1960 machte Jürgen Micksch das Abitur am Luitpold-Gymnasium in München. Danach studierte er Philosophie und Theologie an den Universitäten in München, Heidelberg, Tübingen, Berlin und Erlangen. 1965 absolvierte er das 1. Theologisches Examen und arbeitete sodann als Vikar in Regensburg. 1966 wurde er Studieninspektor in Erlangen und begann das Studium der Soziologie in Erlangen, Nürnberg und Münster. 1968 absolvierte er das 2. Theologische Examen und 1971 promovierte er als Soziologe zum Dr. phil. über das Thema „Jugend und Freizeit in der DDR“.
In der Zeit von 1974 bis 1984 war er Ausländerreferent und Oberkirchenrat im Kirchlichen Außenamt und späteren Kirchenamt der EKD in Frankfurt am Main. In dieser Funktion war er u. a. Vorsitzender der Ökumenischen Kommission für die Unterstützung orthodoxer Priester, KdöR (1980–1994) und Geschäftsführer des Ausschusses der Kirchen für Ausländerfragen in Europa (1976–1984). Er war Initiator und Vorsitzender des bundesweiten Ökumenischen Vorbereitungsausschusses zur Woche der ausländischen Mitbürger/Interkulturelle Woche und formulierte 1980 die These, die Bundesrepublik sei zu einer multikulturellen Gesellschaft geworden, die eine langjährige Kontroverse auslöste.
Er ist Verfasser von über 350 Aufsätzen in Büchern, Lexika, Zeitschriften sowie Autor bzw. Herausgeber von über 25 Büchern.
Jürgen Micksch ist Mitbegründer bzw. Gründer folgender Einrichtungen:
1972 Konferenz der Ausländerpfarrer (KAP) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Vorsitzender bis 1984
1974 Ökumenischer Vorbereitungsausschuss zum Tag des ausländischen Mitbürgers, später umbenannt in Interkulturelle Woche. Er war Vorsitzender von 1974 bis 1995.
1976 Islamisch-Christliche Arbeitsgruppe zu Ausländerproblemen (ICA) auf Bundesebene.
1981 Konferenz für Islamfragen der EKD
1986 Arbeitsgemeinschaft Pro Asyl und nachfolgend Vorsitzender sowie Vorsitzender des Fördervereins Pro Asyl und des Stiftungsrates der 2002 gegründeten Stiftung Pro Asyl bis zum Jahr 2012. Seit 2012 ist er Ehrenvorsitzender des Fördervereins Pro Asyl.[3]
1995 Islamisch-Christliche Arbeitsgemeinschaft in Hessen
1996 Forum gegen Rassismus beim Bundesministerium des Innern sowie Mitglied der Geschäftsführenden Arbeitsgruppe bis 2007
2001 Abrahamisches Forum in Deutschland und seitdem Moderator, in dem 2013 gegründeten Verein ist er Geschäftsführer.
2002 Deutsches Islamforum und seitdem Moderator sowie Islamforum in Nordrhein-Westfalen (2003), Hessisches Islamforum (2003), Forum Muslime in den neuen Ländern (2004), Islamforum Rheinland-Pfalz (2004), Islamforum Bayern (2005) und Koordinierungsrat der Islamforen in Deutschland (2006)
2011 Interreligiöse Konferenz und Moderator bis 2018
2017 Arbeitskreis Religionen und Naturschutz und Vorsitzender
2018 Arbeitskreis SCHULTER AN SCHULTER. Solidarisch gegen Antisemitismus, Rassismus und Gewalt und Mitglied der Leitungsgruppe
2020 Abraham Forum in MENA-Countries
2021 Solidarisches Europa. Zusammen gegen Rassismus und Moderator
Positionen
In einem Interview mit dem Journalisten Eren Güvercin vertrat Micksch im Juni 2013 die Auffassung, „grundsätzlich sollte der Begriff „Islamismus“ vermieden werden. Denn damit wird ein Zusammenhang von Islam und Gewalt nahegelegt“. Der Islam wolle aber eine Religion des Friedens sein, woran das Verhalten der Muslime gemessen werden müsse. Ferner kritisierte er im gleichen Interview, dass die türkisch-islamische Organisation „Millî Görüş“ (IGMG) und die „Muslimische Jugend in Deutschland“ (MJD) noch immer in Verfassungsschutzberichten erwähnt würden – „dadurch werden sie als Bedrohung dargestellt. Damit wird dann ihre gesellschaftliche Diskriminierung gerechtfertigt. Das ist antimuslimischer Rassismus“[5].
Als Sprecher des Deutschen Islamforums kritisierte Jürgen Micksch im April 2015 gegenüber dem Evangelischen Pressedienst, dass das von Muslimen, Aleviten und Jesiden neu gegründete Muslimische Forum Deutschland Muslime ausgrenzen würde, die in den großen Dachverbänden organisiert seien.[6]
Anlässlich seines 80. Geburtstages am 20. Januar 2021 würdigte ihn der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, als Theologen mit einem ausgeprägten „Sensorium für gesellschaftliche und politische Entwicklungen“, die er „oft früh erkannt und dann auch mitgestaltet hat“. Micksch sei es zudem zu verdanken, dass „die Flüchtlings- und Migrationsarbeit und auch der interreligiöse Dialog in unserer Kirche bis heute so wichtig sind“, sagte Jung.[7]
Mit Einwanderern leben: Positionen evangelischer Ausländerarbeit. Lembeck, Frankfurt am Main 1984, (Beiträge zur Ausländerarbeit; 7), ISBN 3-87476-222-X.
Kulturelle Vielfalt statt nationaler Einfalt: eine Strategie gegen Nationalismus und Rassismus. Lembeck, Frankfurt am Main 1989, (Beiträge zur Ausländerarbeit; 12), ISBN 3-87476-259-9.
Interkulturelle Politik statt Abgrenzung gegen Fremde. Lembeck, Frankfurt am Main 1992, (Interkulturelle Beiträge; 16), ISBN 3-87476-285-8.
Vielfalt statt Einfalt: Strategien gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Lembeck, Frankfurt am Main 1997, (Interkulturelle Beiträge; 17), ISBN 3-87476-325-0.
Abrahamische und interreligiöse Teams. Lembeck, Frankfurt am Main 2003, (Interkulturelle Beiträge; 21), ISBN 3-87476-421-4.
Islamforen in Deutschland: Dialoge mit Muslimen. Mit einem Vorw. von Rita Süssmuth. Lembeck, Frankfurt am Main 2005, (Interkulturelle Beiträge; 22), ISBN 3-87476-478-8.
Abrahamische Ökumene. Dialog und Kooperation. Mit Karl-Josef Kuschel. Lembeck, Frankfurt am Main 2011, (Interkulturelle Beiträge, 26), ISBN 3-87476-632-2.
Muslime gehören zur deutschen Gesellschaft. EB-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86893-088-7.
Interkulturelle Modelle gegen Rassismus. EB-Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86893-165-5.
Gastarbeiter werden Bürger. Lembeck, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-87476-103-7.
Zusammenleben mit Muslimen. Lembeck, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-87476-147-9 (6 Auflagen und über 200.000 Exemplare).
Christen und Muslime im Gespräch. 1982, (Übersetzungen in Englisch, Französisch und Schwedisch).
Multikulturelles Zusammenleben. 1983.
Evangelische Ausländergemeinden. 1986.
Positiv oder negativ? AIDS als Schicksal und Chance. 1988.
Evangelisch aus fundamentalem Grund. Wie sich die EKD gegen den Islam profiliert. Lembeck, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-87476-545-9.
Vom christlichen Abendland zum abrahamischen Europa. Lembeck, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-87476-561-9.
Antimuslimischer Rassismus. Konflikte als Chance. Lembeck, Frankfurt am Main 2009, ISBN 3-87476-596-2.
Miteinander vor Ort – Kommunale Islamforen. Mit Ingrid Hoensch. EB-Verlag, Berlin 2011, ISBN 3-86893-053-1.
Religion und Naturschutz – Gemeinsam für biologische Vielfalt. Mit Yasmin Khurshid, Hubert Meisinger, Andreas Mues, BfN-Skript 426, Bonn 2016, ISBN 978-3-89624-162-7.
Antimuslimischer Rassismus – und was tun? Broschüre, Darmstadt 2016 (4. Auflage 2018).
SCHULTER AN SCHULTER. Solidarisch gegen Antisemitismus, Rassismus und Gewalt, mit Claudia Falke, Kathrin Hedtke, Darmstadt 2021
↑Heribert Prantl: Jürgen Micksch. Die Kraft des Guten. In ders.: Was ein Einzelner vermag. Politische Zeitgeschichten. Süddeutsche Zeitung, Edition München 2016, S. 232–242, ISBN 978-3-86497-352-9