Entlaubungsmittel sind Herbizide, die bei Pflanzen zum raschen Abfallen der Blätter führen. Durch ihren Einsatz kann bei einigen Kulturpflanzen die Ernte erleichtert werden. Militärisch wurden sie u. a. während des Vietnamkriegs zur Entlaubung von Bäumen genutzt, um dem Feind die Deckung zu nehmen. Zudem wurden Entlaubungsmittel eingesetzt, um durch die Schädigung von Pflanzen den Gegner vom Nachschub mit Nahrung abzuschneiden. Dies führte zu Umwelt- und Gesundheitsschäden in erheblichem Ausmaß.
Als die US-Regierung unter John F. Kennedy Anfang der 1960er Jahre den Einsatz von Entlaubungsmitteln im Vietnamkrieg erwog, wurde vom US-Außenminister Dean Rusk zur Rechtfertigung dieses Einsatzes das britische Vorgehen in Malaysia Anfang der 1950er Jahre als Präzedenzfall herangezogen. Da es damals keine internationalen Proteste oder anderweitige kritische Reaktionen gegeben hatte, betrachtete die Kennedy-Regierung den Einsatz von Entlaubungsmitteln nicht als Verstoß gegen das Kriegsvölkerrecht.[6]
Im Rahmen der Operation Ranch Hand wurden dann ab 1961 von den US-Streitkräften viele tausend Tonnen an Entlaubungsmitteln (englischdefoliants) in Vietnam eingesetzt. Eine Berechnung der zwischen 1961 und 1971 ausgebrachten Gesamtmenge dieser Mittel ergab mehr als 70 Millionen Liter.[7] Teilweise waren die verwendeten Herbizide mit 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (TCDD) verunreinigt, einer teratogen (Fehlbildungen bei Embryonen auslösend) und karzinogen (krebserregend) wirksamen Substanz.
Zur Umgehung der unhandlichen chemischen Bezeichnungen wurden die einzelnen Entlaubungsmittel nach der Farbe des Farbbandes bezeichnet, welches zu Identifizierungszwecken auf das entsprechende 55 Gallonen-Lagerungsfass[8] auflackiert worden war, also Agent Pink, Agent Green, Agent Purple usw. (sogenannte „Rainbow Herbicides“)[7]
Einsatz von Herbiziden während des Vietnamkriegs[7][9]
Robert Harris, Jeremy Paxman: Eine höhere Form des Tötens. Die geheime Geschichte der B- und C-Waffen. Econ, Düsseldorf u. a. 1986, ISBN 3-430-14052-8.
Veterans and Agent Orange: health effects of herbicides used in Vietnam. Institute of Medicine (U.S.). Committee to Review the Health Effects in Vietnam Veterans of Exposure to Herbicides. Verlag National Academies Press, 1994, ISBN 978-0-309-04887-3.
Veterans and Agent Orange Update 1996: health effects of herbicides used in Vietnam. Institute of Medicine, Committee to Review the Health Effects in Vietnam Veterans of Exposure to Herbicides. Verlag National Academies Press, 1996, ISBN 978-0-309-05487-4.
↑Robert Harris, Jeremy Paxman: Eine höhere Form des Tötens. Die geheime Geschichte der B- und C-Waffen. 1986, S. 163+297.
↑Auf Seite 28: A 1961 Dean Rusk memo to President Kennedy showed the common belief that Britain previously set a precedent for wartime chemical defoliation. Rusk explained, from 1951 – 53 during the “emergency in Malaya [the British used] helicopters for destroying crops by chemical spraying.” British defoliation had not prompted an international incident, and US officials believed that the world community would also tacitly approve their use of “weed killers.”. In: Neil Shafer Oatsvall; War on Nature, War on Bodies: The United States’ Chemical Defoliant Use During the Vietnam War and Its Consequences (PDF; 2,4 MB) North Carolina State University, 2008
↑ abcJeanne Mager Stellman, Steven D. Stellman, Richard Christian, Tracy Weber, Carrie Tomasallo: The extent and patterns of usage of Agent Orange and other herbicides in Vietnam. In: Nature. Band422, Nr.6933, 17. März 2003, S.681–687, doi:10.1038/nature01537 (online [PDF]).