Das Dorf Gramzow liegt an den Seen Klostersee (auch Haussee) und Kantorsee. Im Ort befindet sich der Schulzensee. In südlicher Richtung (an der B 198 nach Angermünde) liegt der Glambecksee. Südwestlich von Gramzow (in Richtung Melzow/Warnitz) befinden sich die Kuhseen (Großer und Kleiner Kuhsee). Die Badestelle am Großen Kuhsee erreicht man von Karlshof aus.
Bei Grabungen zur Vorbereitung der Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung OPAL wurde bei Neumeichow eine Gruppe von sieben slawischen Körpergräbern der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gefunden. Die Skelette wurden von der AnthropologinBettina Jungklaus untersucht. Die vier Erwachsenen und drei Kinder waren alle in gestreckter Rückenlage in Ost-West-Ausrichtung bestattet. Bei vier der Toten lag der Kopf im Osten, bei den anderen im Westen. Bei einer 45 bis 50 Jahre alten Frau befanden sich im Bereich des Kopfes zwei Schläfenringe als Bestandteile der spätslawischen Tracht. Die anderen Gräber waren ohne Beigaben. Bei der Frau mit den Schläfenringen lagen zudem auf dem Kopf ein großer und ein kleinerer Stein sowie auf den Füßen ein großer Stein. Solche „Versteinungen“ sind in spätslawischen Körpergräbern schon länger bekannt. Sie zielen wahrscheinlich darauf ab, die Wiederkehr des Verstorbenen zu verhindern. Bei dieser Frau könnte das an sechs unterschiedlich großen Osteomen am Stirnbein gelegen haben. Die größte maß im Durchmesser 13 mm und war 5 mm hoch. Diese gutartigen, langsam wachsenden Knochentumore verursachen meist keine Schmerzen. Doch sind sie je nach Lage und Größe gut sichtbar wie bei der hier bestatteten Frau. Die Lage des großen Osteoms direkt auf der Stirn über dem linken Auge kennzeichnete das Gesicht zu Lebzeiten vermutlich auf markanter Weise.[3][4][5][6]
Erstmals wird Gramzow im Jahr 1168 als villa Gramsowe (Dorf) urkundlich erwähnt und ist damit „ältester urkundlich überlieferter Ort der Uckermark“ (Lieselott Enders). Im Jahr 1177/78 wurde das Prämonstratenserkloster Gramzow gegründet.[7] 1714 brannte die Klosterkirche nieder. Bis heute ist nur noch ein Teil der Westwand erhalten geblieben. Die Klosterruine ist ein Wahrzeichen Gramzows. Im Jahr 1288 wird Gramzow erstmals als Stadt erwähnt, seit 1586 nur noch als Flecken. Stadtherr war das Kloster, ab 1542/43 der Landesherr (Kurfürst).
1687 wurde die französische Kolonie gegründet. Die Réfugiés erhielten die Klosterkirche, die 1714 abbrannte, für ihre Gottesdienste.
Seit 1993 liegen die Orte im brandenburgischen Landkreis Uckermark. Am 31. Dezember 2001 wurden Lützlow, Meichow und Polßen in Gramzow eingemeindet.[8]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1875
2 302
1890
2 164
1910
2 133
1925
1 923
1933
1 841
1939
1 778
Jahr
Einwohner
1946
2 152
1950
2 343
1964
1 850
1971
1 774
1981
1 507
1985
1 432
Jahr
Einwohner
1990
1 331
1995
1 293
2000
1 264
2005
2 110
2010
1 986
2015
1 901
Jahr
Einwohner
2020
1 788
2021
1 772
2022
1 835
2023
1 825
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[9][10][11], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung von Gramzow besteht aus 12 Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[12]
seit 2016: Uwe Koch (zunächst CDU jetzt WGZ)[15][16]
Koch wurde in der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 mit 72,4 % der gültigen Stimmen bei einem Gegenkandidaten für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren wiedergewählt.[17]
Wappen
Blasonierung: „In einer silbern gefugten roten Ziegelmauer ein spitzbogiges, silbern gerahmtes blaues Fenster, oben beseitet von zwei silbernen Dreipässen, darin ein stehender, widersehender rot-bewehrter Storch in natürlichen Farben.“[18]
Das Wappen wurde am 26. Januar 2000 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Flagge
„Die Flagge ist Blau - Weiß - Blau (1:2:1) gestreift und mittig mit dem Gemeindewappen belegt.“
Die Kirche St. Marien ist eine stattliche frühgotische Feldsteinkirche.
Vom Kloster Gramzow ist ein Rest der ehemaligen gotischen Klosterkirche aus Backstein erhalten, der auf ein ungewöhnliches, originelles Bauwerk schließen lässt.
Speicher Gramzow ist ein Industriedenkmal und gilt u. a. als Symbol für die Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR. Heute dient der Speicher als Kulturort, in dem regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden.[19] Das Gebäude erhielt 2021 den Brandenburgischen Denkmalpflegepreis sowie 2022 den Deutschen Preis für Denkmalschutz.[20]
Verkehr
Gramzow liegt an der Bundesstraße B 198 zwischen Prenzlau und Angermünde. Die B 166 führt zwischen dem Kreuz Uckermark und Schwedt über das Gemeindegebiet, hat aber keine Anbindung an den Ort. Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle ist Gramzow an der A 11 Berlin–Stettin.
Im Jahr 1906 wurde die Kreisbahn Schönermark–Damme mit dem Bahnhof Gramzow und dem HaltepunktLützlow eingeweiht. 1979 wurde der Streckenabschnitt nach Schönermark und 1995 der nach Damme stillgelegt. Auf dem Streckenteil zwischen Gramzow und Damme und zwischen Damme und Eickstedt betreibt das Eisenbahnmuseum Gramzow heute eine eigene Strecke. Ausgangspunkt ist das Museum in Gramzow.
Anna Karbe (1852–1875), märkische Lieder- und Heimatdichterin
Hermann Remané (1864–1932), Elektrotechniker und Erfinder
Paul Hellmann (1889–1964), Kapitän des Blockadebrechers Osorno, einziger Ritterkreuzträger der deutschen Handelsmarine im Zweiten Weltkrieg, in Zehnebeck geboren
Annegret Hahn (* 1951), Regisseurin und Theaterintendantin
Mit Gramzow verbundene Persönlichkeiten
Herbert Brumm (Pseudonym Harry Bär) (1909–1985), Schriftsteller und Fotograf, lebte in Gramzow
↑Thilo Stapelfeldt, Bettina Jungklaus: An der Wiederkehr gehindert. Slawische Gräber mit Sonderbestattung bei Neumeichow, Lkr. Uckermark. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg. Konrad Theiss Verlag, 2008, ISSN0948-311X, S.72–74.
↑Thilo Stapelfeldt, Bettina Jungklaus: Die Furcht vor dem Weibe. In: Archäologie in Deutschland. Band3, 2010, ISSN0176-8522, S.40–41.
↑Franz Winter: Die Prämonstratenser des 12. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland. Berlin 1865, S. 210–212.
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)