Coupe de France 2010/11Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 2010/11 war die 94. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In dieser Spielzeit nahmen 7.449 Vereine aus Frankreich und seinen Übersee-Départements bzw. -territorien (230 Klubs) daran teil, womit der bisherige Melderekord aus dem Vorjahr deutlich übertroffen wurde. Den größten regionalen Anteil stellte die Bretagne mit 707 Meldungen.[1] Titelverteidiger war Paris Saint-Germain, der 2011 erneut das Endspiel – sein insgesamt zwölftes – erreichte. Die Coupe de France allerdings gewann der OSC Lille, der zum ersten Mal seit 1955 wieder bis in das Finale vordrang und zum sechsten Mal einen Pokalsieg feiern konnte. Nach Abschluss der von den regionalen Untergliederungen des Landesverbands FFF organisierten Qualifikationsrunden[2] griffen im Zweiunddreißigstelfinale auch die Erstligisten in den Wettbewerb ein. Ab dieser Runde wurde der Wettbewerb nach dem klassischen Pokalmodus ausgetragen; das heißt insbesondere, dass die jeweiligen Spielpaarungen ohne Setzlisten oder eine leistungsmäßige bzw. regionale Vorsortierung der Vereine[Anm 1] aus sämtlichen noch im Wettbewerb befindlichen Klubs ausgelost werden und lediglich ein Spiel ausgetragen wird, an dessen Ende ein Sieger feststehen muss (und sei es durch Verlängerung und Elfmeterschießen), der sich dann für die nächste Runde qualifiziert, während der Verlierer ausscheidet. Auch das Heimrecht wird für jede Begegnung durch das Los ermittelt, seit 2003/04 jedoch mit der Einschränkung, dass Klubs, die gegen eine mindestens zwei Spielniveaus – nicht zu verwechseln mit Ligastufen –[Anm 2][3] höher spielende Elf anzutreten haben, automatisch Heimrecht bekommen.[4] Diese Einteilung in Niveaus gilt in dieser Saison letztmals und wird ab 2011/12 durch die Regelung ersetzt, dass Teams automatisches Heimrecht besitzen, die zwei Ligen tiefer als ihr Gegner antreten.[5] In der 7. Runde hatten die Zweitligavereine und die Pokalsieger aus sieben der französischen überseeischen Gebiete in den Wettbewerb eingegriffen. In der 8. Runde (11./12. Dezember 2010) schied die einzige verbliebene Mannschaft aus Übersee, AS Magenta aus Neukaledonien, aus.[6] Mit der Union Amicale de Cognac erreichte ein Amateurverein die landesweite Hauptrunde, der schon bei der ersten Ausspielung der Coupe (1917/18) dabei gewesen war. Im Zweiunddreißigstelfinale lieferten die Erstligisten die schlechteste Bilanz seit Einführung des Profifußballs vor 79 Jahren ab:[7] zehn der 20 Teams überstanden diese erste Runde nicht. Nur zwei von ihnen schieden gegen einen anderen Ligue-1-Vertreter aus, während AJ Auxerre und Vorjahresfinalist AS Monaco sich sogar unterklassigen Amateuren (Entente Sportive Wasquehal bzw. Stade Olympique Chambéry) beugen mussten. Dagegen erreichten zehn der zwölf im Wettbewerb verbliebenen Zweitligisten das Sechzehntelfinale. Beide Trends setzten sich in den folgenden Runden fort, so dass nur vier Mannschaften aus dem fußballerischen Oberhaus das Viertelfinale erreichten, aber auch drei Zweit- (Stade Reims, Le Mans FC und SCO Angers; Letzterer schied erst im Halbfinale aus) und mit Chambéry sogar ein Fünftligist. Die Savoyards, die dafür auch mit dem Sieg im Classement des petits poucets („Däumlingswertung“) ausgezeichnet wurden,[8] hatten auf dem Weg dahin nacheinander drei Ligue-1-Teams aus dem Weg geräumt: nach Monaco auch Stade Brest und den FC Sochaux. Das war zuvor noch nie einer vier Klassen tiefer spielenden Elf gelungen, wie überhaupt erst vier Fünftligisten in der Pokalgeschichte so weit vorgedrungen waren (Racing Arras 1949, Olympique Grand Rouen 1999, SC Schiltigheim 2003 und USJA Carquefou 2008).[9] ZweiunddreißigstelfinaleSpiele am 7. bis 9., Nachholspiel am 15. Januar 2011; L1, L2 bzw. D3 stehen für die Zugehörigkeit zur ersten bis dritten Liga, CFA bzw. CFA2 für die beiden landesweiten Amateurligen, DH („Division d’Honneur“) für die sechste Ligenstufe.
(a) Wasquehal erreichte die Hauptrunde ohne Achtrundenspiel. Während der Siebtrundenbegegnung zwischen USFC Tourcoing (PH) und ES Viry-Châtillon (CFA), in der Wasquehals Gegner ermittelt wurde, war es auf Spielfeld und Zuschauerrängen zu einer Massenschlägerei gekommen, woraufhin die Pokalkommission beide beteiligten Teams aus dem Wettbewerb ausschloss.[10] SechzehntelfinaleSpiele am 21. bis 23. Januar 2011
(c) Die ES Wasquehal hatte ihr Heimrecht an Lille OSC abgetreten, das Lokalderby fand somit im Stadium Nord Lille Métropole statt. Da das Stadion in der Kommune Villeneuve-d’Ascq liegt, wurde das Spiel formal auf neutralem Boden ausgetragen. (d) (e) AchtelfinaleSpiele am 1. und 2. Februar 2011
(f) in La Courneuve ViertelfinaleSpiele am 1. und 2. März 2011
(g) in Grenoble HalbfinaleSpiele am 19. bzw. 20. April 2011
FinaleSpiel am 14. Mai 2011 im Stade de France von Saint-Denis vor 79.000 Zuschauern
MannschaftsaufstellungenLille: Mickaël Landreau – Mathieu Debuchy, Aurélien Chedjou, Adil Rami, Franck Béria – Idrissa Gueye (Túlio de Melo, 61.), Yohan Cabaye, Rio Mavuba , Eden Hazard (Stéphane Dumont, 90.) – Gervinho, Moussa Sow (Ludovic Obraniak, 79.) Paris: Grégory Coupet – Ceará, Zoumana Camara, Mamadou Sakho, Siaka Tiéné – Clément Chantôme, Ludovic Giuly (Sammy Traoré, 90.), Claude Makélélé (Jérémy Clément, 48.), Mathieu Bodmer (Mevlüt Erdinç, 70.) – Guillaume Hoarau, Nenê Schiedsrichter: Clément Turpin (Montceau-les-Mines) Tore1:0 Obraniak (89.) Besondere VorkommnisseEine Minute nach Lilles Führungstreffer wehrte PSG-Torhüter Coupet einen von ihm selbst verschuldeten Strafstoß von Debuchy ab, doch reichte dies nicht dazu, dass Coupet seine zweite Coupe nach 2008 gewinnen konnte. Noch enttäuschender verlief das Finale für seinen Mannschaftskameraden Nenê, der das Endspielstadion zum zweiten Mal nacheinander – wie 2010 mit der AS Monaco – als Verlierer verlassen musste. Coupets Gegenüber Landreau hingegen gewann nach 1999 und 2000 (damals mit dem FC Nantes) bereits seinen dritten Landespokal. Schiedsrichter Turpin leitete das Finale zwei Tage vor seinem 29. Geburtstag; damit war er der erste Referee unter 30, der je für ein französisches Pokalendspiel nominiert wurde. Siehe auchWeblinks
Anmerkungen
Einzelnachweise
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