Die Stadt hat seit 1614 eine Universität, außerdem befindet sich in Groningen die Fachhochschule Hanzehogeschool. Fast 50.000 Studenten sind in der Stadt eingeschrieben.[4]
Groningen liegt am nördlichen Ende des „Hondsrug“ (nicht zu verwechseln mit dem Hunsrück), einer sandigen Erhebung mitten im ehemals ausgedehnten Moor, die sich vom „Drentschen Plateau“ bis ins Zentrum der Stadt zieht und in früherer Zeit die einzige Verbindung dieser beiden Gebiete war.
Die Stadt Groningen (ohne Haren und Ten Boer) gliedert sich in fünf Stadtteile mit insgesamt 64 Vierteln (niederländisch „wijk“ und „buurt“).[6]
Centrum (Stadtmitte)
mit den Vierteln: A-Kwartier, Binnenstad, Binnenstad-Oost, Hortusbuurt, Ebbingekwartier, Westerhaven, Stationsgebied
Oude Wijken („Alte Viertel“, die vor allem im 19. Jahrhundert entstandenen Wohngebiete unmittelbar westlich, nördlich und östlich der Altstadt)
mit den Vierteln: De Hoogte, Korrewegwijk, Indische buurt, Professorenbuurt, Noorderplantsoenbuurt, Oosterparkwijk, Oranjebuurt, Schildersbuurt, Kostverloren, Woonschepenhaven
Oost (der Norden, Nordosten und Osten des Stadtgebietes)
mit den Vierteln: Beijum, Drielanden, Engelbert, De Hunze, Van Starkenborgh, Lewenborg, Middelbert, Noorderhoogebrug, Oosterhoogebrug, Ruischerbrug, Meerstad, Noorddijk, Ulgersmaborg, Ruischerwaard, Woonschepenhaven
Zuid (der Süden und Südosten des Stadtgebietes)
mit den Vierteln: Badstratenbuurt, Coendersborg, Corpus den Hoorn, Grunobuurt, Helpermaar, Helpman, Herewegbuurt, Hoornse Meer, Hoornse Park, Laanhuizen, Rivierenbuurt, Oosterpoortbuurt, De Linie, Europapark, Piccardthof, De Wijert, Zeeheldenbuurt, Klein Martijn, De Meeuwen, Villabuurt, Kop van Oost
West (der Westen und Nordwesten des Stadtgebietes)
mit den Vierteln: De Buitenhof, Dorkwerd, Gravenburg, De Held, Hoogkerk, Leegkerk, Paddepoel, Reitdiep, Selwerd, Tuinwijk, Vinkhuizen
Die Stadt Groningen oder Cruoninga – wie sie im Mittelalter hieß – entstand aus einem losen Zusammenschluss von drei oder vier verstreut gelegenen Bauernhöfen. Die ersten Spuren können auf ca. 300 v. Chr. datiert werden. Seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. war der Kernbereich der jetzigen Altstadt – heute „de Grote Markt“ (deutsch: der Große Markt) – dauerhaft besiedelt. Dies ergaben Ausgrabungen des Archäologen Albert Egges van Giffen und des Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek (Reichsamt für archäologische Bodenuntersuchungen).[7]
Mittelalter
Groningen wurde erstmals im Jahre 1040 urkundlich erwähnt, als die „villa Gruoninga“ durch eine Schenkung von Heinrich III. auf den Bischof von Utrecht überging.[8] In dieser Urkunde verlieh der König der jungen Stadt auch das Münzregal und das Zollregal.
Die Ortslage erwies sich als außerordentlich günstig für einen Umschlagplatz des Handels: Die Nordsee war über die Drentsche Aa erreichbar. Der Hondsrug, der „stert van Drentland“ (Sterz von Drente),[9] schuf die Verbindung nach Süden.[10] Viele Kaufleute, die mit England und den Ostseeländern handelten, ließen sich hier nieder. Ab 1260 wurde die Stadtmauer gebaut.[11] Um die Schifffahrt von Groningen zur Nordsee zu erleichtern, wurde von der Drentschen Aa in Richtung Norden das Reitdiep gegraben, ein Kanal, der bei Wierumerschouw mit der Hunze (in ihrem damaligen Verlauf) verbunden und 1385 fertiggestellt wurde. Nach vergeblichen früheren Anläufen wurde Groningen 1422 schließlich in die Hanse aufgenommen.[12] Bis zum 17. Jahrhundert – dem „Goldenen Zeitalter“ der Niederlande – hatte Groningen sich zu einem blühenden Handelszentrum entwickelt, nicht zuletzt aufgrund des dort existierenden Gerichts, das auch für die umliegenden Gebiete zuständig war.
Frühe Neuzeit
Im „friesischen Aufstand“, dem Machtkampf zwischen dem Erbstatthalter von Friesland, Albrecht dem Beherzten, dem Herzog von Sachsen, und seinem Sohn Heinrich dem Frommen einerseits und den friesischen Häuptlingen andererseits, stellte sich Groningen auf die Seite der Friesen.[13] Daraufhin belagerte Herzog Albrecht die Stadt. Als im sächsischen Heer eine Seuche ausbrach, der auch der Herzog erlag, mussten die Sachsen die Belagerung zunächst aufheben. Doch 1506, als Herzog Albrechts Sohn, Herzog Georg der Bärtige, in Friesland einrückte, musste Groningen kapitulieren.[14]
Nur wenige Jahre später unternahm die Stadt Groningen einen weiteren Versuch, sich der kaiserlichen, durch den Erbstatthalter ausgeübten Macht zu entziehen. In der Sächsischen Fehde ergriff Groningen die Partei des ostfriesischen Grafen Edzard I. Daraufhin verhängte Kaiser Maximilian im April 1514 die Reichsacht über Groningen. Als sich Graf Edzard dem Kaiser unterwarf, musste sich auch Groningen dem Kaiser und dem sächsischen Herzog Georg dem Bärtigen unterwerfen.[15]
Im Holländischen Krieg versuchte der Fürstbischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, 1672 die Stadt durch Belagerung und Kanonenbeschuss einzunehmen.[20] Sein Faible für die Artillerie brachte ihm den Spitznamen „Bommen Berend“ („Bombenbernd“) ein.[21] Am 28. August 1672 gelang es den Bürgern von Groningen, seinen Angriff abzuwehren.[22] An dieses Ereignis erinnert in Groningen bis heute ein lokaler Feiertag mit vielen Aktivitäten, der sogenannte Gronings Ontzet (Entsatz von Groningen).
Im 17. und 18. Jahrhundert war – dank des Meereszugangs über das Reitdiep und die Drentsche Aa – der Schiffsbau ein bedeutender Wirtschaftszweig; zahlreiche Werften entstanden.[23] Im 18. und 19. Jahrhundert wurde ein Gutteil des niederländischen Ostseehandels über Groningen abgewickelt.[24] Dank des Meereszugangs entstand in Groningen zudem ein bedeutender Fischmarkt. Dieser wurde im 17. Jahrhundert zunächst am Zuiderdiep abgehalten, der Gracht im Süden der Altstadt (heute, nach der Verfüllung, die Straße „Gedempte Zuiderdiep“), dann an den Spilsluizen, der Gracht im Norden der Altstadt, und seither auf dem Platz in der Stadtmitte, dem der Fischmarkt den Namen gab.[25] Die Stadt Groningen richtete dort „Fischbänke“ genannte Marktstände ein, die an die Fischhändler verpachtet wurden.
19. Jahrhundert
Ab 1810 war Groningen – wie die gesamten Niederlande – von Frankreich besetzt. Im Zuge der Befreiungskriege vertrieben russische Truppen der Nordarmee am 15. November 1813 die Franzosen aus Groningen; die Stadt war wieder frei.[26]
Die Industrialisierung begann in Groningen mit dem Bau der ersten Fabrik im Jahre 1840, einer Flachsspinnerei in der Vlasstraat, deren Spinnmaschinen mit einer 20-PS-Dampfmaschine betrieben wurden. Unter den 130 dort beschäftigten Arbeitern waren 87 Kinder.[27]
1866 erhielt Groningen Anschluss an das Eisenbahnnetz, als letzte der größeren niederländischen Städte.[28] Nicht weniger wichtig war die Fertigstellung des Eemskanaals 1876 als neuer und besserer Schifffahrtsweg zur Nordsee.[29] 1880 wurde die erste Pferdestraßenbahn eröffnet.[30] Die Stadtmauer, die bis 1874 weitgehend erhalten war,[31] wurde in den Folgejahren niedergelegt. Danach, seit 1885, dehnte sich das Stadtgebiet weit über den Grachtenring hinaus.[32] So entstanden u. a. die Arbeiterviertel Oosterpoortbuurt und Noorderplantsoenbuurt und das Villenviertel am Zuiderpaark.[31]
20. Jahrhundert
1914 wurde das Dorf Helpman südlich der Stadt eingemeindet. Obgleich sich die Niederlande nicht am Ersten Weltkrieg beteiligten, wurden ab 1916 die Lebensmittel rationiert und Brotmarken eingeführt (bis 1920). 1917 richtete die Stadtverwaltung eine Zentralküche ein, um bei den Herden Gas und Kohle einzusparen, Lebensmittel in großen Mengen günstig einzukaufen und so Bedürftigen eine preiswerte warme Mahlzeit anzubieten. Die Centrale Keuken blieb bis zum April 1919 in Betrieb.[33]
Mit der Einführung des Frauenwahlrechts 1919 wurden im selben Jahr erstmals drei Frauen in den Stadtrat gewählt.[34] 1914 waren entlang des Bedumerweg die ersten Sozialwohnungen entstanden. Die Wohnungszählung 1919 ergab, dass damals 45 % der Familien in Ein- oder Zweizimmerwohnungen lebten.[35] Nicht zuletzt unter dem Eindruck der Ergebnisse der Wohnungszählung wurde die erste Hälfte der 1920er Jahre zu einer Hochzeit des Sozialwohnungsbaus.[31] Nordwestlich der Altstadt, um die Oranjestraat, entstand der Stadtteil Oranjewijk.[36] 1927 wurde der Stadtpark angelegt.[37]
Bis zur Schoa bestand in Groningen eine jüdische Gemeinschaft. So war beispielsweise Attila Groningen der älteste jüdische Turn- und Sportverein in Europa, sechs Monate älter als Bar Kochba Berlin. Er war national orientiert und lehnte die Emigration nach Palästina sowie die Zusammenarbeit mit den zionistischenMakkabi-Vereinen ab.[39] 1940 lebten 3000 Juden in Groningen, darunter 250 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland.[40] Im Februar 1941 hatten die nationalsozialistischen Behörden 2724 Groninger wurden als „Volljuden“ registriert.[41] Vermutlich 2550 von ihnen wurden deportiert,[42] die ersten 600 Groninger Juden bereits im August 1942. Die Deportationen in die Arbeits- und Vernichtungslager endeten im April 1943. Nur wenigen Groninger Juden gelang es, unterzutauchen und zu überleben.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs erlitt die Stadt erhebliche Schäden. Als die 2nd Canadian Infantry Division (Kommandeur: Albert Bruce Matthews) im April 1945 Groningen erreichte, stieß sie auf heftigen Widerstand der deutschen Besatzungstruppen, von Teilen des „Landstorm Nederland“ der Waffen-SS und von belgischen SS-Einheiten[43] (Kommandeur: Karl Böttcher). Vom 13. bis zum 16. April kämpften 14.000 Kanadier gegen bis zu 7.500 Verteidiger; in der Innenstadt gab es Straßenkämpfe. Schließlich kapitulierten die Verteidiger.[44]
An die Toten des Zweiten Weltkrieges erinnert das von Oswald Wenckebach (1895–1962) geschaffene und 1959 enthüllte Denkmal Sint-Joris en de draak (Der hl. Georg und der Drache) auf dem Martinikerkhof, dem einstigen Friedhof an der Martinikerk.[45]
21. Jahrhundert
Am 12. August 2012 richtete ein Erdbeben der Stärke 3,6 in der Provinz Groningen große Schäden an; es war das stärkste je in den Niederlanden gemessene. Zuvor und danach gab es in der Region weitere schwache Erdbeben; diese beschädigten zahlreiche Häuser und andere Bauten. Ursache der Beben ist offenbar die Förderung des unter dem Gebiet liegenden Erdgases.[46]
Sehenswürdigkeiten
Gotteshäuser
Die Martinikerk (Martinikirche) am „Grote Markt“, älteste und größte Kirche der Stadt, mit dem Martinitoren (Martiniturm) an der Westseite wurde zwischen 1469 und 1482 aus Bentheimer Sandstein errichtet. Von 1548 bis 1577 war der Turm 127 Meter hoch, bis die hölzerne Spitze anlässlich eines Freudenfeuers abbrannte, das nach dem Abzug der verhassten wallonischen Truppen infolge der Genter Pazifikation 1576 entzündet worden war. Die Orgel von Arp Schnitger wurde 1692 installiert.
Die im 15. Jahrhundert erbaute Aa-Kirche mit Arp-Schnitger-Orgel von 1702.
Das Haus Brugstraat 24 wurde im 15. Jahrhundert errichtet und ist das am besten erhaltene backsteingotische Bürgerhaus der Stadt.
Provinzhaus, Sitz der Provinzregierung. Der älteste Flügel steht am Martinikerkof und wurde um 1550 als Lateinschule errichtet.
Mit dem Bau des Stadhuis (Rathauses) wurde 1792 begonnen, nachdem das mittelalterliche Rat- und Weinhaus 1775 abgebrochen worden war. Aber erst 1810 wurde es vollendet. 1872 wurde der bis dahin U-förmige Grundriss zu einem Rechteck geschlossen, wegen des angestiegenen Platzbedarfs. Das Gebäude ist ein Rijksmonument.[47]
Die Korenbeurs (ehemalige Kornbörse) an der Stirnseite des Vismarkt (Fischmarktes) ist ein (spät- oder auch neo-)klassizistischer Bau aus den Jahren 1862–1865.
Das Huize Tavenier (Ubbo Emmiussingel 110), ein Rijksmonument, wurde 1905 nach Plänen des Groninger Architekten Antonius Theodorus van Elmpt (1866–1953) im Jugendstil gebaut.[48]
Das Akademiegebouw entstand, nachdem das vorherige Universitätsgebäude 1906 während Renovierungsarbeiten Feuer fing und abbrannte. Es wurde 1909 vom Reichsbaumeister Johannes Antonius Willibrordus Vrijman entworfen. Sieben Fenster im Treppenhaus schuf Otto Linnemann aus Frankfurt 1909/1914, das mittlere mit der Darstellung der Universitätsgründung, die seitlichen mit den allegorischen Darstellungen der Fakultäten. Unterlagen hierzu befinden sich im Linnemann-Archiv. Das Gebäude ist ein Rijksmonument.
Groninger Museum: Das 1994 eingeweihte Gebäude wurde zwischen Altstadt und Hauptbahnhof in das Wasser des Zuiderhavens gebaut und ist ein spektakuläres Werk der Moderne. Entworfen wurde es von dem Designer Alessandro Mendini in Zusammenarbeit mit den Architekten Michele De Lucchi, Philippe Starck und Coop Himmelb(l)au. Gezeigt werden neben wechselnden Ausstellungen auch Exponate der Vor- und Frühgeschichte der Provinz Groningen, die sehenswerte Sammlung chinesischen Porzellans und Werke der Groninger Künstlervereinigung De Ploeg.
Forum Groningen: Das 2019 fertiggestellte Gebäude, dessen äußere Form an ein Polyeder erinnert, befindet sich mitten in der Altstadt auf einem ebenfalls neu geschaffenen Platz, dem Nieuwe Markt. Es ist als öffentlich zugänglicher kultureller Treffpunkt konzipiert, ähnlich dem Centre Georges-Pompidou in Paris.[49] Von seiner Dachterrasse aus lässt sich die ganze Stadt überblicken.
Stadhuis Groningen
Groninger Museum
Huize Tavenier
Vismarkt (Fischmarkt)
Rijksuniversiteit, Academiegebouw
Altes Gericht
Wasserturm (Rijksmonument)
Politik
Die letzte Kommunalwahl fand in Groningen am 16. März 2022 statt.
Parteien, die zwar an der Wahl teilgenommen hatten, aber keinen Ratssitz erlangen konnten, werden nicht berücksichtigt.
b
Die Stadspartij 100% voor Groningen ging zur Kommunalwahl 2022 aus der Fusion von 100% Groningen, der Stadspartij voor Stad en Ommeland und der Sportpartij hervor.
c
Die Stadspartij voor Stad en Ommeland entstand zur Kommunalwahl 2018 aus den Lokalparteien Stadspartij Groningen aus der Gemeinde Groningen, Lokaal Belang Ten Boer aus Ten Boer und Gezond Verstand Haren aus Haren.[51]
Kollegium von Bürgermeister und Beigeordneten
Seit dem 28. Oktober 2024 ist Mirjam van ’t Veld (CDA) kommissarische Bürgermeisterin der Gemeinde.[1]
Nach den Gemeinderatswahlen 2018 wurde eine Koalition aus PvdA, GroenLinks, D66 und ChristenUnie gebildet. Zum Kollegium zählen die Beigeordneten Isabelle Diks (GroenLinks), Roeland van der Schaaf (PvdA), Paul de Rook (D66), Inge Jongman (ChristenUnie), Philip Broeksma (GroenLinks), Carine Bloemhoff (PvdA) und Glimina Chakor (GroenLinks). Das Amt des Gemeindesekretärs wird seit Dezember 2019 von Christien Bronda ausgeübt.[52]
Wirtschaft
Groningen ist in erster Linie Handels- und Dienstleistungszentrum, blickt aber auch auf eine industrielle Tradition in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion.
Eines der wirtschaftlichen Standbeine Groningens war die Zuckerrübenverarbeitung. 2008 beschloss der Mutterkonzern der Suiker Unie, Royal Cosun, die Zuckerfabrik an der Van Heemskerckstraat zu schließen. Der Konzern unterhält unter anderen noch eine Fabrik in Hoogkerk.
Groningen ist Sitz des niederländischen Gashandelsunternehmens Nederlandse Gasunie NV. Die Niederländische Erdölgesellschaft (Nederlandse Aardolie Maatschappij B.V., NAM) mit Sitz in Assen hatte 1959 bei Slochteren Gasfelder entdeckt.[53] 1963 begann sie mit der Erdgasgewinnung unter der Provinz Groningen.[54] Weil die Förderung Erdbeben auslöste, die Schäden an Gebäuden verursachten, musste sie bis 2022 auf etwa die Hälfte (12 Mrd. m3 pro Jahr) verringert werden.[55][56] Zum 1. Oktober 2023 wurde die Gasförderung bis auf Weiteres beendet.[57] Die Förderanlagen werden als förderbare Reserve noch bis Oktober 2024 belassen.[58]
Weitere bekannte Groninger Firmen sind die Destillerie Hooghoudt, die neben alkoholischen Getränken Fruchtsirups herstellt, und der Verlag Noordhoff Uitgevers, der vorwiegend Schulbücher herausgibt.
Verkehr
Öffentlicher Nahverkehr
Groningen hat ein dichtes Stadtbusnetz mit insgesamt 37 Linien (dazu neun Nachtlinien), auf dem Busse jedoch meist im Halbstundentakt (sonntags im Stundentakt) fahren. Viele Buslinien erreichen den Busbahnhof vor dem Bahnhof Groningen. Darüber hinaus ist Groningen Zentrum eines weitläufigen Regionalbusnetzes. Sowohl Stadt- als auch Regionalbusse betreibt das Unternehmen Qbuzz Groningen Drenthe.
Alle Groninger Stadt- und Regionalbusse akzeptieren die OV-chipkaart. Gelegenheits-Passagiere kaufen beim Fahrer ein Eurokaartje (ab 2,50 Euro für max. eine Stunde Fahrt über max. zwei Zonen) mit verschiedenen Zeit- und Tarifzonenbeschränkungen.
Von 1880 bis 1949 hatte Groningen ein Straßenbahnnetz, das zunächst durch O-Busse und schließlich durch konventionelle Dieselbusse ersetzt wurde.[59] Eine Wiedereinführung der Tram in Form eines Stadtbahnsystems mit zwei Linien war bis Ende 2012 in Planung und wurde dann aufgegeben.[60]
Fahrrad
Nach einer Untersuchung des Verkehrsclub Österreich VCÖ aus dem Jahre 2013 gehört Groningen zu den fahrradfreundlichsten Städten Europas, was den Anteil des Fahrrads am Alltagsverkehr betrifft. Etwa 31 % der Wege der Einwohner werden hier mit dem Rad zurückgelegt, nur in Houten (44 %), Oldenburg (43 %), Münster (38 %), Kopenhagen (35 %) und Leiden (33 %) wird mehr Fahrrad gefahren.[61]Streetfilms hat Groningen 2013 zur Welt-Fahrradstadt erklärt und in einem englischsprachigen Video Eindrücke zum Verkehrsgeschehen, Hintergründe zur besonderen Attraktivität des Fahrradverkehrs und Stimmen von Nutzern zusammengestellt. Das Fahrrad ist wegen bewusst geplanter Einschränkungen für den Autoverkehr – besonders im Stadtkern, aber auch in anderen Quell-Ziel-Verbindungen – deutlich zeitschneller als das Auto und der Bus. So gibt es spezielle Brücken für Fußgänger und Radfahrer über einen vielbefahrenen Kanal; Autos müssen an einer Drehbrücke bis zu zehn Minuten auf passierende Schiffe warten.[62] An einigen größeren Kreuzungen lässt die Ampelschaltung das zeitgleiche Befahren der Kreuzung des Radverkehrs in alle Richtungen zu.[63] In einem Interview im Mai 2016 mit der Wochenzeitung Die Zeit sprach Verkehrsdezernent Paul de Rook von einem Radverkehrsanteil von 60 Prozent und davon, dass eine weitere Erhöhung angestrebt wird.[64]
Straßenverkehr
Das eigentliche Stadtzentrum um den Großen Markt und Fischmarkt ist gänzlich autofrei, das äußere Zentrum ist in vier Sektoren unterteilt. Direkter Autoverkehr zwischen den Sektoren untereinander ist nicht möglich. Die Stadt ist umgeben von einem vierspurigen Ringweg, sowohl zur Anbindung der Außenbezirke als auch der Fernstraßen. Seit einigen Jahren wird daran gearbeitet, alle Anschlüsse ampelfrei auszuführen, mit dem Abschluss der Arbeiten wird 2024 gerechnet, dann soll auch der Südring fertiggestellt sein.[65]
In Ost-West-Richtung verläuft die Autobahn 7 und in Nord-Süd-Richtung die A 28.
Die erste Kanalverbindung zur Ems wurde schon im Mittelalter geschaffen und im 15. Jahrhundert zum Damsterdiep ausgebaut, das heute nur noch von Freizeitschiffern befahren wird.
Während im Mittelalter die Hunze durch die Stadt bzw. entlang der Stadtmauer nordwestwärts zum Reitdiep und damit zur Lauwers floss, liegt Groningen heute auf der Wasserscheide zwischen Lauwers und Ems. Zwei Schleusen an der südwestlichen und der südöstlichen Ecke der Innenstadt und eine dritte am nordwestlichen Stadtrand trennen die Stromgebiete voneinander. Das Wasser aus der Hunze (durch das Winschoterdiep) und dem Nord-Willemskanal (Einzugsgebiet der Drentsche Aa) fließt durch den Eemskanaal nach Delfzijl an der Unterems.
In Groningen leben insgesamt mehr als 50.000 Studenten.[67]
Die Rijksuniversiteit Groningen (RUG) blickt auf eine vierhundertjährige Geschichte als Forschungs- und Lehrstätte zurück (gegründet 1614). Die Universität ist in neun Fakultäten untergliedert: Theologie, Philosophie, Medizin, Mathematik und Naturwissenschaften, Jura, Sprach- und Literaturwissenschaft, Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Raumplanung.
Außerdem gibt es in Groningen die staatliche Hanze University Groningen, University of Applied Sciences (niederländisch: Hanzehogeschool). Dabei handelt es sich um keine Universität im deutschen Sinn, sondern um eine HBO, die etwa mit einer deutschen Fachhochschule vergleichbar ist.
Die Hanze University of Applied Sciences führt ihr Gründungsjahr auf 1798 zurück. In diesem Jahr wurde die erste Kunstakademie Minerva eröffnet. Die Hochschule bietet ihren mehr als 25.000 Studenten 70 verschiedene Master- und Bachelorstudiengänge sowie Kursangebote des internen gewerblichen Dienstleisters HanzeConnect. Studiengänge gibt es in den Fachrichtungen Wirtschaft und Management, Technik, Gesundheit und Sport, Sozialwesen, Kunst, Musik und Tanz an insgesamt an 19 verschiedenen Fakultäten.
Theaterfestival „Noorderzon“: das Theaterfestival lockt jährlich Tausende von Besuchern an
Popfestival „Eurosonic Noorderslag“: findet jedes Jahr in Groningen statt und besteht aus einer Musikkonferenz und dem Showcase-Festival für Europäische Musik, außerdem werden einige Preise vergeben.
Kultur und Freizeit
In Groningen gibt es mehrere Museen. Neben dem Groninger Museum sind dies das „Noordelijke Scheepvaartmuseum“ und das „Universiteitsmuseum“. Das „Nederlandse Stripmuseum“, ein Comic-Museum, wurde nach fünfzehn Jahren im März 2019 geschlossen. Nachfolger ist „Storyworld“, das sich im Forum Groningen befindet.[68]De Oosterpoort ist eine große Konzerthalle am südlichen Rand der Innenstadt; die „Stadsschouwburg“ beherbergt das städtische Theater. Die Diskotheken der Stadt befinden sich am Grote Markt und in der Poelestraat. Das Holland Casino betreibt hier eine seiner zwölf Filialen.
Medien
Aus Groningen sendet die regionale Rundfunkanstalt RTV Noord, bestehend aus Radio Noord und dem täglich halbstündigen TV Noord. Die größte Tageszeitung von Groningen ist das Dagblad van het Noorden.
Sport
Die Stadt Groningen wird im niederländischen Fußball durch den FC Groningen vertreten. Die erste Fußball-Herrenmannschaft spielt in der höchsten niederländischen Spielklasse, der Eredivisie. Der FC Groningen trägt seine Heimspiele im heimischen Stadion Noordlease Stadion aus.
Der Studentensportverein UC Face Off wurde 1998 als einer der ersten Unihockeyvereine der Niederlande gegründet.
Auch American Football wird in Groningen gespielt. Die im Jahre 2000 gegründeten Groningen Giants tragen ihre Heimspiele im Sportpark Corpus den Hoorn aus, seit 2016 in der höchsten Spielklasse, der Eredivisie. Zur Saison 2018 wurde entschieden, in die Eerste Divisie (2. Liga) zurückzukehren, um wieder um die Meisterschaft mitspielen zu können.
2011 und 2012 fand im Rahmen der Motorrad-Langbahnweltmeisterschaft auf der 1100 m langen Trabrenn-Sandbahn im Stadtpark von Groningen der Langbahn-WM Grand Prix der Niederlande statt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Jacob Canter (1469–1529), Pfarrer, Dichter und Humanist
Johannes Corputius (gestorben 1611 in Groningen), Kartograf, Militär und zuletzt Hauptmann in Groningen. Sein Epitaph befindet sich in der Martinikirche.
Ubbo Emmius (gestorben 1625 in Groningen), Pastor, Historiker, Pädagoge und erster Rektor der Universität Groningen
Johann Heinrich Alting (1583–1644), seit 1627 Professor der Theologie in Groningen, gestorben in Groningen
Carl von Rabenhaupt (1602–1675), Feldherr bei „Gronings ontzet“ und Bürgermeister von Groningen
Aletta Jacobs (1854–1929), studierte ab 1871 in Groningen Medizin und wurde die erste Ärztin der Niederlande; zudem war sie als Frauenrechtlerin aktiv.[19]
Frits Zernike (1888–1966), Professor an der Universität Groningen von 1920 bis 1958, erhielt 1953 den Nobelpreis für Physik für die Erfindung des Phasenkontrastmikroskops
Ben Feringa (geb. 1951), Professor an der Universität Groningen seit 1988, erhielt 2016 den geteilten Nobelpreis für Chemie für sein in Groningen entwickeltes „Nano-Auto“
Johann Gottfried Hoche: Reise durch Osnabrück und Niedermünster in das Saterland, Ostfriesland und Gröningen. Von J. G. Hoche, Doktor der Philosophie und Prediger in Rödinghausen in der Grafschaft Ravensberg, und Mitglied der Königl. litterarischen Gesellschaft in Halberstadt. Bremen, bei Friedrich Wilmans, 1800. Darin Reise durch Gröningen nach Westphalen zurück. S. 329–403, bes. S. 368–403 (books.google.de), Nachdruck: Verlag Theodor Schuster, Leer, 1977, ISBN 3-7963-0137-1).
Thomas Schumacher (Hrsg.): Grenzenlos an Deich und Dollart. Das Reise- und Lesebuch für die Ems-Dollart-Region. Edition Temmen, Bremen 2003. ISBN 3-86108-903-3.
Maarten Duijvendak, Bart de Vries (Hrsg.): Stad van het Noorden. Groningen in de twintigste eeuw (= Groninger historische reeks. Band 25). Koninklijke Van Gorcum, Assen 2003, ISBN 90-232-3984-9.
Jan van den Broek: Groningen, een stad apart. Over het verleden van een eigenzinnige stad (1000–1600). van Gorcum, Assen 2007, ISBN 978-90-232-4323-6.
Wout van Bekkum, Stefan van der Poel: Joods leven in Groningen. Oorsprong en herinnering. Uitgevershuis H.N. Werkman, Groningen 2011, ISBN 978-90-75913-66-8.
Wolfgang Stelljes: Groningen. Die junge Kulturstadt. Edition Temmen, Bremen 2012, ISBN 978-3-8378-3004-0.
Dick Vos: 111 plekken in Groningen die je gezien moet hebben. Uitgeverij Thoth, Bussum 2019, ISBN 978-90-6868-778-1.
↑Lena Bopp: Wir sind Provinz, hier schlägt das Herz. Groningen liegt am nördlichen Rand der Niederlande – aber nicht im stillen Abseits. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Oktober 2008.
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↑Peter Groote: Modernisering ondanks alles. In: Maarten Duijvendak, Bart de Vries (Hrsg.): Stad van het Noorden. Groningen in de twintigste eeuw. Koninklijke Van Gorcum, Assen 2003, S. 157–212, hier S. 209.
↑Stefan van der Poel: Joodse stadjers. De joodse gemeenschap in de stad Groningen, 1796–1945 (= Groninger historische reeks, Band 26). van Gorcum, Assen 2004, S. 148.
↑Wout van Bekkum, Stefan van der Poel: Joods leven in Groningen. Oorsprong en herinnering. Uitgevershuis H.N. Werkman, Groningen 2011, S. 30.
↑Gregory John Ashworth: The city as battlefield. The liberation of Groningen, April 1945. Universität Groningen, Groningen 1995 (= Groningen studies, Bd. 61). ISBN 90-367-0495-2.
↑Groningen. canadiansoldiers.com, abgerufen am 6. Mai 2023.
↑Wout van Bekkum, Stefan van der Poel: Joods leven in Groningen. Oorsprong en herinnering. Uitgevershuis H.N. Werkman, Groningen 2011, ISBN 978-90-75913-66-8, S. 20.
↑Over de partij. In: groningenlijst6.nl. Stad en Ommeland Groningen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. November 2018; abgerufen am 23. November 2018 (niederländisch).
↑Lukas Zdrzalek: Fahrradverkehr: „Wir wollen noch mehr als 60 Prozent Radfahrer im Verkehr“. In: Die Zeit. 12. Mai 2016, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 24. Mai 2016]).