Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

 

Jambischer Fünfheber

Der jambische Fünfheber (auch steigender Fünftakter) ist ein aus fünf Jamben bestehendes Versmaß. In Literaturen mit akzentuierendem Versprinzip ist er ein sehr verbreitetes Versmaß. Er tritt im Deutschen ungereimt als Blankvers vornehmlich in der Bühnendichtung und seltener auch als gereimter Vers auf.

Der jambische Fünfheber ist im Deutschen seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Zuge der Wiederentdeckung William Shakespeares und mittelalterlicher oder als mittelalterlich empfundener romanischer Vorbilder, insbesondere Dante und Petrarca, zu einer der meistgebrauchten, als Bühnenvers praktisch konkurrenzlosen deutschen Versarten geworden und hat dadurch den Alexandriner verdrängt, der im deutschen Barock nach dem Vorbild der französischen Dichtung der Renaissance und Klassik noch das dominierende Versmaß war.

Ist der jambische Fünfheber regelmäßig oder überwiegend nach der zweiten Hebung gebrochen, d. h. durch Zäsur unterteilt, und am Versende mit alternierend männlichen (auf der letzten Silbe betonten) und weiblichen (auf der vorletzten Silbe betonten) Reimen versehen, so folgt er dem Vorbild des französischen vers commun. Dieser war, noch ohne regelmäßig alternierenden Reim, bereits in der französischen Dichtung des Mittelalters weit verbreitet. In der französischen Renaissance wurde er allmählich mit regelmäßig alternierendem Reim als ein gegenüber dem Alexandriner nachrangiges Versmaß weiter gebraucht. Nach dem Vorbild der französischen Renaissance wurde er auch von den deutschen Dichtungen und Poetiken des Barock adaptiert und dort ebenfalls dem Alexandriner nachgeordnet. Beispiel (Johann Christian Günther, Abschiedsaria):

Schweig du doch nur, du Hälfte meiner Brust;
Denn was du weinst, ist Blut aus meinem Herzen.
Ich taumle so und hab an nichts mehr Lust
Als an der Angst und den getreuen Schmerzen …

Freiheit in der Handhabung der Zäsur kennzeichnet dagegen jambische Fünfheber, die dem Vorbild des italienischen Endecasillabo folgen. Der letztere ist im Italienischen festgelegt auf den weiblichen Reim und wird im Deutschen in prononciert italianisierender Dichtung oder Nachdichtung italienischer Originale, z. B. der Sonette Petrarcas, ebenfalls mit ausschließlich weiblichen Reimen adaptiert. Beispiel (Johann Wolfgang von Goethe, Reisezehrung):

Entwöhnen soll ich mich vom Glanz der Blicke,
Mein Leben sollten sie nicht mehr verschönen.
Was man Geschick nennt, läßt sich nicht versöhnen –
Ich weiß es wohl, und trat bestürzt zurücke.

Da das Deutsche im Unterschied zum Italienischen einen wesentlich begrenzteren Vorrat an weiblichen Reimen bereitstellt, wird jedoch auch dieser Vers im Deutschen meist ohne Festlegung auf den weiblichen Reim, und dann in der Regel mit alternierend weiblichen und männlichen Reimen, gebraucht.

Der Blankvers, der sich im Englischen aus dem französischen vers commun entwickelt hatte oder vielleicht auch unter italienischem Einfluss entstand, war bereits im Englischen von der starren Handhabung der Zäsur gelöst worden, während der französische Usus der alternierenden Kadenz im englischen Blankvers keinen und auch in der englischen Reimdichtung nur vereinzelt Niederschlag fand. Im deutschen Blankvers wird die Freiheit der Zäsur und der Verskadenz übernommen und außerdem, wie schon im englischen Vorbild, auch der Auftakt und die jambische Füllung des Verses freier als bei gereimten jambischen Fünfhebern gehandhabt, so dass die erste Silbe des Verses auch betont sein und die regelmäßige Folge betonter und unbetonter Silben im Versinnern gelockert werden kann. Beispiel (Ophelia in der Hamlet-Übersetzung von August Wilhelm Schlegel, II.1):

Als ich in meinem Zimmer näht', auf einmal
Prinz Hamlet – mit ganz aufgerißnem Wams,
Kein Hut auf seinem Kopf, die Strümpfe schmutzig
Und losgebunden auf den Knöcheln hängend;
Bleich wie sein Hemde, schlotternd mit den Knien …

Im angelsächsischen Raum wird der jambische Fünfheber auch als pentameter bezeichnet, was eigentlich nicht korrekt ist, da das jambische Metron aus zwei Versfüßen besteht, ein jambischer Pentameter wäre somit zehnfüßig und nicht fünffüßig.

Literatur

Kembali kehalaman sebelumnya


Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9