Der Dichterjurist – bekannt als „Dichter und Richter“ – war Mitherausgeber der Altpreußischen Monatsschrift und Mitbegründer der Deutschen Genossenschaft dramatischer Autoren und Komponisten, die 1871 in Leipzig ins Leben gerufen wurde. Später in Verband Deutscher Bühnenschriftsteller umbenannt, firmiert der älteste überregionale Autorenverband in Deutschland heute als Dramatiker-Union.
Seine Tochter Anna Wichert (* 1865) heiratete 1887 den IndologenRichard Garbe, damals Professor in Königsberg und später in Tübingen.[3]
Werke
Wicherts Grab in Berlin
Wichert hat 34 Bühnenwerke, 28 Romane und 15 großenteils mehrbändige Novellen-Sammlungen veröffentlicht.
Seine Kenntnisse der sozialen Wirklichkeit im Deutschen Kaiserreich und seine Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Gerichtsalltag flossen in seine Werke ein. In den Litauischen Geschichten erzählt Wichert vom Leben und Existenzkampf der Fischer und Landleute.
In seinen Bühnenstücken und Prosaarbeiten entsprach er dem Bedürfnis des wilhelminischenBürgertums nach Bestätigung seiner Werte und des Glaubens an die Zukunft des Deutschen Kaiserreichs. Sie bilden ein kulturhistorisch authentisches Bild des 19. Jahrhunderts.
In Theodor FontanesEffi Briest ist es Wicherts Stück Ein Schritt vom Wege, das kurz vor Weihnachten als Laiendarstellung unter der Regie von Crampas und mit Effi in der Hauptrolle aufgeführt wird – der Titel deutet also die Romanhandlung bereits an.[4]Gustaf Gründgens nannte seine Effi-Briest-Verfilmung von 1939 Der Schritt vom Wege.[5]
Theaterstücke
Unser General York. Vaterländisches Schauspiel in fünf Akten. Decker, Berlin 1858. (Digitalisat)
Der Withing von Samland. Eine Tragödie in 5 Akten. Decker, Berlin 1860. (Digitalisat)
Licht und Schatten. Schauspiel in fünf Akten. Decker, Berlin 1861. (Digitalisat)
Der Narr des Glücks. Lustspiel in fünf Akten. Landvogt, Wien 1869. (Digitalisat)
Ein Schritt vom Wege. Schauspiel in fünf Aufzügen. Reclam, Leipzig 1871. (Digitalisat) UA 16. November 1871 am Stadttheater Königsberg; eine limitierte Neuausgabe mit Materialien zu Leben und Werk erschien 1999 im Baltica Verlag (Flensburg). ISBN 3-934097-05-7
Die Realisten. Lustspielin vier Akten. Dalkowski, Königsberg 1873. (Digitalisat)
Biegen oder Brechen. Lustspiel in vier Aufzügen. Reclam, Leipzig 1874. (Digitalisat)
An der Majorsecke. Lustspiel in einem Aufzug. Reclam, Leipzig 1875. (Digitalisat)
Die Frau für die Welt. Schauspiel in fünf Aufzügen. Dalkowski, Königsberg 1875. (Digitalisat) (bereits in der Spielzeit 1874/75 am Stadttheater Königsberg aufgeführt)
Moritz von Sachsen. Trauerspiel in 5 Acten. Janke, Berlin 1873. (Digitalisat) UA 6. Dezember 1876 am Stadttheater Königsberg
Der Freund des Fürsten. Lustspiel in vier Aufzügen. Reclam, Leipzig 1879. (Digitalisat)
Peter Munk. Volksschauspiel in vier Aufzügen und einem Vorspiel. Reclam, Leipzig 1882. (Digitalisat)
Aus eigenem Recht. Vaterländisches Schauspiel in 5 Aufzügen. Reißner, Leipzig 1893.
Im Dienst der Pflicht. Schauspiel in vier Aufzügen. Reißner, Dresden und Leipzig 1896. (Digitalisat)
Romane, Erzählungen, Novellen
Aus anständiger Familie, Roman in drei Bänden. Janke, Berlin 1866
Schuster Lange, Novelle, 1873 in der Gartenlaube erschienen
Ein kleines Bild, Erzählung aus der Zeit des deutsch-französischen Krieges, 1875 in der Gartenlaube erschienen
Novelliertes Lustspiel, 1876 in der Gartenlaube erschienen
Aus dem Leben. Erzählungen. 2 Bände. Reissner, Leipzig 1882
Unter einer Decke. Novellen. Reissner, Leipzig 1883
Die Braut in Trauer, 1883 in der Gartenlaube erschienen
Der Bürgermeister von Thorn, Roman, 1886[6] Neuausgabe 2015. (Digitalisat)
Der Große Kurfürst in Preußen. Vaterländischer Roman in 2 Bänden. Band 1: Konrad Born; Band 2: Der Schöppenmeister. Reissner, Leipzig 1887
Eine Beichte, Novelle, 1891 in der Gartenlaube erschienen
„Elsa“. Eine Ehestandstragödie in Briefen, 1893 in der Gartenlaube erschienen
Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz 2016 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
Autobiografie
Richter und Dichter. Ein Lebensausweis. Schuster & Loefler, Berlin 1899. (Digitalisat), (Digitalisat)
Nach ihm wurde die Wichertstraße im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg benannt.[7]
Literatur
Margot Braun: Ernst Wicherts Roman „Der Große Kurfürst in Preußen“. Ein Beitrag zur Geschichte des historischen Romans im 19. Jahrhundert. Triltsch, Würzburg-Aumühle 1940.
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 722–724.