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Johann Jakob von Wittgenstein

Johann Jakob von Wittgenstein, um 1780[1]
Wappen der kölschen von Wittgenstein
Familiengrab von Wittgenstein, Melaten-Friedhof

Johann Jakob Hermann Joseph von Wittgenstein (* 24. Februar 1754 in Köln; † 15. März 1823 ebenda) war ein deutscher Jurist, Kaufmann, Bankier und Politiker.[2]

Familie

Wittgenstein wurde im Jahr 1754 in Köln als Sohn der auf der Kölner Trankgasse 9 im „Wittgensteinschen Hof“[3] ansässigen Eheleute Melchior Dittmar von Wittgenstein und Maria Elisabeth geb. von Heck geboren. Wittgenstein junior besuchte das Kölner Laurentianer-Gymnasium An der Rechtschule in der Innenstadt und studierte danach Jura an der Universität zu Köln und der Georg-August-Universität Göttingen. Nach seinem Studium und nur kurzer Tätigkeit am Reichskammergericht zu Wetzlar wurde Wittgenstein im Jahr 1778 Syndikus der Stadt Köln. Nach dem Tod seines Vaters, der 1786/87 in einer dritten Amtszeit als Bürgermeister der Stadt vorgestanden hatte, wurde Wittgenstein trotz seines jungen Alters 1790 vom Rat zum Bürgermeister gewählt.[4] Von Wittgensteins Ehe mit Theresia, geborene Haes verwitwete Coels (1758–1835), entstammte Heinrich von Wittgenstein (1797–1869). Dieser heiratete später eine Tochter des Bankiers Schaaffhausen und setzte die Familientradition als Unternehmer und Politiker fort.[5] Johann Jakob von Wittgensteins Stieftochter aus der ersten Ehe seiner Frau war Elisabeth „Lisette“ Coels, die mit dem Unternehmer und Politiker Peter Heinrich Merkens verheiratet war. Deren Eheschließung gegen den Willen der Brauteltern – Merkens war damals noch mittellos und protestantisch, die Braut katholisch – führte allerdings zu einer jahrelangen Entfremdung.[6]

Bürgermeister und Maire

Johann Jakob von Wittgenstein wurde nach seinen reichsstädtischen Amtszeiten unter napoleonischer Herrschaft 1803 zum Maire von Köln ernannt und hatte das Amt bis 1814 inne. In dieser Zeit war er vom 28. Mai 1796 bis zum 21. März 1797 Präsident der Munizipalverwaltung. Danach führte er mit Heinrich Josef von Groote vom 21. März 1797 bis zum 23. Juni 1797 die Verwaltung an. Ab dem 18. August 1803 amtierte er bis zum 15. Januar 1814 als Maire des eigenständigen Kantons Köln im Arrondissement de Cologne. In seine Amtszeit fiel insbesondere der Auftrag der französischen Verwaltung vom 9. August 1812, dass Ferdinand Franz Wallraf für die Kölner Straßen objektive, neue französische Straßennamen vorschlagen sollte. Ergebnis war das Itinéraire de Cologne, das einzige französische Straßenverzeichnis Deutschlands. Wittgenstein hatte neben seinem Amt als Maire zugleich den Vorsitz der Handelskammer und war Vorstand des Armen-, Kranken- und Schulwesens der Stadt.

Nach dem Ende der Franzosenzeit führte von Wittgenstein, nun unter preußischer Ägide, sein Amt bis zum 11. Mai 1815 als Bürgermeister der Stadt fort.[7]

An die Familie erinnert der ehemalige bürgerliche Landsitz der Wittgensteins in Roisdorf, die „Villa Wittgenstein“, sowie im Stadtteil Lindenthal die Wittgensteinstraße.

Literatur

  • Hermann KeussenWittgenstein, Johann Jacob von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 623 f.
  • Carl Dietmar: Die Chronik Kölns, Chronik Verlag, Dortmund 1991, ISBN 3-611-00193-7
  • Gisela Mettele: Bürgertum in Köln 1775–1870: Gemeinsinn und freie Association / Gisela Mettele: Oldenburg 1998; Stadt und Bürgertum; Band 10 Zugl. Frankfurt (Main) Univ., Diss., 1994, ISBN 3-486-56386-6
  • Wolfgang Herborn: Zur Rekonstruktion und Edition der Kölner Bürgermeisterliste bis zum Ende des Ancien Regime, in: Rheinische Vierteljahresblätter 36 (1972)
  • Konrad Adenauer u. Volker Gröbe: Straßen und Plätze in Lindenthal. J. P. Bachem Verlag, Köln 1992, ISBN 3-7616-1018-1
  • Max von Spiessen: Wappenbuch des Westfälischen Adels. Tafel 340, rechts oben: Familienwappen derer von Wittgenstein[8]
  • Rita Wagner: Kölnischer Bildersaal. Die Gemälde im Bestand des Kölnischen Stadtmuseums einschließlich der Sammlung Porz und des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, hrsg. vom Kölnischen Stadtmuseum, Köln 2006, S. 92–93, Nr. 0230: Johann Jakob von Wittgenstein, Kurzbiographie und Porträt (von Eduard von Gebhardt, Anfang 20. Jh., Kopie eines Gemäldes von Johann Jakob Schmitz, um 1780).

Einzelnachweise

  1. Gemälde von Eduard von Gebhardt, Anfang 20. Jh., Kopie eines Gemäldes von Johann Jakob Schmitz, um 1780, in: Rita Wagner, Kölnischer Bildersaal. Die Gemälde im Bestand des Kölnischen Stadtmuseums einschließlich der Sammlung Porz und des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, hrsg. vom Kölnischen Stadtmuseum, Köln 2006, S. 92–93, Nr. 0230
  2. HAStK FV437. J. J. v. Wittgenstein, in: Gisela Mettele, Bürgertum in Köln 1775 - 1870, S. 79.
  3. Hans Vogts/Fritz Witt: Kunstdenkmäler der Stadt Köln, in Paul Clemen: Die profanen Denkmäler, Band II, IV, S. 342.
  4. Gisela Mettele, Bürgertum in Köln 1775–1870, S. 45 unter Verweis auf: ADB (Bd. 5), 461 u. ADB (Bd. 43), 623.
  5. Konrad Adenauer u. Volker Gröbe, S. 166.
  6. Klara van Eyll: "Merkens, Peter Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 153–155 [Onlinefassung]; URL: [1] In diesem Artikel wird der vielfach angegebene Geburtstag 25. Dezember 1778 korrigiert.
  7. Archive NRW, Zur Kölner Stadtgeschichte, Teil 1.
  8. Familienwappen derer von Wittgenstein in: Max von Spiessen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, Tafel 340 (eigentlich müsste die Farbe der beiden Pfähle im Schild jedoch schwarz, und auch die sonstige Tinktur schwarz-silbern sein, vgl. Schraffur der Wappendarstellung auf den beiden großen Grabdenkmalen auf dem Friedhof Melaten in Köln).
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