Vom 3. Dezember 1829 bis zum 1. April 1878 waren West- und Ostpreußen zur Provinz Preußen vereinigt.
Am 1. Januar 1874 schied die Stadt Elbing aus dem Kreis aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Der Kreis Elbing wurde seitdem als Landkreis bezeichnet. 1897 wurde bei Gut Hansdorf eine große Fläche mit archäologischen Funden entdeckt, in den 1920er Jahren wurden Ausgrabungen unternommen. Ebenso fand man ein großes Gräberfeld bei Elbing. Die Funde kamen in das Elbinger Museum. Weitere Grabungen konnten wegen des Krieges nicht fortgeführt werden.
Mit dem 1. April 1913 verkleinerte sich das Kreisgebiet durch Eingemeindung der Orte Klein Röbern, Klein Teichhof, Pangritz-Kolonie, Stolzenmorgen, Strauchmühle, Thumberg, Wansau und Wittenfelde in den Stadtkreis Elbing.
Bereits vor dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages wurden am 1. Oktober 1919 die auf der Frischen Nehrung gelegenen Landgemeinden Kahlberg, Narmeln, Neukrug und Vöglers des Kreises Danziger Niederung dem Landkreis Elbing unterstellt. Mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 musste der westlich der Nogat gelegene Teil des Landkreises Elbing an die Freie Stadt Danzig abgetreten werden. Der Landkreis Elbing verlor dadurch 25 % seines Territoriums und 23 % seiner Einwohner. In der Freien Stadt Danzig kam dieses Gebiet zum Landkreis Großes Werder.
Infolge der Auflösung der Provinz Westpreußen wurde am 28. November 1920 der Landkreis Elbing dem Regierungspräsidenten in Marienwerder und der Provinz Ostpreußen unterstellt. Am 24. Dezember 1920 wurde bei einer nachträglichen Grenzkorrektur die Landgemeinde Pröbbernau aus der Freien Stadt Danzig in den Landkreis Elbing umgegliedert. Gleichzeitig kehrten auch die Landgemeinde Zeyerniederkampen und der Gutsbezirk Nogathaffkampen, die im Januar 1920 abgetreten worden waren, in den Landkreis Elbing zurück. Der Landkreis Elbing wurde zum 1. Juli 1922 auch förmlich in die Provinz Ostpreußen eingegliedert. Der Regierungsbezirk Marienwerder wurde aus Traditionsgründen in Regierungsbezirk Westpreußen umbenannt. Der Sitz des Regierungspräsidenten blieb weiterhin in Marienwerder.
Am 30. September 1928 wurden die Gutsbezirke Freiwalde, Groß Wesseln, Herrenpfeil, Pfarrwald und Vogelsang sowie am 17. Oktober 1928 die Gutsbezirke Eichwalde und Spittelhof nach Elbing eingemeindet. Zum 30. September 1929 fand im Landkreis Elbing wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der bis auf drei alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Der Landkreis Elbing wurde nach der Eroberung Danzigs am Beginn des Zweiten Weltkriegs Teil des am 26. November 1939 gebildeten Reichsgaus Westpreußen, später Danzig-Westpreußen, und trat zum neuen Regierungsbezirk Danzig. Im Januar und Februar 1945 eroberte die Rote Armee das Kreisgebiet und unterstellte es „erst“ am 19. Mai 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen.[4] Die allermeisten Bewohner wurden in der Folgezeit aus dem Kreisgebiet vertrieben und durch Polen ersetzt.
Das Kreisgebiet bildet seit 1999 den Hauptteil des Powiat Elbląski (Elbinger Kreis), dessen Verwaltung ihren Sitz in Elbing hat und der zur Woiwodschaft Ermland-Masuren gehört. Diese Woiwodschaft entspricht weitgehend der südlichen Hälfte des ehemaligen Ostpreußens; ihre Hauptstadt ist Olsztyn (Allenstein).
Im Deutschen Reich bildeten die Stadt und der Landkreis Elbing zusammen mit dem Kreis Marienburg den Reichstagswahlkreis Danzig 1. Der Wahlkreis wurde fast durchgehend von konservativen Kandidaten gewonnen.[5]
Der Landkreis Elbing gliederte sich in die Städte Elbing (bis 1874) und Tolkemit, in Landgemeinden und – bis zu deren Wegfall im Jahre 1929 – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Bevölkerung
1874 schied die Stadt Elbing als eigener Stadtkreis aus dem Kreis aus. Um eine Vergleichbarkeit der Zahlen vorher und nachher zu gewährleisten, werden ergänzend auch die zusammengerechneten Werte von Stadt- und Landkreis angegeben.
Einwohnerentwicklung
18210041.632
18310044.406
18520059.297
18610060.852
18710068.471
18900037.610, mit Elbing 79.186
19000038.800, mit Elbing 91.318
19100038.611, mit Elbing 97.247
19250026.717, mit Elbing 94.595
19330026.202, mit Elbing 98.611
19390026.992, mit Elbing 110.182
Konfessionen
Jahr
Evangelische
Katholiken
Juden
sonstige
absolut
%
absolut
%
absolut
%
absolut
%
1821
32.636
78,4
6.534
15,7
288
0,7
2.174
5,2
1852
46.401
78,3
10.331
17,4
510
0,9
2.055
3,5
1871
53.137
77,6
12.559
18,3
560
0,8
2.215
3,2
1890
28.572
76,0
7.321
19,5
28
0,1
1.689
4,5
1910
29.153
75,5
7.964
20,6
18
0,1
1.476
3,8
zusammen mit dem Stadtkreis Elbing:
1890
60.676
76,6
15.436
19,5
512
0,6
2.562
3,2
1910
74.866
77,0
18.904
19,4
389
0,4
3.088
3,2
Die recht große Gruppe der sonstigen Konfessionen wurde größtenteils von Mennoniten gebildet. Zu ihnen gehört der aus Neuendorf Höhe stammende Horst Gerlach. Der stetige Rückgang des mennonitischen Bevölkerungsanteils war einer starken Auswanderung geschuldet.
Städte und Gemeinden
1920 abgetretene Gemeinden
Zum Gebiet westlich der Nogat, das 1920 an die Freie Stadt Danzig abgetreten werden musste, gehörten die folgenden Gemeinden:[6]
Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft 2: Provinz Westpreußen, Regierungsbezirk Danzig. Berlin 1912, S. 20–25, Landkr. Elbing. (books.google.de)
Eugen Gustav Kerstan: Die Geschichte des Landkreises Elbing auf wissenschaftlicher Grundlage volkstümlich dargestellt. 1925, Nachdruck 1967.[A 1]
Preußisches Finanzministerium: Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867, 4. Kreis Elbing. (books.google.de)
Christian Eduard Rhode: Der Elbinger Kreis in topographischer, historischer und statistischer Hinsicht. Nebst 7 Karten auf 2 Blättern. A. W. Kafemann, Danzig 1871 (books.google.de, Volltext ohne Karten).
A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 628. (books.google.de)
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 338–345. (books.google.de)
Paul Niekammer (Hrsg.): Westpreussisches Güter-Adreßbuch. Stettin 1903, S. 19 ff: Kreis Elbing (books.google.de, eingeschränkte Vorschau).
↑August von Haxthausen: Die ländliche Verfassung in den einzelnen Provinzen der preussischen Monarchie. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1839, S.153 (google.de – Digitalisat).
↑Johann Friedrich Goldbeck (Hrsg.): Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Band2. Marienwerder 1789, S.14ff. (google.de – Digitalisat).
↑Datum und Einschätzung der Übergabe als „erst am 19. Mai“ aus dem Schriftwechsel des Staatlichen Repatriierungsamts (Państwowy Urząd Repatriatcynjny (PUR)) vom 9. Juni 1945 in: Włodzimierz Borodziej, Hans Lemberg (Hrsg.): Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945–1950. Band 4: Wojewodschaften Pommerellen und Danzig (Westpreußen). Wojewodschaft Breslau (Niederschlesien). Verlag Herder-Institut, Marburg 2004, ISBN 3-87969-315-3, S. 79 f.