Johannes V. Jensen[1] wuchs als Kind eines Tierarztes mit neun Geschwistern im himmerländischen Dorf Farsø auf. Eine seiner Schwestern war Thit Jensen, Schriftstellerin und Vorkämpferin für die Emanzipation der Frau.
Jensen studierte Medizin, übte aber den Beruf nie aus. Schon während seines Studiums schrieb er Abenteuer- und Dekadenzromane. Nach langen Reisen und Aufenthalten in den USA, Großbritannien und Frankreich als Journalist fand Jensen seinen literarischen Stil. Sein lebensbejahender Optimismus wurde bald für die moderne dänische Literatur maßgeblich. Einflüsse von Walt Whitman und Rudyard Kipling sind für Jensens Gedichte bezeichnend. Der Einfluss von Charles Darwin fließt in Jensens Romanzyklus Die lange Reise ein, welcher die Entwicklung des nordischen Menschen bis zum 15. Jahrhundert schildert. Dabei bewegte er sich am Rande des Rassismus.[2]
Im Dezember 1944 erhielt er den Nobelpreis für Literatur „für die seltene Kraft und Fruchtbarkeit seiner Dichterfantasie, verbunden mit umfassendem Intellekt und kühner schöpferischer Stilkunst“, so die Urteilsbegründung des Nobelkomitees. Zuvor war in den Kriegsjahren seit 1940 kein Literaturnobelpreis mehr verliehen worden.
1999 wurde der Roman Kongens Fald (1901, dt. 1912: Des Königs Fall) von den Lesern der großen dänischen Tageszeitungen zum „Dänischen Buch des Jahrhunderts“ gewählt.
Werke
Danskere. 1896
Einar Elkær. 1898
Himmerlandsfolk. 1898 (dt. zusammengefasst: Himmerlandsgeschichten. 1908; vollständig in: Himmerlandsvolk. Deutsch von Ulrich Sonnenberg. Guggolz, Berlin 2017, ISBN 978-3-945370-12-4)
Intermezzo. 1899 (enthält die Erzählungen: Dolores, Louison und Forsvundne Skove. Dt. enthalten in: Die Welt ist tief. 1923. Dolores ebenfalls enthalten in Dolores und andere Novellen)
Foraarets Død. 1900
Den store Sommer. 1900
Den gotiske Renaissance. 1901
Vinteren. 1901
Kongens Fald. 1901 (besteht aus: Foraarets Død, Den store Sommer, Vinteren; dt.: Des Königs Fall. 1912)
Madame D'Ora. 1904 (dt.: 1907)
Nye Himmerlandshistorier. 1904 (dt. zusammengefasst: Himmerlandsgeschichten. 1908; vollständig in: Himmerlandsgeschichten. Deutsch von Ulrich Sonnenberg. Guggolz, Berlin 2020, ISBN 978-3-945370-24-7)
Skovene. 1904 (dt. enthalten in: Die Welt ist tief. 1923)
Hjulet. 1905 (dt.: Das Rad. 1908)
Digte. 1906
Myter og Jagter. 1907 (dt.: Mythen und Jagden. 1910)
Den ny Verden. 1907 (dt.: Die neue Welt. 1908)
Singaporenoveller. 1907
Nye Myter. 1908
Bræen. 1908 (dt.: Der Gletscher. Ein neuer Mythos vom ersten Menschen. 1911)
Leif Nedergaard: Johannes V. Liv og forfatterskab. 2. Auflage. Reitzel, Kopenhagen 2003, ISBN 87-7421-842-5.
Ingo Sundmacher: Kolumbus-Mythen im Norden. In: Thomas Seiler (Hrsg.): Skandinavisch-iberoamerikanische Kulturbeziehungen (Beiträge zur nordischen Philologie, 50). A. Francke, Tübingen 2013, ISBN 978-3-7720-8480-5, S. 143–163.
↑Analog zum dänischen Sprachgebrauch wird nur die Initiale V gesprochen und – ebenfalls analog zum Dänischen – [v] (stimmhaft labiodentaler Frikativ: „Weh“) ausgesprochen.
↑Karin Hoff, Lutz Rühling: Johannes V. Jensen. In: Kindler kompakt: Skandinavische Literatur 20. Jahrhundert.[1]