Der Weinort Hörstein, mit etwa 3.500 Einwohnern, liegt ungefähr drei Kilometer südlich von Alzenau zwischen Wasserlos und Dettingen am Fuße des Hahnenkammrückens. Hörstein hat eine Gemarkungsfläche von 1.340 Hektar, die bis auf den Hauptgipfel des Höhenzuges reicht. Der topographisch höchste Punkt der Dorfgemarkung befindet sich auf dem Gipfel des Hahnenkamms mit 436 m ü. NN(Lage)50.0782519.109653, der niedrigste liegt östlich von Dettingen am Forchbach auf 108 m ü. NN(Lage)50.0439289.04509.[1]
Ein Teil von Hörstein befindet sich außerhalb des geschlossenen Dorfes. Einige Häuser am nordöstlichen Ortsrand von Dettingen stehen auf der Gemarkung von Hörstein.
Nachbargemarkungen
Folgende Gemarkungen grenzen an das Ortsgebiet von Hörstein:[1]
Dem ursprünglichen Namen hurstin liegt das althochdeutsche Wort hurst, das Gebüsch bedeutet, zugrunde.[2] Im Volksmund wird der Ort „Höschde“ oder „Herschte“[3] genannt.
Frühere Schreibweisen
Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[2]
1000 „Hurstin“
1139 „Hursten“
1189 „Hurste“
1191 „Horsten“
1247 „Horste“
1427 „Hoerste“
1463 „Hörstein“
1592 „Hörsten“
1594 „Hirstain“
1605 „Hörstain“
1625 „Hörstein“
Geschichte
Die älteste erhaltene Erwähnung von Hörstein befindet sich in einer Evangelienhandschrift der Abtei Seligenstadt, in der es 830 als „Hurstin“ genannt wird. Lange Zeit gehörte Hörstein dem Kloster Seligenstadt, das über Jahrhunderte die Gerichts- und Steuerherrschaft innehatte. Seit 1417 sind eigene Pfarrer in Hörstein nachweisbar.
Hörstein gehörte von 1000 bis 1184 zum Verband der
Hohen Mark, zuletzt unter den Grafen Berbach. Von 1184 bis 1500 gehörte es zum Freigericht Alzenau (auch: Freigericht Wilmundsheim). Von 1500 bis 1748 stand es unter gemeinschaftlicher Regierung der Kurfürsten von Mainz und der Grafen von Hanau, von 1748 bis 1802, nachdem das Kondominat zwischen dessen Inhabern real geteilt worden war, unter kurmainzischer Alleinregierung. Am Ende des Alten Reichs gehörte Hörstein zur Amtskellerei Alzenau und Seligenstadt des Oberamts Steinheim im Vizedomamt Aschaffenburg des Erzstifts Mainz. Zöllner war Johann Kern, Accissor Peter Eckstein. Der Pfarrer hieß Johann Georg Philipp Zöller. Von 1803 bis 1816 gehörte Hörstein zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, aus dem 1806 das Großherzogtum Hessen wurde und das Hörstein 1816 an das Königreich Bayern abtrat.[4]
Von 1601 bis 1605 fand im Freigericht Alzenau eine große Hexenverfolgung statt. In deren Folge wurden 35 Menschen aus Hörstein hingerichtet, überwiegend auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt.[5]
Von 1869 bis 1881 war Michael Noll der Bürgermeister von Hörstein.
Es folgte Johann Kern, der 1882 bis 1890 als Erster Bürgermeister fungierte.
Von 1890 bis 1899 war Gottfried Karl im Amt.
Von 1900 bis 1928 war Eduard Kern Bürgermeister von Hörstein.
Ihm folgte von 1929 bis 1933 Franz Streit
Von 1933 bis 1939 war Christian Bott als Erster Bürgermeister tätig.
Von 1939 bis 1945 war Franz Stein im Amt.
Diesem folgte Alois Bott von 1945 bis 1956. Im Jahre 1954 wurde eine neue Schule errichtet.
Emil Walter war von 1956 bis 1970 Erster Bürgermeister. 1960 erhielt das Schulgebäude einen neuen Schultrakt. 1963 wurde eine Schul- und Sporthalle errichtet. 1969 wurde das neuerrichtete Rathaus eingeweiht.
Als letzter stand Erster Bürgermeister Hermann Kern von 1970 bis zur Eingemeindung 1975 dem Markt Hörstein vor. 1970 wurde das Schulgebäude um einen weiteren Anbau erweitert. 1975 wurde eine Fest- und Sporthalle (Räuschberghalle) errichtet.
Einwohnerentwicklung
1601–1605 wurden im Zuge der Hexenverfolgung 141 Menschen in Hörstein hingerichtet. In den Jahren 1605 und 1625 sind durch eine Pestepidemie täglich ca. 20 Personen verstorben.
In den Weinlagen Hörsteiner Abtsberg und Hörsteiner Räuschberg gedeiht auf einer Fläche von ca. 50 Hektar Frankenwein.
Auch der Schauspieler Günter Strack besaß in Hörstein einen Weinberg.
Einrichtungen
Kindergarten
Grundschule
Kinderhort AWO Wilde Kerle
Ehrenbürger
Josef August Eichelsbacher (1884–1968), Schulrat i. R., Heimatforscher und Autor, wurde 1954 die Ehrenbürgerschaft des Marktes Hörstein verliehen.
Partnergemeinde
Seit Mai 1971 bestand zwischen der Marktgemeinde Hörstein und Pfaffstätten in Niederösterreich eine Gemeindepartnerschaft, die auch nach der Gebietsreform weiterhin besteht.
Ständige Veranstaltungen
Ostereiersuchen, Kückenguggen und Bobby-Car-Rennen für Kids beim KTZV Hörstein 1922 eV (immer am Ostermontag)
Giggelskerb mit offener Hörsteiner Bobby-Car Team Triathlon Meisterschaft für über 18-Jährige des KTZV Hörstein 1922 eV (am zweiten Juliwochenende)
Hähnewettkrähen beim KTZV Hörstein 1922 eV (immer am Pfingstmontag)
Kappenabend bei den Gigglern des KTZV Hörstein 1922 eV
Hörsteiner Kerb der Freiwilligen Feuerwehr Hörstein (immer im August)
Hörsteiner Herbst (immer im Oktober)
Literatur
Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises (Hrsg.): Unser Kahlgrund 1956–2006. Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. ISSN0933-1328.
Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung (Hg.): Bildstöcke und Flurdenkmäler des Landkreises Alzenau. 1971.
Josef August Eichelsbacher (Hg.): Heimatbuch des Kahlgrundes. I. Teil: Geschichte und Sagen. 1928.
Josef August Eichelsbacher (Hg.): Heimatbuch des Kahlgrundes. II. Teil: Land und Leute. 1930.
Manfred Frühwacht, Joachim Schulmerich: Wege zum Wein-auf Frankens Urgestein. Cocon-Verlag, Hanau 2011, ISBN 978-3-86314-208-7.
Heimat- und Geschichtsverein Alzenau (Hg.): Gedenkbuch für Kriegsopfer von Hörstein. Alzenau, Druck: Ropa Copy, Roland Hirsch, 2004.
Stadt Alzenau (Hg.): Alzenauer Stadtbuch, Beiträge zur Geschichte der Stadt Alzenau und ihrer Stadtteile. Alzenau, Druck: J.Götz KG, 2001, ISBN 3-00-008608-0.
Stadt Alzenau (Hg.): Alzenauer Beiträge zur Heimatgeschichte. Band 2, Ehre deine Eltern, Der Jüdische Friedhof von Hörstein. Alzenau, Druck: Steiner, 2004, ISSN1610-4897.
↑Artikel in der PrimaSonntag: Die Ortsnamen des bayerisch-hessischen Grenzgebiets - so wie man sie im Ort ausspricht
↑Diese Informationen stammen auszugsweise aus dem Heimatbuch des Marktes Hörstein 1975.
↑Peter Gbiorczyk: Zauberglaube und Hexenprozesse in der Grafschaft Hanau-Münzenberg im 16. und 17. Jahrhundert. Shaker. Düren 2021. ISBN 978-3-8440-7902-9, S. 163; Traudl Kleefeld: Wider das Vergessen. Hexenverfolgung in Franken − Stätten des Gedenkens. J. H. Röll, Dettelbach 2016. S. 34 ff.
↑ abcStatistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.736.
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 112f.