Karl E. WeickKarl Edward Weick (* 31. Oktober 1936 in Warsaw, Indiana) ist emeritierter Professor für Organisationsverhalten und -psychologie an der Ross School of Business der University of Michigan. Er gilt als einer der renommiertesten Organisationsforscher weltweit. LebenAb 1954 studiert Weick an der Wittenberg University (Springfield, Ohio), wo er 1958 mit dem Bachelor abschloss. 1960 erhielt er sein Master’s Degree in Psychologie an der Ohio State University und 1962 schloss er sein Ph.-D.-Studium in Psychologie an der gleichen Universität erfolgreich ab. Nach seinem Studium übernahm Weick eine Assistenzstelle an der Purdue University in Lafayette, Indiana (1962–1965). Es folgten eine Reihe von Gastprofessuren, einschließlich eines Jahres in Utrecht (Niederlande), in Minneapolis, an der Stanford University und der Cornell University (Ithaca, New York), wo er eine volle Professur erhielt. Im Anschluss lehrte Weick noch ein Jahr an der Seattle University und an der University of Texas, bis er schließlich 1988 die Rensis Likert Collegiate Professur of Organizational Behavior and Professor of Psychology an der University of Michigan übernahm, wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte. Noch während seines Studiums heiratete Weick 1957 Karen Lee Eickhoff. Aus der Ehe gingen drei Söhne, Kirk, Kyle und Kris hervor. Zusammenfassung von Weicks ArbeitTheoretische ÜberlegungenWeick nimmt eine aktivitätsorientierte Perspektive ein, bevorzugt beispielsweise managen (Verb) vor Management (Nomen) und organisieren (Verb) vor Organisation (Nomen), um die Aktivität im Denken zu verankern.[1] Weick betrachtet Organisationen als sinngenerierende Systeme (engl. sensemaking systems), die ihre Selbstwahrnehmung rückblickend ständig neu erzeugen, wobei sie ihre Umwelt und sich selbst beobachten.[1] Mitglieder von Organisationen bestätigen das Ergebnis dieser Erzeugung sich selbst und anderen Mitgliedern gegenüber und erzeugen (Enactment) so ihre jeweilige Version von Wahrheit, Richtigkeit und dem entsprechenden Verhalten (vgl. Unternehmenskultur). Dabei versteht Weick unter Sensemaking weit mehr als bloße Interpretation (Auslegung). Sensemaking erzeugt eine eigene soziale Realität.[1]
– Karl E. Weick[1] Somit findet Sinnerzeugung immer im Rückblick statt, als unablässiges Zusammenweben von Sinn aus Glauben, unausgesprochenen Annahmen, Erzählungen, unausgesprochenen Regeln für die Entscheidungsfindung und den daraus resultierenden Handlungsoptionen.[1] Einmal in Worte gefasst, verändern sich die Inhalte wieder, weil Worte nur unvollständige Container für Sinn sind und der sinnerzeugende Prozess über die Worte in eine andere Richtung gelenkt wird.[1] Zudem wird Sinn über die selektive Wahrnehmung, wo einzelne Teile der Wirklichkeit unterschiedlich (oder gar nicht) wahrgenommen werden, noch weiter verändert.[1] Festlegungen müssen in einer solchen fließenden Welt immer wieder neu begründet werden.[1] Es entsteht ein endloser Strom von sinnerzeugenden Begründungen, am offensichtlichsten während Sitzungen, die Weick als sinngenerierende Gelegenheiten betrachtet.[1] Nur diejenigen, die zur Sitzung erscheinen, können dem komplexen erzeugten Sinn folgen.[1] Weick nennt sieben kennzeichnende Merkmale für die Sinnerzeugung in Organisationen. Sinnerzeugung[2]
Weick beschreibt diese Vorgänge immer wieder an Beispielen aus der Realität, seien es schottische Produzenten von Wollkleidung, die Giftkatastrophe des Union Carbide-Werkes in Bhophal, Indien oder der Feuertod einer Löschmannschaft im Mann Gulch, Montana.[3] Weick führt nach Vorarbeiten von James G. March und anderen das Konzept der Kopplung zwischen Organisationselementen in die Organisationstheorie ein.[1][4] Einige Elemente von Organisationen sind eng gekoppelt, andere lose. Eng gekoppelte Organisationen werden nur wenig von ihrer beobachteten Umwelt beeinflusst, da sie durch ihr hohes Maß an Struktur nur bestimmte Informationen aus der Umwelt verarbeiten. Als Beispiel für eine eng gekoppelte Organisation nennt Weick die idealtypische Verwaltung von Weber. Lose gekoppelte Organisationen sind weitaus sensibler für Veränderungen in ihrer Umwelt, jedoch haben sie das Problem, dass einzelne Teilbereiche der Organisation nur schwer auf andere Bereiche innerhalb des Systems Einfluss nehmen können. Allen Organisationen gemeinsam ist die Behandlung von unsicheren, uneinheitlichen und sich verändernden Informationen. Trotz der Fassade von Rationalität befinden sich Organisationen in einem permanenten Prozess von Subjektivität, Vorstellungen und Zufälligkeit. Praxisbezogene RatschlägeWeick gibt Managern zehn Ratschläge, wie sie in Anbetracht obiger Ausführungen, besser managen.
PlagiatsvorwürfeIn mehreren Artikeln greift Weick auf eine Geschichte zurück, die ursprünglich durch den ungarischen Nobelpreisträger Albert Szent-Györgyi erzählt wurde und in einem Gedicht des tschechischen Dichters Miroslav Holub in der Literaturbeilage der Times erschienen war. Weick veröffentlichte das Gedicht mit einigen oberflächlichen Unterschieden manchmal ohne Angabe einer Quelle, manchmal mit der Nennung von Szent-Györgyi oder Holub aber ohne die Erläuterung, dass es sich um eine, im Wesentlichen wortgetreue Abschrift handelt. Das Plagiat wurde durch Thomas Basbøll und Henrik Graham in einem Artikel thematisiert.[5] In einer Erwiderung bestritt Weick das Plagiat und behauptete, "als ich begann, die Geschichte als ein Beispiel für kognitive Effekte zu sehen, hatte ich den ursprünglichen Artikel mit Holub's Gedicht längst verloren und ich wusste nicht einmal mehr, wo ich die Geschichte gelesen hatte ... ich rekonstruierte die Geschichte nach besten Kräften."[6] Damit ist nicht erklärbar, warum die Rekonstruktion so dicht an Holubs Original geriet. In den Worten von Basbøll und Graham: "Die American Historical Association erkennt die Existenz dieser üblichen Verteidigung in einigen Plagiatsfällen durchaus an, und bemerkt kurz, dass es "nur im Kontext einer weiteren Toleranz zu minderwertiger Arbeit verständlich sei."[5] WerkeZwei seiner Bücher sind auch auf Deutsch erhältlich:
Einzelnachweise
Weblinks
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