Die Columbia University (offiziell Columbia University in the City of New York oder Columbia-Universität in der Stadt New York) zählt zu den weltweit renommiertesten Universitäten. Die Einrichtung ist älter als die Vereinigten Staaten. Die Columbia University liegt im Stadtteil Morningside Heights des New Yorker Bezirks Manhattan. Sie ist Mitglied der elitären Ivy League und der Association of American Universities, beides Verbünde führender forschungsintensiver nordamerikanischer Universitäten. Die private Universität schneidet in Hochschulrankings regelmäßig unter den zehn besten Hochschulen der Welt ab. Die Zulassung ist hochselektiv, mit einer Aufnahmequote von nur 3,85 %[8] gehört sie zu den drei tiefsten der Vereinigten Staaten.[9] 2017 waren über 32.000 Studenten eingeschrieben.[10] Das Motto der Universität ist in lumine tuo videbimus lumen (Ps 36,10 VUL in der Vulgata; deutsch In deinem Licht werden wir Licht sehen).
Die Universität verfügt über ein umfassendes Netzwerk prominenter Alumni. Mit 103 Nobelpreisgewinnern brachte sie weltweit – zusammen mit Cambridge und Harvard – die meisten Nobelpreisträger hervor.[11] Auch 39 Oscargewinner[12], 125 Gewinner des Pulitzer Preises[13], drei amerikanische Präsidenten[14] sowie zahlreiche bekannte Staatsoberhäupter, Politiker, Unternehmer und Forscher studierten an der Columbia Universität.
Am 31. Oktober 1754 wurde das King’s College unter königlichem Erlass von König Georg II. gegründet. Es ist die älteste Hochschule im Staat New York und die fünftälteste in den Vereinigten Staaten.
1784 wurde das College als Columbia College wieder eröffnet.
19. Jahrhundert
1849 zog das College vom Park Place, in der Nähe der heutigen City Hall, in die 49. Straße und Madison Avenue, wo es für die nächsten fünfzig Jahre verblieb. Während der letzten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts nahm das Columbia College die Züge einer modernen Universität an. Die Law School wurde 1858 gegründet und die ersten akademischen Vorlesungen im Bergbau, als Vorgänger der heutigen Fu Foundation School of Engineering and Applied Science, wurden 1864 gehalten. Das Barnard College, das zunächst nur Frauen vorbehalten war, wurde 1889 an Columbia angegliedert. Die Medical School wurde 1891 unter die Schirmherrschaft der Universität gestellt, gefolgt vom Teachers College 1893.
1896 zog der Campus von der 49. Straße zum 10,5 Hektar großen Campus in den Morningside Heights (von der 114. bis zur 120. Straße, Broadway bis Amsterdam Avenue West), wo die Universität sich bis heute befindet. Der Campus wurde durch die bekannten Architekten der Firma McKim, Mead, and White gestaltet. Anlässlich des Umzugs gaben die Kuratoren dem College einen neuen Namen: Columbia University, nach der weiblichen nationalen Personifizierung der USA, „Columbia“.
20. Jahrhundert
1902 wurde durch den New Yorker ZeitungsmagnatenJoseph Pulitzer eine hohe Summe an die Universität gespendet, um einen Fachbereich für Journalismus einzurichten. 1912 öffnete die Graduate School of Journalism – der einzige journalistische Fachbereich der Universitäten in der Ivy League. Die Schule verleiht jährlich den Pulitzer-Preis und den Dupont Award im Rundfunkjournalismus. Die Columbia Business School wurde 1916 hinzugefügt, zum Teil durch die Initiative des damaligen Präsidenten der Chase Manhattan Bank, Alonzo Barton Hepburn.
1928 wurde mit dem Columbia-Presbyterian Medical Center der zweite Campus der Columbia University in den Washington Heights (von der 165. bis zur 168. Straße, Riverside Drive bis Audubon Avenue) eröffnet.
Die atomare Forschung durch die Fakultätsmitglieder Isidor Isaac Rabi, Enrico Fermi und Polykarp Kusch rückte in den 1940er Jahren die physikalische Fakultät in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit, nachdem der erste Kernreaktor gebaut worden war und so das Manhattan-Projekt begonnen hatte.
Im Frühjahr 1968 hielten protestierende Studenten fünf Gebäude eine Woche lang besetzt. Sie protestierten gegen den Bau einer Sporthalle im Morningside Park, die Präsenz von Offizieren und Regierungsbeamten auf dem Campus zur Rekrutierung von Vietnamkämpfern und gegen die Universitätsverwaltung generell. Der Entwurf für die Sporthalle hatte viele Studenten und örtliche Aktivisten empört, da das Gebäude im hinteren Westteil einen kleineren Eingang für die Öffentlichkeit erhalten sollte. Da die meisten Leute in der Gegend schwarz waren, erinnerten die Pläne an das verhasste Jim-Crow-System, d. h., die Rassentrennung im Süden, wo die Schwarzen immer die Rücksitze in den Bussen besetzen sowie streng getrennte Schulen, Parks, Wasserbrunnen, Restaurants, Hotels und so weiter benutzen mussten. Angeordnet durch den damaligen Universitätspräsidenten Grayson Kirk wurde die Besetzung der Universitätsgelände durch die New Yorker Polizei gewaltsam beendet. Nachdem die Studenten daraufhin die Abschlussfeier boykottiert hatten, musste Kirk selbst jedoch zurücktreten.
Der Stern der Columbia University sank zwischen den 1970er und 1980er Jahren. Während der 1990er eroberte die Universität unter ihrem Präsidenten George Rupp eine der Spitzenpositionen in der Reihe der führenden Universitäten des Landes zurück.
21. Jahrhundert
Die Universität leidet stark unter der Einengung durch das urbaneNew York. Die Universität plant, schrittweise die Gelände nördlich des heutigen Morningside-Heights-Campus und westlich des Broadways aufzukaufen und sie zum dritten Campus der Universität umzubauen, was allerdings bisher einige Proteste der in der Umgebung lebenden Bevölkerung zur Folge hatte.
2007 hielt Mahmud Ahmadineschād im Rahmen des jährlich von der Universität organisierten World Leaders Forum eine umstrittene Rede.[15]
Im August 2020 beschloss die Universität in Folge der Rassismusdebatte im Zusammenhang mit den Protesten infolge des Todes von George Floyd das nach Samuel Bard benannte Unterkunftsgebäude der Medizinstudenten umzubenennen. Bard war Leibarzt von George Washington und Mitbegründer der medizinischen Fakultät. Im Jahr 2015 durch die Fakultätsleitung initiierte Recherchen hatten ergeben, dass Bard ein Sklavenhalter gewesen war.[16]
Campus
St. Paul’s Chapel, Earl Hall Center
Earl Hall
Butler Library
Proteste ab April 2024
Im April 2024 kam es zu größeren Protesten an der Universität anlässlich des andauernden Gaza-Kriegs und zu 108 Festnahmen (Stand 25. April) durch die Polizei.[17] Die Demonstrierenden kritisierten das Vorgehen Israels in Gaza und forderten von der Hochschule, finanzielle Beziehungen mit Israel zu beenden.[18] Die Universitätsleitung verkündete, dass nach einer Frist zur Räumung des Protestcamps teilnehmende Studenten suspendiert würden. Daraufhin besetzten Protestierende ein Gebäude. Vermummte drangen später in das Gebäude und schlugen Fenster ein, woraufhin mehrere hundert Polizisten am 1. Mai das besetzte Gebäude stürmten und etwa 100 Studenten festnahmen.[19] Universitätspräsidentin Minouche Shafik verurteilte die Proteste und geriet im Zuge der Proteste in Kritik von allen Seiten. In einigen rechten Medien wie dem Fox News Channel und Gastkommentaren in konservativen Medien wie dem Wallstreet Journal wurde vorgeworfen zugelassen zu haben, dass ausländische Gruppierungen wie z. B. die Hamas, die Hisbollah und die Huthis Proteste herangezüchtet hätten.[20] Die zuständigen Sektionen der American Association of University Professors gaben am 19. April eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie Shafik vorwarfen, nicht die akademische Freiheit zu verteidigen und zu einseitige Anschuldigungen gegen Antikriegsdemonstranten als gewalttätig und antisemitisch zu akzeptieren.[21] Bei einer Anhörung im Kongress am 17. April wurde Shafik von den eher rechten Abgeordneten vorgeworfen, antisemitische Proteste auf dem Campus nicht effektiv gestoppt zu haben, eher linke Abgeordnete kritisierten Shafik für das Herbeirufen der Polizei von der Universitätsleitung gegen die Protestierenden als Gefährdung der akademischen Freiheit.[22] Im August 2024 trat Shafik als Präsidentin der Columbia University zurück.
Bei den Protesten kam es auch zu antisemitischen Parolen und Übergriffen. Jüdische Studenten wurden bedroht, bespuckt und angegriffen.[23] Jüdische Studenten fühlten sich auf dem Campus nicht mehr sicher.[24] Im August 2024 veröffentlichte eine Untersuchungskommission ihren Bericht über antisemitische Vorfälle.[25]
Vermögen
Der Wert des Stiftungsvermögen der Columbia University stieg von 10,95 Milliarden US-Dollar im Juni 2019[26] über 11,26 Milliarden US-Dollar im Juni 2020[27][26] weiter um 27,5 % auf 14,35 Milliarden US-Dollar im Juni 2021[7]. Damit lag die Universität 2021 auf Platz 12 der vermögendsten Universitäten.[7]
Organisatorische Gliederung
Allgemeine Studien
Postbaccalaureate Premedical Program
Architektur, Planung und Erhaltung (Graduate School)
Ingenieurwesen und Angewandte Wissenschaften (The Fu Foundation School of Engineering and Applied Science)
Internationale und Öffentliche Angelegenheiten
Journalismus (Graduate School)
Künste
Künste und Wissenschaften (Graduate School)
Medizin (College of Physicians and Surgeons)
Öffentliche Gesundheit (Mailman School of Public Health)
Pflege
Rechtswissenschaften
Soziale Arbeit (Social Work)
School of International and Public Affairs, SIPA (Graduate School) mit dem 1948 von Ernst Jäckh gegründeten Middle East Institute
Weiterbildung
Wirtschaftswissenschaften (Graduate School)
Zahn- und Mundchirurgie
Columbia College
Weitere mit der Columbia verbundene Einrichtungen:
20.645 (66 %) US-Amerikaner und Personen mit dauerhaften Aufenthaltserlaubnis
4.056 (20 %) Asiatisch
1.610 (8 %) Schwarz oder Afroamerikaner
2.636 (13 %) Hispanics oder Lateinamerikaner
65 (0,3 %) Amerikanischer Ureinwohner
24 (0,1 %) Ureinwohner Hawaiis oder andere Pazifikinsulaner
956 (5 %) Zwei oder mehr Ethnien
1.632 (8 %) Nicht bekannt
9.666 (47 %) Weiß
10.810 (34 %) Internationale Studenten aus 147 Ländern (mit den am meisten vertretenen Ländern: China, Indien, Kanada, Südkorea und Frankreich)
Sport
Die Columbia University gehört zu der sogenannten Ivy League, einer Sportliga im Nordosten der USA, in der mehrere bekannte Spitzenuniversitäten vertreten sind. Die Sportteams von Columbia werden die Lions genannt.
Merit E. Janow, US-amerikanische Hochschullehrerin und Mitglied des WTO Appellate Body
Literatur
Robert A. McCaughey: Stand, Columbia. A History of Columbia University in the City of New York, 1754–2004. Columbia University Press, New York u. a. 2003, ISBN 0-231-13008-2.
Wm. Theodore de Bary (Hrsg.): Living Legacies at Columbia. Columbia University Press, New York u. a. 2006, ISBN 0-231-13884-9.
↑Financial Overview. In: Columbia University in the City of New York > About. Columbia University in the City of New York, abgerufen am 23. Februar 2022 (englisch).
↑ abc2021 NACUBO-TIAA Study of Endowments. U.S. and Canadian Institutions Listed by Fiscal Year (FY) 2021 Endowment Market Value, and Change in Endowment Market Value from FY20 to FY21. In: www.nacubo.org > Resources > Research > NACUBO-TIAA Study of Endowments > Public NTSE Tables > 2021 NACUBO-TIAA Study of Endowments (NTSE) Results > Table. National Association of College and University Business Officers NACUBO® and Teachers Insurance and Annuity Association TIAA, 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Februar 2022; abgerufen am 20. Februar 2022 (englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nacubo.org
↑Kerstin Kohlenberg, Anna-Lena Scholz: „Mancher leugnet was hier vor sich ging.“ Die Columbia Universität hat Erlebnisse jüdischer Studierender gesammelt. Ein Gespräch über die Ergebnisse mit der Professorin Ester Fuchs. In: Die Zeit, 5. September 2024, S. 34.
↑Noah Lederman: Jewish Students Are No Longer Safe at Columbia University. In: Haaretz, 25. April 2024.