Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

 

Julian Schmidt

Julian Schmidt

Heinrich Julian Schmidt (* 7. März 1818 in Marienwerder, Provinz Westpreußen; † 27. März 1886 in Berlin) war ein deutscher Literaturhistoriker.

Biografie

Julian Schmidt war der Sohn eines Kalkulators, eines Beamten der Finanzverwaltung. Ab 1. November 1827 besuchte er das königl. evangelische Gymnasium seiner Heimatstadt und bekam am 30. März 1837 sein Reifezeugnis. Anschließend studierte er Geschichte und Philologie an der Albertus-Universität Königsberg, u. a. bei Karl Rosenkranz. Sein Studium beendete er am 9. Juli 1840 mit der Promotion zum Dr. phil. In den Blättern der Erinnerung (Schmiedeberg) ist ein studentisches Porträtaquarell von ihm erhalten.

In Königsberg absolvierte Schmidt sein Probejahr als Oberlehrer und wechselte 1843 als Lehrer an die Luisenstädtische Realschule in Berlin. Dieses Amt gab er 1847 auf und ließ sich in Leipzig nieder, wo er Mitarbeiter von Ignaz Kurandas literarisch-politisch ausgerichteten Zeitung Die Grenzboten wurde. Zusammen mit Gustav Freytag übernahm Schmidt ab Juli 1848 die Redaktion und machte sie zum einflussreichsten Organ des programmatischen Realismus. Gerade Schmidts zahlreiche literaturkritische Artikel über Friedrich Hebbel, Karl Gutzkow und andere wurden äußerst kontrovers diskutiert. Diese wöchentliche Zeitung hatte auch politische Bedeutung, weil sie mit der Zeit auch zum Sprachrohr der großen konstitutionellen oder gemäßigt liberalen Partei der 50er Jahre, der sogenannten Gothaer, wurde.

Ende 1861 verließ Schmidt Die Grenzboten und wechselte nach Berlin zur Berliner Allgemeinen Zeitung. Dort wirkte er, bis diese Ende 1863 ihr Erscheinen einstellen musste. Sie war von Georg von Vincke gegründet worden und von dessen Parteifreunden der Altliberalen Partei wurde sie auch finanziert.

1865 verkaufte Schmidt seinen Anteil am Grenzboten an Max Jordan. Ab dieser Zeit trat er nur noch gelegentlich mit Artikeln an die Öffentlichkeit, u. a. in Ernst Dohms und Julius Rodenbergs Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft oder Heinrich von Treitschkes Preussische Jahrbücher.

Zu seinem 60. Geburtstag erhielt Schmidt 1878 von Wilhelm I. ein Ehrengehalt von 1500 Mark. In den nächsten Jahren zog sich Schmidt immer mehr ins Privatleben zurück und starb drei Wochen nach seinem 68. Geburtstag am 27. März 1886.

Rezeption

Im Gegensatz zu dieser recht wohlwollenden Einschätzung (nach Meyers Konversations-Lexikon, 1888, 4. Auflage, leicht sprachlich überarbeitet) standen Auffassungen innerhalb der deutschen Sozialdemokratie. Franz Mehring bezeichnete Schmidt als den König des Sudelgeschlechts. Ferdinand Lassalle schrieb in seiner 1862 erschienenen Streitschrift Herr Julian Schmidt der Literaturhistoriker, mit Setzer-Scholien herausgegeben, Leute wie Schmidt hätten „aus den Schriften der Denker und Gelehrten sich einiger vornehmen Ausdrücke bemächtigt und mit Hilfe derselben sich eine eigene Art von gespreizter ‚Bildungssprache‘ erzeugt, die einen wahren Triumph der modernen Bildung darstellt und zeigt, wohin es die Kunst bringen kann. Es ist eine nach den Gesetzen der belletristischen Routine kaleidoskopartig durcheinandergerüttelte und geschüttelte Anzahl von Worten, die keinen Sinn geben, aber auf ein Haar so aussehen, als gäben sie einen solchen und einen erstaunlich tiefen!“

Werke (Auswahl)

  • Geschichte der Romantik im Zeitalter der Reformation und der Revolution. Studien zur Philosophie der Geschichte. Herbig, Leipzig 1847. 2 Bände. (Digitalisat Band 1), (Band 2)
  • Geschichte der deutschen Nationallitteratur im 19. Jahrhundert. Leipzig 1853. 2 Bände. (Digitalisat Band 1)
  • Geschichte der französischen Litteratur seit der Revolution. 2. umgearb. Aufl. Leipzig 1873–74 2 Bände. (Digitalisat 1. Aufl. 1858, Band 1), (Band 2, 1858)
  • Geschichte der Deutschen Literatur seit Lessing's Tod. 4. Aufl. Leipzig 1858 (3 Bde., früherer Titel: Jena und Weimar). 1855. (Digitalisat Band 1), (Band 2), (Band 3)
  • Geschichte des geistigen Lebens in Deutschland von Leibniz bis auf Lessings Tod, 1681-1781. Leipzig 1861–1863. 2 Bände. (Digitalisat Band 1), (Band 2)
  • Übersicht der englischen Litteratur im 19. Jahrhundert. Sondershausen 1859.
  • Schiller und seine Zeitgenossen. Leipzig 1859. (Digitalisat)
  • Die Notwendigkeit einer neuen Parteibildung. Berlin 1866. (Digitalisat)
  • Bilder aus dem geistigen Leben unsrer Zeit. Leipzig 1870–74 (4 Bde.)
  • Porträts aus dem 19. Jahrhundert. Berlin 1878.
  • Geschichte der Deutschen Litteratur von Leibniz bis auf unsere Zeit. Bd. 1–5. Berlin: Hertz 1886–1896. (Digitalisat Band 1), (Band 2), (Band 3), (Band 4), (Band 5)

Literatur

Monografien

  • Norbert Otto: Julian Schmidt – eine Spurensuche. Olms-Verlag, Hildesheim 2018.
  • Ferdinand Lassalle: Herr Julian Schmidt, der Literaturhistoriker. Mit Setzer-Scholien. Röthing Verlag, Leipzig 1872.
  • Alex Köster: Julian Schmidt als literarischer Kritiker. Ein Beitrag zur Entwicklung des Realismus im 19. Jahrhundert und zur Geschichte der Kritik. Diss. Univ. Münster 1933.
  • Bernd Peschken: Versuch einer germanistischen Ideologiekritik. Goethe, Lessing, Novalis, Tieck, Hölderlin, Heine in Wilhelms Diltheys und Julian Schmidts Vorstellungen. Metzler, Stuttgart 1972, ISBN 3-476-00250-0.

Aufsätze

Kembali kehalaman sebelumnya


Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9