Die Festung Magdeburg gehörte vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis 1912 zu den stärksten Festungen Preußens. In den Jahren 1807–1814 gehörte sie zum kurzlebigen Königreich Westphalen, einem Satellitenstaat Napoleons.
Die ersten Befestigungsanlagen Magdeburgs lassen sich für das 13. Jahrhundert nachweisen. Die Stadtmauern verliefen damals um den Bereich der heutigen nördlichen Altstadt zwischen Krökentor und heutiger Otto-von-Guericke-Straße, dort unter anderem der Türkenturm, sowie unmittelbar südlich des Domes. Dort befand sich unter anderem der Fronereiturm. Überreste sind im Bereich Wallonerkirche – Tränsberg erhalten. Durch die Entwicklung von Feuerwaffen konnten die bisherigen Festungsanlagen feindlichen Angriffen nicht mehr standhalten. In Magdeburg fanden deshalb zwischen 1450 und 1550 umfangreiche Um- und Erweiterungsarbeiten an der Stadtbefestigung statt. Dazu gehörten unter anderem der Neubau von Mauerabschnitten sowie die Errichtung einer zweiten Stadtmauer und eines neuen Grabens, die erstmalige Befestigung der Elbfront und der Bau neuer Stadttore mit Geschütztürmen. Außerdem wurden die Festungsanlagen auch auf das östliche Elbufer ausgedehnt. Die so verstärkte Befestigungsanlage bewährte sich bei der vergeblichen Belagerung 1550/51 anlässlich der Vollstreckung der Reichsacht im Zusammenhang mit der Einführung der lutherischen Reformation. Auch der Belagerung von 1629 während des Dreißigjährigen Krieges hielt die Magdeburger Festung stand. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde die Befestigung unter der Leitung des schwedischen Oberst Dietrich von Falkenberg von 40 auf bis zu 150 Meter Tiefe ausgebaut. Vor den Toren wurden Schanzen und Hornwerke errichtet. Da jedoch der Ausbau der Südfront vernachlässigt wurde, gelang es 1631 den kaiserlichen Truppen an dieser Stelle die Stadt einzunehmen. Die Festungsanlagen wurden auf Befehl des Generals Pappenheim geschleift.
Preußens stärkste Festung
Bis zum Ende des Krieges wurden die Geschicke Magdeburgs vom Erzstift Magdeburg geleitet, anschließend kam die Stadt unter die Herrschaft Brandenburg-Preußens. Kurfürst Friedrich Wilhelm gab 1666 den Befehl zur Instandsetzung der Festungsanlagen. Begonnen wurde zunächst mit der Verstärkung der Elbfront, mit der die Bastion Cleve entstand. Vor dem Stadtgraben wurde eine Brustwehr errichtet, und auf der Elbinsel Werder wurde eine etwa 800 m² große Zitadelle Magdeburg erbaut. 1702 begann eine zweite Ausbauphase, die unter der Leitung des Magdeburger Gouverneurs Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau stand. Bis 1713 entstand ein Gürtel von elf Bastionen. In einem dritten Bauabschnitt unter den Festungsbaumeistern Hans Martin von Bosse und Gerhard Cornelius von Walrave entstanden weitere elf Bastionen sowie die Turmschanze und das Fort Berge. Um 1740 waren die Festungswerke der Nordfront 400 Meter, der Westfront 600 Meter und der Südfront zwischen 300 und 600 Meter tief gestaffelt. Die gesamte Verteidigungsanlage umfasste eine Fläche von 200 Hektar, denen 120 Hektar Stadtfläche gegenüberstanden.
Magdeburg galt 1806 als stärkste Festung Preußens, wurde im Vierten Koalitionskrieg vom 28. Oktober bis zum 8. November 1806 belagert, und nahezu kampflos von Franz Kasimir von Kleist an die napoleonischen Truppen übergeben. 1807 wurde Magdeburg in das französische Königreich Westphalen eingegliedert, und die Stadt wurde zu einem wichtigen Glied der französischen Elbverteidigungslinie. Wichtigste Maßnahme zum weiteren Ausbau der Festungsanlagen war die Erweiterung der Glacisanlagen, mit der die Verlegung der Vorstädte Neustadt und Sudenburg einherging. Deren bisheriges Gelände wurde als freies Schussfeld zum Rayon erklärt. Während der Befreiungskriege von 1813 bis 1814 hielt Magdeburg den Belagerungen durch die preußisch-russischen Truppen stand. Nach der Niederlage Napoleons zogen am 24. Mai 1814 wieder preußische Truppen in die Stadt ein. Mit der Einführung der Neupreußischen Festungsmanier erlebte die Festung Magdeburg einen neuerlichen Aus- und Umbau ihrer Verteidigungsanlagen. So wurden die Wallanlagen modernisiert, das Elbufer weiter befestigt, Festungstore neu errichtet oder umgebaut. Innerhalb der Festung entstanden zahlreiche militärische Gebäude wie Kasernen und Magazine. Die 1840 fertiggestellte Bahnstrecke Magdeburg–Leipzig und die Schaffung weiterer Bahnverbindungen brachten tiefgreifende Veränderungen im Verteidigungssystem Magdeburgs mit sich. Um die Bahnlinien in die Stadt hineinführen zu können, mussten neue Eisenbahntore errichtet werden, von denen 1840 das Alte Leipziger Tor als erstes fertiggestellt wurde. Bis 1873 entstanden im Festungsgürtel insgesamt acht Eisenbahntore. Mit der Einführung des „gezogenen Geschützrohres“ ergab sich erneut die Notwendigkeit des Ausbaus der Festungsanlagen. Zu diesem Zweck wurde ab 1866 ein Gürtel von 14 Forts gebaut, die in einer Entfernung von 1000 bis 3000 Metern zur Kernfestung angelegt wurden. Nachdem der Rayonbereich erweitert worden war, wurde ab 1890 der Fortgürtel durch den Bau von acht Zwischenwerken verstärkt.
Rückbau der Festung
Nachdem bereits mit der kaiserlichen Kabinettsorder vom 8. Dezember 1886 der allgemeine Rückbau der Festungen in Deutschland beschlossen worden war, wurde mit der Kabinettsorder vom 23. Januar 1900 der Festungsstatus Magdeburgs aufgehoben und das Festungsgelände zum Verkauf freigegeben. Die Stadt nutzte die Aufgabe der Festungsanlagen zum Erwerb der meisten Flächen zur Erweiterung der Wohnbebauung und zur Verbesserung der Infrastruktur. Im Norden wurde der Anschluss an die 1886 eingemeindete Neustadt geschaffen, im Westen entstand die Wilhelmstadt und die Bebauung im Süden stellte die Verbindung zum 1887 eingemeindeten Buckau her. Bereits 1888 war mit dem Abriss der Stadttore begonnen. Die beiden größten Festungsanlagen Fort Stern und die Zitadelle wurden 1903 bzw. 1922 abgerissen. Lediglich von der Westfront blieben große Teile der Festungsbauten erhalten. Fünf Forts wurden restlos beseitigt, die übrigen wurden zunächst zur zivilen Nutzung umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren auch von diesen nur noch Reste vorhanden.
Im westlichen Bereich sind erhebliche Teile des ehemaligen Glacis in Parkanlagen integriert. So ist der Glacis westlich des Ravelin II Teil des Glacis-Parks, der westlich des Ravelin III Teil einer kleinen Parkanlage am Editharing.
1878 aufgelassen und zur Kaserne umgebaut, vorhandene Bebauung zu einem Reihenhaus umgebaut und zum 8. November 2023 zusammen mit der Kehlkaponiere aus dem Denkmalverzeichnis gelöscht.
ab 1945 zum großenteil unter Kriegsschutt verschüttet, im August 2018 wurde die freiliegende Erdabdeckung vollständig unter Bauschutt verschüttet, am 6. Mai 2021 stimmte der Stadtrat der Beseitigung des Wasserwerks zugunsten einer Wohnbebauung zu, zum 8. November 2023 aus dem Denkmalverzeichnis gelöscht
Die Escarpemauer südlich des Kavalier I ist teilweise erhalten geblieben. Sie war verschüttet worden und wurde auf eine Länge von etwa 90 Meter freigelegt. Zum 8. November 2023 aus dem Denkmalverzeichnis gelöscht.
Teilweise in Parkanlagen erhalten. Der Glacis südwestlich des Ravelin I ist Teil eines kleinen Parks zwischen Hellestraße und Carl-Miller-Straße, der südlich des Kavalier I Teil des Klosterbergegartens.
Helmut Asmus: 1200 Jahre Magdeburg. Von der Kaiserpfalz zur Landeshauptstadt. Eine Stadtgeschichte. Band 2: Die Jahre 1631 bis 1848. Scriptum, Halberstadt 2002, ISBN 3-933046-16-5.
Sabine Ulrich: Magdeburger Kasernen (= Landeshauptstadt Magdeburg. Band 81, ZDB-ID 1222115-6). Magdeburg – Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll, Magdeburg 2002.
Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band 1: Ute Bednarz, Fokhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München 2002, ISBN 3-422-03069-7.
Bernhard Mai, Christiane Mai: Festung Magdeburg. Verlag Janos Stekovics, Dößel 2006, ISBN 3-89923-098-1.