Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

 

Kinderdorf

Kinderdörfer sind typischerweise unabhängige, nichtstaatliche, soziale Organisationen, die bedürftigen Kindern eine langfristige, familiennahe Betreuung bieten. Während in ärmeren Ländern immer noch viele echte Waisenkinder beherbergt werden, handelt es sich in reicheren Ländern wie Österreich oder Deutschland heutzutage häufig um Sozialwaisen, deren leibliche Familie sich aus unterschiedlichen Gründen nicht um die Kinder kümmern kann (oder auf Grund einer richterlichen Verfügung nicht darf), und auf Vermittlung des Jugendamts in einem Kinderdorf untergebracht werden. Kinderdörfer bieten neben der eigentlichen Betreuung häufig auch vielseitige Ausbildungsmöglichkeiten und heilpädagogische Therapien an.

Geschichte

Zwei Geschwisterfamilien mit einer Hausmutter in ihrem Aufenthaltsraum im Kinderheim Schloß Wilhelmsthal, 1947

Die Kinderdorfidee entwickelte sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland. Kinder und Jugendliche brauchten nach dem Krieg dringend Hilfe und ein Zuhause, das ihnen Geborgenheit geben kann. „Dieses Zuhause muss anders aussehen als ein anonymes Waisenhaus“, sagte der Schweizer Philosoph und Publizist Robert Corti. Er warb 1944 für ein „Dorf für leidende Kinder aus allen Nationen“ des kriegszerstörten Europa. Cortis Appell löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Dies ermöglichte 1946 den Bau des Pestalozzi-Kinderdorfs Trogen bei St. Gallen in der Schweiz und im deutschen Wahlwies am Bodensee. Ebenfalls 1946 entstanden erste Kinderdörfer des deutschen Caritas-Verbandes. 1947 wurde in Salzburg der Verein „Österreichische Kinderdorfvereinigung“ gegründet und später in Pro Juventute umbenannt. 1949 gründete Hermann Gmeiner den SOS-Kinderdorf-Verein im österreichischen Imst (Tirol). 1952 begannen die Dominikanerinnen von Bethanien in Deutschland mit der Kinderdorfarbeit.

Kinderdorffamilien

In einigen Betreuungseinrichtungen wachsen die betreuten Kinder in Kinderdorffamilien koedukativ auf. Hier leben die Kinder gemeinsam mit einem Elternpaar und gegebenenfalls deren eigenen Kindern im Familienverband. In manchen Organisationen wird von mindestens einem Elternteil eine sozialpädagogische Ausbildung (als Erzieher, Sozialpädagoge, Sozialarbeiter, Heilpädagoge oder Heilerziehungspfleger) vorausgesetzt. Ziel ist es, den Kindern die Sicherheiten und Regeln einer Familie zu vermitteln.

Wohngruppen

In Wohngruppen leben Kinder und Jugendliche unter einem Dach zusammen. Die Erzieher wohnen in der Regel nicht mit den Kindern im Haus.

Wohngruppen sind besonders für Kinder und Jugendliche geeignet, die nur für kürzere Zeit betreut werden. Für manche wird die Wohngruppe aber auch zum Zuhause bis zum Erwachsenwerden. Durch das Zusammenleben in einer Wohngruppe soll soziales Verhalten erlernt werden, denn Kochen, Putzen, Einkaufen, Hausaufgaben machen, Spielen und Hobbys müssen hier ähnlich wie in einer Familie organisiert werden. Pädagogisches Fachpersonal und hauswirtschaftliche Mitarbeiter unterstützen die Kinder dabei.

Bekannte Kinderdörfer

Albert-Schweitzer-Familienwerke und -Kinderdörfer

Ein Albert-Schweitzer-Kinderdorf ist eine nichtstaatliche soziale Organisation, die Kinder und Jugendliche betreut, die nicht in ihren eigenen Familien aufwachsen können. Die Betreuten leben in Kinderdorffamilien. Von den Hauseltern, auch Familiengruppenleiter genannt, hat mindestens ein Elternteil eine sozialpädagogische Ausbildung (als Erzieher, Sozialpädagoge, Sozialarbeiter, Heilpädagoge oder Heilerziehungspfleger) und eine entsprechende Berufserfahrung. Heute gibt es deutschlandweit über 130 Albert-Schweitzer-Kinderdorffamilien.

Darüber hinaus bieten die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und -Familienwerke Wohngruppen, Werkstätten für Jugendliche, Kindertagesstätten, Familienberatungsstellen und weitere ambulante Dienste an. Die Bandbreite reicht vom buchstäblich als Dorf angelegten Kinderdorf, über Familienwerke mit Familienberatungsangeboten, sowie Schulsozialarbeit, über Jugendreferate in Gemeinden bis hin zu verschiedenen heilpädagogischen Albert-Schweitzer-Erziehungsstellen oder Waldkindergärten. Dazu zählen auch die Intensiven Sozialpädagogischen Einzelmaßnahmen (ISE) und Clearing-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche auf der Insel Ruden (Ostsee).

Die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und -Familienwerke sind in verschiedenen Bundesländern als zwölf selbstständige Vereine organisiert. Für die entsprechende Vernetzung und Kooperation eines Teils der Kinderdörfer sorgt der Albert-Schweitzer-Verband der Familienwerke und Kinderdörfer e. V. mit Sitz in Berlin.

Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und -Familienwerke sind dem Paritätischen Wohlfahrtsverband angeschlossen.

Bethanien Kinder- und Jugenddörfer

Kinderdorf Bethanien in Bergisch Gladbach, Ortsteil Lustheide

Die Bethanien Kinderdörfer sind katholisch geprägte Einrichtungen und nehmen Kinder und Jugendliche mit unterschiedlicher Herkunft und Hintergrund auf. Die Kinder leben in Kinderdorffamilien und Wohngruppen. Außerdem gibt es ein Tagesgruppenangebot. Neben der normalen Betreuung werden unter anderem auch die Betreuung in die Verselbständigung, Einzelberatung und -therapie, Musik- und Religionspädagogik und Krisenintervention angeboten. Die Kinderdörfer befinden sich in Bergisch Gladbach/Lustheide, Schwalmtal-Waldniel und Eltville-Erbach.

Weitere

Kinderzukunft (Rudolf-Walther-Stiftung), Pro Juventute Kinderdörfer, SOS-Kinderdorf, Erich Kästner Kinderdorf, Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf, Vorarlberger Kinderdorf, Kinderdorf Malo A Mcherezo, Malawi (siehe Ortsartikel Chiole), Kinderdorf Little Smile, Sri Lanka (siehe Ortsartikel Koslanda)

Commons: Kinderdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kinderdorf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Kembali kehalaman sebelumnya


Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9