Karljosef Schattner (* 24. August1924 in Gommern; † 10. April2012 in Eichstätt[1]) war ein deutscherArchitekt und Universitätsprofessor. Als Leiter des Diözesan- und Universitätsbauamtes Eichstätts prägte er über drei Jahrzehnte lang das Bild der Stadt mit seinem Werk „bestimmt vom klaren und sensiblen Einklang zwischen Altem und Neuem“, und setzte damit Maßstäbe in der Architektur.[2][3]
Karljosef Schattner besuchte von 1934 bis 1942 die Oberschule in Magdeburg. 1942 zog er in den Kriegsdienst und kehrte 1945 mit einer lebensgefährlichen Verwundung aus dem Baltikum zurück. Zunächst wurde Schattner in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft im Militärlazarett Ingolstadt interniert. Von 1946 bis 1949 absolvierte er in Gommern eine Kaufmännische Lehre und heiratete nach seiner Übersiedlung nach Eichstätt Irmingard Ried. Karl Josef Schattner studierte von 1949 bis 1954 Architektur an der Technischen Hochschule München, u. a. bei Döllgast, Elsaesser, Hart, F. Krauss und Werner. Anschließend arbeitete er von 1953 bis 1955 bei Hart & Winkler in München und bis 1956 bei Josef Elfinger in Ingolstadt, mit dem er später wichtige Bauten realisierte. 1957 übernahm Schattner die Leitung des Diözesanbauamtes in Eichstätt und von 1972 an zudem auch die Leitung des Universitätsbauamtes der Katholischen Universität Eichstätt.[4] Karljosef Schattner lehrte von 1985 bis 1994 als Honorarprofessor an der Technischen Universität Darmstadt und von 1989 bis 1991 war er Gastprofessor an der ETH Zürich. 1991 ging er in den Ruhestand. 2007 stiftete er der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar 800 Bücher.[5] Schattner starb 2012 im Alter von 87 Jahren in Eichstätt.[1]
Einfluss von Scarpa
Prägend die Haltung von Schattner als Architekt waren die Arbeiten Carlo Scarpas.[6] Das im Sinne Scarpas umgesetzte additive Fügen des Neuen zum vorhandenen Alten, der spannungsreiche Kontrast zwischen Schattners betont moderner Architektursprache und der bestehenden Bausubstanz formulieren das gestalterische Leitbild für seine Arbeit.
Architekturverständnis
Er begann mit einer gemäßigten, regional beeinflussten Nachkriegsmoderne, die vom Brutalismus geprägt war – zum Beispiel bei den einzeln stehenden Gebäuden der ehemaligen PH Eichstätt von 1960–65 oder bei neuen Kirchenbauten. Seine wahre Stärke zeigte der Architekt jedoch bei der Umgestaltung und dem Wiederaufbau historischer Bausubstanz im barock geprägten Zentrum von Eichstätt.[7]
„Ich meine, daß der Dialog zwischen dem Heute und Gestern notwendig ist und eine Auseinandersetzung zwischen beiden stattfinden muß. Die Anpassung und noch so geschickt verpackte Imitation wird vorhandene historische Architektur entwerten. Wir kommen nicht umhin, mit unseren Mitteln, unseren Konstruktionen durch den Horizont unserer Zeit begrenzt, unsere Aufgaben zu lösen.“[8]
„Wir werden dabei erfahren, daß durch eine Nachbarschaft moderner Architektur neue Anregungen für das Wahrnehmen, das Erkennen bislang unbekannter Eigenschaften historischer Architektur möglich gemacht wird. Architektur löste und löst immer dieselben Probleme: Material und dessen Struktur geltend zu machen. Rhythmus, Symmetrie und Asymmetrie anzuwenden. Licht und Schatten auszunutzen. Die Tektonik der architektonischen Massen, ihres Maßstabes und der wechselseitigen Proportionalität ihrer Bauteile einzusetzen.“[8]
„Gerade die Vielfältigkeit und Vielseitigkeit historischer Architektur verlangt, daß wir mit Phantasie und Freude darauf reagieren. Wir müssen mit unseren Wünschen an die historischen Gebilde herangehen und sie lebendig machen. Der Wert, der von historischer Architektur ausgeht, liegt in der Vielfalt der Details, liegt in der Qualität derselben.“[8]
„Es ist interessant, zu beobachten, wie unterschiedlich scheinbar gleiche Elemente sind. Diese Differenzierung macht den Reiz historischer Städte aus. Hierüber entsteht eine Individualität, die aber eine übergeordnete Verbindlichkeit nicht leugnet. Dies alles ist aus einer Geisteshaltung heraus entstanden und war niemals Tarnung. Ich meine, daß es auch heute möglich sein muß, die Probleme zu lösen allerdings nicht über die Tarnung und nicht über eine falsch verstandenen Individualismus, der im Grunde Egoismus ist.“[8]
Bauten
Bauten von Schattner wurden fotografisch von Sigrid Neubert, Klaus Kinold und Ingrid Voth-Amslinger dokumentiert.