Burg. NeukirchenDie Entstehung Neukirchens geht ins 13. Jahrhundert zwischen 1200 und 1240 zurück, die erste Erwähnung stammt vom Jahr 1315. Oberhalb der namensgebenden Kirche stand vermutlich die Burg Neukirchen. Die Umstände ihres Untergangs sind nicht bekannt. Seit 1976 ist eine Jugendbildungsstätte der evangelisch-lutherischen Kirche, das Jugendhaus Neukirchen, eine markante Einrichtung der Ortschaft. Auf der westlichen Seite des Ortes befindet sich ein Skilift, angrenzend eine bei üblichem Liftbetrieb geöffnete Skihütte, die den Wintersportgästen eine Verpflegungsmöglichkeit bietet. TremersdorfDer Mühlenort Tremersdorf wurde 1317 erstmals erwähnt. Im 13./14. Jahrhundert bestand ein enger Zusammenhang mit Neukirchen. Die Gemeinde Tremersdorf wurde am 1. Januar 1969 in die Gemeinde Rottenbach eingegliedert und diese am 1. Mai 1978 nach Lautertal eingemeindet. RottenbachIn einer Urkunde vom 11. Februar 1182 wurde Rottenbach erstmals genannt. Im Mittelalter war Rottenbach der Pfarrei Oettingshausen unterstellt. Die am 1. Januar 1969 um Tremersdorf vergrößerte Gemeinde Rottenbach[5] wurde am 1. Mai 1978 in die Gemeinde Lautertal eingegliedert.[6] GeschichteDie Gemeinde Lautertal entstand am 1. Juli 1969 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Neukirchen, Oberlauter, Tiefenlauter und Unterlauter.[5] Am 1. Mai 1978 kam Rottenbach, das am 1. Januar 1969 die Gemeinde Tremersdorf aufgenommen hatte, hinzu.[6] In Lautertal gab es von 1952 bis 1992 einen DECCA-Sender. EinwohnerentwicklungIm Zeitraum 1988 bis 2018 wuchs die Gemeinde von 3136 auf 4303 um 1167 Einwohner bzw. um 37,2 %. PolitikBürgermeisterErster Bürgermeister war vom 1. Mai 2014 bis zum 11. Februar 2019 Sebastian Straubel (CSU). Aufgrund seiner Wahl zum Coburger Landrat war eine Neuwahl nötig. Bis dahin führte der Zweite Bürgermeister Martin Rebhan (SPD) die Amtsgeschäfte. Am 26. Mai 2019 wurde Karl Kolb von der Überparteilichen Wählergemeinschaft Lautertal (ÜPW) mit 64,73 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Zu seinem Geschäftsleiter wurde der Verwaltungsjurist Cedric Lindner.[7] Vorgänger Straubels waren Hermann Bühling (CSU) und bis 2008 Klaus Forkel (ÜWG). GemeinderatDie Kommunalwahl 2020 führte zu folgender Sitzverteilung im Gemeinderat:
Wappen
GemeindepartnerschaftenAm 13. September 2018 wurde die langjährige Partnerschaft mit der thüringischen Nachbarstadt Schalkau offiziell besiegelt. Baudenkmäler
VerkehrSchienenverkehrSeit 1858 führte die Bahnstrecke Eisenach–Lichtenfels, auch Werrabahn genannt, durch Lautertal und verband sie so mit Coburg und über Eisfeld mit Eisenach. Einziger Halt im Lautertal war der Bahnhof Tiefenlauter. Am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde nach Sprengungen von Brücken die Verbindung nach Eisfeld unterbrochen, am 30. August 1949 der Personenverkehr nach Coburg eingestellt, am 1. Juli 1976 auch der Güterverkehr. Die Strecke wurde 1977 abgebaut. In den 1980er Jahren wurden auf der Strecke Grundstücke verkauft und einige Privathäuser gebaut.[10] Die Gemeinde Lautertal steht einer Wiederherstellung der Bahnverbindung, wie sie von den Industrie- und Handelskammern in Coburg und Suhl gefordert wird, ablehnend gegenüber und sucht diese durch Ausweisung neuer Baugebiete zu verhindern.[11] Einige Zeugnisse der Strecke sind noch vorhanden, so zum Beispiel ein Bahnwärterhäuschen am Ende der Andreasstraße oder das Bahnhofsgebäude von Görsdorf, welches sich noch auf Lautertaler Gemeindegebiet befindet. Der ehemalige Bahndamm ist vor allem auf Höhe Oberlauter sowie zwischen Oberlauter und Tiefenlauter sehr deutlich zu erkennen. Unmittelbar östlich von Lautertal befindet sich die 2017 eröffnete Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt. StraßenverkehrLautertal ist durch die ehemalige Bundesstraße 4 (heute Kreisstraße CO 27) an die Bundesautobahn 73 angebunden. ÖPNVDie Coburger Stadtbuslinie 1402 verbindet Lautertal über sechs Haltestellen in Unterlauter und Oberlauter mit Coburg. Wochentags sowie bis Samstag Nachmittag erfolgt diese Verbindung alle 30 Minuten, am restlichen Wochenende stündlich. Die Linie 1468 verkehrt unter der Woche von Coburg und Oberlauter bis Rottenbach. Direkte Verbindungen in andere Nachbargemeinden und nach Thüringen (Eisfeld und Suhl) wurden eingestellt. Lautertal liegt seit dem Beitritt des Landkreises Coburg in den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) 2024 in dessen Tarifgebiet. BildungIm Gemeindeteil Unterlauter befindet sich die Mittelschule Lautertal (Jahrgangsstufen 5–9). Die nächste Grundschule befindet sich in Dörfles-Esbach. Söhne und Töchter der Gemeinde
Literatur
WeblinksCommons: Lautertal (Oberfranken) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Lautertal (Oberfranken) – Reiseführer
Einzelnachweise
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