2012 wurde Jäkel in den Vorstand des Verlagshauses Gruner + Jahr berufen,[6] war von 2013 bis 2021 dessen Vorstandsvorsitzende und Chief Executive Officer.[7][8] Unter ihrer Führung wurde der Verlag umgebaut und transformiert,[9] insbesondere durch den Ausbau digitaler Angebote,[10] die im Jahr 2021 mehr als die Hälfte des Umsatzes erbrachten. Jäkel war Mitglied im Group Management Committee von Bertelsmann und Vorsitzende der Bertelsmann Content Alliance, die die Inhaltegeschäfte des Konzerns in Deutschland koordiniert.[11][12] Für ihr unternehmerisches und publizistisches Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
Die Zeit bezeichnete Jäkel als „eine der mächtigsten Managerinnen in Deutschland.“[13] 2021 verließ sie Gruner + Jahr und Bertelsmann.[14][15][16]
Seit 2003 ist Jäkel mit dem langjährigen Tagesthemen-Moderator und Journalisten Ulrich Wickert verheiratet.[22][23] Aus der Beziehung gingen Zwillinge (* 2012) hervor.[24]
Karriere
1997 durchlief Jäkel das Bertelsmann Entrepreneurs Program und wechselte in dessen Rahmen zu Gruner + Jahr.[25][26] 1999 zählte sie zum Gründungsteam der Financial Times Deutschland und wirkte dort in Leitungspositionen zunächst in der Redaktion, ab 2001 im Verlag.[27] Nach fünf Jahren bei der Financial Times Deutschland wechselte Jäkel 2004 wieder zum Mutterkonzern an den Baumwall und wurde Verlagsleiterin der Brigitte-Gruppe.[28] 2008 übernahm sie die Leitung einer der vier Verlagsgruppen des Unternehmens[29][30] und war unter anderem verantwortlich für Zeitschriften- und Digital-Marken wie National Geographic Deutschland, Chefkoch.de, Essen & Trinken, Schöner Wohnen und dem Corporate Publishing Geschäft.[31][32] Im Zuge einer Reorganisation von Gruner + Jahr im Jahr 2012 stieg die Zahl der Medienmarken im Verantwortungsbereich Jäkels auf über 20 an und umfasste ab diesem Zeitpunkt auch Brigitte, Gala, Grazia und 11 Freunde.[33]
2012 wurde Jäkel in den Vorstand berufen und übernahm die Verantwortung für das gesamte deutsche Geschäft, zu dem etwa der Stern, die Geo-Gruppe, Capital und eine Beteiligung am Spiegel-Verlag gehörten.[34] Eine von Jäkels ersten Entscheidungen als Vorstand war die Einstellung der defizitären Financial Times Deutschland, die sie selbst mit gegründet hatte.[35] Ein halbes Jahr nach ihrem Amtsantritt übernahm sie Anfang 2013 den Vorsitz des Vorstands von Gruner + Jahr.[36][37] In der Folgezeit förderte Jäkel die publizistische und kreative Arbeit, lancierte zahlreiche neue Magazine, neue Geschäfte und baute die Digitalaktivitäten von Gruner + Jahr in Deutschland und Frankreich (mit dem Tochterunternehmen Prisma Media) deutlich aus. Zudem stieß sie kleinere Auslandsgeschäfte ab. Jäkel baute Hierarchien ab, brach veraltete Führungsstrukturen auf, machte den Verlag effizienter und verbesserte die Beziehungen zum Mutterkonzern Bertelsmann.[38][39] Durch den Wechsel der Rechtsform von Gruner + Jahr Anfang 2015 wurde der Vorstand in eine Geschäftsführung überführt. Jäkel agierte in der Position des Chief Executive Officer, Oliver Radtke und Stephan Schäfer gehörten ebenfalls der Geschäftsführung an.[40]
Um im Wettbewerb mit den globalen Internetplattformen besser zu bestehen, bündelte Bertelsmann ab Anfang 2018 seine deutschen Mediengeschäfte in der Bertelsmann Content Alliance. Dieser gehören die Mediengruppe RTL, die Fernsehproduktionsfirma UFA, die Buchverlagsgruppe Penguin Random House, das Musikunternehmen BMG und die Verlagsgruppe Gruner + Jahr an. Die Content Alliance koordiniert und vermarktet gemeinsame Inhalte und schafft damit umfassende Angebote für Kreative und Künstler.[41] Julia Jäkel übernahm bei der Gründung den Vorsitz der Content Alliance.[42]
2021 verließ sie Gruner + Jahr und Bertelsmann auf eigenen Wunsch. Jäkels Nachfolger wurden Stephan Schäfer und Oliver Radtke.[43][44] Unter Jäkels Führung halbierte sich der Umsatz von Gruner + Jahr von 2,07 Mrd. Euro (2013) auf 1,05 Mrd. Euro (2021). Das Ergebnis blieb mit 146 Mio. Euro (2013) zu 134 Mio. Euro (2021) nahezu konstant.
Seit März 2023 leitet sie im Auftrag der Rundfunkkommission der Länder den Rat für die zukünftige Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der im Januar 2024 einen ersten Bericht vorlegte.[45]
Mandate
Jäkel ist Mitglied im Aufsichtsrat der Münchner Rück[46], Holtzbrinck Publishing Group,[3] Non-Executive Director (Aufsichtsratsmitglied) von Adevinta und Mitglied im European Advisory Board von Google Cloud.[4] Sie gehört dem Kuratorium des Universitätsklinikums Eppendorf an sowie dem Aufsichtsrat und dem Beirat der Elbphilharmonie Hamburg,[47][48] sitzt im Kuratorium der DFL Stiftung (Bundesliga-Stiftung) und im Aufsichtsrat der dpa (Deutsche Presse-Agentur).[49][50] Sie leitete als Vorsitzende den von der Rundfunkkommission der Länder eingesetzten sog. "Zukunftsrat zur Reform des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks"[51]. Mit ihrem Mann gründete sie die Ulrich Wickert Stiftung bei Plan International.[52]
Neben ihren operativen Aufgaben profilierte sich Jäkel durch Texte und Interviews als frühe Kritikerin des Einflusses der digitalen Plattformen auf die Gesellschaft.[54][55][56]
Jäkel wirbt für die Bedeutung diverser Teams für den Geschäftserfolg und setzt sich öffentlich für mehr Frauen in Führungspositionen ein. In einem Beitrag für die Die Zeit zu Beginn der Corona-Pandemie initiierte sie eine öffentliche Debatte über die Situation von Frauen in Führung in der Krise. Während ihrer Amtszeit stieg der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei Gruner + Jahr auf fast 50 %.[57]
Auszeichnungen
2016 wurde Jäkel von Kress als Medienmanagerin des Jahres ausgezeichnet.[58]Horizont verlieh ihr die Auszeichnung Medienfrau des Jahres 2017.[59] Beim Deutschen Mediapreis 2018 wurde sie als Mediapersönlichkeit des Jahres geehrt.[60] Das Manager Magazin wählte sie mehrmals in die Liste der 100 wichtigsten Frauen der deutschen Wirtschaft.[61] Geehrt wurde insbesondere für die Transformation des traditionellen Printhauses in einen modernen, kreativen und effizienten Verlag, der für neue Magazine und neues Markengeschäft wie für ein starkes Digitalgeschäft gleichermaßen stehe.[62]
Werke (Auswahl)
Auf der grauen Seite der Macht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 4. April 2017, S.9.
Rationen für die Apokalypse. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. November 2017, S.9.
Kritisch investieren. Menschen 2017. In: Handelsblatt. Dezember 2017, S.55.
Zurück in der Männerwelt. In: Die Zeit. 28. April 2020 (zeit.de [abgerufen am 23. Mai 2021]).
Stoppt Elon Musk. In: Süddeutsche Zeitung. 7. November 2022 (sueddeutsche.de [abgerufen am 21. Februar 2023]).
↑Catrin Bialek: Julia Jäkel: Verlagschefin wacht über alle Inhalte. In: Handelsblatt. 30. Januar 2019, S.45.
↑Carsten Germis: Die Dirigentin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 11. Februar 2021, S.20 (faz.net [abgerufen am 26. Mai 2021]).
↑Cathrin Gilbert: Die Unvollendete. Julia Jäkel sollte den Verlag Gruner + Jahr in die digitale Zukunft führen. Warum hört sie plötzlich auf? . In: Die Zeit. 14. Juli 2021 (zeit.de [abgerufen am 16. August 2021]).
↑Michael Hahnfeld: Julia Jäkel verlässt G+J: Abschied in Freundschaft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 31. März 2021 (faz.net [abgerufen am 20. Mai 2021]).
↑Ein anderes Leben. In: Süddeutsche Zeitung. 1. April 2021, S.26.
↑Entscheidung am 15. Januar. Höchst konspirativ wird in Hamburg am Feinschliff der Financial Times Deutschland gebastelt. In: Die Welt. 22. Dezember 1999, S.39.
↑Julia Jäkel wird Verlagsleiterin. In: Die Welt. 26. November 2003, S.33.